Ich weiß gar nicht warum, aber Italien und ich, wir hatten bisher nie so ein großes Ding. Als ich elf oder zwölf war und wir ganz frisch im Westen angekommen waren, wollten meine Eltern ihren Traum umsetzen: einmal im Mittelmeer baden. Also fuhren wir in einer Nacht-und-Nebel-Aktion mit wenig Geld gen Süden, wir waren insgesamt nicht besonders lange unterwegs, aber wir badeten im Meer. Mein zweites Mal Italien war dann während meines Studiums, als ich mit einer Freundin nach Venedig reiste. Zum einen weil es Venedig war, zum anderen weil wir einen Freund aus unserer Au-pair-Zeit besuchten, der ganz in der Nähe wohnte. Das war eigentlich ganz schön, trotzdem hat es mich seitdem nicht mehr hierher verschlagen. Obwohl auch Rom seit langem auf der Städtetrip-Liste steht.
Nun hat es mich also nach Florenz verschlagen, die Stadt, die mich an Venedig, Wien und Prag erinnert. Venedig wegen des Flusses, dem Arno und dieser Brücke, der Ponte Vecchio (Obwohl, in der steckt sogar ein bisschen Dubai drin, wegen der ganzen Schmuckläden). Prag wegen der Hügel drumherum und des ganzen Grüns. Und Wien wegen der Bauten, der kleinen Cafés mit dem leckeren Gebäck. Wahrscheinlich wäre alles anders, wenn ich zuerst hier gewesen wäre, aber so ist es nun einmal.
Das Eis hingegen ist typisch Italien, das gab es woanders so noch nicht. Es gibt Waffeln mit Schokolade dran und Mandeln oder Waffeln mit Schokolade und bunten Zuckerstreuseln. Und die sensationelle Geschmacksrichtung: dunkle Schokolade. Es gibt Pizza, Pasta und ziemlich viel Fleisch, dazu nehme ich meistens einen gemischten Salat. Die Tomaten sind wunderschön rot und schmecken nach Sonne.
An jeder Hausecke stehen zumindest hier in der Altstadt fliegende Händler, die entweder billige Drucke von berühmten Gemälden, Sonnenbrillen oder Buchstabenwagons für Holzeisenbahnen verkaufen – 50 Cent das Stück. Meistens stehen sie dort aber nicht lange, weil von irgendwoher ein unifomierter Wachmann kommt, vor denen sie abhauen. An der nächsten Ecke schlagen sie dann aber wieder ihre Lädchen auf.
Die Altstadt ist neben der ganzen Essensmöglichkeiten ist voll Shops exklusiver Marken und Historie. Der Dom, der von außen wirklich schön ist (von innen ein wenig unspektakulär trotz der imposanten Kuppel, die derzeit auch noch zwei riesige Risse hat), die Kirchen, zahlreiche Museen, der Piazza della Signoria (mit Judith und Holofernes!) und dann kurz vorm Arno die Uffizien. Nennt mich Banause, aber nachdem ich Paris bisher ohne einen Besuch im Louvre hinter mich gebracht habe, war das Wetter einfach zu schön, als mich in die Schlange zu stellen, um die alten Meister anzuschauen.
Über den Arno hinweg wollte ich unbedingt in die Boboli-Gärten (auch wegen der Grünflächen und der Aussicht auf eine kleine Rast). Keiner der Reiseführer, die wir dabei haben, lag übrigens mit dem Eintrittspreis richtig: schlappe zehn Euro kostete es und – ich weiß nicht, ob es am Ende der Saison lag – leider wurde ich ein bisschen enttäuscht. Die schönsten Wege schienen gerade abgesperrt zu sein, das Gras wilderte vor sich hin, die Grünflächen durften ohnehin nicht betreten werden, Moos verunstaltete den Neptunbrunnen, wenigstens gab es am Ende dann doch noch den von uns liebevoll getauften „Pimmelmann auf Schildkröte“ (Im wahren Leben ist das Hofzwerg Cosimo I.)zu sehen, der im Reiseführer groß angekündigt, doch erstmal nicht aufzufinden war.
Wer wie ich derzeit aufgrund einer Verletzung ein bisschen fußlahm ist, kann sicherlich auch eine Busfahrt mit „Open Tours“ wagen – funktioniert nach dem Prinzip Hop-on-hop-off heißt aber anders, wobei es das Original auch gibt. Bei Open Tours erzählt Beatrice etwas von „ihrem“ Florenz – und auch das ist extrem wienerisch – in einem etwas altertümlichen Deutsch. Zum Beispiel wird Kutschfahrten in amouröser Begleitung gesprochen, aufregende Küsse werden unter dem Baum der Liebenden ausgetauscht, hach, man fühlt sich in eine andere Zeit versetzt.
Vermutlich hört ihr es raus: Florenz ist ganz schön, aber vielleicht nicht so richtig meins. Ich bin auf die nächsten Stops gespannt.
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