Tagebuch einer Redakteurin (1)

Ja, die erste Folge dieser neuen Serie hier bei franziskript.de. Geht auch diesmal ganz schnell.
Nach dem zweimonatigen Aufenthalt im vergangenen Jahr heute das erste Mal wieder nach Frankfurt. Und warum fahren Journalisten dahin? Wegen Pressekonferenzen, Interviews und zum beruflichen Kaffeetrinken.

FILM: Am Tag als Bobby Ewing starb

Keine schlechte Entscheidung, diesen Film nicht im Kino gesehen zu haben. Und: Keine wirklich gute Entscheidung, ihn mir im TV angesehen zu haben. Naja, so schlimm war es auch wieder nicht. Zog sich halt nur ein bisschen. Ein bisschen Mutter-Sohn-Drama, ein bisschen Rebellion, Pubertät, Nostalgie und diese politischen achtziger Jahre. Stimmt das eigentlich, dass Bobby Ewing wirklich an dem Tag starb, an dem die Tschernobyl-Katastrophe bekannt wurde?

Durchsage

Es gibt da rechts in der Navigation ein paar kleine Änderungen.
1. Schon seit einigen Wochen gibt’s das Filmarchiv, mit allen Filmen, über die ich hier geschrieben habe.
2. Da es mir Spaß macht, ein paar Filme zu empfehlen, die im TV laufen, habe ich diese Rubrik mal dort verlinkt, so dass man immer mal schauen kann, was ich gerade für Film-Highlights herausgepickt habe.

Anmerkungen, Kritik? Ab in die Kommentare.

Zeitschriften im Test: Das Wettermagazin


– Ganz schön kalt draußen, was?
– Ja, aber ich hab heute morgen gehört, dass es jetzt wieder wärmer werden soll.
– Wirklich?
– Ja.
– Aber wenn der Winter in diesem Jahr so kalt ist, dann wird der Sommer bestimmt sehr heiß, alte Bauernregel.
– Ja, davon hab ich auch schon gehört.

Ist es nicht seltsam, dass es „Das Wettermagazin“ erst seit einer Woche am Zeitschriftenkiosk gibt? Ein Magazin über das Smalltalk-Thema Nr. 1! Eigentlich unfassbar. Aber gut, alles kommt einmal auf den Markt, schauen wir uns das Heft, das von der Deutschen Meteorologischen Verlagsgesellschaft für 4,90 Euro, mir scheint monatlich, herausgegeben wird.

Und hey, keiner kann sagen, dass die Macher ihr Thema nicht Ernst nehmen. Das Heft ist ein bunter Mix aus kleinen Meldungen, Reportagen, Nutzwertkram und Nerd-Content. Da erfahre ich beispielsweise, in welchen Sendungen ich mich im Fernsehen über das Wetter informieren kann, es wird erklärt, wie Kugelblitze eigentlich entstehen und ich erwische mich dabei, dass ich das alles mit großem Interesse lese. Alles eigentlich ganz ordentlich geschrieben, besser würde es wohl nur bei Geo oder Mare gehen. Mir werden die Symbole der Wetterkunde erklärt, ich kann mich über das neue Erlebniscenter zum Thema Wetter und Klima informieren, das gerade in Bremerhaven gebaut wird und bis zum Frühjahr 2008 fertig gestellt sein soll. Festgelesen habe ich mich auch bei der Geschichte über die weltgrößte Klimatestanlage bei Wien, in der „Hersteller von Schienenfahrzeugen, Autos und Hubschraubern“ ihre „Gefährte auf Wettertauglichkeit überprüfen“. Die Geschichte ist garniert mit hübschen Bildern, auf denen vor allem eingeeiste Autos zu sehen sind.

Doch kommen wir nun zu den erheiternden Geschichten in diesem Heft. Da gibt es eine große Karte, die auf die „besonderen Wetterereignisse“ im Dezember hinweist. So erfährt der liebe Leser, dass die Schneefälle vor Weihnachten in Japan mindestens 6 Tote gefordert haben, dass Sydney von einer Hitzewelle mit Temperaturen bis 40 Grad geplagt wurde und ein Blitzschlag in Malawi am 18. Dezember elf Tote gefordert hat. Doch noch nicht genug Nerd-Content. Denn auf den folgenden Seiten gibt’s dann den großen Witterungsreport für den Monat Dezember. Und hört, hört, wenn ich „groß“ schreibe, dann meine ich das auch so. Denn auf 10 Seiten (!) kann ich mich noch einmal haargenau darüber informieren, welches Wetter wir denn nochmal am 22. Dezember hatten. Natürlich ausführlich nach Witterung, Temperatur, Niederschlag, Sonne und Wind aufgeschlüsselt. Antwort: War windig, aber Orkanböen gab’s nur am 15., 16. und 19. Dezember. Auf dem Brocken, übrigens.

Neben sehr vielen wirklich gelungenen Inhalten gibt’s aber auch ein paar Peinlichkeiten. So zum Beispiel eine Reportage über einen Mann, der sich aus dem Nordwesten Kanadas nach Grönland aufmachte. Leider war die allerdings schon 2003. Aber vielleicht tickt ein Wettermagazin einfach anders. Des weiteren sollte man Wettermagazin-Macher wohl lieber keine Interviews führen lassen. Die Jungs haben sich nämlich gedacht, Ole von Beust, den Bürgermeister von Hamburg über sein Interesse am Wetter zu befragen. Leider ist es das belangloseste Gespräch, das ich jemals gelesen habe. Oder wollt ihr gerne wissen, woher sein Interesse am Wetter kommt, wie hoch er den Wahrheitsgehalt von Wetterberichten einschätzt, wie sehr das Wetter sein Amt als Bürgermeister beeinflusst, welcher private Termin durchs Wetter mal „ins Wasser“ (hahaha) gefallen ist“, ob er bei einem Flug schon einmal eine gefährliche Wettersituation erlebt hat, was er bei heftigen Unwetter denkt, bei welchem Wetter er sich wohl fühlt und was er macht, wenn es am Sonntag Nachmittag regnet? Ja, ihr wollt das wissen? So völlig im Ernst und ohne zu lügen? Ja, wenn das so ist. Dann verrate ich euch auch, dass der erste Extremwetterkongress am 16./17. Februar in Hamburg stattfindet. Alles klar?

Schlimme Prognosen

Ich bin mir ziemlich sicher, dass es in zwei bis drei Jahren laut Duden erlaubt ist, „für’s“, „auf’s“ und ähnliche Grausamkeiten zu schreiben. Erst letztens in der ARD hieß der Film „Suche impotenten Mann für’s Leben“ und das Handelsblatt macht’s (sic!) auf seinem Flyer zur Lesung ja auch falsch.

Lesenlesenlesen!

Stefan Niggemeier in der FAS: „Das Publikum an der Macht“. Wichtigwichtigwichtig!

Aus den Kommentaren gefischt: Stefan Niggemeier hat den Text jetzt auf seine eigene Seite gestellt. Klick!

FILM: Caché

Gar nicht so einfach, etwas über diesen Film zu schreiben. Weil ich mir immer noch kein abschließendes Urteil über „Caché“ machen konnte, den neuen Film von Michael Haneke. Genau wie auch schon bei „Wolfzeit“ hinterlässt dieser Film ein merkwürdiges Gefühl, weil er nichts auflöst und die Frage nach dem „Täter“ einfach offen lässt. Weil sie nicht beantwortet werden muss. Wobei das schon wieder meine Interpretation ist.

Der Film beginnt, indem wir ein Haus beobachten. Kurz darauf wird klar, dass wir uns gemeinsam mit dem Literaturkritiker und Fernsehmoderator Georges Laurent und seiner Frau Anne ein anonym zugespieltes Video angeschaut haben. Die Kassette war in ein Blatt Papier gewickelt, das wie eine Kinderzeichnung anmutet, doch eine Gewalttat darstellt. Die beiden wissen nicht so recht damit umzugehen. Doch scheinen die Bilder bei Georges Erinnerungen hervorrufen. Erinnerungen an Ereignisse in seiner Kindheit, die er bisher nicht hat verarbeiten können. Als in den folgenden Tagen weitere Kassetten kommen, sogar in den Fernsehsender, verdichtet sich Georges Verdacht, dass sie irgendetwas mit seiner Vergangenheit zu tun haben muss. Damals war sein Verhalten Schuld daran, dass ein algerischer Waisenjunge nicht mit ihm zusammen auf dem elterlichen Hof aufwachsen konnte. Georges hatte den Jungen angestiftet, den Hahn zu köpfen. Woraufhin er, Majid ins Kinderheim kam.

Doch ist Majid auch die Person, die die Videokassetten an die Familie schickt? Kann sein, muss aber nicht, ist Hanekes Antwort. Einige Details sprechen dafür. Haneke gelingt es, den Zuschauer auf Distanz zu halten. Keine Chance, mit einer der Personen zu sympathisieren. Wir bleiben Beobachter, Voyeure, übernehmen ein bisschen die Rolle der Person, die der Familie die Videotapes zuschickt. Und schauen dabei zu, wie das Sicherheitsgefühl der beiden verschwindet, wie die Angst in den beiden aufsteigt und wie dieser Prozess den Status der Ehe offenbart.

Am Ende bleiben wir als Beobachter zurück. Es könnte sein, dass der Spuk nach dem Selbstmord von Majid ein Ende hat. Es könnte aber auch sein, dass die letzte Szene, in der wir beobachten, wie Majids Sohn sich mit dem Sohn der Laurents vor der Schule unterhält, nur eine weitere Videoaufzeichnung ist. Und der Terror kein Ende nimmt.

Und jetzt, nachdem ich all das aufgeschrieben habe, wird mir klar, dass mir „Caché“ doch richtig gut gefallen hat. Weil es Haneke gelingt, dass ich mich noch Tage später mit dem Film beschäftige, nachdenke. Darüber, wie gut es ihm gelungen ist, zu zeigen, wie es sich anfühlt, wenn einen Schuldgefühle plagen, ja, zerfressen. Ein guter Film, auf Hanekes Art.

TV-Filmvorschau (3)

Und ein drittes Mal. Natürlich wieder wegen des großen Erfolges. Hier die Woche vom 28.1. bis 3.2.

Montag, 30.1., 0.20 Uhr: „Boogie Nights“ (kabel eins)
P.T. Anderson! Einer meiner absoluten Lieblingsregisseure!

Montag, 30.1., 20.40 Uhr: „Am Tag als Bobby Ewing starb“ (Arte)
Deutscher Film über den AKW-Widerstand in den 80er Jahren. Nicht gesehen, weil ich dafür kein Geld ausgeben wollte. Aber vielleicht wirkt er ja auf Arte.

Dienstag, 31.1., 23.45 Uhr: „Secretary“ (NDR)
Für alle die ihn in der vergangenen Woche verpasst haben.

Mittwoch, 1.2., 22.25 Uhr: „Der Sohn eines Landarbeiters wird Bauarbeiter und baut sich ein Haus“ (3sat)
Keine Ahnung, ob der gut ist. Aber der Titel ist so toll.

Mittwoch, 1.2., 23.30 Uhr: „Heimatfilm!“ (BR)
Fritzi Haberlandt als 26-jährige Britta, die nochmal ausbricht, bevor es zu spät ist. Hab ich auch noch nicht gesehen.

Freitag, 3.2., 20.40 Uhr: „Sie haben Knut“ (Arte)
In der Beschreibung steht „tragikomische Liebesgeschichte“, die ein „genaueres Stimmungsbild der Übergangszeit zwischen den Idealen der 68er-Bewegung und den Anfängen der New Economy“ entwirft. Wenn nicht schon der Titel, auch das interessiert mich.

Freitag, 3.2., 0.00 Uhr: „Juls Freundin“ (Das Erste)
Wieder mal Schicksal. „Außenseiterdrama“ heißt es in der Fernsehzeitschrift und es geht um eine Analphabetin, die auf einen Typen trifft, der einen Hang zur Pyrotechnik hat. Klingt nicht uninteressant. Deutscher Film.

Keine Filme, aber vielleicht trotzdem sehenswert:
Wiglaf Droste bei „Zimmer frei“ (Sonntag, 29.1., 23 Uhr, WDR)
Mal wieder Literarisches Quartett? Kein Problem, schließlich hat Heinrich Heine in diesem Jahr seinen 150. Todestag. (Freitag, 3.2., 22.15 Uhr, ZDF)

Thees Uhlmann kommt aus Hemmoor? Wie großartig ist das denn!

(Erzählt gerade Polylux…)