Warnschilder

‚Bitte während der Zugfahrt unseren Führer nicht ansprechen!’ Ist es also schon wieder soweit.

The Cure

Neues Album – auf dem Weg zum Zahnarzt gehört. Gut. Genau das Richtige im Moment. Danke.

FILM: Zatoichi

Ort: Filmtheater am Friedrichshain. Zeit: halb neun. Plätze: Mitte, vorn, weil meine Brille am Freitag morgen leider unauffindbar war. Aber egal, ich war im Kino und habe den Film über den blinden, blonden Wanderer gesehen, der sich sein Geld mit Massagen, Würfeln verdient und der mit viel Charme auch immer eine Bleibe findet. Das ist die Fassade, denn eigentlich ist dieser Mann, der vom Regisseur Takeshi Kitano gespielt wird, ein großer Schwertkämpfer.

Er kommt in ein Dorf, in dem eine Gang die Bewohner unterdrückt. Jeder, der sich gegen sie richtet, wird brutal beseitigt, insbesondere seitdem ein anderer Samurai seine Dienste angeboten hat. Zatoichi lernt dann noch zwei Geishas kennen, die auf der Suche nach dem Mörder ihrer Familie sind.

Viele Handlungsstränge, die geschickt miteinander verknüpft werden, so dass man, als ungeübter Japan-Filme-Seher leicht den Überblick verliert. Der Film ist unheimlich schön erzählt, mit vielen lustigen Akzenten, jeder Menge Kampfszenen und spritzenden Blutfontänen – Kill Bill lässt grüßen. Denn auch dieser Film persifliert die japanischen Samuraifilme.

Nachdem ich zunächst mehr als skeptisch war, war ich positiv überrascht, was dieser Regisseur auf die Beine gestellt hat. Unklar bleibt dem unbedarften Zuschauer, warum jedermann diesen Zatoichi kennen sollte, weshalb dieser so eine Kultfigur in Japan ist. Die Musik hat ebenfalls überzeugt, auch wenn mir die Schlussszene mit Tanz weniger gefallen hat.

Beschwingt ging ich aus dem Kino, guter Film und zum Elfmeterschießen war ich dann auch noch rechtzeitig vor dem Fernseher. Wenn das kein Timing war.

Am Wochenende also das erste Mal das Gefühl, in diese Stadt nicht mehr zu gehören. Nicht unerwünscht, aber nicht mehr hierher gehörend. Immer wieder der Gedanke, ob ich mich nicht einfach in den Zug setzen soll, dem Ganzen ein Ende bereiten, wir werden an diesen Tagen nicht mehr warm miteinander. Nicht dieses Hinhalten, erwünschte Gemeinsamkeiten, die keine mehr sind. Ein Blick auf die Spree, der nicht derselbe ist wie der auf den Rhein. Nicht mehr derselbe sein kann, weil die Dinge sich verändert haben.

Befremdet den CSD in der Stadt tobend wahrnehmen, obwohl ich noch vor einigen Wochen mit demselben in Düsseldorf fremdelte. Lächelte – süß das.

Aber es ist nicht mehr, wie es war. „Mir kommt es schon viel länger als zwei Monate vor“ – wie recht sie mit diesen Worten hat. Es ist Zeit vergangen, Zeit, die Barrieren aufbaut. Welten trennt. Für immer? Und ganz?

Three Lions on a shirt,
Jules Rimet still gleaming,
Thirty years of hurt,
Never stopped me dreaming,
I know that was then,
but it could be again

Ich liebe es!

Der kleine Junge mit einem Gutschein-Blatt von McDonald’s in der Hand. Quengelnd: „Die Bahn kommt nicht, dann können wir gar nicht zu McDonald’s gehen.“ Sein Bruder angesteckt. Höchstleistungen bei den Eltern sind gefordert. Beschwichtigen, trösten, ablenken. „Die Bahn kommt doch gleich“, und obwohl nichts zu hören ist, wirklich nichts, lauschen die beiden Jungen gemeinsam mit dem Vater, ob denn die Bahn endlich kommt. Aber es nützt nichts, der Blick des Kleinen wird immer verzweifelter, er bangt um das „leckere“ Essen. Tränen kullern die Wange herunter – das ist wahrer Schmerz. Dann kommt die Bahn endlich, aber: immer noch kein Lächeln auf seinem Gesicht. Einsteigen, abfahren, an der nächsten Station müssen sie auch schon wieder raus. Diesmal ein anderes Problem: Der Größere will den Türöffner drücken. Er tut es auf der falschen Seite, und damit nicht noch mehr Tränen kullern müssen, weise ich ihn darauf hin. Erleichtert schaut der Vater mich an: Endlich angekommen, bereit zum Abendbrot und weitere Tränen vermieden. Freuen sich Eltern eigentlich, endlich mal wieder zu McDonald’s zu gehen? Dieses Ab-und-zu-ist-es-ja auch-ganz-ok-Gefühl beim Biss in den Burger, zuhause gibt’s ja nicht so oft Cola und die Pommes sind ja auch ganz knusprig. Würde mich mal interessieren.

Kettcar – Im Taxi weinen

Na dann herzlichen Glückwunsch.
noch ein ganz kleines Stück Jungs.
das böse fiese Leben erdrückt uns.
Ich mein: Hat nichts zu bedeuten, kostet halt nur Leben.
Meins, deins, seins – ich würd mal sagen von jedem.
Es ist auch nur die Angst, die bellt,
wenn ein Königreich zerfällt in ziemlich genau gleich große Teile.
Past und present future und Selbstmitleid für alle.
Jeder bringt sich selbst nach Haus und fast vernünftig aber raus.
Die Kuh vom Eis und was es heißt,
ab jetzt wird eingetauscht.
Das Gegenteil von gut ist gut gemeint
in Empfindsamkeit vereint. hier.
Befindlichkeitsfixierter Aufstand.
Hetero und männlich, blass und arm
weil wir bleiben wie wir warn
und „Feuer frei und weiteratmen“
das gute Wissen ist nicht billig
zwischen „…glaub ich nicht…“ und „…will ich…“
und das ist lustig wie ein Grab
ist man jetzt wo man nicht mehr high ist,
froh dass es vorbei ist?
Der Tag an dem wir uns
„we’re gonna live forever“ auf die Oberschenkel tätowierten,
war der Tag, an dem wir wussten,
die Dinge, die wir sehen, und die Dinge, die wir wollen, sind 2 Paar Schuhe.
Nur bitte was für ein Verständnis
von Erkennen und Erkenntnis,
wenn ich sage: Geld allein macht auch nicht glücklich.
Aber irgendwie ist es doch besser
im Taxi zu weinen als im HVV-Bus, oder nicht?
Und wer hält was er verspricht,
wenn er nicht glaubt was er sagt?
Ich hab zuerst gefragt!
das Gegenteil von gut ist gut gemeint…

Und vielleicht erzähle ich demnächst auch die Geschichte zu dem Song. Eine traurige …

Die Größe macht’s

‚Das Wetter macht mich in letzter Zeit immer so fertig‘, ‚Die Bahn ist echt scheiße‘ und auch ‚Im Fernsehen sehen die Leute ja immer viel größer aus als in Wirklichkeit‘ – Sätze, für den Fall, dass die Unterhaltung mal wieder lahmt. Einfach einen dieser Sätze sagen. 10 Minuten Gesprächsstoff garantiert. Denn entweder kann man von den letzten verregneten Tagen ganz schnell zu Umweltthemen springen, die schönsten Bahnfahrten diskutieren oder über Promis und andere bekannte Menschen sprechen, die man irgendwann einmal getroffen hat. Die in Wirklichkeit ganz anders aussehen. Wie ich damals am Hackeschen Markt Marcus Kavka begegnete. Und Mr. Stuckrad-Barre und Oliver Korittke in der Volksbühne. Alle erstaunlich klein. Belanglos. Und übersehenswert. Ebenso belanglos und übersehenswert auch mein gestriges Zusammentreffen mit Steffen Seibert. Kennt ihr nicht? Einer der wenigen ZDF-Männer, die ich kenne. Weil er mir irgendwann während irgendeiner Wahlberichterstattung, die ich regelmäßig verfolge, aufgefallen war. Jung, nicht schlecht aussehend. Bis er sich irgendwann die Haare wachsen ließ.

Gestern dann also, auf dem Weg zum Frankfurter Bahnhof kam er uns entgegen. Im blauen Nadelstreifenanzug. Und überraschenderweise von angemessener Größe.

Die Videothek an der Ecke. Heißt immer noch so, obwohl mindestens die Hälfte der verfügbaren Filme mittlerweile auf DVD zu haben sind. Unsortiert. Am Tresen, die Frau mit blondem Zopf und blauem Polo-Shirt. Mein Tipp: Ende 30, Brille. Ich ging davon aus, dass das Personal in solchen Etablissements zumindest in Sachen Filmen bestens ausgebildet ist. Erwartete, dass sie mir auf meine Frage nach „Before Sunrise“ gleich alle Filme aufzählt, in denen Schnuckel Ethan Hawke bisher mitgespielt hat, gefolgt von der Liste mit Julie Delpy. Und mich hätte sie auch wirklich damit beeindrucken können, genauso, wie ich Menschen begeistert betrachte, die mir aus einer Zeitschriftenwand von mindestens 200 verschiedenen Exemplaren mit einem Handgriff die richtige heraussuchen, auch wenn der Titel noch so abseitig ist. Oder Kassierer, die genau wissen, dass der Frosch-Toilettenreiniger mit Zitronengeruch gerade ausverkauft ist, aber in der nächsten Woche wieder reinkommt. Spätestens. Oder CD-Verkäufer im Mediamarkt. „Kenn ich nicht“ war ihre Antwort. Und auch als ich sie darauf hinwies, dass da so ein Nachfolger jetzt in die Kinos kommt, blieb sie sprachlos. Nicht mal ein „Ham wa nicht“ kam ihr über die Lippen. Und da die Datenbank auch nicht weiterhalf, zog ich weiter. Mit einer Träne im Auge und der Gewissheit, mir nun wohl eine andere Anlaufstelle für Filmabende in dieser Gegend suchen zu müssen.

Versautes

Merke: Soll das Ferkel auf dem Grill gleich fertig sein, kann man sicher sein, dass man noch locker vier Stunden wartet. Und so vertreiben sich die Wartenden die Zeit mit allerlei Sprüchen der untersten Kategorie zu diesem Thema. „Die Sau wird auch nicht fertig“ – „Das Schwein soll sich mal beeilen“ usw.

Komischerweise muss ich im gleichen Gedankenzug an meine Anfahrt von Köln nach Düsseldorf denken, bei der man auf der rechten (?) Seite an einem Haus vorbeikommt, an dem jedes Zimmer mit einer Nummer versehen ist. An manchen Fenstern räkeln sich barbusige Frauen oder welche, die ihre Brüste mit türkisfarbener Unterwäsche bedecken.

Erster Gedanke: Welch geniale Idee, da können sich die einsamen Herren gleich eine schöne Beschäftigung aussuchen. Zweiter: Wie nimmt man Kontakt auf? Wäre es nicht besser, wenn zwischen all den Fenstern eine Telefonnummer steht, mit der man sich die guten Frauen reservieren kann? Dritter Gedanke: Irgendwie doch scheiße. Bis derjenige das Haus von der Straße aus gefunden hat, ist die Auserwählte bestimmt schon beschäftigt. Und die Nummer hat er sich dann auch ganz umsonst gemerkt.

Anmerkung: Scheiße. Ich habe den Faden verloren, so dass die Pointe fehlt. Müsst Ihr also selber ran. Aber ich war bei der Sau, die sich für die Garung Zeit gelassen hatte. Nachdem die Köche mit jeder Menge Holz aus der Hütte für die nötige Temperatur gesorgt hatte, war es dann endlich soweit: 20 hungrige Mäuler stürzten sich auf das Tier. Bis nichts mehr vom Schwein übrig war.