Ich erklär dem Turi jetzt mal das Internet. (Auch Frauen haben diese Tage.)
1. Wer hat jemals festgelegt, dass ein Blog nur ein Blog ist, wenn Kommentare erlaubt sind? Dann wäre das berühmteste Blog der westlichen Welt, Boingboing auch keins (das derzeit golfigste übrigens auch nicht). Und nebenbei bemerkt: Eine solche Webseite gehört dann auch nicht in die Liste, die man unter „Blogs“ in seinen Artikeln als Recherchequellen verlinkt.
2. Eine ziemlich geniale Erfindung bei Weblogs ist die so genannte Blogroll. Dort verlinken Blogger all die Seiten, die sie selbst gerne lesen. Dann brauchen sie sie nämlich nicht in jedem Blogeintrag neu verlinken. Super Sache, Herr Turi. Kann ich nur empfehlen.
3. Wenn man schon Internet im Jahr 1996 spielt und nur einmal pro Tag seine Seite aktualisiert, obwohl man ja ein Blog schreibt, in dem das viel öfter geht, dann sollte man wenigstens seine Tagesnotizen nicht ebenfalls in ein öffentliches Blog schreiben. Denn, aufgepasst, Herr Turi, so ein Blog pingt ständig jede Menge Internetdienste an und hinterlässt Spuren in der Referrerliste der angepingten Blogs. Und dann kann es schnell passieren, dass vorprodukt2.blog.de ähnlich viele Leser hat wie turi2.blog.de. Oder ist das ihre Definition des Branchendienstes 2.0?
4. In Ihrer Pressemitteilung zum Start von turi2.de haben Sie angekündigt, dass man Ihre Einträge durch einen „klassischen, bei Blogs bisher unüblichen E-Mail-Service“ abonnieren kann. Lieber Herr Turi, das hat sogar einen Grund. Dafür hat der Internetgott nämlich RSS-Feeds erfunden. So landen Ihre Blogeinträge zwar nicht in meinem Postfach, dafür aber in meinem Feedreader. So könnten Sie übrigens auch über eingehende Kommentare informiert werden. Weniger technisch hat das – wie Sie ja auch schon wissen, Herr Turi – die BBC mal erklärt. Aber vielleicht wollen Sie das ja auch einfach nicht verstehen. So wie der Alphonso.
5. Das mit den Trackbacks haben Sie noch nie hingekriegt, schreiben Sie? Das ist sehr schade, aber auch nicht wirklich schlimm. Schlimm ist allerdings diese Unart, manuelle Trackbacks à la „Interessante Diskussion hier, ich hatte über den Aspekt xy auch schon nachgedacht – hier meine Gedanken“ zu setzen. Ein nicht unerheblicher Anteil der Blogger bezeichnet diese Form der Kommentierung als Spam und löscht.
6. Mannmannmann, Herr Turi, einen stinknormalen Fragebogen als Interview 2.0 zu bezeichnen, meine Herren, da gehört schon was dazu.
7. Zum letzten Mal: Es heißt DAS Blog. Nicht DER Blog.
Wenn Sie das alles verstanden haben, dann klingt es vielleicht auch nicht mehr ganz so peinlich, wenn Sie in einer „Pressemitteilung“ zum Start ihres Blogs groß verkünden, dass es sich in Wirklichkeit um einen „Branchendienst für die digitale Welt“ handelt.
Und nun warten wir alle ungeduldig darauf, dass der letzte Tag vom Wonnemonat Mai anbricht. Spätestens dann werden ja die gekauften Blogeinträge neuen, innovativen Werbeformen bei turi2.de erscheinen. Oder sind die bereits online? Die Lobhudeleien auf Max (In den Kommentaren: „Ich finde, die neue „Max“ ist ein sehr schönes Heft geworden – ich muss es loben.“), w&v (Sorry, wären zu viele Links notwendig) und WiWo klingen ja zumindest so. Und auf der Payroll stehen Sie bei denen ja sowieso schon. Fehlt halt nur noch der Hinweis, dass es sich um eine Anzeige handelt. Oder macht man das in Ihrer Version vom Web 2.0 nicht mehr so?
Was fehlt: darf der geschätzte, aktive Nutzer unten als Kommentar anfügen.+++