Buch: Ronald Reng – Fremdgänger
Ein Buch, welches mir von einer Buchhändlerin empfohlen wurde, muss nicht immer ein schlechtes sein. Die Chance, dass es mittelmäßig ist, ist aber durchaus hoch. Tja, und dieses hier war mittelmäßig. Es war nicht so schlecht, dass ich es beiseite gelegt habe, aber es war zumindest so schlecht, dass ich mehrfach hoffte, dass die Seiten ein wenig schneller davonfliegen könnten.
Es geht um einen 33-jährigen Mann, der als Investmentbanker in London arbeitet. Er hangelt sich von Beziehung zu Beziehung, die alle nach dem gleichen Schema ablaufen. Erst ein bisschen Verliebtsein, dann Routine und irgendwann erledigen sie sich von selbst. Er hat keine Lust auf das Schlussmachen, er hofft, dass ihn die jeweilige Freundin einfach schnell verlässt. Die Trennung selbst auszulösen, ist zu müßig, da hat er weder Zeit noch Lust zu. Und dann lernt er Larissa kennen, bei einem Job in der Ukraine. Warum er sie so toll findet, wird nur angedeutet, es scheint ihr Alter zu sein (21), ihre Reife und ihr Anderssein: Sie spielt Klarinette, lebt mit ihrer Familie in einer kleinen Wohnung, sie ist Ukrainerin.
Doch dieses Buch hat viele Schwächen. Mit keiner der Hauptpersonen kann man sich identifizieren. Dieses Investmentbankerleben wird angedeutet, es gibt auch Konflikte, beispielsweise weil er irgendwann nur noch bis 20 Uhr in der Bank bleibt, sie haben auch Konsequenzen, aber trotzdem bleiben sie am Rande des Geschehens. Durch diese beiden Handlungsstränge, das Private und das Berufliche im Leben der Hauptfigur, verliert sich Reng in Oberflächlichkeiten, die das Buch zu einem belanglosen machen.
Lustigerweise lobt der Saarländische Rundfunk auf dem Cover das Buch mit den Worten „Ronald Reng beweist eine nahezu geniale Beobachtungsgabe“. Sechs setzen, lieber Saarländische Rundfunk, meiner Meinung nach ist es genau das, was Reng fehlt.