Ist das eigentlich sehr kleinkariert, wenn ich allen eine Mail schreiben würde, die den Namen meines Blogs mit „c“ schreiben? Bisher verkneife ich mir das.

Zeitschriften im Test: Spiesser

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Jaja, die erfolgreichste Jugendzeitschrift kommt aus dem Osten. Genauer gesagt aus Dresden. Und wird von einem Wessi gemacht. Peter Stawowy, sein Name, und wer all die vielen Artikel gelesen hat, die in den vergangenen Monaten über „Spiesser“ geschrieben wurden, der weiß das natürlich auch. Was ich mich bei den vielen Jubelartikeln allerdings immer wieder gefragt habe: Ist „Spiesser“ nicht allein deshalb so erfolgreich, weil es eben umsonst in Kinos, beim Burgerdealer und in Schulen verteilt wird? Schließlich ist das ja auch die Erfolgsgeschichte hinter diesem Apothekenblättchen mit den vielen Kreuzworträtseln drin.
Nein, Kreuzworträtsel gibt es in „Spiesser“ nicht in Hülle und Fülle, obwohl man es bei diesem Namen erwarten könnte. Und auch bei dem Inhalt. Denn eine Jugendzeitschrift, die auf zwei Seiten die Kunst des Papierschöpfens erklärt, ich bitte euch, das können die doch nur dann Ernst meinen, wenn sie sich an Birkenstocksandalen tragende Vorzeigejugendliche wenden, die ihren Schulranzen nicht lässig über eine Schulter sondern das Gewicht ordnungsgemäß über dem gesamten Rücken verteilen.

Schnarchig empfinde ich auch die vielen Sprüche, die auf nahezu jeder Doppelseite zu finden sind. Je nach Thema wird da jemand zitiert. Beispiele gefällig? Gerne doch. Die Berufsberatungsseite ist mit den Worten Benjamin Franklins betitelt: „Eine Investition in Wissen bringt noch immer die besten Zinsen“. Und zum Thema Arm sein gibt’s einen Knaller von Shakespeare: „Wo Liebe rechnet, da wird sie arm.“ Fehlt nur noch der Disclaimer, der den lieben Kinder erklärt, dass „Spiesser“ für das Scheitern von Dates, bei denen diese Worte wiedergegeben wurden, keine Haftung übernimmt.
Ein weiteres Beispiel dafür, dass „Spiesser“ im Wettbewerb am Zeitschriftenkiosk wohl den Kürzeren ziehen würde, ist die Geschichte „Das doppelte Streberchen“. Ich zitiere den Vorspann „Ihr denkt, ihr könnt euch einfach so in die Ferien verdrücken – nix da. Wir zwingen euch, jetzt schön ans nächste Schuljahr zu denken. Findet euch damit ab: Das Lernen hört nie auf“. Äh, bitte? Pädagogisch wertvoll, keine Frage, aber ich wollte solche Texte damals wirklich nie lesen. Und das schon gar nicht am Beginn der Ferien, da hatte ich wohl eher die anstehenden Freibadbesuche im Kopf (Ja, hier erhält „Spiesser“ ein Lob, denn auf zwei Seiten wird auch auf Freibäder und Seen rund um Dresden hingewiesen!)! Gleichzeitig ist dieser Vorspann ein gutes Beispiel dafür, dass man diese oftmals lieber gar nicht lesen sollte. Denn leider verrät dieser mir nicht, dass hier ein weibliches Zwillingspaar ein paar Lernhilfen (CD-Rom, Vokabeltrainer und Co.) getestet hat, von denen es dann auch einige zu gewinnen gibt.

Abgerundet wird das Potpourri an Themen die Geschichte „Teile oder herrsche“, in der es um die Entscheidung geht, zu Hause auszuziehen oder bei Muttern zu bleiben. Klassiker, würde ich sagen, immer wieder interessant. Dann noch ein paar Veranstaltungshinweise und was politisch Korrektes mit der Aktion „Gemeinsam gegen rechts“, viele, viele kleine Infohappen und zum Schluss ein Hinweis auf die im Internet anscheinend stattfindende Diskussion über Spießigkeit. Crossmedia lässt grüßen.

Ein Fazit? „Spiesser“ nennt sich ganz selbstironisch „Spiesser“ und das ist wohl das, was mich bei der Lektüre am meisten aufgeregt hat. Dass sie sich so nennen, das aber nicht durchziehen. Bei aller Political Correctness und Ernsthaftigkeit, bei allem Abgrenzen gegenüber Bravo und Co. – so langweilig wie „Spiesser“ darf unsere Jugend einfach nicht sein!

Beim Klicken durch die Feeds stelle ich fest, dass die Tatsache, dass Wal Mart sich nun wieder aus Deutschland zurückzieht, deutlich mehr Menschen bewegt, als ich bisher gedacht hatte. Ich habe bisher in keinem einzigen der 85 Warenhäuser eingekauft und deshalb ist mir der Rückzug eigentlich auch scheißegal.

Über Wochenende

Warum läuten in manchen Landstrichen die Kirchturmglocken schon um acht, wenn der Gottesdienst doch erst um 10 beginnt? Warum schlafen Kinder nur bis höchstens acht? Und warum habe ich gestern das erste Mal seit Jahren wieder einmal auf einer Schaukel gesessen und Uno gespielt? Überhaupt: Uno. Es gab da eine Zeit, in der wir das ständig gespielt haben. Und am Ende des Abends meist völlig betrunken waren. Aber auch wenn mich das Spiel immer an diese Gelage erinnert, erzählen darf man das den Kindern ja nicht.

Wenn das Ignorieren doch so einfach wäre.

TV-Filmvorschau (29) als Podcast

Der sechste Podcast mit der TV-Filmvorschau mit der Woche vom 29. Juli bis 4. August. Viel Spaß beim Hören!

[audio:http://franziskript.podspot.de/files/franziskript6.mp3]

Als Download (8,9 MB)

Link zum Jack-Arnold-Ohrensessel 

Franziska empfiehlt:

Montag, 31. Juli, 20.40 Uhr: „Elling“ (Arte)
Den hab ich auch schon tausendmal empfohlen. Guter Film.

Montag, 31. Juli, 22.15 Uhr: „Nathalie“ (ZDF)
Frau engagiert Edelhure, um ihren Mann zu verführen und ihr dann davon zu erzählen. Hab ihn nicht gesehen. Vielleicht was für Liebhaber von Gérard Depardieu.

Dienstag, 1. August, 22.45 Uhr: „Liebeskind“ (ZDF)
Eine 17-Jährige versucht, wieder ein Verhältnis zu ihrem Vater aufzubauen. Film aus der „Gefühlsecht“-Reihe. Oft eine gute Wahl.

Mittwoch, 2. August, 22.40 Uhr: „Die Nacht singt ihre Lieder“ (Arte)
Frank Giering. Verfilmtes Theaterstück.

Mittwoch, 2. August, 23.15 Uhr: „Die Spielwütigen“ (ZDF)
Ziemlich gute Doku über Schauspieler, die an der Schauspielschule angenommen werden wollen.

Donnerstag, 3. August, 22.45 Uhr: „Sugar Orange“ (Das Erste)
Nette Dreiecksgeschichte mit Coming-of-Age-Problematik.

Der Popkulturjunkie empfiehlt:

Samstag, 29. Juli, 12 Uhr: „Stargate“ (RTL II)
Science-Fiction-Hit von Roland Emmerich. Ich bleibe dabei: Der Film ist toll, die anschließende Serie scheiße.

Samstag, 29. Juli, 15 Uhr: „Willkommen in Wellville“ (Tele 5)
Kleines bizarres Meisterwerk. Siehe vergangene Woche.

Sonntag, 30. Juli, 3.35 Uhr: „Tarantula“ (Das Vierte)
Jack-Arnold-Grusel-Knaller von 1955.

Sonntag, 30. Juli, 17.50 Uhr: „Kampfstern Galactica“ (Das Vierte)
Sehenswerter Science-Fiction-Film von 1978, der weitere Filme und Serien auslöste.

Sonntag, 30. Juli, 22 Uhr: „Der Adler – Die Spur des Verbrechens: Codename: Sisyphus“ (ZDF)
Auftakt einer dänischen Krimireihe, die dort zum absoluten Superhit avancierte.

Montag, 31. Juli, 20.15 Uhr: „Durchgeknallt – Girl, Interrupted“ (Sat.1)
Grandioser Irrenhaus-Film mit Winona Ryder und Angelina Jolie, die einen Oscar bekam.

Dienstag, 1. August, 23.45 Uhr: „Das Haus am Meer“ (NDR Fernsehen)
Kleiner, sehr trauriger Film mit Kevin Kline als todkrankem Mann, der mit seinem Sohn ein Haus am Meer baut.

Mittwoch, 2. August, 22.05 Uhr: „Tatort: Das Böse“ (mdr Fernsehen)
Der „Tatort der Woche“ mit Andrea Sawatzki, Jörg Schüttauf und einem grandiosen Ulrich Tukur.

Donnerstag, 3. August, 20.15 Uhr: „The Gingerbread Man“ (Tele 5)
Kenneth Branagh als Rechtsanwalt in einem Robert-Altman-Thriller.

Donnerstag, 3. August, 21 Uhr: „African Queen“ (NDR Fernsehen)
Absoluter Klassiker mit Katharine Hepburn und Humphrey Bogart in den Rollen ihres Lebens.

Buch: Thommie Bayer – Die gefährliche Frau

Wenn ich dazu sage, dass ich dieses Buch heute im Schwimmbad in einem Rutsch (Also schon mit Unterbrechungen, die ich zum Schwimmen nutzte!) durchgelesen habe, sagt es vielleicht viel aus. Dieses Buch liest sich wirklich wunderbar weg und ich würde es als Urlaubslektüre empfehlen.

Es geht um eine Frau, die die Treue von Ehemännern testet. Ehefrauen engagieren sie, zahlen 1000 Euro, und wenn sie es schafft, mit ihnen ins Bett zu gehen, dann bekommt sie für die Videoaufzeichnung des Geschlechtsakts weitere 1000 Euro überwiesen. Natürlich muss sie dann einen Mann verführen, in den sie sich verliebt. Und natürlich ist das dann alles gar nicht mehr so einfach. Die Geschichte ist wirklich nicht besonders einfallsreich und man ahnt irgendwann wie sie enden wird. Das bewahrheitet sich dann auch und doch gibt es glücklicherweise ganz am Ende noch eine überraschende Wendung, die die Geschichte aufwertet. Ich will nicht zuviel verraten, deshalb nur soviel: Glücklicherweise erklärt und entschuldigt die Wendung doch viel. Denn Klischees werden nicht ausgelassen, bei diesem Sommerbuch.

Wieso ich sowas gerade lese? Weil ich ein paar Tage frei habe. Weil ich im Schwimmbad war und andere Lektüre dann nicht geht. Weil ich vor mehr als 12 Jahren irgendwann mal ein Buch von Thommie Bayer in den Händen hielt, dann auch andere von ihm gelesen habe. Und weil ich bei meinem letzten Besuch in der Heimat mal wieder in der Buchhandlung war und mich dieses Buch an Damals erinnerte. Es ist wirklich nicht sooo schlecht.

Freibäder im Test: Allwetterbad

Preis: 3,20 Euro

Schwimmmöglichkeiten: Im großen Freiluftbecken gar nicht. Einzige Möglichkeit: Man nutzt das überdachte, allerdings an den Seiten offene 50-m-Schwimmbecken. Und da kann man fröhlich seine Bahnen ziehen.

Liegemöglichkeiten: Eine große Wiese, die allerdings bei meinem Erscheinen gegen halb zwei bereits sehr, sehr voll war. Als ich dann einen Platz gefunden hatte und vom Abkühlen wiederkam, war gerade eine sehr unfreundliche und hässliche Frau dabei, ungefähr 30 cm von mir entfernt, ihr Lager mit ihren drei Kindern aufzuschlagen. Meinen Hinweis „Hier liege aber ich“ erwiderte sie mit einem „Hier ist doch genug Platz“. Ich packte dann meine Sachen und legte mich woanders hin. Blöde Kuh, die.

Verpflegung: Ich glaube, ein Freibad ohne Pommesbude gibt’s gar nicht. Hier sorgt Mama Gitta für das leibliche Wohl. Die Schlange war lang, ob das für die Qualität der Pommes spricht, weiß ich nicht, da ich sie nicht gegessen habe. Und sie hat ja auch ein Monopol.

Fazit: War auszuhalten, wenn man sich nicht weiter vom Geräuschpegel stören lässt. Man sollte mal ein Freibad bauen, in dem keine Kinder, keine nervigen Omas und keine pubertierenden Jugendlichen gibt!

Spartipp des Tages

Nein, nicht „Mehr Geld mit BILD“ sondern „Mehr Geld mit Franzi“:
Anstatt Parmaschinken tut’s nämlich auch mal Pfefferkernschinken.

Jetzt verstehe ich dieses Gefühl, morgens ins Fitnessstudio zu gehen. Allein unter Muckimännern. EinsLive dudelt vor sich hin, zwischendurch hört man das Stöhnen der Typen, die sich im Gewichtestemmen übertreffen.