Nein danke, Anke?

… schreibt Herr Mohr gerade bei Spiegel Online. Er habe genug von ihr, würde sich sogar gern schützend vor sie stellen, damit sie nicht verheizt werde. Selbst Kritiken schreiben über Anke Late Night mache keinen Spaß mehr.

Irgendwie nerven sie mich langsam. All die Kritiker, die ständig nur schreien, dass Late Night nur von einem gemacht werden könne, dass Anke Engelke der nötige Zynismus fehle, dass sie einfach nicht in dieses Fach passe. Ja, auch ich bin bekennende Schmidt-Guckerin gewesen, würde auch heute noch den Spruch von seiner Nachfolgerin „Harald ist Gott…“ unterschreiben. Aber: Er ist weg. Macht Urlaub und sucht nach neuen Herausforderungen. Das ist in Ordnung und gerade deshalb sollte man anderen eine Chance geben. Es wird niemals jemanden geben, der Late Night so wie er machen kann. Nie.

Ich habe in den vergangenen Wochen immer mal wieder in ihre Sendung geschaltet und fand, dass sie von Mal zu Mal besser geworden ist. Nicht so politisch, bissig, aber lockerer und mit spontaneren Sprüchen – hat sie sich gestern nicht sogar über einen ihrer blöden Gagschreiberwitze lustig gemacht? Wirklich gut fand ich das Interview mit dem Herrn Küblböck, in dem sie ihn nicht nur direkt fragte, wie er denn seine Musik finden würde. Es war amüsant.

Gebt der guten Frau doch noch ein bisschen Zeit, die Quoten können nach dem Sportsommer auch wieder steigen und bis dahin hat Anke genügend Zeit, sich selbst zu finden. Auch wenn das Publikum ein kleineres ist. Oder vielleicht gerade.

Falls sie dann immer noch schlecht ist, könnt ihr sie ja gerne tot schreiben. Und dann ersetzen. Aber Harald wird so schnell nicht wiederkommen, glaube ich. Und was könnte die Alternative sein?

The Cure

Neues Album – auf dem Weg zum Zahnarzt gehört. Gut. Genau das Richtige im Moment. Danke.

FILM: Zatoichi

Ort: Filmtheater am Friedrichshain. Zeit: halb neun. Plätze: Mitte, vorn, weil meine Brille am Freitag morgen leider unauffindbar war. Aber egal, ich war im Kino und habe den Film über den blinden, blonden Wanderer gesehen, der sich sein Geld mit Massagen, Würfeln verdient und der mit viel Charme auch immer eine Bleibe findet. Das ist die Fassade, denn eigentlich ist dieser Mann, der vom Regisseur Takeshi Kitano gespielt wird, ein großer Schwertkämpfer.

Er kommt in ein Dorf, in dem eine Gang die Bewohner unterdrückt. Jeder, der sich gegen sie richtet, wird brutal beseitigt, insbesondere seitdem ein anderer Samurai seine Dienste angeboten hat. Zatoichi lernt dann noch zwei Geishas kennen, die auf der Suche nach dem Mörder ihrer Familie sind.

Viele Handlungsstränge, die geschickt miteinander verknüpft werden, so dass man, als ungeübter Japan-Filme-Seher leicht den Überblick verliert. Der Film ist unheimlich schön erzählt, mit vielen lustigen Akzenten, jeder Menge Kampfszenen und spritzenden Blutfontänen – Kill Bill lässt grüßen. Denn auch dieser Film persifliert die japanischen Samuraifilme.

Nachdem ich zunächst mehr als skeptisch war, war ich positiv überrascht, was dieser Regisseur auf die Beine gestellt hat. Unklar bleibt dem unbedarften Zuschauer, warum jedermann diesen Zatoichi kennen sollte, weshalb dieser so eine Kultfigur in Japan ist. Die Musik hat ebenfalls überzeugt, auch wenn mir die Schlussszene mit Tanz weniger gefallen hat.

Beschwingt ging ich aus dem Kino, guter Film und zum Elfmeterschießen war ich dann auch noch rechtzeitig vor dem Fernseher. Wenn das kein Timing war.

Am Wochenende also das erste Mal das Gefühl, in diese Stadt nicht mehr zu gehören. Nicht unerwünscht, aber nicht mehr hierher gehörend. Immer wieder der Gedanke, ob ich mich nicht einfach in den Zug setzen soll, dem Ganzen ein Ende bereiten, wir werden an diesen Tagen nicht mehr warm miteinander. Nicht dieses Hinhalten, erwünschte Gemeinsamkeiten, die keine mehr sind. Ein Blick auf die Spree, der nicht derselbe ist wie der auf den Rhein. Nicht mehr derselbe sein kann, weil die Dinge sich verändert haben.

Befremdet den CSD in der Stadt tobend wahrnehmen, obwohl ich noch vor einigen Wochen mit demselben in Düsseldorf fremdelte. Lächelte – süß das.

Aber es ist nicht mehr, wie es war. „Mir kommt es schon viel länger als zwei Monate vor“ – wie recht sie mit diesen Worten hat. Es ist Zeit vergangen, Zeit, die Barrieren aufbaut. Welten trennt. Für immer? Und ganz?

Embrace – Come back to what you know

7 Fragen: Music was my first love

1. Was ist Dir lieber: VIVA oder MTV? Eindeutig: MTV. Halt! Von Dienstag bis Donnerstag zwischen 23 und 23:45 schalte ich lieber Viva ein.

2. Was ist der erste Song an den Du Dich erinnern kannst? Schwierig, wenn ich an meine Kindheit denke, fallen mir eigentlich nicht besonders viele Lieder ein. Ich kann mich nur daran erinnern, dass mein Bruder und ich bei meinen Großeltern immer mit Begeisterung die Otto-Platte gehört haben. Ja, is ja auch ne Weile her.

3. Dürftest Du einen Sänger aus der Musik-Geschichte streichen, wer wäre das? Großartige Frage und meine Antwort lautet spontan Phil Collins.

4. Welches ist das nervigste Lied der Musik-Geschichte? Da gibt es viel zu viele. Spontan, weil ich heute Nachmittag mal wieder in der Bravo geblättert habe, „take me tonight“ von ‚You-know-who‘.

5. Welche Platte in Deiner Sammlung ist Dir richtig peinlich? Dieses rot-gelbe Right-Said-Fred-Album ‚Up‘.

6. Welcher Song bedeutet Dir am meisten? The Verve – bitter sweet symphony, weil er mich an eine grandiose Zeit auf der Insel erinnert.

7. Der Soundtrack welches Films passt am Besten zu Deinem Leben? Ich bin raus. Ich höre mir so selten Soundtracks an. Und besitze auch kaum welche. Meist genieße ich die Musik im Film und einzelne Lieder nochmal, wenn sie mir noch einmal außerhalb über den Weg laufen. Ich mag den Kill-Bill-Soundtrack und natürlich den von Pulp Fiction. Aber ob er zu meinem Leben passt?

Three Lions on a shirt,
Jules Rimet still gleaming,
Thirty years of hurt,
Never stopped me dreaming,
I know that was then,
but it could be again

Ich liebe es!

Der kleine Junge mit einem Gutschein-Blatt von McDonald’s in der Hand. Quengelnd: „Die Bahn kommt nicht, dann können wir gar nicht zu McDonald’s gehen.“ Sein Bruder angesteckt. Höchstleistungen bei den Eltern sind gefordert. Beschwichtigen, trösten, ablenken. „Die Bahn kommt doch gleich“, und obwohl nichts zu hören ist, wirklich nichts, lauschen die beiden Jungen gemeinsam mit dem Vater, ob denn die Bahn endlich kommt. Aber es nützt nichts, der Blick des Kleinen wird immer verzweifelter, er bangt um das „leckere“ Essen. Tränen kullern die Wange herunter – das ist wahrer Schmerz. Dann kommt die Bahn endlich, aber: immer noch kein Lächeln auf seinem Gesicht. Einsteigen, abfahren, an der nächsten Station müssen sie auch schon wieder raus. Diesmal ein anderes Problem: Der Größere will den Türöffner drücken. Er tut es auf der falschen Seite, und damit nicht noch mehr Tränen kullern müssen, weise ich ihn darauf hin. Erleichtert schaut der Vater mich an: Endlich angekommen, bereit zum Abendbrot und weitere Tränen vermieden. Freuen sich Eltern eigentlich, endlich mal wieder zu McDonald’s zu gehen? Dieses Ab-und-zu-ist-es-ja auch-ganz-ok-Gefühl beim Biss in den Burger, zuhause gibt’s ja nicht so oft Cola und die Pommes sind ja auch ganz knusprig. Würde mich mal interessieren.

FILME: Before Sunrise & Sunset

16. Juni 1994, neunzig Jahre nach Ulysses. Er und sie im Zug. Sie reden. Lernen sich kennen. Erleben Wien. Gemeinsam. Im Park, mit oder ohne Sex. Eine wundervolle Zeit. Später die Verabredung: Ein Wiedersehen sechs Monate später. Vielleicht.

Die Lesung. Im Café. Geständnisse. Sie hatten doch Sex. Sogar zweimal. Neun vergangene Jahre. Ohne einander und doch miteinander. Jeder auf seine Weise. Die Seine-Fahrt. Blicke. Das Lied. Nur für ihn. Und dann diese legendären zwei Sätze: ‚Hey Baby, du verpasst deinen Flug.‘ – ‚Ich weiß.‘
Bitte im Doppelpack schauen.

FILM: Hunger auf Leben

Nicht immer bekommt man zu Geburtstagen Bücher geschenkt, die eine Bedeutung haben. Im schlechtesten Fall wurde irgendeine Angestellte in einer Buchhandlung gefragt, was man denn einer ??-Jährigen zum Geburtstag schenken könne. Diese erinnert sich dann daran, welche „Werke“ in den vergangenen Tagen außergewöhnlich häufig gekauft wurden. Dies gefällt dann oder meist nicht.

Im besten Fall haben die Schenkenden das Buch selbst gelesen. Sie haben sich derart daran erfreut, vielleicht sogar schon während des Lesens bemerkt, dass XY das Buch unbedingt lesen müsse.

Zu meinem 18. Geburtstag schenkte mir meine Mutter dieses Buch und erklärte, dass sie nach dieser Lektüre entschieden hatte, dass ihr Kin den Namen dieser Heldin tragen müsse. Welch Gefühl, ein Buch von dieser Tragweite in den Händen zu halten.

Ich gebe es zu – ich habe das Buch nur zur Hälfte gelesen, irgendwann, als die Heldin des Buches im Plattenbau Hoyerswerda ankommt, habe ich aufgehört. Zu sehr nervte mich die Sprache, in der Frau Reimann mir die Ereignisse schilderte.

Einige Jahre später entdeckte ich dann die Kritik im Spiegel. Ein Film über eben diese Frau, die meine Mutter dazu brachte, mir diesen Namen zu geben. Neugierig war ich. Auch weil ich Martina Gedeck in der Rolle der Reimann für nicht passend hielt.

Aber nein. Ich wurde enttäuscht, zumindest in dieser Hinsicht. Martina Gedeck spielte die Rolle sehr hervorragend – so wie ich sie mir eigentlich auch vorgestellt hatte. Immer wieder fühlte ich mich an das Buch erinnert, was ja – auch das wird im Film deutlich – viele autobiographische Züge enthällt.

Die Tragik der Reimann, ihre Eigenwilligkeit, die Liebe zu den Männern, ihr früher Tod – all das wird in dem Film dargestellt. Fesselnd, zum Nachdenken anregend. Und er bringt mich dazu, nun doch noch einmal einen Blick in ihr Werk zu werfen. Weiterlesen, um zu verstehen. Verstehen, warum dieses Buch meine Mutter dazu brachte, mir den Namen der Heldin zu geben.