April 2023: Goldene Blogger, Working Moms und das Café ten Cate

Endlich April. Einmal im Monat blicke ich zurück auf das, was mich in den vergangenen Wochen beschäftigt hat, was ich gehört, geschaut oder gelesen habe, und manchmal vielleicht auch darüber, woran ich gerade arbeite.
Bemerkenswert:
Ich hätte nicht gedacht, dass wir das endlich schaffen, aber in diesen Osterferien ist es gelungen. Da der kleine Sohn ein Fan der „Nordseedetektive“ von Klaus-Peter Wolf ist, war das dort ansässige Teemuseum, das Café ten Cate, aber auch die Stadt Norden an sich, immer wieder Thema. Und immer wieder fragten wir uns, was wohl in einem Teemuseum ausgestellt wird. Und ob das Café wirklich so leckeren Kuchen hat. Unser Fazit nach dem Tagestrip dorthin: Schönes Museum, besonders faszinierend war die derzeitige Ausstellung zu Kunst aus Teebeuteln. Wieder ein gutes Beispiel, welche Kreativität Corona so freisetzt.


Ein bisschen länger habe ich in den letzten Wochen über das „Digital Decluttering“ nachgedacht. Welche neuen Netzwerke in den vergangenen Jahren entstanden sind, in denen ich Profile angelegt habe, um diese auszuprobieren. Die unzähligen Apps auf dem Smartphone. Der Download-Ordner auf meinem Computer. Kommt auf jeden Fall auf die To-do-Liste.


Über die Goldenen Blogger habe ich wohl genug geschrieben.

Gelesen: Trotz allem erstaunlich viel gelesen. Ich brauche das gerade sehr, abzutauchen in andere Welten. Deshalb stand auch der April wieder einmal stark im Zeichen von Belletristik. Aber auch Unterhaltung.

Miriam Georg: Elbleuchten
Ohne den Podcast „Eat Read Sleep“ wäre ich wohl nicht auf die Idee gekommen, dieses Buch zu lesen. Aber die Empfehlung von Daniel Kaiser und Katharina Mahrenholtz und deren Interview mit der Autorin waren so schön, dass ich letztes Jahr beim Bücherbummel am Rhein zugeschlagen habe, als ich das Buch da sah. Trotz der mehr als 600 Seiten.
Und da ich nur ein paar Tage gebraucht habe, das Buch durchzulesen, kannst du dir vorstellen, dass mich die Geschichte von Lily, die aus einer Hamburger Reederfamilie stammt, doch schnell gepackt hat. Ich mochte es sehr, neben der Liebesgeschichte so viel über das alte Hamburg zu lernen. Und mich mochte die Sprache der Autorin.

Miriam Georg: Elbstürme
Ja, auch Teil 2 der Saga habe ich durchgelesen. Die Geschichte ist eine andere und ich mag, dass die anderen Protagonist*innen mehr Raum bekommen. Vor allem aber mochte ich, dass Miriam Gold ein Ende gefunden hat, das nicht vor Happy End strotzt, sondern zu den Gegebenheiten der Zeit passt. Top-Zweiteiler.

Thierry Paquot: Die Kunst des Mittagsschlafs
Fand den Titel gut und das Buch hat mich inspiriert, ein wenig über meine Mittagsschlafgewohnheiten nachzudenken. Konnte aber noch nichts an ihnen ändern.

Thorsten Pilz: Weite Sicht
Auf das Debüt von Thorsten Pilz war ich richtig neugierig. Nicht nur, weil ich ihm schon eine ganze Weile hier auf Instagram folge, sondern auch, weil der Klappentext spannend klingt und das Buch mittlerweile auch von der ZEIT empfohlen wurde.
Das Buch handelt von vier Frauen, die sich ein Leben lang kennen und deren Leben durch den Tod von Friedrich, Charlottes Ehemann durcheinander gewirbelt wird. Das Buch inspiriert, über das eigene Leben nachzudenken, welche Prioritäten wir setzen, welchen Dingen wir eine Bedeutung geben. Und welchen nicht. Was wir in Beziehungen voneinander wissen (wollen) und wo wir Grenzen ziehen. Und dass Liebe im Alter genauso zum Leben dazugehört.

Ich mochte das Buch, mochte den Erzählstil, die Figuren und deren Verbindungen. Und ich hätte so gerne noch mehr über die unterschiedlichen Charaktere erfahren. Das wäre auch mein einziger Kritikpunkt.

Joseph Roth: Das falsche Gewicht
Sowohl Jochen Distelmeyer als auch Niels Frevert mögen Joseph Roth und da ich bisher noch nie etwas von ihm gelesen hatte, musste das ganz dringend geändert werden. „Das falsche Gewicht“ beginnt wie ein Märchen mit „Es war einmal“ und bleibt bei dieser Erzählform. Es wird die Geschichte des Eichmeisters Anselm Eibenschütz erzählt – seinem Aufstieg und Untergang. Ein wunderbares Buch, das das Scheitern eines Mannes erzählt – an den Strukturen und natürlich an sich selbst. Werde auf jeden Fall noch etwas von Joseph Roth lesen.

Geschaut:
Am meisten hängen geblieben ist „Working Moms“ , die Serie von Catherine Reithman. Da ist im April die finale Staffel auf Netflix rausgekommen. Ein paar Frauen werden dabei begleitet, wie sie Kinder bekommen, Leben, Job und Liebe mit Babys, Kleinkindern und Teenagern meistern. Und es gab so viele Momente in dieser Serie, in denen ich mitfühlen konnte. Besonders ans Herz gewachsen sind mir die Psychotherapeutin Anne Carlsen und PR-Lady und Firmengründerin Kate Foster. Und hach, das Finale ist wunderbar und ich werde ganz sicher etwas vermissen.

Gehört: Ich höre derzeit auch viel. Und bin selbst überrascht, dass ich bisher keine einzige Folge von „Haken dran“ von Dennis Horn und Gavin Karlmeier verpasst habe. Obwohl mir Twitter zunehmend egaler wird, auch weil ich merke, dass diejenigen, die ich immer sehr auf Twitter geschätzt habe, ruhiger werden. Bin gespannt, wann für Dennis und Gavin der Zeitpunkt kommt, der Plattform und seinem Eigentümer weniger Aufmerksamkeit zu schenken.

Judith Holofernes: Die Träume anderer Leute
Die Künstlerin Judith Holofernes erzählt, wie es war, als Mutter zweier Kinder Teil einer der erfolgreichsten Bands Deutschlands zu sein, Tourleben, bloß keine Routinen, immer unterwegs. Reißleine ziehen, Solokarriere aufbauen. Es ist eine wunderbare Geschichte einer Frau, die sich aufmacht, ein Leben zu führen, dass ihrer Familie, aber vor allem auch sich selbst gerecht wird. Dafür zieht sie Schlussstriche, enttäuscht andere und sich selbst, aber kommt am Ende in einem Lebensentwurf an, der für den Moment passt. Gleichzeitig bleibt offen, dass es auch wieder anders werden kann. Irgendwann. Ein tolles Buch, das verdeutlicht, wie sehr sich das Leben einer Frau ändert, wenn Kinder kommen. Die gesellschaftlichen Erwartungen, Erwartungen an sich selbst – das alles unter einen Hut zu bringen, ist eine Herausforderung, die es zu meistern gilt. Hab mich an die eine Situation der vergangenen Jahre erinnert.
Judith Holofernes hat eine unverwechselbare Art, mit Worten umzugehen und ich glaube, dass die Entscheidung, das Hörbuch von Nora Tschirner einsprechen zu passen, perfekt war. Denn sie schafft es, dass ich zwischendurch wirklich der Meinung war, Judith Holofernes spräche zu mir.

Und zum Schluss: Kann ich jetzt endlich die Winter- gegen die Sommersachen tauschen?

Goldene Blogger 2023: Tiktok, lernen, inspirieren

Was haben der Ukraine-Korrespondent der ARD Vassili Golod, Newsletter-Schreiberin und Popstar Dua Lipa und Wissenschaftler Thomas Ho?rren gemeinsam? Sie stehen auf der diesjährigen Shortlist der Goldenen Blogger. Zum 16. Mal werden wir, das sind Daniel Fiene, Thomas Knüwer und ich, die Preise am 24. April 2023 in Düsseldorf verleihen. Wir haben die mehr als 3700 Vorschläge gesichtet, diskutiert, die Anregungen der Akademie berücksichtigt und am Ende ist diese Liste an Nominierten herausgekommen. Du kannst dir sicher vorstellen, dass das eine, sagen wir mal, intensive Zeit war. Wer die Preise mit nach Hause nimmt? Hier geht’s zur Shortlist! Am 24. April wird darüber entschieden. 

Blogs sind nicht tot! Die Zeiten, in denen wir die Königskategorie „Blogger*in des Jahres“ mit klassischen Webseitenblogs bestückt haben, sind vorbei. Zu gut werden mittlerweile Tiktok, Instagram oder Twitter bespielt. Dennoch freue ich mich, dass es immer wieder Perlen gibt, die auch mit einem klassischen Blog auftauchen.

Kreativität dank Begrenzung:
Immer wieder wird darüber diskutiert, ob es clever ist, dass man auf Twitter nur 280 Zeichen schreiben kann. Ich bin eine große Freundin der Begrenzung, sieht man doch an Newcomer-Nominee „Daily Mann“ dass es weit weniger Zeichen benötigt, um täglich eine Geschichte zu erzählen.

Guter Journalismus rules: In diesem Jahr gibt es zum einen wieder eine Journalismuskategorie, doch auch in den anderen Kategorien sind zahlreiche journalistische Projekte vertreten, beispielsweise Flip in der Kategorie „Grüne*r Blogger“. Auch in der Kategorie „Lokal“ sind journalistische Angebote dabei – und sie sind allesamt schon länger am Markt. Oder mit einer so großen Leidenschaft betrieben, dass sie dringend mehr Aufmerksamkeit bekommen sollten. 

Tiktok ist mehr als Tanzen und Lipsync: Ja, eine Binse. Aber wieder einmal hat mich begeistert, wie viele junge Menschen die unterschiedlichsten Themenfelder unterhaltsam und gut recherchiert aufbereiten. Schau dir mal den Fußballinguisten, Was Tara sagt, Coremy, beesteez, Larsi Hempel, Aria Addams oder ChristinaLalalada an.

Nachhaltigkeit ist mehr als ein Trend: Nicht nur, dass wir in diesem Jahr auch die Kategorie „Grüne*r Blogger*in“ ins Leben gerufen haben: Es gab so viele gut gemachte Garten-, Natur- und Tierblogs – toll! 

Authentizität überzeugt: Schon im vergangenen Jahr wies Thomas immer wieder auf den Instagram-Auftritt von Profisportlerin Gina Lückenkemper hin. Auch die Accounts von Shorttrackerin Anna Seidel und dem Berliner Fußballprojekt Viktoria Berlin überzeugten uns, sodass wir in diesem Jahr auch den Profisportlerinnen eine eigene Kategorie gönnen müssen.

Düsseldorf rockt: Als wir im vergangenen Sommer die Idee hatten, die Goldenen Blogger wieder in Düsseldorf zu veranstalten, waren wir selbst überrascht, wie positiv das Echo dort war. Und deshalb freue ich mich besonders, dass wir in diesem Jahr mit unserem Projekt von so vielen Partnern unterstützt werden. Sie helfen uns, dass wir am 24. April im Kreise möglichst vieler Nominierter die Gala ausrichten und die Preisträger*innen feiern können! Danke dafür: sipgate, Deutsche Post DHL, LMC Caravan, GLS Bank, r+v Versicherung, me and all Hotels sowie Düsseldorf Tourismus und Wirtschaftsförderung Düsseldorf.

Hier geht’s zur Shortlist!

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Warum Menschen meinen Newsletter lesen

Im Juli 2022 habe ich die Leser*innen meines wöchentlichen Newsletters nach ihrer Meinung zu dem Format gefragt. Die Umfrage war nicht sehr standardisiert. Es waren in fast allen Kategorien auch Freitextfelder vorhanden. Und immer wenn jemand ein solches Feld genutzt hat, wurde es besonders interessant. Aber ich habe versucht, die Ergebnisse dennoch ein bisschen breiter zusammenzufassen. Das sind die Ergebnisse:

  • 94 Prozent der Lesenden gefällt der Newsletter gut bzw. supergut.
  • Fast 70 Prozent der Leser*innen schätzen die Themenmischung bzw. die Mischung aus Schwerpunktthema und Links zum Weiterlesen. 54 Prozent schätzen die Rubrik „Tipps und Inspiration“. In dieser Rubrik waren Mehrfachnennungen möglich.
  • Nur die Hälfte der Teilnehmenden beantwortete die Frage „Auf was könntest du verzichten?“ 42 Prozent dieser kleinen Anzahl an Teilnehmenden nannten hier die Rubrik „Sehen wir uns?“
  • Abonnierenden interessieren am meisten Themen rund um Digitale Medien und Journalismus (69%), Kommunikationsstrategien (66%), Newsletter 54%) und Social Media (57%). Auch hier waren Mehrfachnennungen möglich. Ein Bedarf nach Konzentration auf eines dieser Themen bestand nicht: 71 Prozent wünschen sich ein „lieber weiter mal so mal so“.
  • Der wöchentliche Erscheinungsrhythmus scheint für die meisten ok zu sein.

  • „Wenn du etwas ändern könntest, was wäre das?“: Rund 33 Prozent wollten nix verändern. Unter den Mehrfachnennungen (war ein Freifeld) waren Punkte wie die Optik, „mehr Zeit zum Lesen“, ein Chat- oder Zoom-Format oder „Welt retten/verbessern“.

Vielen Dank an alle, die an der Umfrage im Juli 2022 mitgemacht haben. Wer nach der Lektüre dieser Daten Lust bekommen hat, ebenfalls Teil des Abonnierendenkreis zu werden, der kann sich hier für „Post von Franziska Bluhm“ anmelden.

Bildung, Politik und jede Menge Zauber: So waren die Goldenen Blogger 2022

Pandemie, Krieg in der Ukraine – kann man da überhaupt Preise verleihen? Immer wieder habe ich in den vergangenen Wochen darüber nachgedacht. Wir haben darüber in den unterschiedlichsten Runden diskutiert und uns am Ende dafür entschieden. Umstritten – ja. Und ich würde mich wieder dafür entscheiden.

Wenn ich mir die Liste der Gewinner*innen der Goldenen Blogger 2022 anschaue, dann sind das aus meiner Sicht alles Projekte, die Aufmerksamkeit verdient haben. Aus den unterschiedlichsten Gründen.

Ira Peter hat im vergangenen Jahr mit dem Blog „Stadtschreiberin Odessa“ gezeigt, wie das Leben in der ukrainischen Stadt war und konnte sich bis zum 24. Februar 2022 nicht vorstellen, was passieren würde. Und wie gut, dass sie auch weiterhin berichtet – und hilft. Sie unterstützt die Runnebaum-Stiftung, die derzeit Medikamententransporte in die Ukraine organisiert und auf dem Rückweg Hilfsbedürftige mit nach Deutschland nimmt.

Wie gut ist eigentlich unser Bildungssystem? Eine Frage, die wir seit Ausbruch der Pandemie immer wieder diskutieren – also Eltern, Kinder und Lehrerschaft. Wie sehr würden sich die eben genannten Gruppen wünschen, dass das auch auf offiziellen Ebenen angegangen wird. Und wie gut passt es da, dass gleich zwei Projekte in diesem Jahr einen Preis erhalten haben, die genau dieses Thema aufgreifen, aktiv werden, helfen: der Netzlehrer Bob Blume und Caroline von St. Ange mit „Learn learning with Caroline“.

Welche Bedeutung Tiktok mittlerweile in Deutschland hat – für die Popkultur, im Employer Branding, aber vor allem für Kinder und Jugendliche. Auch das konnten wir bei den Goldenen Bloggern in diesem Jahr erleben: Herr Anwalt mit seinen mehr als 5 Millionen Follower*innen, die Gewinnerin der Kategorie „Berufsbotschafter*in“, Chiara Monteton sind hier nur zwei Beispiele.

Die Politik nimmt Social Media ernst: Ich habe mich sehr gefreut, dass Marie-Agnes Strack-Zimmermann persönlich vor Ort war, Lars Klingbeil und Kevin Kühnert sich zugeschaltet haben. Den Goldenen Blogger in der Kategorie „Politische Kommunikation“ abgeräumt hat dann aber doch die nicht anwesende Grünen-Politikerin Aminata Touré . Für den Twitter-Gewinner Karl Lauterbach nahm der stellvertretende Regierungssprecher Wolfgang Büchner den Preis in Empfang. Ja auch das sind die Goldenen Blogger.

Wer schreibt heutzutage eigentlich noch Blogs? Gibt es die Blogosphäre überhaupt noch? Wer diese Diskussionen anzettelt, hat keine Ahnung. Blogs leben. Auf allen Plattformen. Denn was ist das, was Blogs früher (Kleine Referenz an die Kategorie „Langstrecke“, in der Anke Gröner abräumte) ausgemacht hat: Dass man über Inhalte, Themen und die Persönlichkeit dahinter Verbindungen aufbaute, die zu Verbundenheit wurde. Und das haben all die Projekte gemeinsam, die in diesem Jahr, aber auch in den vergangenen 15 Jahren gewonnen haben: Sie schaffen Verbundenheit zu ihren Rezipienten, eine Verbundenheit, die um einiges stärker ist, als das, was viele klassische Medienmarken im Digitalen erreicht haben.

Ich danke an das große Vertrauen unserer diesjährigen Sponsoren: Deutsche Post DHL Groups, Xing, Meta, LMC Caravan, der R + V Versicherung und DB Cargo. Ich danke dem Museum für Kommunikation und deren Mitarbeiter*innen, die mir geholfen haben, mein Kleid während der Zaubershow (Danke Siegfried! Danke Joy!) schnell zu nähen. Ich danke dem Fotografen Chris Marxen von Headshots-Berlin.de für die wunderbaren Fotos. Ich danke Schalldruck, die uns mit Technik, Licht und Sound versorgt haben. Ich danke unserem großartigen Team, die jedes Jahr wieder Lust haben, die Sause mit uns zu stemmen.

Und ich danke allen, die Lust und Zeit investiert haben, mit uns gemeinsam ein paar Stunden dem Alltag entflohen zu sein und einen Scheinwerfer auf all die positiven Seiten des Internets geworfen zu haben.

Die Liste der Sieger:

Blogger*in des Jahres: Bob Blume – der Netzlehrer

Newcomer*in des Jahres: “Stadtschreiberin Odessa“ – Ira Peter

Bester Einzelbeitrag: Rezo – “Zerstörung: Finale – Korruption”

Bestes Nischen-/Themenblog: Comic-Denkblase

Newsletter des Jahres: Cool genug

Podcast des Jahres: Being Timo Schultz

Instagrammerin des Jahres: Learn learning with Caroline

Twitter-Account des Jahres: Karl Lauterbach

TikToker des Jahres: HerrAnwalt

Bester Social Media-Auftritt einer Celebrity: Marijke Amado auf Instagram

Flauscher*in des Jahres: Lisa Kestel auf Instagram

Berufsbotschafterin des Jahres: Chiara Monteton – Dachdeckerin Chiara

Politische Digitalkommunikation: Aminata Touré auf Instagram

Bürgerschaftliches Engagement: Hass Melden

Langstrecke: Anke Gröner

Die Kunst des guten Erzählens am Beispiel von Helgoland

Zum ersten Mal war ich als Mitglied der Theater-AG meiner Schule auf Helgoland. Wir sollten dort unser Stück aufführen – „Der Geizige“ von Molière. Danach folgten noch einige Besuche. Und nach jedem Besuch auf Deutschlands einziger Hochseeinsel fuhr ich mit dem Gefühl: War schön, aber ich muss wiederkommen. Weil sie so schön ist, ich fasziniert bin von der Leere, wenn die Tagesbesucher wieder in ihre Katamarane gestiegen sind, weil es dann doch noch so viel Unentdecktes gibt. Und nach der Lektüre von Isabel Bogdans neuem Buch „Mein Helgoland“ habe ich nun noch ganz viele andere Gründe gefunden, die Insel noch einmal zu besuchen.

“Mein Helgoland” ist eine Erzählung von Isabel Bodgan, die lange Zeit vor allem als Übersetzerin tätig war. Als sie vor einigen Jahren selbst einen Roman veröffentlichte, wurde der gleich zum zum Bestseller. (Sie ist zudem eine Bloggerin der ersten Stunde, aber das ist eine ganz andere Geschichte.) Bodgan erzählt über ihr Helgoland, das sie sehr stark mit dem Schreiben verbindet, denn dort verbrachte sie die eine oder andere Schreibzeit – allein und mit befreundeten Autor*innen. Und deshalb erzählt sie nicht nur von Helgoland, sondern auch vom Schreiben, worauf es ankommt, was ihr hilft, wie Romane und Geschichten entstehen. Das Allerschönste an dem Buch sind die Parallelen, die sie zieht, zwischen dem Geschichten erzählen, dem Schreiben und einem Besuch auf Helgoland. Was es für gutes Storytelling benötigt – auch hierfür liefert sie Inspiration.

„Schreiben ist auch eine Insel. Man ist allein mit dem Text, abseits von allem anderen, und man bleibt gedanklich auch dann, wenn man gerade nicht am Schreibtisch sitzt, immer irgendwie bei der Geschichte, bei den Figuren, bei dem Thema, mit dem man sich gerade befasst. Man findet im Alltag plötzlich Dinge, die man für den aktuellen Roman gebrauchen kann, man hält immer die Augen offen nach verwendbarem Material (…).“

Viele dieser unverwechselbaren Helgoland-Momente bringt sie mit dem Schreiben in Verbindung. Die Düne als Abschweifung, Nebenthema, die dadurch zum heimlichen Star der Geschichte wird. Sie verdeutlicht das am Besuch in den Bunkergewölben von Helgoland: „Für eine gute Geschichte muss man ebenfalls tief hinuntergehen, mitten rein ins Fundament. Dahin, wo die Verletzten und die Toten sind. Wo die Traumata sitzen. Man muss das nicht alles im Detail erzählen, aber als Autorin muss ich wissen, wie das Fundament aussieht. Ich muss wissen, in welchem tiefen Loch meine Figuren gesessen und sich zu Tode gefürchtet haben.“

Ein bisschen Unterstützung holt sie sich dabei von Helgolands berühmtestem Autor James Krüss, vor allem, wenn es um die Kunst des Erzählens geht und zitiert ihn wie folgt: „Kästner hat mir sehr viele Ratschläge erteilt, wie man Kinderbücher schreiben muss. Zum Glück habe ich keinen einzigen seiner Ratschläge befolgt. Denn jeder muss sich seine eigenen Rezepte machen.“

Zum Schluss findet Isabel Bogdan eine wunderbare Parallele zwischen dem drohenden Ende des Aufenthalts auf der Insel und der Frage, wann eine Geschichte eigentlich fertig ist. „Fertig ist man nie, man kann immer noch weitermachen, immer noch mal überarbeiten, etwas ergänzen, streichen, komplett ändern. Wann ist es fertig? Fertig ist immer auch eine Entscheidung (powered by deadlines).“

Hier kann ich wiederum Parallelen erkennen: Fertig werde ich mit Helgoland nie. Aber ich entscheide mich dafür, in das Schiff zu steigen und vorerst zurückzufahren. Genauso wie ich jetzt der Meinung bin, dass ich dir am Ende dieses Textes den Link zum Buch darreiche, den Fun-Fact, dass die Ärzte in der ersten Demofassung des Songs „Westerland“ Helgoland besungen haben und einen dazugehörigen Youtube-Beweis. Viel Spaß mit dem Ohrwurm.

(Dieser Text war in einer abgewandelten Version Teil meines Newsletters, in dem ich jede Woche Inspiration, Best Practice und Tipps und Tricks zur Digitalen Kommunikation verschicke. Hier kannst du ihn abonnieren.)

Kann man von Merkel etwas für die digitale Kommunikation lernen? Ein Versuch.


An den vergangenen drei Abenden habe ich jede freie Minute damit verbracht, den Deutschlandfunk-Podcast „Merkel-Jahre – der unwahrscheinliche Weg der Angela M.“ zu hören (ganz gut gemacht!) und dabei kam mir eine Idee: Könnte man einige der positiven Merkel-Prinzipien, die ihr immer wieder nachgesagt werden, nicht auch in die digitale Kommunikationswelt übertragen? Nach einigem Hin und Her kam ich zu dem Schluss: Ich versuch es einfach mal. Hier sind sieben Merkel-Prinzipien für die digitale Kommunikation. Also los. 

1. Rainer Eppelmann, Thomas de Mazière oder Jean-Claude Juncker – egal welcher ihrer Wegbegleiter in dem Podcast zitiert wird, aber auch in den zahlreichen Porträts, die dieser Tage über Angela Merkel erscheinen: Immer wieder wird darauf hingewiesen, dass Merkels große Stärke sei, die Dinge vom Ende her anzugehen.
Heißt: Nur wenn ich weiß, was ich erreichen möchte, kann ich auch zielgerichtet handeln. 

2. Als Angela Merkel aus der Fraktionsführung heraus 2005 in den Wahlkampf zog, versuchte sie es mit einem recht radikalen neoliberalen Kurs, der ihr beinahe den Wahlsieg gekostet hat. Wäre sie dabei geblieben, wäre eine Große Koalition nicht möglich gewesen. Oder die Kehrtwende beim Atomausstieg nach der Katastrophe in Fukushima 2011. Die einen warfen ihr Prinzipienuntreue vor. Andererseits könnte man auch sagen: Sie trifft Entscheidungen dann, wenn Zeit und Stimmung günstig sind. 
Heißt: Jeder Inhalt sollte perfekt auf Kontext und Zielgruppe abgestimmt werden. 

3. Die Datsche in der Uckermark, die Kartoffelsuppe als Lieblingsessen, die Urlaube in den Bergen – trotz ihrer Rolle auf den internationalen Weltbühnen bleibt sie sich treu und steht dazu.
Heißt: Authentisch bleiben.

4. Es gibt diese eine Anekdote aus Merkels Zeit als Umweltministerin, als der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl eine Verordnung zum Sommersmog nicht diskutieren wollte. Da seien ihr Tränen gekommen, was natürlich auch an die Medien durchgestochen wurde. Schnell habe sie gelernt, Gefühle haben in der Politik meist nichts zu suchen. Und wenn dann setzt sie sie wohl dosiert ein. Zum Beispiel, als sie sich 2015 mit folgenden Satz an die deutsche Bevölkerung richtete: „Wenn wir jetzt anfangen, uns noch entschuldigen zu müssen dafür, dass wir in Notsituationen ein freundliches Gesicht zeigen, dann ist das nicht mein Land“. 
Heißt: Nur wer Fehler macht, entwickelt sich weiter. Und: Wenn wichtige Botschaften auch wirklich ankommen sollen, braucht es eine emotionale Ansprache.

5. Ziemlich häufig gab es die Momente, in denen Angela Merkel zu einem Thema lange Zeit nichts sagte, die öffentlichen Debatten laufen ließ. So lange, bis sich das eine oder andere Thema von alleine erledigte, der eine oder andere politische Gegner sich durch die vorschnelle Reaktion selbst erledigte.
Heißt: Die erste Reaktion ist nicht immer die beste. Auch wenn es gerade in emotionalen Momenten verdammt schwer fällt.

6. Erinnerst du dich noch? Die EU-Gipfel während der akuten Phase der Finanzkrise waren lang und zäh, wurden unterbrochen und am Ende kamen nach nächtelangem Ringen nur Miniergebnisse heraus. Für ihre Beharrlichkeit wurde sie selbst von politischen Gegnern geschätzt, dass überhaupt etwas herauskam, lag oft auch an Merkels Rolle. In diesem Artikel über eine Merkel-Biographie beschreibt der Autor Stefan Reinecke ihre Strategie in Krisensituationen: „Sie strebte keine Ziele mehr an, sondern entwickelte die situative Reaktion auf Krisen zur Perfektion.“ Eines ihrer Erfolgsrezepte: perfekte Vorbereitung durch penibles Aktenstudium. 
Heißt: Dranbleiben, reinfuchsen und optimieren. Dann gibt’s auch gute Ergebnisse.

7. Es ist schon erstaunlich, wie konstant der engste Kreis um Angela Merkel über all die Jahre geblieben ist. Ich bin fest überzeugt, dass es daran liegt, dass sich hier jeder auf jeden verlassen kann.
Heißt: Such dir Vertraute und vertraue, gib Rat und suche ihn, sei verlässlich. 

Und nein: Nächste Woche kommen dann nicht die sieben Merkel-Schwächen, die du auf keinen Fall in der digitalen Kommunikation anwenden solltest. 

(Dieser Text war Teil meines wöchentlichen Newsletters. Hier kannst du ihn abonnieren.)

Sieben spannende Erkenntnisse aus dem Digital News Report

Einmal im Jahr erscheint der Digital News Report, der global betrachtet, wie sich Medienkonsum verändert: Wie mobil ist der Nachrichtenkonsum? Wie groß ist das Vertrauen in klassische Medienunternehmen? Und welche Veränderungen haben die vergangenen Monate der Corona-Pandemie gebracht, in denen ohnehin alles noch viel digitaler war als zuvor? Ich habe mir den Report durchgelesen. Hier die spannendsten Erkenntnisse für Deutschland. (164 Seiten selber lesen? Viel Spaß!)

Erstens: Die Pandemie hat gedruckte Publikationen auf unterschiedlichste Weise hart getroffen, auch wenn der Anteil derer, die in der vergangenen Woche eine Papierzeitung gelesen haben, schon seit Jahren rückläufig ist. Seit 2016 sehen wir ein Minus von damals 38 auf nunmehr 26 Prozent.

Zweitens: Der Nachrichtenkonsum übers Smartphone ist weiter gestiegen, liegt jetzt bei 73 Prozent. Also immer schön die mobile Ansicht von deinen Inhalten checken, gell?

Drittens: Grundsätzlich ist das Vertrauen in Nachrichten gestiegen, auch wenn die Lücke zwischen News auf Medienseiten und News in Social Media größer geworden ist. Besonders spannend aber, wie die Menschen die Fairness von Medien beurteilen. Je jünger, desto unfairer werden Medien wahrgenommen: 37 Prozent der 18- bis 24-Jährigen, sagen dass die Medienunternehmen unfair berichten. Mehr noch: Es sind vor allem die jungen Frauen, die sich unfair behandelt fühlen. Die Auswertung ergab außerdem, dass sich Menschen, die sich eher rechts in ihrer politischen Gesinnung einordnen und die, die im Osten Deutschlands und vor allem in Thüringen und Sachsen wohnen, ebenfalls unfair behandelt fühlen.

Viertens: Klassische Medien laufen Gefahr, die Gruppe der 18- bis 24-Jährigen – die sogenannte GenZ – immer weniger zu erreichen. Apps und Nachrichtenseiten werden von ihnen als eher unwichtige Quelle für Nachrichten angesehen: Sie informieren sich auf Social Media, mit Aggregatoren oder mobilen Pushnachrichten. Die Autor*innen sehen das Erreichen dieser Zielgruppe als die größte Herausforderung für klassische Newsrooms an, denn die dort arbeitenden Journalist*innen konsumieren und produzieren News meist noch auf klassische Art und Weise.

Fünftens: Obwohl es in den vergangenen Monaten in einigen Ländern signifikante Bewegungen gegeben hat hin zu mehr Paid-Newsangeboten, liegt in Deutschland der Anteil derer, die im vergangenen Jahr für Online-News gezahlt haben, stabil bei neun Prozent. Wie im vergangenen Jahr. Trotz Corona-Pandemie. Ernüchternd auch der Ausblick der Studienersteller: Subscriptions are beginning to work for some publishers but it is not clear that they will work for all consumers. Most people are not interested enough in news, or do not have sufficient disposable income to prioritise news over other parts of their life. Others may resist because they enjoy being able to pick from multiple sources and do not wish to be confined to one or two publications.

Sechstens: Das Geschäftsmodell Regional- bzw. Lokalzeitung wird immer wackeliger. Die einzigen guten Gründe für die Lektüre sind die Themenbereiche lokale Politik und Kriminalität. Alle anderen Themenbereiche wie Wetter, Immobilien, Jobs und Freizeitangebote finden und suchen die meisten lieber auf Suchmaschinen oder „anderen Seiten“.

Siebtens: Stellt sich die Frage, wer in Zukunft Medien finanziert. Der Staat soll schon mal nicht unter die Arme greifen, sagen immerhin 50 Prozent der deutschen Befragten. Könnte ein Zusammenhang zu der nächsten Zahl bestehen: Rund die Hälfte ist nicht über die finanzielle Ausstattung von Medienunternehmen besorgt.

Mein persönliches Fazit: Die Finanzierung vieler klassischer Medien steht weiterhin auf wackeligen Füßen – denn der von vielen Medienhäusern erhoffte Gewöhnungseffekt an das Zahlen für Online-Nachrichten, bleibt in Deutschland aus. Mehr denn je ist es notwendig, mit sehr spezifische Angeboten unterschiedliche Zielgruppen perfekt zu bedienen. Und dazu zählen auch Angebote für die 18- bis 24-Jährigen. Plus: Ohne Social-Kanäle wird‘s schwierig.

(Dieser Text war Teil meines Newsletters. Hier kannst du ihn abonnieren.)

So waren die Goldene Blogger 2021

Teresa Bücker ist Bloggerin des Jahres

Rund 2.000 Einzelvorschläge aus der Community, mehr als 26.000 Menschen, die beim Online-Voting mitmachten, fast 8.000 Zuschauer*innen im Livestream, 20 glückliche Gewinner und Nominierte, die zwar nicht gewannen, sich aber trotzdem freuten, plus ein ausgewachsener Shitstorm. Die 14. Verleihung der Goldenen Blogger war in vielerlei Hinsicht eine ganz Besondere. Gesendet aus dem Green-Screen-Studio, keine Nominierten vor Ort – nur unser kleines und das Technik- und Kommunikationsteam der Deutschen Post DHL.

Ich könnte jetzt eine lange Liste der Highlights teilen, die ich an diesem Tag erlebte. Alleine das Erlebnis, mal wieder unter so vielen Menschen zu sein – getestet, mit Maske und auf Abstand, aber immerhin. Aber ich möchte jetzt darüber schreiben, was mich gestern am allermeisten faszinierte und inspirierte: Die Leidenschaft der Nominierten und Gewinner*innen: Blogger*in des Jahres, Teresa Bücker setzt sich seit Jahren dafür ein, dass sich die Rolle von Frauen, Müttern und Kindern verändert. Das Team von „Bruchstücke“ möchte einen Beitrag leisten, um den Wandel in der Welt konstruktiv zu gestalten.

Leidenschaft sorgt dafür, dass selbst Themen, die den Ruf haben, für die Masse nicht kommunizierbar zu sein, eben doch ein Publikum erreichen können – mit guten Ideen und ein paar Kniffen: “Wir wollten unsere Marke emotionalisieren und menschlich sein. Wir wollen auf Twitter mit einer anderen Emotionalität rausgehen. Damit wollen wir rausbringen, dass wir durchaus wichtige Dinge tun, gerade im letzten Jahr“, sagte der DB-Cargo-Vertreter bei uns im Livestream. 

Ebenfalls wurde klar, wie wichtig die Community bei all diesen Projekten wirklich ist. Gemäß der Regel „Was dir gut tut, tut anderen (vielleicht) auch gut und andersrum“. Ich war total gerührt, als ich sah, dass Schauspielerin Elena Uhlig in ihrem Kölner Hotelzimmer nicht nur für einen passenden Hut und Hintergrund gesorgt hatte, nein, sie streamte die Verleihung parallel über ihr Smartphone an ihre eigene Community und ließ diese so an den Erlebnissen im Backstage-Zoomcall teilhaben. „Ich bin Künstlerin, um Menschen zu unterhalten – ich mache das, was ich tue, um Menschen zum Lachen zu bringen. Ich bekomme auch viele positive Rückmeldungen, das hilft einem sehr durch diese Zeit“, ließ sie uns wissen. Wie wichtig die eigene Zuhörerschaft ist, wurde auch bei der Aussage der Macher des Podcasts „Geschichten aus der Geschichte“ deutlich: „Jede Woche eine Geschichte zu erzählen, dafür ist unsere Community ein ganz großer Antrieb!“ 

In diesem Zusammenhang freue ich mich auch darüber, dass uns Deutsche Post DHL, Facebook, Xing, Mumm und Godaddy in diesem Jahr unterstützt haben: Jede*r Nominierte konnte so eine Dinner-Box erhalten mit Gala-Dinner, Getränken seiner Wahl, Keksen, ja selbst ein Katerfrühstück war so drin plus Goldene-Blogger-Briefmarken. Und beim Nominierten-Dinner im Vorfeld auf Wonder.me hatten alle nicht nur Verpflegung, sondern auch gleich das erste Smalltalkthema als Eisbrecher.

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Leidenschaft hat aber bekanntlich nicht nur gute Seiten. Sie kann zum Beispiel dazu führen, dass man den Blick auf das große Ganze verliert. Dass man zum Beispiel nicht mehr in der Lage ist, andere Positionen wahrzunehmen, bzw. auf Gegenpositionen mit Hass, Beleidigungen und Hetze reagiert. Für den Kontext: Die Nominierung des Bocholter Landschwein in der Kategorie „Berufsbotschafter*in“ gefiel nämlich nicht jedem und die Reaktionen darauf wiederum nicht den Anhängern des Landschweins. Ein konstruktiver Diskurs ist dann nicht mehr möglich, Veränderungen schon gar nicht. Unser offizielles Statement, das Thomas‘ in der Show vorgetragen hat, könnt ihr hier nachlesen.

Umso mehr freut mich, dass sich viele der Preisträger*innen dennoch für ihre (gute) Sache einsetzen so wie die Newcomer-Gewinner*innen Rosamag, Rice and Shine, Mailab oder Katja Scherers „Wirtschaft in Afrika“.

Ein weiser Mann namens Georg Wilhelm Friedrich Hegel soll mal gesagt haben: „Nichts wirklich Wichtiges ist ohne Leidenschaft erreicht worden.“ Und das Internet ist dafür eben auch ein guter Ort.

Und so wird es wohl auch 2022 wieder eine Ausgabe der Goldenen Blogger geben. Hoffentlich mit allen Nominierten vor Ort und Party danach. Es wird schließlich eine Jubiläumsausgabe werden.

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Weitere Reaktionen
Was Thomas Knüwer schreibt
Was DWDL schreibt
Was der Bayerische Rundfunk schreibt
Unsere Pressemitteilung beim Tagesspiegel


Die Goldenen Blogger 2021 – alle Preisträger im Überblick

Blogger*in des Jahres

  • Teresa Bücker
  • Newcomer*in des Jahres

  • RosaMag
  • Bester Einzelbeitrag

  • Joachim Leitenmeier: Ich bin ja kein Rassist, aber halt schon
  • Ludger Wess: Wir brauchen die Kartoffelwende
  • Minh Thu Tran und Vanessa Vu: Hamburg 1980 – Als der rechte Terror wieder aufflammte
  • Beste(r) Blogger*in ohne Blog

  • Joko und Klaas für ihre „15 Minuten“ bei ProSieben
  • Bestes Nischen- oder Themenblog

  • Wirtschaft in Afrika
  • Bester Podcast

  • Geschichten aus der Geschichte
  • Bester Instagram-Account

  • Museum of Deutschland
  • Bester Twitter-Account

  • DB Cargo
  • Bester TikTok-Account

  • Elisa Valerie
  • Bester Social-Media-Account einer Celebrity

  • Die Maus auf Instagram
  • Bestes Wissenschaftsblog

  • Methodisch Inkorrekt
  • Beste(r) neue(r) Medienmacher*in

  • Sportfrauen.net
  • Beste(r) Lockdown-Tröster*in

  • Discovery Panel und ihr Quarantäne-Qast
  • Beste(r) Berufsbotschafter*in

  • 5_sprechwunsch
  • Beste Comedy

  • Hazel Brugger
  • Bestes Politik-Blog

  • Hinterzimmer-Politik
  • Sonderpreise

  • Mailab
  • NDR Coronavirus Update
  • Warum Journalismus so anfällig für Desinformationsstrategien ist

    In einer der letzten Ausgaben des Corona-Virus-Updates sprach Charité-Professor Christian Drosten mal nicht nur über die neuesten Erkenntnisse zum Thema Impfen und Co., sondern ging auch auf die Rolle von Medien und Journalist*innen ein, die in der derzeitigen Situation nicht immer nur eine rühmliche ist. Seiner Meinung nach trügen Medien einen großen Teil dazu bei, dass in Deutschland „Grundprinzipien der Wissenschaftsleugnung“ zu erkennen seien. (Denkt in den Redaktionen eigentlich noch jemand nach, wenn dort „Stramme Notbremse verhindert“ in die Dachzeile geschrieben wird?). Ich fand es einigermaßen erstaunlich, dass ein Virologe im Podcast die PLURV-Strategien zur Desinformation erläutert.

    Nun ist das vor allem Drostens Eindruck, doch dieser hat natürlich eine Berechtigung, wenn man sich die unterschiedlichen Strategien einmal genauer anschaut und einordnet, wie anfällig Journalist*innen für diese Form von Einflussnahme sind. (Was (Krisen-)Kommunikatoren natürlich auch in allen möglichen Kontexten nutzen). Aber der Reihe nach und Buchstabe für Buchstabe in PLURV erklärt:

    P steht für Pseudoexperten: Eine unqualifizierte Person wird als Experte hinzugezogen.
    Warum Journalist*innen hier anfällig sind: Um den Vorwurf der einseitigen Berichterstattung vorzubeugen, sollen möglichst alle Seiten eines Problems dargestellt werden und viele Perspektiven gezeigt werden. Problematisch wenn Minderheits- bzw. nicht wissenschaftlich gestützte Meinungen hier auf gleicher Höhe präsentiert werden. Das ist umso verlockender, weil steile Thesen häufig überraschender sind und im Online- und Social-Media-Zeitalter so leichter Aufmerksamkeit bringen.

    L steht für Logikfehler: Argumente sind bei näherer Betrachtung unlogisch.
    Warum Journalist*innen hier anfällig sind: Einfache Worte, verständliche Argumente, Zuspitzung das wollen die Leser*innen, Zuhörer- und Zuschauer*innen – das kann zu Lasten der Korrektheit gehen. Personalisierung ist ein gern verwendetes Mittel, um komplexe Sachverhalte darzustellen (Gefahr der Ad-Hominem-Argumentation), Analogien können irreführend sein, mehrdeutige Begriffe können anders interpretiert werden.

    U steht für unerfüllbare Erwartungen: zum Beispiel an die Wissenschaft.
    Warum Journalist*innen hier anfällig sind: Ein aktuelles und vor allem relevantes Thema bringt Aufmerksamkeit, Klicks, Traffic, Abos, also braucht es immer wieder neue Drehs, Wendungen, Argumente. Wissenschaftler*innen können im Fall der Corona-Pandemie nur gebetsmühlenartig wiederholen, was die geeignete Maßnahmen sind. Doch der immer gleiche Hinweis auf AHA-Regeln und Co. bringt ebendiese Aufmerksamkeit nicht.

    R steht für Rosinenpickerei: Informationen werden bewusst lückenhaft ausgewählt, so dass sie die eigene Position zu stützen scheinen.
    Warum Journalist*innen hier anfällig sind: Auch hier kommen wirtschaftliche Interessen zum Tragen – verkürzt: je besser die Geschichte, desto mehr Aufmerksamkeit, desto mehr Umsatz.

    V steht für Verschwörungsmythen: Geheimbünde, Komplotte, abstruse Zusammenhänge werden konstruiert.
    Warum Journalist*innen hier anfällig sind: Im Kampf um Aufmerksamkeit werden immer wieder neue Drehs, neue Aspekte gesucht – Hauptsache die Story stimmt. Zudem: In vielen Redaktionen gilt das Credo bei Geschichten um eine Person: Auch keine Reaktion ist eine Reaktion. Menschen, die hier nicht so erfahren im Umgang mit Medien sind, können hier ganz schnell in Ecken gestellt werden, in die sie ganz und gar nicht reingehören.

    Warum ich das aufschreibe? Weil ich hoffe, dass sich Journalist*innen gerade jetzt ihrer Verantwortung bewusst sind, auch wenn sie monetäre Interessen verfolgen.

    Grafik kennst du, oder?

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    Quelle: Internet – oder: Wie medienkompetent bist du?

    Wie gut können Menschen selber einschätzen, ob ein Post bei Facebook von einer vertrauenswürdigen Quelle kommt? Wie gut können sie unterscheiden, ob sie es mit einer Nachricht. einem Kommentar oder gar Werbung zu tun haben? Diese und weitere Fragen zur Medien- und Nachrichtenkompetenz hat die „Stiftung Neue Verantwortung“ mit Hilfe eines dafür konzipierten Tests untersucht und ist zu erstaunlichen und durchaus beunruhigenden Ergebnissen gekommen (Den Test kannst du hier übrigens selbst mal machen – schreib mal in die Kommentare, was bei dir herausgekommen ist!):

  • Mehr als die Hälfte der Teilnehmenden hält ein Advertorial für eine Information und gerade einmal 7 Prozent erkennen den Hinweis „Advertorial“ als Werbekennzeichnung auf einem Nachrichtenportal.
  • Ein Drittel hält einen Kommentar für eine tatsachenorientierte Berichterstattung.
  • Immerhin 35 Prozent erkennen nicht, dass ein Geschäftsführer eines Flugreiseportals bei seiner Berichterstattung über Flugreisen evtl. einen Interessenkonflikt haben könnte.
  • Nur 50 Prozent der Befragten weiß, dass Nachrichten über einen Bundesminister ohne die Genehmigung des Ministeriums veröffentlicht werden dürfen.
  • Nur die Hälfte der Befragten weiß, dass Bundestagsabgeordnete nicht darüber entscheiden, worüber der öffentlich-rechtliche Rundfunk berichtet.
  • Bei 46 Prozent derjenigen, die den Test gemacht haben, liegt die digitale Nachrichten- und Informationskompetenz im (sehr) geringen Bereich – wobei Jüngere tendenziell kompetenter sind als Ältere, auch die politische Grundhaltung ist hier ein entscheidender Faktor: Die besten Ergebnisse erzielen FDP- und Grünen-Anhänger*innen, die schlechtesten AfD-Sympathisanten.
  • Liest man das alles, bleibt auch für die Studienmacher*innen nur ein Fazit: Es gibt viel zu tun. Drei Punkte werden hier vor allem genannt: eine bessere digitale Schul- und Erwachsenenbildung (oh well), mehr Transparenz im Journalismus (und mehr transparenten Journalismus) sowie bessere Plattformarchitekturen und klarere Kennzeichnungen.

    Doch ein paar Fragen bleiben noch unbeantwortet und auch ich habe da derzeit noch keine befriedigenden Antworten gefunden: Wie erreiche ich die Erwachsenen und vor allem die Älteren (noch)? Und wie vermittle ich, dass Kompetenzen fehlen bzw. Defizite vorliegen und dass es ein Gewinn wäre, diese Lücken zu schließen? Gutes Storytelling ist hier sicherlich hilfreich und ein solcher Test ist wohl keine schlechte Idee. Besser wäre es, direkt im Anschluss Angebote zu erhalten, die eigenen Kompetenzen zu verbessern.

    Also: Wer hat Interesse, seine Medienkompetenz zu verbessern? Ich helfe gern – einfach Mail schreiben! :)

    (Der Text war Teil meines wöchentlichen Newsletters. Hier kannst du ihn abonnieren.)