Samstagslektüre

Warum hat mich eigentlich keiner in New York daran erinnert, dass morgen Bayern-Wahl ist? Deshalb gerade bei Starbucks (Mango-Passionfruit-Frappucino – yeah!) erstmal die Süddeutsche (Printausgabe) durchgearbeitet.

Meine Empfehlungen:
– Wirtschaft, Reportseite: Nikolaus Piper darüber, wie gefeuerte Manager in New York die Finanzkrise erleben, zum Beispiel „das beste draus machen“
– Magazin: „Fashion Quiek“ von Rebecca Casati
– Magazin: Dieser Text über jüdische Delis in New York (Mannmannmann, wusste gar nicht, wie viele Texte es ständig über New York gibt.)
– Magazin: Alexander Gorkow spricht mit Betty Midler über „America“ (Bitte unbedingt den Teil über Sarah Palin und Hockey-Mum-Diskussion lesen)

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Zum letzten Mal einen dünnen Kaffee mit Milch. Zum letzten Mal einen Wholemeat Bagel mit Cream Cheese und Jelly. Zum letzten Mal „Barnes & Noble“. Taxi zum Flughafen. Viel zu früh dort sein. Zeitungen kaufen, im Internet surfen. Im Flugzeug noch einmal die vielen Lichter sehen. Dann wird es ganz schnell dunkel. „Die Leiden eines Amerikaners“ zu Ende lesen. Essen, trinken, schlafen, Film gucken, schlafen, essen, aussteigen.

Düsseldorf.

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Der letzte ganze Tag in New York muss noch einmal mit Touri-Programm gefüllt werden. Warum also nicht die Tour nach Liberty und Ellis Island machen, denken wir uns beim Frühstück und steigen kurz darauf in die U-Bahn in den Süden.

Das läuft auch alles viel fluffiger. Wir finden ziemlich schnell die richtige Bahn, ziehen uns ein Ticket und kurz darauf stehen wir auch schon in der Schlange, um diese Fahrkarten für die Fähre zu kaufen.


Oh Mann, das ist echt schlimmer Touri-Alarm. Schon auf der Fahrt nach Liberty Island sind die meisten Leute auf der Fähre damit beschäftigt, Gaga-Fotos von sich und der Statue zu machen. Die einen spreizen ihre Finger, die die anderen halten die Hand auf – alle mit dem Ziel, so zu tun, als ob sie die Statue in der Hand halten (Ja, das ist irgendwie schief formuliert). Wie lustig. Später wird es dann noch verrückter.


Auf Ellis Island sind früher die Einwanderer angekommen, deshalb wurde dort ein Museum errichtet. Das ist ganz hübsch gemacht, wirklich, aber irgendwie lässt mich das alles furchtbar kalt. Das Auswanderer-Haus in Bremerhaven hatte mich da mehr berührt.


Irgendwann ist genug mit per Audio Guide über die Geschichte informiert zu werden. Wir machen uns auf den Heimweg. Doch die Rückkehr in den nördlicheren Teil der Stadt führt über die U-Bahn. Stickige Luft und hunderte Menschen, die alle in die Bahn drängen – schlimm. Weil ziemlich anstrengend.


Abendessen gibt’s bei einem Pizza-Laden, der verspricht, eine Pizza zu backen mit superdünnem Boden. Das muss auch der Grund sein, warum wir wenig später zwischen ganz vielen Freundinnen-Tischen sitzen. Freundinnen im Doppelpack, Freundinnen im Viererpack – und alle nehmen keinen Nachtisch.

Ich auch nicht.

Zwischenfrage

Was ist eigentlich besser, wenn ich morgen früh um sechs Uhr in Düsseldorf ankomme. Erstmal schlafen oder lieber so lange wie möglich durchhalten und dann schlafen?

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Verrückt. In New York sein und kein Internet haben. Und auch kein verfügbares W-Lan. Sondern nur ein Deli, in dem man sich Internet kaufen muss. An einem speckigen Computer. Muss man halt andere Dinge abends machen. Zum Beispiel Zeitung lesen.

Nach der ausgiebigen Lektüre der „New York Times“ doch nochmal den Computer angeschmissen und ein freies W-Lan gefunden. Trotz allem: Guter Tag. Und das hatte mehrere Gründe.

Erstens: Die Fahrt zur Rückgabe des Autos führt über die Brücke. Nachdem wir gestern auf der „richtigen Seite“ nichts zum Schlafen gefunden hatten, verbrachten wir die Nacht in Nyack. Das Navi sagt, dass wir rund 50 Minuten bis zur Rückgabe des Autos brauchen. Was gelogen ist. Denn weil George Bush gerade in Manhattan weilt, ist zusätzliches Verkehrschaos angesagt. Und ich bin mächtig stolz auf mich, trotz ständig wechselnder Spuren, Ein- und Ausfädeln vor und hinter Toll-Stationen und einem durchaus sportlichen Tempo keinen Unfall gebaut zu haben. Und ich kann sagen: bin schon mal in New York Auto gefahren. (Was kommt als nächstes?) Die Fahrt nach Manhattan gestaltet sich dann ebenso schwierig. Selbst der Taxifahrer ist schon ein bisschen verzweifelt und gießt sich aus seiner Thermoskanne einen grünen Tee ein.

Und dann kommt der schöne Teil. Der Spaziergang durch Chelsea. Wir machen an einem kleinen Café halt, wo es leckeres Brot mit Ricotta, Honig und Salat (organic, der letzte Schrei…) und Mint-Limonade gibt. Dazu „The Onion“ von letzter Woche (lustige Titelgeschichte und hinten drin ein Interview mit Neil Patrick Harris!!!), morgen gibt’s die neue Ausgabe (Strike!).


Danach geht es weiter nach Soho. Noch einmal ein kleiner Spaziergang durch die Gassen. Das lustige: Man entdeckt beim zweiten Mal wirklich noch einmal ganz andere Lädchen, Cafés und Details. Den Nave-Shop gibt’s übrigens nicht mehr. Zumindest nicht dort. Auf dem Broadway noch „Dean & Deluca“ entdeckt, einen Feinkostladen (So hatte ich mir Katz’s Delicatessen vorgestellt, nur ein bisschen überraschender, was das Essen angeht.), indem es auch tolle deutsche Spezialitäten gibt (Paulaner, zum Beispiel). Ich kaufe mir ein Stück Kuchen, nachdem ich keinen in dem Café in Soho bekommen habe: Mille Café Crepe, ein Kuchen, der aus mehreren Crepe-Schichten besteht, dazwischen eine sahnige Kaffeecreme. Wow.


Da nicht weit entfernt vom Hotel der Teil der Lexington Avenue liegt, den wir bei der Anreise gleich Little India genannt haben, ohne großes Zögern zum Inder gegangen. War ordentlich, wenn auch nicht so gut wie an den Niagara-Fällen.

Jetzt noch ein bisschen „Die Leiden eines Amerikaners“ lesen. Muss ja mit meiner NY-Lektüre fertig werden, bevor ich wieder in Düsseldorf bin.

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Der Tag auf der Straße. Das ist schon klar, als der Wecker um sieben klingelt. Ein kanadisches Paar hatte uns gewarnt: Wer über die Grenze in die USA will, braucht meist ziemlich lang. Bis zu drei Stunden kann das dauern.

Doch das frühe Aufstehen war umsonst. Der Übergang nach New York State dauert ungefähr so lang, wie das Bezahlen des 1-Dollar-Tolls beim Passieren einer Brücke. Der einzige Unterschied: Der Grenzer fragt, was wir denn in Kanada gemacht haben.

Runter auf der Interstate 87. Erst ein bisschen durch den beginnenden Indian Summer, dann durch ein paar Städte. Und dann zum Bard College. Frank Gehry hat natürlich nicht nur im Düsseldorfer Medienhafen rumentworfen. Auch das Bard College of Performing Arts stammt von ihm. Zum Vanderbild-Museum, ein kurzer Blick aufs Roosevelt-Haus.


Und dann wird’s ein bisschen doof. Weil befindlich. Die Kontaktlinse im linken Auge tut schon die ganze Zeit weh, eine Bleibe für die Nacht ist auch nicht in Sicht. Wir kurven durch alle möglichen Orte. Vieles ist ausgebucht, eines schlichtweg zu teuer, dann sind wir plötzlich in einer seltsamen Gegend zwischen Hochhäusern und ungemütlich anmutenden Motels (sehr geschönt ausgedrückt).

Den Tag retten zuerst Barney, Ted, Marshall und Robin (Ja, ich hab den Beginn der vierten Staffel gesehen und er ist legend… äh, delightful, hehe) und dann die erste Folge der neuen Staffel von CSI Miami. Die letzte Staffel endete mit dem Tod von Horatio, soviel sei schon mal verraten. Hach. So schön kitschig.

So. Und nun geht’s ab ins Bett, damit ich fit bin fürs Finale des Urlaubs.

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Findet ihr nicht auch, dass dieser Kerl hier aussieht wie eine etwas jüngere Version von David Hasselhoff? Er will eine Wahl gewinnen, hier in Kanada. Ich stell mir den gerade an der Seite von Claudia Roth vor und finde das irgendwie lustig. Naja. Zmindest ist hier die gesamte Stadt mit Werbeplakaten voll. Leider sehen die anderen alle weniger interessant aus.


Gestern den überirdischen Stadtrundgang gemacht, heute ging es in die Unterwelt. Denn weil es in Montreal gerne mal kalt ist, gibt’s hier im Grunde auch noch eine unterirdische Stadt. Los ging’s im Eaton Center in Richtung Süden, dann weiter nach Osten und dann ein bisschen gen Norden. Am Anfang gibt es noch Geschäfte links und rechts. Doch irgendwann werden diese weniger und auch die Menschen, die einem entgegen kommen, bleiben aus. Und so laufen wir durch leere Gänge und gucken uns die hübsche Architektur (Haha!) an.


Zeitung gelesen. „New York Times“ und „The Gazette“, die englische Zeitung, die es hier gibt. Erstaunlich gut für eine Zeitung, die im Grunde nur für eine Minderheit gemacht wird. Interessanterweise bestand sie zum großen Teil von Autoren aus der „NYT“, „LATimes“ und sogar einer vom „Daily Telegraph“ hat mitgeschrieben. Auch wenn ich nicht verstehe, warum man diesen Engländer über die Vorbereitungen von Obama und McCain zum TV-Duell am Freitag hat schreiben lassen. Egal.

Später checken wir im Hotel ein. Wir wollten dort unbedingt eine Nacht verbringen, weil es eine Empfehlung war. Leider wurde uns auch geraten, dort zu essen. Doch sonntags hat das Restaurant zu.


Kein Essen im Hotel – macht nichts, dann probieren wir doch einfach mal peruanisch. Guten Wein getrunken, dazu tolles Essen. Und den Namen vom Nachtisch (Mazamorra Morada) habe ich mir dann noch auf die Visitenkarte schreiben lassen. Das konnte ich mir wirklich nicht merken.

Jetzt weiter Emmys gucken. (Barney hat nix gewonnen.)

Buch: Philip Roth – Indignation


Marcus Messner scheint alles richtig zu machen. In der Schule holt er die besten Noten, er spielt im Baseball-Team, geht mit den tollsten Mädchen der Schule aus und bevor er aufs College wechselt, arbeitet er ein Jahr lang bei seinem Vater in der koscheren Fleischerei. Sein Wechsel aufs College soll der Schritt in die Unabhängigkeit werden, doch sein Vater scheint nicht so recht loslassen zu wollen. Die ewige Kontrolle seines besorgten Vaters bringt ihn soweit, dass er das College wechselt – weit weg von der Familie.

Der 19-jährige Marcus ist vom Ehrgeiz zerfressen. Unter der Woche studiert er, am Wochenende verdient er sich ein paar Dollar dazu, um dem Vater nicht noch mehr auf der Tasche zu liegen. Da kann er einen Mitbewohner, der nachts lieber Platten hört und fürs Theaterspielen seine Verse aufbetet, nicht gebrauchen. Auch mit seinem zweiten Raumnachbarn überwirft er sich (Dieser nennt seine Flamme Olivia unglücklichweise „Cunt“, weil diese die Dame am College ist, die die besten Blowjobs gibt), so dass er schließlich in das am wenigsten beliebte Zimmer auf dem am wenigsten beliebten Gang zieht. Allein.

Ohne zu viel zu verraten: Philip Roth erzählt die Geschichte eines Studenten, der glaubte, alles richtig gemacht zu haben. Das viele Studieren, die Enthaltsamkeit – es hat nichts genützt. Denn Marcus Messner ist tot. Wie er stirbt, wird auf den letzten Seiten verraten.

Ich mag die Art, wie Philip Roth seine Geschichten erzählt.

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Der Weg nach Montreal ist wirklich nicht sehr abwechslungsreich. Auch nicht, wenn man die Parallelstraße zum Highway 401 nimmt. Dann kommt man zwar langsamer vorwärts, weil ständig in Orte kommt und auf der Landstraße auch nur 80 statt 100 (!!) fahren darf, aber viel mehr zu sehen gibt es leider auch nicht. Ok, ein, zwei wirklich schöne kaputte Scheunen, die hätte man auf dem Highway nicht gesehen.


Autoroute 20: Endlich wird es spannender. Denn: alles ist nun französisch. Die Schilder, die Orte, selbst die Ampeln sehen hier anders aus (siehe oben). Und zum Glück heißt das Erreichen von Quebec: is nicht mehr weit.

Montreal: Kann nicht empfehlen, hier Auto zu fahren. Zum Glück sagt mir „Lindsay“ (Sie brauchte wirklich einen ordentlichen Namen. Und außerdem gibt es niemanden, der schöner „calculating route“ sagt, ehrlich.) ziemlich genau, wo ich langfahren muss, so dass ich mich nur auf die zahlreichen Abbiegungen, ständig ab- und zunehmenden Spuren und die Ampeln konzentrieren kann.

Im angepeilten Hotel gibt es leider kein Zimmer mehr, dafür aber hier. Und es ist großartig. Die Dielen knarren beim Betreten und an der Rezeption steht ein knuffiger älterer Mann, der gerade einem deutschen Paar den Weg zum nächsten Griechen, Franzosen und was auch immer diese penetrante Dame noch alles wissen will erklärt. Er trägt eine sehr schwarze Perücke, die leider nur seinen Vorderkopf bedeckt. Als er sich umdreht, um ans Telefon zu gehen, sieht man die kahle Stelle am Hinterkopf. Später schwärmt er von Konstanz und München und erzählt, regelmäßig die FAZ zu lesen.


Und das Hotel passt perfekt zu ihm. Verwinkelte Flure, eine Wendeltreppe nach oben, die Zimmer in dunklem Holz gehalten, die Wände in einem satten Rot. Das Bad modern und sauber, das Internet im Preis inbegriffen, ebenso wie das Frühstück. Keine schlechte Alternative.

Auch die Einweisung, wie man am besten die Stadt erkundet, ist inklusive. Rue Sherbrooke hinunterlaufen bis zur Rue Université. Von dort laufen wir in die Rue Ste. Catherine, in der sich Shops und Cafés und Restaurants abwechseln. Irgendwann kommen ein paar Sexshops dazu und dann ist man auch schon in Chinatown.

Link: Franzi probiert Bubble tea

Durch die Altstadt ans Wasser und dann in großem Bogen zurück ins Hotel. Mal sehen, ob Montreal auch am zweiten Tag noch so nett ist.


(Noch mehr Reise-Fotos.)

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Ich bin immer noch begeistert von Kanada. Erst der Kopf von Queen Elizabeth auf dem 20-Dollar-Schein, dann Kilometer statt Miles (wusste ich ja schon, wegen „How I met your mother“) und dann ging es heute nach Toronto.

Queen Elizabeth Way: Sic!


Toronto: Tolle Stadt. Da steht ein moderner Wolkenkratzer neben der Old City Hall, moderne Bürogebäude neben klassischen Wohnhäusern. Und alles sieht so aus, als ob es so sein muss. Natürlich gehörte ein Besuch im Eaton Centre, diesem berühmten Einkaufscenter, dazu (Hab ein bisschen Modebloggerin gespielt, hehe). Danach sollte man allerdings auf jeden Fall zur Queen Street zurück kehren und nach Westen gehen. Nette Cafés mit jungem Publikum. Wirklich schön.


Highway of Heroes: Sind das nicht großartige Straßennamen hier? Die Fahrt zum nächtlichen Stop in Port Hope war nicht ganz so langweilig, weil, ja weil wir leider in den Feierabendverkehr von Toronto gekommen sind. Denn hat man Toronto erstmal verlassen, heißt das nicht, dass der Verkehr weniger wird. Denn dann kommen Pickering, Whitby und Oshawa, die alle ineinander übergehen. Autofahren hier in der Umgebung von Toronto ist sowieso sehr konzentrationsintensiv, denn wenn man in der rechten Spur fährt, kann es ganz schnell sein, dass man sich auf einer Ausfahrt befindet.


Port Hope: Schon allein wegen des Namens ein Ort mit Potenzial. Leider ziemlich ungenutzt. Oh, ich vergaß: Die haben hier ein Firefighter Museum.