Wtf?

Nicht nur in Berlin hab ich Pech: Auch Düsseldorf hat sich gegen mich verbündet. Die Gründe:

1. Es gibt dieses Charlotte-Roche-Buch nicht. Keine der großen Buchhandlungen führt es. Was für eine Pleite. Könnte mal einer der journalistischen Leser bei Dumont anrufen und fragen, was für eine Marketing-Pleite das bitte ist? Ich hab schließlich Urlaub.

2. Ich will eine neue schwarze Jeans, weil die Tage meiner alten gezählt sind (Ihr wisst schon, der Blogeintrag über den Tag, an dem ich mich bücke und der Stoff am Hintern mit einem lauten Knall reißt, naht.). Und was für Hosen gibt es in der Stadt? Nur blaue. Hellblau, dunkelblau, dunkeldunkelblau, aber keine schwarzen (mit schönen Taschen hinten drauf). Bin ich so out, weil ich eine schwarze Jeans haben will?

3. Jetzt Sport.

Kennt ihr auch Hal Varian?

Der Mann, der das Buch geschrieben hat, mit dem ich im Grundstudium Mikroökonomik studiert habe, ist der Googles Chef-Ökonom. Nicht übel..

FILM: There will be blood

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Als Daniel Day-Lewis den Oscar für seine Rolle in „There will be blood“ in den Händen hielt und ein paar Worte an die Schauspielermeute richtete, da schauderte es mich doch. Wie kann ein Mann, der sich fast schüchtern für diesen Preis bedankt, so böse spielen und einen Mann verkörpern, der nur ein Ziel verfolgt: so viel Geld und Macht anhäufen, um irgendwann nur noch auf möglichst wenige Menschen um ihn herum angewiesen zu sein. Menschenleben? Nebensächlich. Liebe? Wurscht. Das einzige, was zählt, ist der eigene Gewinn.

Und Daniel Plainview gelingt es, das große Geld zu machen. Auf der Suche nach Gold und Silber findet er Öl und allein für diese ersten zehn Minuten könnte ich Paul Thomas Anderson umarmen. Wie all dies passiert, ohne das ein Wort fallen muss. Nur Plainview, sein Erdloch und diese Musik.

Um seine Glaubwürdigkeit bei den meist armen Familien in den Ölgebieten zu erhöhen, nutzt Plainview die Präsenz seines Sohnes, H.W. Er führt ihn in das Ölgeschäft ein, so, dass man glaubt, dass Plainview doch ein Herz haben muss. Nur um dann, ein paar Momente später zu sehen, dass dieser Mann auch im Stande ist, seinen Sohn, der durch ein Missgeschick am Bohrturm sein Gehör verloren hat, wegzuschicken, ja, letztendlich auch zu verstoßen.

Der Film hat eine unheimliche Kraft: Und das liegt nicht nur an der Figur Plainviews, sondern auch an diesem jungen Mann der Familie Sunday, der lange Zeit Plainview ebenbürtig zu sein scheint. Er will Geld und religiöse Zugeständnisse und ist als einziger in der Lage, Plainview in die Enge zu treiben, mit seinem Fanatismus und seiner Fähigkeit, die Menschen in seinen Bann zu ziehen.

Und dann kommt es noch einmal zu einem letzten Kampf zwischen den beiden: Plainview gegen Sunday. Ein letztes Mal Demütigung, ein letztes Mal dieser geballte Hass. Und dann ist der Film zu Ende und der Zuschauer bleibt aufgewühlt zurück. Ich habe diese Bilder noch immer nicht vergessen können.

Gut, dass ich Daniel Day-Lewis entdeckt habe. Und gut, dass es Paul Thomas Anderson gibt.

FILM: Delicatessen

Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass dieser Film bereits 1991 erschienen ist. Er hätte auch gut zehn Jahre später erscheinen können und hätte immer noch in die Zeit gepasst. Ich mag die groteske Überzeichnung der handelnden Figuren. Die Bürgerliche, die immer wieder daran scheitert, ihrem Leben ein Ende zu setzen. Die Oma, die unermüdlich an einem Pullover strickt. Die musikalische Fleischerstochter Julie und die liebestolle Nachbarin, die sich mit dem Fleischer vergnügt. Nicht zu vergessen natürlich der traurige Clown und neue Hausmeister. Gut, dass es diese Art von französischen Filmen gibt.

Schönes aus „Slam“

Joss-Stone-Bashing bei Nick Hornby:

She never says, ‚I’m fourteen years older than Joss Stone,‘ or anything like that. She only knows about people round about her age who look good.

Und dann hab ich mich noch darüber gefreut, wie ein 15-jähriger Junge die Vorteile einer Mutter umschreibt, die bei seiner Geburt selbst gerade 16 Jahre alt war:

‚I’m glad you’re not fifty.‘
‚Why? What difference does it make to you?‘ (…)
‚I’ll be thirty-three at your fiftieth.‘
‚So?‘
‚I’ll be able to get drunk. And you won’t be able to say anything.‘
‚That’s the best argument I’ve ever heard for having a kid at sixteen. In fact, it’s the only argument I’ve ever heard for having a kid at sixteen.‘

Berlin in Bildern





Berlin (4b)

Und dann habe ich den Tag doch noch für ein paar nette Dinge genutzt. Kollwitzplatz und umzu, S-Bahnfahren, rumlaufen, noch ein bisschen in die Berliner Gesichter schauen. Besuche auch noch eine Buchhandlung, weil ich nach der Flut an Charlotte-Roche-Interviews in den Wochenendzeitungen Interesse an diesem Buch über weibliche Körperlichkeiten habe, doch überall wo ich frage, sagt man mir, dass das Buch zwar mittlerweile lieferbar aber noch nicht angekommen sei. Und das, obwohl überall suggeriert wird, dass man das Buch nun im Handel erwerben kann.

Dann noch eine letzte Mahlzeit (Allein am Nachmittag im Panasia ist eine schöne Erfahrung) und dann auf zum ICE, der mich nach Hause bringt. Erstaunlicherweise ist der Zug voll und deshalb bleibt mir nichts anderes übrig, als den Gestank des Mannes (Schweiß, Essen, noch Fragen?) neben mir zu ertragen. Irgendwann lege ich den „Spiegel“ beiseite und schlafe ein. Und wache erst wieder auf, als die nächste Duftschwade zu mir rüberweht: Er steht auf und geht. Wir erreichen Hannover. Glaubt man ja auch nicht, dass Hannover mal für eine gute Wendung gut ist.

Nun setzt sich neben mich eine neutral riechende Frau, die sich sogleich in eines dieser Fantasy-Bücher vertieft. Ich halte Philip Roth dagegen und lese es fertig. Dann denke ich eine Weile darüber nach, ob ich mich mal den anderen Nathan-Zuckerman-Büchern widmen sollte. Kann mich aber nicht durchringen, weil ich erst einmal genug habe von Oden eines alten Mannes an junge Mädchen und ihre Brüste. Deshalb und auch weil ich seltsamerweise nicht mehr schlafen kann, widme ich mich nun Slam von Nick Hornby. Geht natürlich auch um junge Mädchen, aber glücklicherweise mal aus der Perspektive eines 15-Jährigen.

Berlin (4a)

Kann mir mal jemand erklären, was mich gestern geritten hat, die Oscar-Verleihung doch bis zum Schluss zu schauen? Das hätte man doch besser planen können. Ts.

Ich dusch dann jetzt mal und schaue, dass ich den Rest-Tag doch noch ein bisschen nutze.

Schlussmachen per Video (2)

Sarah Silverman und Matt Damon? Jimmy Kimmel revanchiert sich mit Ben Affleck.

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(via)

Berlin (3)

Der dritte Tag in Berlin begann mit einer heißen Dusche und einem guten Frühstück. Wir haben beide lange geschlafen und gingen einer Weile unseren morgendlichen Ritualen nach. Glücklicherweise sind diese – trotz der eher seltenen Besuche – sehr gut aufeinander abgestimmt: essen, Kaffee bzw. Tee und dann ein bisschen an den Computer. Dabei erzählt man sich ein bisschen, was man gerade liest und freut sich, wenn man sich gemeinsam an Texten erfreuen oder eben auch ärgern kann.

Wenig später ging es dann aber doch nach draußen in das wilde Leben: Sprich, wir brachen mit dem Auto auf, um uns in ein sonntagsspaziergangstaugliches Gebiet zu begeben. Im Auto lief die Hörbar Rust mit der wunderbaren Bettina Rust, die diesmal Götz Otto vor dem Mikro hatte. Und weil es gerade so schön war, wir unser Ziel bereits erreicht hatten, blieben wir in trauter Zweisamkeit im Auto sitzen.

Nach dem kleinen Rundgang blieben wir doch noch in dieser Ausstellung hängen: Von Kunst und Politik (leider kein Permalink). Sehr interessant, dass ich für so wenig Kunst meine Jacke und Schal ausziehen und meine Tasche durchleuchten lassen musste.

Tee und Kuchen am Helmholtzplatz, ein ausgiebiges Mahl bei einem Italiener und dann noch ein Highlight: Daniel Day-Lewis als vom Öl besessener Mann. Und er ist auch der einzige Grund, warum ich diesen Text dann doch noch heute geschrieben habe. Weil ich ihn schnell noch als meine Empfehlung für den Oscar ausrufen wollte.