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Shopping-und-Straßengucken-Tour. Start bei Century 21. Der Ruf eilt voraus (Beweis), natürlich muss ich dahin. Man könnte Stunden in diesem Laden verbringen. Es ist ein bisschen schwierig, sich zurechtzufinden, weil es wirklich ramschig aussieht. Doch hat man das System erst einmal begriffen, geht’s ganz gut. Hätte ich ein Vogue-Abo, hätte ich mit der Fülle an Marken auch ein bisschen was anfangen können. Trotzdem bin ich am Ende um eine Plastiktüte reicher: ein schwarzes Kleid von Nave. (Beim nächsten Mal suche ich den Nave-Shop, gibt’s den noch?)


Danach den West Broadway in Richtung Norden. Ich hatte mir vorgenommen, von dort in die sagenumwobene Canal Street zu biegen und dann so lange dieser Straße zu folgen, bis ich in der Orchard Street lande. Laut Reiseführer eine der schönsten Straßen dort. Ich laufe vorbei an kleinen Cafés, Delis, Baustellen. Auf dem Platz an der 6th Avenue kann man sich hinsetzen. Ich erwähne das, weil es wirklich wenige Sitzgelegenheiten in dieser Stadt gibt. Keine Ahnung, ob mir das nur deswegen auffällt, weil meine Füße ständig wehtun (Blasen direkt unter dem Fuß sind kein Spaß!).

Wenig später bin ich stolzer Besitzer eines Fünf-Dollar-Schirms, die es hier an allen Ecken gibt. Der zweite Regen während des Aufenthalts und wieder steigert sich der Nieselregen langsam, bis es, als ich an St. Marks Place, Ecke 2nd Street unerträglich ist. Spätestens hier bereue ich, auf meinen Reiseführer gehört zu haben. St. Marks Place ist an Trashigkeit (Sonnenbrillenquatscharea!) kaum zu überbieten. Der Regen treibt mich in eine Lunch-Pause mit Green Papaya Salat (scharf) und einem Thai Ice Tea (süß).


Sowieso habe ich auch an der Gegend rund um die Orchard Street die Erfahrung gemacht, dass man besser immer eine Straße weiter geht. Viel schöner waren nämlich auch da die Parallelstraßen (Ludlow und Essex Street). Highlights: ein Süßigkeitenladen und ein Friseur, der sich auf Kurzhaarfrisuren bei Frauen spezialisiert hat. So richtig klar komme ich auch noch immer nicht mit diesen Delis. Eigentlich hatte ich ja schon kapiert, dass es sich bei diesen Läden nicht unbedingt um tolle Feinkostläden handelt, sondern meist um einfache Imbiss-Buden, doch aus irgendwelchen Gründen hatte ich hinter Katz’s Delicatessen dann wieder ein bisschen mehr als eine große Halle vermutet, in der es dann doch nur Sandwiches und Co. gibt.


In den vergangenen Tagen habe ich mir auch die großen Einkaufstempel angeschaut. Wenn ich wählen müsste, würde ich mich derzeit für Bloomingdale’s entscheiden. Wer einmal bei Barney’s war, meckert nie wieder über die Kö. Macy’s wirkt auf mich wie das C&A unter den Kaufhäusern – trotz der großen Parfüm-Abteilung und des äußerst charmanten Portiers, der mich als erstes in ein Gespräch über Bayern München (!) verwickelte. Das Roosevelt-Center überzeugte vor allem durch seine architektonische Wucht, im Time-Warner-Center interessierte mich lediglich der große J.-Crew-Store (Diese bunten Bleistiftröcke!).


Und nein: Ein Eintrag übers Shoppen hier kann nicht enden, ohne zumindest mal ganz kurz Manolo Blahnik erwähnt zu haben. Die Abteilung bei „Barney’s“ ist weitaus umfangreicher als das, was dieser kleine Shop gegenüber vom MoMA zu bieten hat. Und nicht nur wegen der Preise für ein paar solcher Schuhe fühle ich mich noch nicht alt genug für diese Marke. Zu spitz, zu hoch, vielleicht auch einfach zu klassisch.

Nicht unerwähnt darf auch meine Pralinenentdeckung nicht bleiben: „Milant“ (158 East 39th Street). Hier die „Dark Swiss Mint Truffle“- und die Coconut-Truffle-Edition.


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Mich fasziniert, wie sehr Medien (die Times, das Forbes-Gebäude, genau wie die anderen Zentralen der großen Verlage) diese Stadt prägen. Ein interessantes Detail: Beim „Forbes“-Magazin werden Print- und Online-Ausgabe in verschiedenen Gebäuden „produziert“.

Ansonsten ist der Zeitungskrieg im vollen Gange. Zum einen in Sachen Auflage. Die „New York Times“ kostet gerade mal 1,50 Dollar. Die „New York Post“ gab es heute an jeder Ecke umsonst verteilt (gestern übrigens die „Daily News“). Zum anderen in Sachen Wahlkampf. Die „New York Post“ trommelt seit Tagen für John McCain und Sarah Palin („Hot Sarah„), in der „NYT“ schimpft diesmal Paul Krugman auf die McCain-Kampagne. Schon nach wenigen Tagen nervt mich diese Vorhersehbarkeit. Lesen die Leute wirklich diese ganzen Leitartikel und Kolumnen? Muss man ja eigentlich nicht, schließlich weiß ich doch schon beim Kauf der Zeitung, dass ich beim Lesen der „NYT“ wohl nicht unbedingt einen Pro-McCain-Text finden werde.


Und weil ich heute das erste Mal bereit war, die „NYT“ mal so richtig durchzuarbeiten, habe ich auch heute erst mitbekommen, dass es Lehman Brothers, wieder so ein Traditionsbankhaus, ziemlich schlecht geht. Da läuft man durch die Wall Street und weiß gar nicht, was da gerade los ist. Seltsam. Und beruhigend, dass der „NYT“ auch der den Postbank-Deal eine längere Geschichte wert war.


Ich bin ja auch seit Jahren ein großer Fan von theonion.com. Und was war das für eine Freude, am Mittwoch das erste Mal die Print-Ausgabe in den Händen zu halten. Es gibt sie an einigen Straßenecken – ebenfalls umsonst. Und es sind die kleinen Details, die so viel Freude machen (siehe auch das Foto). „American Voices“ – legendär (find ich leider gerade online nicht), die Rätselseite auf der letzten Seite heißt dann auch endlich „Funny Pages“. Aufmacher der Ausgabe ist übrigens diese hier:
Struggling Air Force One To Begin Selling Passenger Tickets„.


Zum Glück hab ich ja Urlaub. Deshalb will ich natürlich nicht verheimlichen, dass mich auch zwei Nachrichten aus „Old Europe“ nicht ganz kalt gelassen haben: Olaf Kling verlässt die Lindenstraße. Und um es im Turi-Style zu sagen: Unklar bleibt, ob die Schildkröte mit den zwei Köpfen Schuld daran trägt.

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Mehr Fotos aus New York von mir gibt’s hier.

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Ich bin mir immer noch nicht sicher, wie ich den Typen, der uns gestern Brooklyn erklärte, fand. Einerseits war er toll. Denn er plapperte und plapperte, machte Witze, ließ während des kurzen Stops am East River Dwayne, den Fahrer ans Mikro, der uns Verbliebenen dann sehr unterhaltsam die Zeit vertröstete. Andererseits nervte er auch. Denn die ganzen historischen Fakten über Herrn Washington und Co. konnte ich mir wirklich nicht merken. Außerdem beschwerte er sich die ganze Zeit darüber, dass so wenige über seine Witze lachten. Hätte er 1:1 zusammengezählt, wäre ihm aufgefallen, dass es für Nicht-New-Yorker nicht allzu leicht ist, seinen sprachlich anspruchsvollem Humor zu folgen. Fand’s trotzdem irgendwie gut.

Chinatown (Lecker!), Little Italy (Schlimm!), irgendwie Soho (Diese Leute da sind sehr schlau, stellen sie doch vor ihre Shops ein paar Bänke, so dass man ohne schlechtes Gewissen durch die Läden schlendern kann!), ein Abstecher nach Greenwich Village. Dort wurde gerade ein Film gedreht. „Englishman in New York“. Irgendwas in den 80ern versprachen die Klamotten und die Autos, die extra dafür in die Straße platziert worden waren. Natürlich blieben wir stehen. Und guckten. Ziemlich lange. Aus irgendwelchen Gründen glaubte er, den Namen Sean Penn gehört zu haben. Ich halte die Erwähnung des Namens noch immer für eine ausgebuffte Verzögerungstaktik.

Seit Jahren verbinde ich englischsprechende Menschen mit höflichen Menschen, die ständig „You’re welcome“, „please“, „thank you“ und „Bye“ sagen. Und hier? Bedankt man sich, wird man schief angeschaut. Jede Verabschiedung verhallt unerwidert in den Shops, Restaurants, eigentlich überall. Diese Rotzigkeit hier irritiert mich sehr.

Diesmal übrigens nicht verlaufen. Dafür tolle Dinge gekauft: Einen Swiss-Dark-Mint-Truffle gleich um die Ecke (yummie) und tolle (und übrigens sehr bequeme) Schuhe.


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Diesmal morgens. Ich bin sehr stolz darauf, dass ich heute erst um halb acht so richtig wach geworden bin. Auch wenn ich im Unterbewusstsein das Hupen der Autos auf der Straße schon viel früher wahrgenommen habe. Sowieso hupen. Eine irgendwie unangenehme Angewohnheit, die die New Yorker da haben.

Nachtrag zu meinem London-Vergleich. Wenn man es nicht an den vielen anderen Dingen ohnehin bemerken würde, man sieht es auch an den Frauen. Während in London die Businessdamenwelt den Weg vom und zum Büro in hohen Schuhen bestreitet, zieht man sich hier ein paar Flipflops über. (Der Vollständigkeit halber: Die Businesskleidung bleibt aber an.)

Gehört wohl auch dazu: Osten und Westen verwechseln und geschlagene zehn Blocks in die falsche Richtung laufen, bis man sieht, dass am Ende der Straße schon der Fluss ist. Genervt umdrehen und wenigstens auf der 48. statt der 47. weiterlaufen. Aus Trotz.

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Noch mehr Fotos gibt’s hier.

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Der erste Tag ist um und natürlich jammer ich über meine schmerzenden Füße. Und bin wohl unausstehlich. Weil müde. Bin also der typische Tourist hier in der Stadt: Jetlag, haha und trotz Warnung am ersten Tag gleich viel zu viel herumgelaufen. So viel, dass ich im Moment nicht so genau weiß, wie ich den Rest der Zeit hier überleben soll. Fußbad half auch nichts. Aber es ist auch schwer, sich an diese Anweisung zu halten. Schließlich entsteht nach ungefähr acht Stunden im Flugzeug ein extremer Bewegungsdrang. Bloß nicht mehr sitzen, laufen. Gucken.

Sollte irgendjemand in Deutschland in den vergangenen Monaten auf die Idee gekommen zu sein, von einem erstarkten Nationalgefühl zu sprechen, weil plötzlich an der einen oder anderen Stelle kleine Fähnchen an Autos aufgetaucht sind – vergesst es. Egal, wohin man blickt, wehen einem die Stars & Stripes entgegen. Doch überdimensional ist die Fahne nur an der Stock Exchange.

Die Stadt ist laut und schmutzig. Ich versuche sie immer wieder mit London zu vergleichen. Klappt aber nicht so richtig, weil insbesondere das Financial District ganz anders wirkt. So viele Menschen stehen vor den Gebäuden, reden und rauchen. Viel zu entspannt für Broker und andere Geldhändler. Die Stadt ist dunkel. Weil die Hochhäuser überall für Schatten sorgen. Und dann komme ich zu dieser Baustelle, die schon jetzt weiträumig abgesperrt ist, für die McCains und Obamas dieser Welt, die am Donnerstag Einigkeit zeigen wollen. Da spiegeln sich die Sonnenstrahlen in den umliegenden Häusern, so dass man ausnahmsweise mal die Sonnenbrille zücken kann. Ein seltsames Gefühl.

Pacey kehrt übrigens zurück. In der neuen Serie „Fringe“. Muss was Großes werden, gemessen an den Plakaten, die hier über die gesamte Stadt verteilt sind.

Abschied

Extrem schwieriger Tag gestern gewesen. Denn wie soll man denn bitteschön den Nachrichtenentzug schnell schaffen, wenn nach ungefähr drei Monaten Ruhe in der Innenpolitik endlich wieder was los ist? Und dann auch noch so Personalienkram. Mannmannmann. Aber ich habe brav nur Phoenix geschaut, nur einmal kurz auf die Webseite geguckt (und nur eine SMS geschrieben). War hart. Na, zum Glück kann ich gleich im Flieger lesen, was die Konkurrenz so draus gemacht hat.

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Hab auch schon mal besser geschlafen.

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So. Abschalten. Der Flieger ruft.

Dies und Das

Modern „Times“. Geo über die Lage der „New York Times“.

Jeanette Biedermann über die Tatsache, dass sie mit 27 immer noch das Pop-Schnuckelchen ist: „Stellen Sie sich vor, man würde mich „Kreisch-Zwerg“ nennen!

Neuigkeiten von „How I met your mother“. Barneys Bro-Code (please watch die dritte Staffel) gibt’s jetzt auch als Buch. Leider aber erst ab 14. Oktober. Sonst hätte ich einen mitgebracht.

Ist irgendwie auch klar, dass Neil Patrick Harris eineN LebensgefährteN hat.

La Donna Cannone im Hafen: sehr mittelmäßig.

Handy-Ärger

Muss zugeben, dass ich so langsam ein bisschen unleidlich werde. Liegt an der Aussicht, am Montag voraussichtlich ohne funktionierendes Handy in den Urlaub zu fahren. Denn seitdem ich plötzlich meine Pin-Nummer nicht mehr wusste, geht nichts mehr.

Das lag zuerst an mir. Weil ich ja die Pin-Nummer nicht mehr wusste. Und es nach Dreimalnummereingeben mit der Puk versuchte. Leider auch mehrfach, weil ich mir ziemlich sicher war, dass die Puk auch die richtige Nummer war. Stimmte aber nicht, weshalb nach Zehnmalrumprobieren plötzlich die Sim-Karte gesperrt war.

Die Dame an der Service-Hotline empfahl mir einen Besuch im Laden, da ich ja eine neue Karte nicht per Post, sondern am liebsten sofort haben wollte. Und eigentlich schien das Elend gestern Abend ein Ende genommen zu haben. Wenn nur die Registrierung der Sim-Karte endlich gelänge. Das sollte eigentlich nach einer halben Stunde geschehen, doch der heutige zweite Besuch im T-Shop verriet: Das kann auch gut mal bis zu 48 Stunden dauern.

Und so warte ich nun darauf, dass sich die Karte irgendwie registriert. Alle zwei bis drei Stunden soll ich es ausprobieren. Was anderes hilft nichts. Das ist schlimm. Die Aussicht auf einen Urlaub ohne Handy (Muss ich etwa eine Uhr mitnehmen? Telefonzellen suchen? Nie mal alleine losziehen?) macht miese Laune.