Wir lesen sie. Die eine mehr, die andere weniger. Angefangen hat alles mit der Bravo. Jeden Donnerstag kaufte ich sie mir, um darin Klatsch zu lesen, ein tolles Poster für die Wand abzustauben, das Kreuzworträtsel zu lösen und natürlich diese aufregenden Seiten zu lesen. Liebe, Sex und Zärtlichkeit hieß die eine, in der jede Woche eine kleine Geschichte über das erste Mal drin stand. Damals, selbst absolut unerfahren, träumte ich davon, dass es bei mir auch mal so romantisch zugehen sollte. (Schon bald sollte ich merken, dass all diese Geschichten gefaked waren, wer hat schon im Sommerurlaub das erste Mal Sex, pffh.)
Und auch das Dr. Sommer Team erzählte von jugendlichen Schicksalen, familiären Tragödien und pubertierenden Problemen. Weiter ging es dann mit Bravo GIRL!. Die ersten Schminktipps – Jungs, lacht nicht! – und alles ein bisschen weiblicher…
Später die Phase der jugendlichen Orientierungslosigkeit. Eine Weile war es Young Miss, den jungen Ableger der Brigitte, die meine Mutter mit Begeisterung las, dann Allegra. Immer wieder ein Blick in die Bravo. Wenig später die Ich-les-doch-nicht-so-einen-Scheiß-Phase. Wenn Zeitschrift, dann nur was Anspruchsvolles, ab und zu den Musikexpress, bloß keine Frauenzeitschrift. Und wenn dann nur heimlich die von der Mutter.
Und dann irgendwann ging es doch wieder los. Zugfahrten taten ihr Übriges und so griff ich vor Reisen immer öfter wieder ins Regal. Mal die Allegra aus alten Zeiten, die nach dem Relaunch im vergangenen Jahr leider sehr nachgelassen hatte, mal die Marie Claire, die es heute gar nicht mehr gibt. Wunderbar die vielen kleinen Pockets, die es mittlerweile gibt – dann meist die Glamour. Kurzweilig, aber auch hier eine starke Verschlechterung, seit sie zweiwöchig erscheint. Dass Qualität vor Quantität geht,… aber lassen wir das.
Und jetzt? Irgendwie bin ich wieder auf der Suche nach einem Blatt, welches ich gerne lese. Der Job verhilft mir zum Schnupperlesen in der Maxi – die ich am Kiosk nie in Erwägung gezogen hätte. Die Elle ist ganz nett, aber eben nicht Pocket. Woman ist auch nix für mich – genauso wie all die nicht genannten. Aber welche ist nun die richtige? Gibt es eine, die genau auf mich passt? Die richtige Mischung aus Trash, Herzschmerz, Liebe, Service und Mode? Vielleicht sollte ich mal wieder Pause machen. In gar keine Zeitschriften gucken, zumindest für Frauen.
Was für eine Idee: Ich les von nun an nur noch FHM. Oder Matador. Oder wie sie alle heißen. Wer weiß, was ich dabei noch über mich erfahre.