Lesebefehl!
Eben im STERN die mit dem Egon-Erwin-Kisch-Preis prämierte Reportage gelesen. Tränen inklusive.
Eben im STERN die mit dem Egon-Erwin-Kisch-Preis prämierte Reportage gelesen. Tränen inklusive.
Die immer wieder auftauchenden Geschichten und Interviews über Jörg Immendorff gleichen immer mehr einer Ansammlung von Wasserstandsmeldungen über dessen Gesundheitszustand. „Hauptsache, wir hatten ihn nochmal im Blatt“, scheinen sich die Redaktionsoberen zu denken. Und deshalb lese ich gerade angewidert folgende Sätze in der WIRTSCHAFTSWOCHE: „Der 60-Jährige muss das Gespräch mehrmals unterbrechen, um sich von einem Assistenten Tee reichen zu lassen. Er trinkt mit dem Strohhalm. Seine Stimme ist nach wie vor kraftvoll.“
Mannmannmann, anders kann ich einen Blogeintrag über dieses Buch wohl nicht beginnen. Dass ich dieses Buch doch noch zu Ende gelesen habe, in der vergangenen Woche hatte ich schon nicht mehr daran geglaubt. Seit Wochen lag es auf dem Tisch herum. Manchmal lagen ein paar Zeitschriften darauf, manchmal sah ich die Farbe wieder hervorblitzen. Ich glaube, das Buch und mich verband eine Hassliebe. Gut geschrieben, keine Frage, wunderbare SMS-Prosa, schön kurze Sätze, ein paar Knaller dabei, aber dann dieses Thema. Gieseking ist Journalist, jaja, ich glaube, die Parallelen zwischen Autor und Roman-Ich sind wohl gewollt, und eigentlich mit Ellen zusammen. Schon lange und eigentlich sollten sie wohl mal zu Potte kommen. Doch Gieseking kneift, reist aus Waldstein ab und benötigt sieben lange Monate, um sich einzugestehen, dass er wohl doch in das langweilige Zweierleben abtauchen sollte. Weil er es eigentlich ja auch ganz gut findet.
Vorher maltretriert von Uslar den Leser aber mit dem ganzen Gehadere. Ein paar bissige Kommentare über Berlin, Klamotten, Musikgeschmack und Latte-Macchiato-Läden kann er sich nicht verkneifen. Doch gerade diese Passagen langweilten mich so sehr, dass ich mich wirklich fragte, warum der von Uslar denn das bitte nötig hat: In seinem Buch Klischees zu dreschen. Aber vielleicht war das ja gerade nicht der Autor, der uns seine Meinung aufdrücken wollte, sondern Giesekings Gelangweiltheit.
Aber ich schweife ab. Das Buch „Waldstein oder Der Tod des Walter Gieseking am 6. Juni 2005“ ist gut. Trotzdem. Weil von Uslar auf eindringliche Art und Weise von einem Leben erzählt, dass wohl viele Kerle in diesem Land führen. (Ich könnte jetzt noch ein bisschen darüber lamentieren, dass diese Haltung, diese Bindungsangst, dieses Verlangen nach dem Das-kann-doch-jetzt-nicht-alles-gewesen-sein-Gefühl auch ein Grund dafür ist, dass es in Deutschland so wenig glückliche Familien mit Kindern gibt, mach ich aber nicht.) Das hat er so gut geschrieben, dass ich immer wieder angewidert das Buch beiseite packen musste, weil dieser Gieseking mich so genervt hat. Auch selten, dass ein Buch das geschafft hat.
Schön, dass BILD Hape Kerkeling mit den Worten zitiert, dass sie „dem öffentlichen Druck Tribut zollen“ musste. Woher kam der Druck nochmal?
Arno Frank hat in der TAZ schon mal das Interview von Sabine Christiansen („wenn ich das mal ganz ironisch in Anführungszeichen“) und Kai Diekmann („lang, lang und mächtig“) mit George Bush abgedruckt. Herrlich!
Schönes Porträt über Olli Dittrich in der SZ, Seite DREI. Oder hier.
„Wir müssen immer nur sagen: Hören Sie auf, uns zu verarschen. Wo waren Sie denn am Donnerstag?“
Jörg Schüttauf über seine Rollen als Tatort-Kommissar und „Fahnder“ in der Frankfurter Rundschau.
Meine liebste Überschrift am heutigen Tage in der Offline-Presse (sogar online verfügbar)
(Noch irgendwer morgen im ZAKK?)

Wenn es nach mir ginge, dann wäre die aktuelle Ausgabe des SPIEGELs wohl die schlechtverkaufteste des Jahres. Der Grund: Als ich gestern und heute an den Bushaltestellen dieses Cover sah, war ich mir sicher, dass es sich um eine sehr alte Ausgabe handelte. Und die muss ich mir ja nun wirklich nicht kaufen. Bei näherem Hinsehen stellte sich aber heraus, dass der SPIEGEL nur nicht besonders kreativ war (Von der Klischee-Nackten auf der Zigarre von Freud mal abgesehen). Denn der STERN hat vor einigen Wochen mit einem ähnlichen Bild von Freud aufgemacht (ohne Klischee-Nackte auf der Zigarre, dafür daneben und von hinten).

Ein sehr schöner Text über die Rolle der Frau, Mütter in Deutschland und die aktuelle Diskussion in der Berliner Zeitung.