Lesen!
„Das Medienleben ist kein Ponyhof“ – schöner Text von Thomas Knüwer über den Wandel im Journalistenalltag.
(Jetzt werde ich auch noch zum Knüwer-Groupie.)
FILM: Thumbsucker
Es ist schon eine ganze Weile her, dass ich mich mit meinen Eltern über Ausgehzeiten, Jungskram und anderen identitätsfindenden Maßnahmen auseinandergesetzt habe. Und vielleicht ist das auch der Grund, warum ich eigentlich nie „Nein“ sage, wenn ein Film, der diese Coming-of-Age-Problematik behandelt, ins Kino kommt. Und wie der Name des Films bereits verrät, lutscht der 17-jährige Justin Cobb am Daumen. Aus diesem Grund ist er Dauergast bei seinem esoterisch angehauchten Zahnarzt (Keanu Reeves), der ihm immer wieder seine Zähne richten muss. Der versucht ihn mit Hypnose von seinem Daumenlutschsyndrom zu heilen. Was auf den ersten Blick funktioniert, führt allerdings zu größeren Problemen. Seine Lehrer registrieren einen Leistungsabfall und diagnostizieren ADS, dieses Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom. Er bekommt Tabletten.
Hier höre ich mal auf, den Inhalt wiederzugeben, weil es an der Zeit ist, zu sagen, dass ich den Film richtig doof fand. Denn ich hatte beim Schauen vor allem das Gefühl, dass irgendeiner die Idee hatte, mal nen Film über einen Pubertierenden zu machen und dazu gehört ja schließlich eine Drogenerfahrung, ein bisschen Rummachen mit einem Mädchen, Probleme mit den Eltern und Geschwistern und ein paar durchgeknallte Erwachsene, die irgendwie helfen wollen. Ob diese Geschichten aneinandergereiht dann auch aufeinander aufbauen, ob die Handlungsstränge zusammen passen, ob die Schauspieler vielleicht gut besetzt sind – alles scheißegal. Da nimmt der Kerl seine Tabletten und setzt sie von einem Tag auf den anderen ab. Da macht die Angebetete mit ihm Schluss und auch das bleibt völlig ohne Folgen. Da kommt die Zusage zur Universität ins Haus geschneit und der Kerl hat nicht einmal ein schlechtes Gewissen oder setzt sich mit jenem auseinander, weil die Zusage nur zustande gekommen ist, weil die Aufnahmejury wohl Mitleid mit einem angeblich mit psychisch kranken Eltern aufgewachsenen Jungen hat. (Da spielt jemand wie Keanu Reeves einen seltsamen Zahnarzt und allein die Besetzung mutet so wahnsinnig ironisch an und dann machen die daraus nichts.)
Für mich persönlich am schlimmsten war allerdings das Wiedersehen mit Vincent D’Onofrio, wegen dem ich mir montags immer „Criminal Intent“ anschaue. Den will ich einfach nicht mit einem doofen Film verbinden.
Wolfgang Lünenbürger-Reidenbach in der kleinen PR-Agentur am Rande der Stadt
(Rubrik dreist geklaut bei Thomas Knüwer. Sorry!)
„Es klappt, es klappt“, schreit Praktikantin Julia so laut, dass Putzfrau Margarethe erschrocken den Feudel fallen lässt. „Was ist denn jetzt los?“, stürzt Marcel, dem vor Schreck kein englischer Begriff einfällt, ins Zimmer. „Na, warte mal ab.“ Mist. Eigentlich wollte Julia doch gerade vor Marcel Ruhe bewahren. Der sollte den großen Coup doch als letzter erfahren, nach all dem, was er ihr angetan hatte.
Seit Wochen hatte sie sich mit Wolfgang Gedanken gemacht, wie man Marcel eins auswischen könnte. Denn der hatte ihr noch vor gar nicht allzu langer Zeit versprochen, sie von ihrem Praktikantendasein zu erlösen. Bei einem Mittagessen zwischen zwei Terminen hatte er ihr sogar eine Stelle in Aussicht gestellt. Doch dann kam vor einigen Monaten dieser Wolfgang in die Agentur. Chief Blogging Officer nannte der sich und erst konnte Julia ihn überhaupt nicht leiden.
„Ja, was ist denn nun?“, fragte Marcel sie noch einmal und sah sie dabei eindringlich an. „Schon gut“, antwortete Julia und klappte ihren Laptop zu. „Ich geh jetzt nach Hause, lass uns morgen reden“, sagte sie, ohne ihm dabei in die Augen zu sehen. Schnell packte sie den Rechner in die schicke Mandarin-Duck-Tasche, die sie sich erst letzte Woche gekauft hatte. Seit Monaten hatte sie immer wieder Geld beiseite gelegt, um sich endlich diesen Traum zu erfüllen!
Als sie an der Haltestelle stand und auf den Bus wartete, war sie richtig stolz. Leicht war es nicht gewesen, die ganze Sache voranzutreiben, ohne dass Marcel davon Wind bekam. Doch glücklicherweise hatte sich Marcel vor einigen Monaten Hals über Kopf in Sarah vom Empfang verknallt und hatte seitdem nur noch Augen für sie. Sie griff nach ihrem Handy und wählte Wolfgangs Nummer.
„Wollen wir uns gleich noch auf ein Bier treffen?“, fragte sie ihn ganz direkt. „Am besten in einer Kneipe mit W-Lan“, fügte sie schnell hinzu. „Es scheint zu klappen. Geh mal auf wirres.net. Der nimmt uns schon die ganze Arbeit ab und fordert auch schon diesen Jens auf, Stellung zu beziehen. Wenn wir Glück haben, korrigiert der uns unsere Liste noch vor Donnerstag.“
Wenig später saß sie mit Wolfgang in der kleinen Eckkneipe gleich neben ihrer Wohnung. Das W-Lan reichte bis an die Theke. „Das war wirklich eine super Idee, Julia“, sagt Wolfgang und nippt an seinem Bier. ‚Wenigstens diese eine‘, fügt er in Gedanken hinzu. Dass er nicht selbst darauf gekommen war, diese Mechanismen der Blogosphäre für eine große Geschichte zu nutzen, wurmt ihn ein bisschen. Denn schon öfter waren Statistiken Anlass für Diskussionen in der Blogosphäre gewesen. Und immer wieder hatte es Versuche gegeben, ein Bild der Blogosphäre zu zeichnen. Jetzt also die große Kooperation mit Technorati. Klar wussten beide von den Problemen, die es bei Technorati gab. Aber auch die könnte man ja ganz webzweipunktnullig beheben.
„Das klappt ja wirklich schon ganz gut. Eine hat sich schon gemeldet, die haben wir vergessen“, sagt Julia und trinkt einen großen Schluck ihres Rotweins. „Das ist so gut, dass die Liste durch diese Blogs so verdammt unprofessionell aussieht. Ich wette bis morgen sind wir mit unserer Aktion in allen wichtigen Blogs erwähnt. Wer nicht in der Liste ist, wird schon was sagen und Publicity bringt uns die Aktion allemal. Vielleicht bringt das ja sogar ein paar Erwähnungen in den Medien“, brabbelt Wolfgang vor sich hin und schreibt, wegen der „Glaubwürdigkeit“, noch schnell einen Blogeintrag.
„Fragst du gleich morgen den Chef mal wegen einer festen Stelle?“, fragt Julia. „Jaja“, antwortet Wolfgang. Das Bier drückt. Er steht auf und geht zum Klo.
Diese Liste ist Dreck. Mich gibt’s da gar nicht.
Sehr schönes Porträt in der taz über „Peitschen-Borchert“
Zeitschriften im Test: TV Sudoku

Programmzeitschriften sind für mich schon lange ein unerklärtes Phänomen. Ich gehöre nämlich zu den wenigen Menschen, die bisher noch nie Geld sowas ausgegeben haben. Entweder ich nutzte die Beilage der Tageszeitung (oder des STERNs). Oder ich klickte mich einfach durch den Teletext.
Deshalb kann ich bis heute nicht wirklich verstehen, warum sich diese Zeitschriften so wahnsinnig gut verkaufen. Egal, wie viele neue Hefte auf den Markt kommen, es scheint für sie immer noch Nachfrage zu geben. Das hat sich wohl auch Michael Hahn gedacht, ein Mann, der im „Neuerfinden“ von Programmzeitschriften kein Unbekannter ist. Das monatliche Billig-Magazin „NurTV“ stammt von ihm, wurde aber Anfang 2005 vom GONG Verlag übernommen. In der Schweiz verlegte er „tiptop TV“ und „TVlight“, die dann vom Ringier Verlag gekauft und sofort eingestellt wurden.
Jetzt also „TV Sudoku“, das von der VU Verlagsunion (einer 100-prozentigen Bauertochter) vertrieben wird. Und man kann nicht sagen, dass Herr Hahn nicht hält, was er verspricht: 80 Sudokus für Süchtige und obendrauf gibt’s auch noch das Fernsehprogramm für die kommenden vier Wochen. Allerdings die klassische Variante ohne die digitalen Fernsehprogramme oder Premiere oder Arena oder so. Das alles kostet schlappe 80 Cent.
Dieser Preis ist wohl nur durch absolute Billigstproduktion zu halten, denn wenn man sich das Cover-Foto der aktuellen Ausgabe anschaut, stellt man fest, dass man sich hier keine Mühe für das Retuschieren von Falten gemacht hat: Die Dame auf dem Cover, es handelt sich übrigens um Jessica Ginkel, eine Neue bei GZSZ, sieht nämlich auf dem Foto deutlich älter aus als in der Serie selbst.
Fehlen nur noch ein paar Worte zum Thema „Sudoku“. Was hat es in den vergangenen Monaten für eine Flut an neuen Rätselblättern gegeben. Und nicht nur dort: Nachdem das Handelsblatt als erste Tageszeitung die eingängigen Rätsel abdruckte, folgten so ziemlich alle anderen Medien. Doch kaufen die Deutschen immer noch alles, wo Sudoku drauf steht? Könnte sein. Wobei ich nicht verstehe, wofür Sudoku-Freaks ein TV-Programm brauchen. Mich stören ja immer die Nebengeräusche.
(Dieser Eintrag ist auch im Zeitschriftenblog erschienen.)
Das neue Brustkrebsmagazin, das Spaß macht
Ich wundere mich immer wieder, über die Magazine, die sich an eine sehr spezielle Zielgruppe wenden. Das war damals so, als das „Wetter Magazin“ plötzlich am Zeitschriftenhimmel erschien (allerdings auch nur wenige Monate überlebte) und das ist immer noch so, wenn ich sehe, welche Magazine seit eh und je dort ein Dasein fristen („Messer Magazin“ und Co.).
Ganz besonders überrascht mich dann, welche weiteren Zielgruppen durch Neuerscheinungen erschlossen werden sollen. Anlässlich des Brustkrebsmonats erscheint nun eine neue Frauenzeitschrift, die sich an Betroffene, Angehörige und Interessentinnen richtet. Inhalt:
Berichte über Krankheitsbewältigung, Reisen, Wellness, Sport und gesunde Ernährung machen Mut und verführen zum Loslassen. Mamma Mia! informiert über Bücher, Internetlinks und Studien, Therapieangebote sowie über Termine und Veranstaltungen in Deutschland. Und nicht zuletzt unterstützt Mamma Mia! mit jeder Ausgabe eine gemeinnützige Brustkrebseinrichtung.
Nicht weniger überraschend – allein wegen des in meinen Augen bedenklichen Wortspiels – war für mich der Name des Objekts: „Mamma mia„. Kann man machen, muss aber nicht.
In der Pressemitteilung gibt Herausgeberin Eva Schumacher-Wulf, die mit 34 an Brustkrebs erkrankte Auskunft über die Ziele der Zeitschrift:
„Mein Wunsch ist, dass sich alle Betroffenen intensiv mit ihrer Krankheit befassen und als aktive und informierte Patientinnen auftreten. Denn nur wer Eigeninitiative zeigt und über fundiertes Wissen verfügt, wird als Patient ernst genommen“, so Schumacher-Wulf weiter. Mit der Mamma Mia! hat sie ein Medium geschaffen, das es den Betroffenen erleichtert, sich zu informieren.
Die Logik, dieser Zeitschrift den Untertitel „Ein Magazin, was Spaß macht“ zu geben, erschließt sich für mich trotzdem nicht.
BUCH: Arno Geiger – Es geht uns gut
Es gibt so Bücher, da weiß man direkt nach dem Fertiglesen nicht, wie man sie gefunden hat. Meistens warte ich dann, ob diese nachwirken. Manchmal frage ich dann ausgewählte Vielleser in meinem Umfeld, ob sie diese Bücher auch gelesen haben, um herauszufinden, ob es ihnen genauso gegangen ist. Beides hat irgendwie nicht gewirkt. Weder gab es jemanden, der das Buch gelesen hat (Obwohl das Buch vor der Buchmesse diesen Preis bekommen hatte, im vergangenen Jahr), noch war die Zeit lang oder kurz genug (wer weiß das schon), mir ein wirklich abschließendes Bild zu machen.
Es gab viele Stellen in dem Buch, bei denen ich mich gefragt habe, warum der Autor mich an gerade jenen Ereignissen teilhaben ließ. Ich erfahre viel über die Familie, die in dem Haus gelebt hat, die Beschwerlichkeiten der jeweiligen Zeit, die komplizierten Verflechtungen, die es wohl in jeder Familie gibt. Trotzdem habe ich die ganze Zeit darauf gewartet, dass irgendetwas Außergewöhnliches passiert, was mein Interesse so sehr weckt, dass ich dieses Buch erst einmal nicht mehr aus der Hand legen möchte. Wir haben eine sehr oberflächliche Beziehung geführt, das Buch und ich.
Seltsame Fragen vom seltsamen Sebas
Och, Sebas, muss das sein?!
5 Dinge, die ich nicht habe, aber gerne hätte:
– neue Schuhe
– den grünen Daumen
– Ein Schwimmbad auf der gegenüberliegenden Straßenseite, ach, nen Personal Trainer, dem ich nicht entkommen kann
– sechs Monate Urlaub am Stück (Gute Ideen muss man klauen!)
– alles auf meinem Wunschzettel
5 Dinge, die ich habe, aber lieber nicht hätte:
– kalte Füße
– Bewegungslegasthenie zu Musik im Fitness-Studio
– nen dritten Punkt
– nen vierten Punkt
– Geduld, mir hier blöde Dinge einfallen zu lassen
5 Dinge, die ich nicht habe und auch nicht haben möchte:
– Pickel (derzeit)
– ein Schweißproblem
– körperliche Gebrechen
– Mundgeruch
– ne Abmahnung
5 Dinge, die ich habe und nicht missen möchte:
– ne schöne Wohnung
– dieses Bedürfnis, mir schlimmes Trashfernsehen anzusehen
– ein sehr hohes Niveau an Intelligenz (in jeder Hinsicht, versteht sich)
– nen Hammer-Body
– nen Hammer-Freund
5 Menschen, die dies noch nicht beantwortet haben, von denen ich mir das aber wünsche:
– Tierpfleger
– Elle
– der Ungedruckte
– Hurra-Eva
– Rent-a-Roman