Sätze, die die Welt bedeuten (11)
‚Ich verbleibe in der Hoffnung, dass wir beide irgendwann einmal so viel regelmäßigen Sex haben werden, dass wir uns endlich mal ausgelastet fühlen.‘
(wenn bloggerinnen mailen)
‚Ich verbleibe in der Hoffnung, dass wir beide irgendwann einmal so viel regelmäßigen Sex haben werden, dass wir uns endlich mal ausgelastet fühlen.‘
(wenn bloggerinnen mailen)
‚Von hier kannste doch überhaupt keine schönen Bilder machen‘, ranzte das hagere Mannsweib mich von der Seite an. Ungläubig blickte ich ihr in die Augen. ‚Jaja, schon gut‘, presste ich aus mir heraus. Schlagfertig ist auch was anderes und irgendetwas blockierte mich, so dass ich ihr nicht an den Kopf werfen konnte, dass sie mich doch mal einfach machen lassen sollte. Sie wiederholte sich noch ein-, zweimal ich schaute immer noch verdutzt, dann ging sie wieder an ihren Platz, um wenige Minuten später wie wild loszukreischen und zu applaudieren. Schien ihr also gefallen zu haben. Mir leider nicht. Ich war schon auf einigen Konzerten. Ich war auch schon auf kurzen Konzerten. Aber bisher bin ich immer dann gegangen, als die Show auch wirklich vorbei war. Diesmal ging’s leider nicht, nach rund 40 Minuten war’s (für uns) vorbei. Hier die Fakten im Überblick:
Die Show
Ein dürrer Kerl (David Baker) mit Gitarre singt ein paar Lieder, reißt die Arme in die Höhe, flattert dann und wann wie ein Vogel davon, tanzt auch mal ne Runde auf der Bühne herum, wenn auf der Leinwand hinter ihm ein Ballettmädchen kreist.
Das Ambiente
So 90er! Ich habe das Gefühl, vor meinem Windows Media Player zu sitzen. Diese lustigen Bilder, die da ineinander fließen, herrjeh, das macht man doch heutzutage nicht mehr. Auch Robben bewegen sich im Takt der Musik, besagte Balletttänzerin und ganz unterschwällig hat die Musik auch eine Message: Love is a strong force, zum Beispiel, oder andere Weisheiten, die den Zuschauer zum Weltretten animieren sollen.
Das Publikum
Durchwachsen, alternativ, seltsam zum Takt der Musik wippend. Oder halt nicht im Takt, ist ja auch egal, hauptsache, wir ham unsern Spaß. Uaaah!
Die Musik
Hymnisch, pathetisch. Bei Keane ist das ok, hier nicht.
‚Karin: Ach ja? Wir lesen die FAZ kaum.
Silvia: Wir auch nicht. Nur wegen des Feuilletons. Eigentlich haben wir die TAZ abonniert. Aber wir finden, das die in letzter Zeit nachgelassen hat, nicht wahr, Florian? Sie könnte ruhig schärfer sein.
Gerhard: Die FAZ?
Silvia: Die TAZ. Die FAZ ist die Zeitung des Großkapitals. Aber gut gemacht.‘
Alt, aber immer wieder gern gelesen.
Und dann muss ich ja von noch einer Entdeckung am Zeitschriftenhimmel berichten, die ich in der vergangenen Woche doch sehr erwartet habe: Special-Interest für Stöckchen-Liebhaber. Man sieht das Cover und glaubt, dass die Autoren des Magazins bereits nach zwei Ausgaben alles geschrieben haben. Aber die Lektüre des Magazins sollte mich eines Besseren belehren. Werfen wir also einmal einen genaueren Blick auf ‚Nordic Walker‘ laut Untertitel Europas großes Nordic-Fitness-Magazin, das wir nun alle zwei Monate zum Preis von 2,90 Euro erwerben können.
Nein, ich kann mit diesem Nordic Walking wenig anfangen. Um genau zu sein: Nichts. Und ich habe wirklich gehofft, dass ich nach der Lektüre dieses Magazins ein bisschen besser nachvollziehen könnte, warum sich derzeit so viele Menschen zum Affen machen? Sehr interessiert blättere ich deshalb zu der auf dem Titel angekündigten Geschichte ‚Welcher Stock passt zu mir?‘. Auf den folgenden Seiten finde ich schön aufbereitet, worauf es bei den Stöckern denn so ankommt. Ich erfahre, dass es Stöcker für Anfänger, Fortgeschrittene und Leistungssportler gibt, dass es auf Griffe, Schlaufen und Spitzen ankommt und auf die richtige Grifftechnik. Soso, so macht man aus dem Laufen also doch noch eine Wissenschaft.
98 Seiten umfasst dieses Heft und die Autoren schaffen es tatsächlich durchgängig, sich sehr ernsthaft mit diesem Sport auseinanderzusetzen, der meiner Meinung nach eine wunderbare Erfindung der Sportindustrie ist. Respekt, muss ich sagen. Das Heft ist nicht billig, das Papier hochwertig und auch die Autoren können sich ausdrücken, ohne groß auf Platitüden zurückgreifen zu mpssen. Und so werden nicht nur bei den Stöckern große Unterschiede gemacht. Wie ich auf Seite 30 erfahre, benötige ich für das optimale Training nicht nur die richtigen Stöcker, sondern am besten auch noch ein Thermo-Shirt, eine Weste, eine Funktionshose, Socken und die richtigen Schuhe. Dem nicht genug: Zum ‚wichtigen Zubehör‘ zählt außerdem ne Brille, Handschuhe, eine Pulsuhr, die richtige Unterwäsche, ein Rucksack und eine Trinkflasche. Also alles Utensilien, die auch der normale Jogger mit sich herumtragen kann.
Und um noch mal auf die richtigen Schuhe einzugehen: Auf Seite 38 wird auch dieses Thema noch einmal angegangen. ‚Keinen Fehltritt leisten‘ sollen wir uns und deshalb lieber zum Nordic-Walking-Schuh greifen, als in einen normalen Laufschuh zu schlüpfen. Lustig wird’s dann aber, wenn man in die Ankündigung für das neue Heft schaut und entdeckt, dass in der folgenden Ausgabe des „Nordic Walker“ noch einmal das Thema Schuhe angegangen wird: ‚Damit Sie nicht heiß laufen: die richtigen Modelle für den Sommer‘. Was uns alle dann in der Herbstausgabe blühen wird, muss ich dann ja nicht weiter erwähnen.
Schnappi nervt. Es ist keine große Leistung, diese Worte zu schreiben, aber auch ich wollte das mal sagen. Am meisten nervt allerdings dieser Hype, der jetzt um diese kleine Joy gemacht wird. Sie tourt mittlerweile durch alle möglichen Fernsehshows, darf ihren Song performen, ein bisschen wild rumschreien, begeistert in die Luft springen und ein paar Worte mit dem kinderfreundlichen Moderator führen. Ja, natürlich ist die Kleine ganz süß, hat immer ihr lustiges Hütchen auf, ist schön offen und frech, das macht sich ja immer ganz gut, gerade vor der Kamera. Und nicht, dass es in der Vergangenheit nicht schon genügend erschreckende Beispiele von Kinderstars gegeben hat, nein, anscheinend ist es wieder Zeit für ein neues Exemplar. Mal sehen, wie tief der Fall diesmal sein wird.
Bernd Willenbrock ist Autohändler in Magdeburg. Er hat alles, was ein Mann sich wünscht. Das Geschäft läuft einigermaßen, er hat ein schickes Auto, eine gutaussehende Frau und jede Menge Gelegenheiten, sich auch außerhalb der eigenen Ehe zu vergnügen. Für ihn läuft alles bestens und wenn ihn einmal das schlechte Gewissen plagt, bringt er seiner Frau einen Strauß Blumen mit und schon ist die Welt wieder in Ordnung. Doch dann wird Willenbrock in seinem Wochenendhaus überfallen, sein Leben ändert sich schlagartig. Plötzlich zweifelt er an sich selbst, Angst zerfrisst ihn und auch seine Ehe. Denn er erkennt, dass er nirgends und schon gar nicht in der kleinen Vorstadtsiedlung in Magdeburg sicher sein kann.
Andreas Dresen gelingt es in seinen Filmen immer wieder, den Alltag darzustellen. Ganz normale Menschen, die ganz normale Dinge erleben und doch – meist auf ihre Art – besonders sind. Das war in ‚Halbe Treppe‘ genauso wie in ‚Herr Wichmann von der CDU‘. Mir hat auch ‚Willenbrock‘ gefallen. Doch diesmal ist mir eins aufgefallen: Wenn Dresen sich dem Alltag so verpflichtet und vorzugsweise den Osten Deutschlands als Schauplatz seiner Filme wählt, so hätte er auch konsequent sein müssen und die Sprache in Magdeburg übernehmen müssen. Das wäre zwar für den Großteil des Publikums eine große Last gewesen, aber sind doch gerade auch die englischen Gesellschafts- und Alltagsfilme genau deshalb so gut, weil sie Akzente und Dialekte zulassen.
Willenbrock war mein vierter Film von Andreas Dresen und der zweite, in dem Axel Prahl die Hauptrolle übernommen hat. Von beiden, auch in der Konstellation, habe ich noch immer nicht genug. Endlich mal wieder ein guter, deutscher Film.
Neulich am Zeitschriftenkiosk: Der Blick schweift durch die Frauenzeitschriftenreihe und was entdeckt er? Allegra, das Blatt, was Springer vor gar nicht allzu langer Zeit einstellte. Also, zwei Euro investiert und gleich mal gelesen. Doch leider muss ich sagen: Ich bin enttäuscht. Enttäuscht zum Beispiel von der Titeloptik.
Denn: Ich soll mich freuen, sagt Allegra. Auf Gefühle, Veränderungen, Worte, so die Überschrift. Muss sich wohl ein großer Artikel dahinter verbergen. Doch blicke ich ins Inhaltsverzeichnis, finde ich keinen einzigen Artikel, der irgendetwas mit diesem Thema und der mir angekündigten Freude zu tun haben könnte. Einzig auf der Leserbriefseite erzählt mir Jens Eichler, der Verleger der Zeitschrift, dass ich mich doch jetzt freuen kann. Weil Allegra so positiv ist, mir eine angenehme Zeit vermitteln und mich zum Entspannen anregen soll. Naja.
Doch Allegra kündigt auf dem Titel noch mehr an. Exklusiv gibt es Jürgen Vogel und einen gewissen Topher Grace. Ersteren gibt es im Interview, nicht ohne den Hinweis, dass sein neuer Film „Keine Lieder über die Liebe“ im Herbst ins Kino kommt. Leider drängt sich beim Lesen dieses Hinweises die Frage auf, ob die Autoren des Blattes wohl der Ansicht sind, dass es das Heft dann womöglich nicht mehr geben könnte, aber vielleicht bin ich auch nur einfach sehr sehr böse. Spannend ist auch, dass sich dieses Interview im Kapitel „Reportage“ befindet. Sind Interviews jetzt auch Reportagen? Oder kommen alle Texte in diesen Abschnitt, die sich über mehr als drei Seiten hinziehen?
Die zweite exklusive Person in diesem Heft ist Topher Grace, der ein Senkrechtstarter ist, denn mit 26 hat er eine Hauptrolle in „Reine Chefsache“ bekommen. Also, auf zu S. 120, zum Interview, welches mit der Überschrift „Ganz schön toph Herr Grace“ bestückt ist. Nein, ich erspare mir nun die Ausführungen über die wahnsinnige Denkarbeit der Autorin, die eine solche Überschrift ersonnen hat, will aber noch ein paar Worte zum Rest des Abschnitts „Entertainment“ verlieren, in dem sich besagtes Interview befindet. Neben weiteren Kinofilmtipps, gibt es die üblichen Platten-, DVD-, Ausstellungs- und Buchhinweise und auch eine Rubrik „Allegra Technik“, in der sich seltsamerweise nur Digitalkameras und DVD-Rekorder der Firma Panasonic befinden. Den Hinweis „Anzeige“ suche ich leider vergeblich. Eher lustig ist, dass auch eine Geschichte zum richtigen Umgang mit dem Chef im Kapitel „Entertainment“ zu finden ist.
Auch die anderen Geschichten, die auf dem Titel angekündigt werden, überzeugen mich nicht richtig. So verspricht „Flirtsignale: So sehen Sie ob ER will“ sicherlich ein bisschen Sex, was ja mittlerweile in jeder Frauenzeitschrift sein muss, doch auch hier lässt die Aufmachung zu Wünschen übrig. Bleiwüste auf zwei Seiten, viele Worte. Neu für mich ist allerdings, dass ich mich angesprochen fühlen sollte, wenn Männer sich durch die Haare fahren. Sie machen sich dann schön für mich. Auf der folgenden Seite gibt’s dann noch sieben Grundregeln für mich für einen gelungenen Flirt. Leider sehr abgedroschen, denn dass ich mich wohlfühlen, authentisch bleiben und vor allem interessiert zeigen soll, hab ich bestimmt schon tausend Mal in anderen einschlägigen Blättern gelesen.
Enttäuschend sind die auf dem Titel angekündigten Modeseiten. Ein Model mit hübschen Klamotten, nur eben unter Wasser. Doch leider kann man aufgrund der mangelnden Sicht unter Wasser nur sehr selten erkennen, was die gute Frau denn da so trägt. Schade.
Ich bin enttäuscht, entdecke dann aber auf S. 153 noch die Rubrik Short-Story, in der es Notizen von „Belle de jour“ gibt. Ja, ist es die Anne, die wir alle schon aus der Blogosphäre kennen? Das Thema könnte stimmen, schließlich geht es um die Tatsache, dass Männer über 30 einfach mal die besseren Liebhaber sind, doch hätte ein Hinweis darauf sicherlich gut getan.
Tja, kommen wir zum Fazit, und ich bewundere wieder einmal die fleißigen Leser, die es bis hierher geschafft haben: Ich bin enttäuscht. Leider kann Allegra nicht mit ihrem Vorgänger konkurrieren. Das Heft erscheint wie ein Schnellschuss, die meisten Artikel wirken nicht unbedingt klar durchdacht. Das ist schade, denn es gibt sie noch, die Leserinnen, die gehofft hatten, dass sie endlich ihre Allegra wiederhaben können. Das Layout ist nicht ansprechend, genausowenig wie eine Vielzahl der Bilder. Man kann nur hoffen, dass das Heft in der zweiten Ausgabe um vieles besser wird. Sonst heißt es schon bald wieder: Tschüß Allegra.
– Mein Horst mag Fisch ja nur gerollt. Ich mach das immer so, dass ich normalen Fisch kaufe und den dann einfach rolle, Zahnstocher rein, hält auch. Mein Horst mag nämlich keinen anderen Fisch.
– So wie Rollmops?
– Nee, halt gerollter Fisch, ohne Gurke.
– Ja, aber ist das dann nicht Beschiss, wenn du den Fisch einfach aufrollst?
– Quatsch. Das ist doch kein Beschiss.
– Mein Manfred mag Gurken ja auch am liebsten in Scheiben und nicht in Stücken.
– Na, das ist ja auch was anderes. Das schmeckt ja auch ganz anders.
Die Medienseiten der großen, deutschen Tageszeitungen verkommen immer mehr zu Fernsehfilmbesprechungsseiten. Das kann so nicht weitergehen.
Ramon ist vom Hals ab gelähmt und will diesem Zustand ein Ende machen. Weil er sein Leben nicht lebenswert findet. Schuld daran war ein Badeunfall. Kopfüber sprang er damals ins Wasser, sein Genick brach. So ist er seit 28 Jahren auf fremde Hilfe angewiesen. Freunde und Verwandte kümmern sich rührend um ihn. Trotzdem will er lieber tot sein, als weiter vor sich hin vegetieren.
Es gibt kein Recht auf den Tod. Es gibt keine Institution, die Sterbewilligen Hilfe gibt, ohne selbst dafür vor Gericht zur Verantwortung gezogen zu werden. Doch Ramon ist auf die Hilfe anderer angewiesen. Auch im Fall seines Todes.
Dann treten zwei Frauen in Ramons Leben. Zum einen Julia, eine Anwältin, die ihn vertreten will, aber selbst von einer Krankheit gezeichnet ist, die sie bald an die Hilfe anderer fesselt. Zum anderen ist es Rosa, die durch einen TV-Auftritt auf Ramons Schicksal aufmerksam wird und mit der Zeit zu einer Freundin wird. Beide interessieren sich für ihn und auch Ramon beginnt beide Frauen zu mögen. Doch ändern die neuen Erfahrungen nichts daran, dass er von seinem Ziel, seinen Tod, abrückt.
Am Ende bekommt Ramon, was er wollte: Mit Hilfe eines Glases Wasser mit Zyankali setzt er seinem Leben ein Ende, nicht ohne der Nachwelt per Video eine Botschaft zu hinterlassen. Er habe die Hilfe vieler Freunde beansprucht, die alle Dinge getan haben, die an sich nicht strafbar gewesen sind.
„Das Meer in mir“ setzt sich auf sehr einfühlende Weise mit dem Thema Sterbehilfe auseinander. Der Zuschauer kann nachempfinden, wie hilflos ein Mensch sein muss, dass in ihm der Entschluss reift, sterben zu wollen. Ebenso klammert der Film nicht aus, mit welchen Ängsten die Angehörigen geplagt werden und wie sehr wir alle doch an unserem Leben hängen. Welten prallen aufeinander.
Der Film überzeugt, kein Wunder, dass „Das Meer in mir“ als bester ausländischer Film ausgezeichnet wurde. Und „Der Untergang“ (allein vom Thema) her keine Chance hatte.