„Was stört euch an den Russen?
‚Die Frauen laufen abends auf Stöckelschuhen rum und ziehen sich an wie zur Oper‘, sagt Horst. Er selbst geht den ganzen Tag in der Kombi kurze Hose/Unterhemd. ‚Mir reicht, was ich anhabe. Wir sind schließlich im Urlaub.‘ Die Frau klagt: ‚Ich muss jeden Tag früh raus, bevor die Russen alle Liegen am Strand besetzt haben.‘ Horst seufzt. ‚Aber auch wenn man ein Handtuch und seine Sachen auf die Liege legt, die räumen das einfach weg. Da kennen die nix.'“
(aus Stern 33/05)
Zeitschriften im Test: Sudoku

Tja, und für alle, die wie ich gerade ein wenig vor dem UmsichselbstunddenRestderFamiliedrehen flüchten und sich mit seltsamen Rätsel ablenken, sei dann noch dieses Heft aus dem Hause Puzzler empfohlen. Hier kümmert sich der Herausgeber noch ganz persönlich um seine Leser. Bertold (das isser) steht auch nur mit Vornamen im Vorwort, so dass man sich gleich ganz gut aufgehoben fühlt. Und dann geht’s eigentlich auch schon los: Sudokus, Sudokus, Sudokus. Erst leicht, dann mittel und dann schwer. Wobei mir die „leichten“ ein wenig zu einfach sind. Aber ich bin durch das Handelsblatt ja auch schon im Training.
Zeitschriften im Test: PM Kreativ Trainer

Ein Rätselheft? Ja, ihr Lieben, ein Rätselheft. Keine Kreuzworträtsel (zu langweilig), keine Sudokus (erst heute das dazu gehörige Rätselheft entdeckt, das von PM kommt erst in ein paar Tagen an den Kiosk), sondern lustige Rätsel, bei denen man herausfinden soll, welche Felder ausgemalt werden müssen und welche nicht. Hat so ein bisschen was von nicht-virtuellem Minesweeper, die Windows-Nutzer werden dieses Spielchen ja sicherlich kennen.
Was soll ich mehr sagen? In jedem Heft sind knapp 30 dieser Rätsel. Ziel ist, dass man nachdem man alle richtigen Felder ausgemalt hat, ein Bild oder Satz erkennen kann. Klingt nerdig, ist es auch.
Nach den Babyleichen
Puh, gewagte These, die der in der FAZ zitierte Chefarzt aus Halle da aufstellt. Bei der Suche nach einer Erklärung dafür, dass nicht einmal ihr Mann, also das nächste Umfeld bemerkt haben will, dass die Frau neun Mal schwanger war.
Hans-Joachim Maaz sagt zum einen, dass einige der Menschen im Osten Deutschlands auf das Verleugnen konditioniert seien. Das wiederum schiebt er auf den gesellschaftlichen Einfluss. Ich zitiere: „Das muss man der DDR anlasten. Die ganze Wahrheit über das Regime oder über Andersdenkende war tabuisiert oder bei Strafe verboten. Von daher ist die Verleugnung auch eine gesellschaftlich unterstützte und eingeübte Abwehr.“
Wie sich diese Diskussion in den kommenden Tagen entwickeln könnte – nicht auszudenken.
Aus dem Bücherregal
Ich lese ja gerade – wenn auch etwas verspätet – Steingarts „Deutschland, Abstieg eines Superstars“. Keine einfache Lektüre. Liegt nicht daran, dass Herr Steingart nicht in der Lage ist, sich einfach auszudrücken. Nein, das kann der Spiegel-Mann ganz hervorragend. Allerdings ist die Kost eine Schwere. Nicht, dass ich bisher noch nicht von den leeren Rentenkassen, hohen Arbeitslosenzahlen oder den Strukturproblemen gehört hätte, nein, es allerdings in dieser epischen Breite zu lesen, macht – mit Verlaub – scheiße depressiv. Am liebsten würde ich auswandern.
(Hoffentlich bin ich bald durch, dann muss ich mal wieder ein Frauenbuch lesen. Mit viel Liebe, Herzschmerz und ein bisschen Tragik zum Tränen vergießen.)
Zeitschriften im Test: Teensmag

Ihr kennt Bravo, Yam, Mädchen und Co.? Habt noch nie etwas von Teensmag gehört? Dann geht es euch so wie mir, damals im Januar. Bei einem gemeinsamen Bummel durch Berlin machte er mich auf dieses Magazin aufmerksam. „Trends, Glaube, Action und Tiefgang“? Hey, Klingeltöne, Gott, Arnold Schwarzenegger und coole Gesprächsthemen in einem Heft? Das soll gehen? „Naja“ lautet meine Antwort, aber lest am besten selbst.
Teensmag ist ein ein Jugendmagazin, so wie Bravo und Co., doch es gibt mehrere große Unterschiede zwischen den Heften. Der erste: Teensmag erscheint nur alle zwei Monate. Der zweite: Auf den Titelbildern sind nicht etwa bekannte Popsänger, sondern unbekannte Christen. Der dritte: Wer in Teensmag nach Christina Aguilera, Robbie Williams oder vielleicht den Backstreet Boys sucht, der findet sie nicht. Es sei denn die haben sich irgendwie zu ihrem Verhältnis zu Gott geäußert.
Deshalb kenne ich in der aktuellen Ausgabe auch nur Mia Aegerter (die hat vor Jahren mal in GZSZ mitgespielt), Nicole Kidman (weil sie sich angeblich an ihre katholischen Wurzeln erinnert), Natalie Alison (nee, muss man nicht kennen, ich kenn die auch nur, weil das gerade die Tussi von Dr. Gerner ist), die Fanta 4 (die sind da aber nur drin, weil ein Jungpastor bei ‚troi“ bemerkt hat, dass er eine Konstante in seinem Leben braucht), Mariah Carey (dass die oft von Gott und Co, spricht, ist ja allgemein bekannt), Patrick Nuo (der hat auch überall seine Finger drin). Von Calling all Nations, Sonicflood, Normal Generation oder Focus in God habe ich bisher noch nie was gehört.
Weiter geht es mit der seltsamen Sprache in dem Heft. Ja, ich weiß, auch Bravo will irgendwie jugendlich daher kommen. Aber wenn ich Sätze höre wie „Christ sein ist nicht babysoft“, dann kringeln sich schon meine Fingernägel. Anderes Beispiel ist der Bericht über das Teensmag-Geburtstag-Camp. Dieser Beitrag hätte genauso gut in irgendeiner schlechten Schülerzeitung stehen können, Erlebnisbericht pur, in einem Tagebuch hätte er sich auch gut gemacht. Tja, und dann kommen wir auch schon zum nächsten seltsamen Ding in diesem Heft: den Themen.
Klar, dass ein Heft, welches sich das Wort „Glaube“ auf den Titel schreibt, sich viel mit Gott, Christen und Glauben auseinander setzt. Seltsam ist es allerdings schon. Zum Beispiel die Rubrik: Leben live, Gott auf frischer Tat ertappt. Da schreibt zum Beispiel Sonny (14), dass er schon immer einen Schülerbibelkreis gründen wollte und es nun endlich auch geklappt hat. Oder Franzi (14) berichtet von einem tragischen Unfall, bei dem ihr Bruder beinahe gestorben ist. Manchmal erinnert das ganze sehr an „Im Vertrauen“ für Kleine.
Natürlich darf in einem Heft für Junge keine so genannte „Dr. Sommer-Team“-Seite fehlen. So fragt Juliane (13), wie sie Jens aus ihrer Klasse helfen kann, weil dieser von seinen Mitschülern gemobbt wird. Natürlich wird ihr geraten, dass sie den guten das nächste Mal einmal öffentlich in Schutz nehmen soll. Klar, aber auch, dass die gute Katrin meint, dass das Beten für Jens helfen wird. Mannmannmann.
Ein paar Seiten weiter findet man dann auch das Pendant zu „Liebe, Sex und Zärtlichkeit“. Hier heißt das ganze natürlich nicht genauso (nur so ähnlich: Liebe, Sex und Körperkult) und klar auch, dass es weniger um Abspritzen, Ausfluss und Analfixiertheit geht. Die Frage des Beitrags lautet: Gehört Sex einfach dazu? Und was rät die gute Ute? Nach mehreren Spalten pädagogischem Scheiß gibt es noch ein Bibelzitat, bis sie dann mit den Worten schließt, dass man seinen Gefühlen vertrauen und sein Herz behüten soll. Na, prima, würde man in der deutschen Parallelgesellschaft sagen.
Am lustigsten ist allerdings die „Gruß & Kuss“-Seite. Da Teensmag vor allem in der Schweiz gelesen wird, findet man dort Geheimbotschaften à la „Ganz fedde Griaße an d’Fisherman’s Friends: s’Himberle, s’Äpfele, dr Schofskäs, s’Oschderei, s’Brätzele, d’Kiwi, d’Flips ond s’Geckele. Hab eich elle super-mega-arg-lieb. Eier Caprisonne.“ Ja, und wenn wir fertig sind, dann treffen wir uns alle in der großen Salatschüssel wieder. Amen.
Link des Tages
Herr Broder und die Briefe von WinWin. Ein Rechtsabteilungsfuzzi mit Humor.
(via)
Uwe Timm: Am Beispiel meines Bruders
Auf der Zugfahrt begleitete mich an diesem Wochenende Uwe Timms „Am Beispiel meines Bruders“, ein Buch. Timm beschreibt darin die Auseinandersetzung mit seiner Familie und ihrer Rolle im Dritten Reich. Timms Bruder, der bei der SS war, kam nicht mehr aus dem Krieg zurück, so dass eine Auseinandersetzung mit ihm und seinen Gedanken nicht möglich war. Eine solche Familiengeschichte hat sich wahrscheinlich tausendfach in Deutschland zugetragen.
Trotzdem: Mich hat die Sprache des Buches unheimlich genervt, viele unzusammenhängende Sätze. Das Buch liest sich eher wie eine Gedankensammlung in einem Tagebuch. Das mag authentisch sein, gefallen hat es mir aber nicht.