Welcher Fetisch soll’s denn sein?
Die einen halten sich an ihrem Holsten fest, die anderen an ihrem Rasierer.
Die einen halten sich an ihrem Holsten fest, die anderen an ihrem Rasierer.
Billig-Zähne gibt’s jetzt auch schon.

Ich bin immer sehr dankbar, wenn ich mal an einem anderen Ort die bunte Welt der Zeitschriften durchforsten kann. Da man dort dann auf Perlen stößt, die einem verborgen bleiben. Deshalb freute ich mich sehr, als ich vor ein paar Wochen, es war weit vor meinem Urlaub, die Möglichkeit hatte, die Wartezeit am Münchner Flughafen in einem der bestsortiertesten Zeitschriftenläden zu besuchen. Und so entdeckte ich das „Messer Magazin – Die große Zeitschrift rund ums Messer“. Ein wahrer Schatz für 5 Euro, der seit 1999 alle zwei Monate am Kiosk oder im gut sortierten Stahlfachwarengeschäft erscheint bzw. ausliegt. Und das 90 Seiten starke Heft hält, was es verspricht: Keine Seite ohne Messer. Das Magazin erscheint übrigens im Wieland Verlag, der ansässig in Bruckmühl ist. Die Auflage beträgt „mindestens 10000“ Hefte, was doch auch einmal eine nette Umschreibung für eine sehr begrenzte Leserschaft ist.
Genug Vorgeplänkel, rein ins Heft. Und da wird man auch gleich von Chefredakteur Hans Joachim Wieland begrüßt: das Editorial, in dem man sogleich sehr viel über die Zielgruppe erfährt:
Ich weiß nicht, wie viel Geld Sie durchschnittlich für ein Messer ausgeben. 50 Euro? 500 oder gar 5000 Euro? Alles ist möglich.
Ja, richtig, alles ist möglich. Ich musste wirklich lange überlegen, da diese Worte suggerieren, dass der Messerkauf eine ähnliche Rolle in meinem Leben einnehmen könnte, wie der Wäsche-, T-Shirt- oder gar Schuhkauf. Dass es Menschen gibt, auf die das zutrifft, macht ein Blick auf Seite 80 deutlich. Dort wird nämlich der „Messerarbeitskreis München“ vorgestellt. Ein Foto zeigt Herren und zwei Damen (ob es sich dabei nur um begleitende Ehefrauen handelt, ist nicht überliefert), die sich regelmäßig treffen, um
Gedanken auszutauschen, gemeinsam neue Ideen zu entwickeln und sich gegenseitig mit Rat und Tat zu unterstützen.
Ein Werbekatalog könnte nicht schlimmer klingen. Aber gut, das Magazin ist ja nicht zum Menscheln da. Hier geht es um harte Fakten. Mehrere Messer werden im Porträt vorgestellt, in einer Bilderserie wird gezeigt, wie man sich einen japanischen Griff bastelt und auf den 12 Seiten zur Leserwahl kann man sich die Leser und ihre Lieblings-Fantasymesser betrachten. (Laut Mediadaten ist das der wichtigste Messer-Award Deutschlands.)
Alles sehr faktenbasiert, mit Datenübersichten bei den einzelnen Porträts, einer sehr trockenen Sprache und einfachen Bilder. Nebenbei noch ein paar Shoppingtipps für Schnäppchenjäger („Die besten Messer bis 20 Euro“) und fertig ist das Fachmagazin.
Doch je länger ich durch dieses Heft blättere, desto mehr Angst macht sich bei mir breit: Tragen besagte Leser dieses Heftes ihre Kreationen auch auf der Straße mit sich herum? Wofür braucht man diese Vielzahl an Messer? Oder sind diese Leser vergleichbar mit solchen, die sich auf die Überraschungseierfigurensammelei versteift haben? Ich möchte wirklich und vom ganzen Herzen letzteres hoffen, befürchte aber andere Beweggründe.

Sehr lange habe ich in der vergangenen Woche mit einer Kollegin gerätselt, ob es denn wirklich sein kann, dass die Brüste einer Frau SOOOOOO hoch sitzen können wie bei der Frau auf dem Cover von „Matador“.
Und entweder haben die Fotobearbeiter auch bei den Bildern IM Heft sauber gearbeitet, oder es kann eben sein, dass die Brüste einer Frau SOOOOO hoch sitzen können.
Tim O’Reilly spricht mit Thomas Fischermann in der ZEIT über das Internet und die Zukunft der Kommunikation. Und Herr Fischermann ist gar nicht begeistert.
ZEIT: Sie haben auch schon die zunehmende Verarbeitung von Daten der Telefonbetreiber vorausgesagt, aus dem Handyverkehr und dem Telefonieren im Internet.
O’Reilly: Es gibt neuerdings ein Programm, das das Telefonieren per Mobiltelefon so ähnlich gestaltet wie die Benutzung dieser beliebten »Instant Messenger«-Programme für das Internet. Bevor Sie anrufen, können Sie gleich sehen, ob die Person erreichbar ist und wo sie sich überhaupt aufhält.
ZEIT: Um Gottes willen! Unterschätzen Sie nicht die Sorge der Leute um ihre Privatsphäre?
O’Reilly: Bisher scheint das kein Problem zu sein. Schauen Sie sich doch an, was die Leute freiwillig auf Web-Seiten wie MySpace preisgeben.
ZEIT: Private Fotos, Filme, E-Mails von Freunden und Tagebücher. Das sind aber Teenager, die nicht darüber nachdenken, und Exhibitionisten. Wir wollen doch über die Leute reden, die wirklich etwas Interessantes beizutragen haben.
O’Reilly: Schauen Sie sich doch zum Beispiel an, wie erreichbar ich bin. Meine E-Mail-Adresse ist seit 20 Jahren im Internet veröffentlicht.
ZEIT: Sollen wir eine Internet-Seite aufmachen, von der jedermann ablesen kann, dass Sie in diesem Moment mit mir in diesem Straßencafé in New York sitzen?
O’Reilly: Ich würde das wohl nicht der ganzen Welt mitteilen wollen. Doch einigen Leuten schon. Ich habe schon viele Geschäftspartner ohne Absicht mitten in der Nacht auf ihren Mobiltelefonen angerufen, weil ich sie in San Francisco vermutete, aber sie waren in Japan. Wenn mein Mobiltelefon mir das vorher gesagt hätte, hätte es schon geholfen.
ZEIT: Die Leute sollen ihr Handy in der Nacht ausstellen.
Heute morgen im Zeitschriftenkiosk. Leider lag die BILD so, dass ich nur Fragmente des Aufmachers und Fragmente des in schwarz-weiß-gehaltenen Fotos erkennen konnte. „Otto“ und „Mann“ waren die Worte, die ich wahrnahm.
Gibt es vielleicht doch noch einen geheimen Nachkömmling von Thomas Mann, war meine erste Assoziation. Als ich dann eben auf Bild.de nachschaute, machte sich dann schon Enttäuschung breit.
Wenigstens ist auch Sebastian Esser traurig.
Ich bin schockiert. Die vergangenen Jahre verbrachte ich damit, immer mit sehr viel Nachdruck MEINE Regeln zum Deppenapostroph zu verteidigen. „Fürs, ins, übers“ – kein Apostroph. Und ich war auch überzeugt, dass es „geht’s, nimm’s und wenn’s“ heißt. Vorhin dann der Blick in den Duden. Letzteres ist laut Duden zwar erlaubt, aber nicht Pflicht. Ich zitiere: „Bei umgangssprachlichen Verbindungen eines Verbs oder einer Konjunktion mit dem Pronomen „es“ ist der Apostroph entbehrlich; er wird jedoch häufig verwendet.“
Dabei sieht „gehts“ ohne Apostroph doch wirklich scheiße aus. Und logisch ist es auch nicht.
Oh nein! Gerade bei Thomas Mrazek gelesen, dass V.i.S.d.P. nun nur noch als PDF-Newsletter erscheinen wird. Ich hab das Medienmagazin immer sehr gerne gelesen. Klar, war das Magazin anzeigenfrei, aber ich hoffte, dass die Abos ausreichen, es zu finanzieren.
Jetzt also als PDF. Hoffen wir mal, dass der neue Newsletter in Zukunft ein bisschen inspirierter daher kommt als die Erstausgabe. Sonst muss ich mir noch Sorgen um Sebastian Esser (wir erinnern uns) machen.
Noch überlege ich ja, ob es ein größerer Hammer ist, dass Ulrike Simon vom Tagesspiegel zu Springer geht oder online. Obwohl ich letzteres ja sehr gut verstehen kann.