FILM: L’Auberge Espagnole – Wiedersehen in St. Petersburg

Man kann durchaus behaupten, dass ich das Schreiben dieses Textes vor mir her geschoben habe. Am Mittwoch war ich im Kino, heute ist Samstag, klar, ich habe gearbeitet, aber es gab schon Filme, da hatte ich wirklich Lust, etwas zu ihnen zu sagen.
Schon den ersten Teil wollte ich eigentlich nicht sehen und tat es dann doch, weil er im genialen Freiluftkino in Duisburg lief. Damals verbrachte der 25-jährige Wirtschaftsstudent sein Austauschsemester in Barcelona und lernte viele tolle Menschen kennen. So wie es wohl jeder Student in einem seiner Auslandssemester tut. Deshalb war der Film womöglich auch ein Erfolg. Und weil ja alle älter werden, dachte man sich, dass auch die Geschichte von Xavier die ehemaligen Studenten interessieren könnte.
Xavier, mittlerweile 29 Jahre alt, der sich im ersten Teil damit verabschiedete, nun in die schreibende Zunft zu wechseln, schlägt sich mit allerlei Auftragsarbeiten herum. Hier eine Liebesgeschichte für die Tageszeitung, dort eine kleine Lokalgeschichte oder ein Drehbuch für eine Weihnachtsschmonzette. Privat hangelt er sich von einer Liebschaft zur nächsten, immer auf der Suche nach der noch größeren, tolleren Liebe. Klar, da ist er wie viele 30-Jährige von heute.
Spannender wird sein Leben, als er den Auftrag erhält, ein Drehbuch in englischer Sprache zu verfassen. So trifft er nämlich Wendy wieder, die hinreißende Engländerin, mit der er in Barcelona die WG geteilt hat. Als sich die gesamte Bande (haha, welch Scheißwort, aber Clique ist noch doofer) dann in St. Petersburg bei der Hochzeit von Wendys Bruder wiedertrifft, kapiert Xavier endlich was er wirklich will.
Der Film ist nett. Und das meine ich genau so wie Frauen Männer bezeichnen, mit denen man zwar wunderbare Gespräche führen kann, die aber ansonsten langweilig sind.

Über das Trinken

Gibt es eigentlich noch Menschen, die den Samstagabend mit Trinkspielen begehen? Runden, die es sich zum Ziel gesetzt haben, den Abend in keinem Fall nüchtern zu begehen. Dieses Kräftemessen, wer am meisten Alkohol verträgt. Dieses Gebuhle um die starke Schulter, an der man sich zu später Stunde anlehnen kann. Dann, wenn der Vorgarten bereits für die erste Entleerung erhalten musste.
Es gibt viele Spielarten des gemeinsamen Betrinkens. Das Kartenpusten ist eine Variante. Man lege einen Stapel Karten auf eine Flasche und puste reihum. Wer die letzte Karte herunterpustet, muss trinken. Klarer Fall. Oder Mäxchen. Oder Bierdeckelwerfen. Oder, oder oder.
Von einer weiteren Variante erfuhr ich kürzlich. Unter dem Motto „Die große Merkelei“ werden sich am heutigen Abend in Frankfurt einige Menschen zusammenfinden und die Regierungserklärung der neuen Kanzlerin ansehen. Jeder der Anwesenden wird Wörter zugeteilt bekommen. Werden diese von Frau Merkel gebraucht, heißt es „Prost“. Politisches Saufen sozusagen. Mit ethymologischem Anspruch. Oder auch: Saufen auf hohem Niveau.

Wieder was gelernt

Hach ja, Real Life hatte gestern abend auch ein neues Wort für mich parat. „Lutschstück“ ist das auserwählte, an dem ich mich stundenlang ergötzte. Die wunderbare Französin hat’s erfunden, mit der ich gestern Glühwein trinken durfte. Und nein, sie meinte nicht mich oder sich, sondern so etwas wie einen Lolli. Lollis sind nur was für Kinder. Für die Alten sollten es Lutschstücke sein.

Hihi

Vorweihnachtliches Gedöns

Gestern, als ich mich dann doch irgendwann auf den Weg nach Hause machte, traf ich in der S-Bahn zwei Mädchen. Sie waren 16, vielleicht 17 und setzten sich auf die beiden Plätze vor mir. Sie gackerten vor sich hin, so wie 16-Jährige es nun einmal tun, kennen wir ja alle, sprachen ein wenig über dies und das, bis ja bis plötzlich ein Typ hinter ihnen stand. Die eine von beiden begann nun sich – im Gespräch mit der anderen – ständig umzusehen. Erst da bemerkte ich, dass dieser Typ ebenfalls sehr begierig auf das Mädchen starrte. Sie hingegen blickte immer wieder fort, leicht schüchtern, aber mit fester Absicht. Was fühlte ich mich verklemmt? Nie war ich bisher in der Lage gewesen, so offensiv zu flirten. So offensiv klar zu machen, dass dieser Typ da in der U-Bahn mir gefiel und ich mehr von ihm wollte. In diesem Moment beneidete ich das Mädchen sehr.
Dann musste ich aussteigen. Ich bekam noch mit, wie sich der Typ auf meinen angewärmten Platz setzte. Ihr genau gegenüber. Was dann passierte: Keine Ahnung. Ich hoffe, sie hat ihre Reize auch weiterhin so gekonnt ausgespielt.

Tagebuch einer Volontärin (16)

Donnerstagnachmittag-Blues. Ich hasse ja diese Stunden zwischen halb drei und halb fünf. Der Körper schreit förmlich nach einem Mittagsschläfchen, der Kopf raucht, weil man stundenlang am Telefon gefachsimpelt hat. Man quält sich, ein paar Zeilen in das leere Fenster zu schreiben. Zwischendurch die Kollegen, die erzählen, dass sie gar keine Lust haben, mit dem Schreiben zu beginnen. Oder davon plaudern, was sie gerade herausgefunden haben. Was fehlt? Der elterliche Arschtritt! Ein großes Schild, auf dem der Abgabetermin zu lesen ist! Vielleicht aber auch einfach ein Kaffee. Ich werd’s mal damit versuchen.

Gestern beim Mittagessen über Marken gesprochen. Wieder einmal festgestellt, wie sehr GAP fehlt. Wie scheiße diese ganzen kackbraunen und anderen ökogefärbten H&M-Sachen sind und dass keine von uns jemals im Leben Buffalos getragen hat. Frauenthemen halt.

Empfehlung des Hauses

Blond sind sie, natürlich. Leicht bekleidet ebenfalls. Die „Terrorschwestern“ reiben – auf der Theke gut sichtbar – sich an den ihn zugeteilten Kerlen, die natürlich ebenfalls wenig tragen. Ihr solariumgebräunter, schwitzender Körper glänzt im Licht der Thekenbeleuchtung. Rhythmisch bewegen sie sich zur Musik. Und die Gäste starren. Glotzen sich die Augen aus. Wenn schon nicht zuhause die Liebe wartet, dann hier ein bisschen schauen. Und – vielleicht geht ja doch noch was, hier in der „Banker & Brokers After Work“-Party. Denn unter die unzähligen Anzugträgern haben sich auch einige Frauen gemischt. Zu gut aussehend, um in ähnlichen Positionen zu sein, zu wenig bekleidet, als dass sie sich vom Büro in diese Lokalität aufgemacht haben können.
Wer erleben möchte, wie Banker und Broker den Feierabend an einem Dienstag begehen, dem sei das Eurodeli wärmstens empfohlen. Wer allerdings ohnehin nicht auf der Suche nach diesem Laden ist, wird sich auch nicht dorthin verirren.

Ein bisschen Kryptik am Abend

Neues Wort für mich entdeckt: Der gemeine Heiz- oder Warmficker. Letzteres als Ersatz für Warmduscher benutzen.
Man sollte öfter mit Bloggern telefonieren.

Am Kiosk

Ach ja, und dann noch für all die Menschen, die auf dieser Seite landen, weil sie bei Google nach „PM Sudoku“ gesucht haben. Ihr Lieben, das neue Heft gibt’s seit vergangener Woche am Zeitschriftenkiosk eures Vertrauens.