Über das Verlassen

Kleine Quizfrage: Wenn Mann und Frau nach langer Ehe auseinandergehen, weil er ne andere hat, wer verlässt dann wohl wen?

Wenn Ihr wie ich denkt, dass dann wohl er sie verlassen haben muss, dann liegt ihr leider falsch. Zumindest wenn man BILD glaubt:

bild-fischer.jpg

Und auch wenn man den gesamten Text liest, erhält man den Eindruck, dass alles am ehesten auf die Überschrift „Die Fischers trennen sich“ herausgelaufen wäre. Schließlich wünscht sie, Renate (45), ihrem Noch-Ehemann auch alles Gute.

Erst wenn man googelt und auch einen Artikel bei der „Rheinischen Post“ landet, erfährt man, wie diese Zeile wohl zustande gekommen sein könnte, ohne BILD Boshaftigkeit vorwerfen zu wollen: „Ich habe ihn geliebt und viel von ihm gelernt, aber so ist es jetzt – man muss wissen, wenn man gehen muss“, hat Renate Fischer gegenüber der Münchener Abendzeitung gesagt.

Kann natürlich auch sein, dass die Chefredaktion nur die Nachricht von der Trennung erhalten hat und diese Zeile dann doch aus reiner Willkür bzw. zeilentechnischem Kalkül entstanden ist. Aber der Zeitung mangelnde Recherche vorzuwerfen, wäre vermessen und auch einfach. Außerdem machen das eh all die anderen.

Die Floskel des Tages

Dreimal gelesen, dreimal geärgert:

„Die Börse ist keine Einbahnstraße“

Bin ich eigentlich die einzige, die seit Tagen „nicht genügend Zugriffsrechte“ hat, um Bud Naked zu lesen?

2:0


Nur falls ihr euch wundert, warum die Engländer dann doch noch gewonnen haben: Das neue T-Shirt ist Schuld!

Doofe Fussballfans

Vorhin im Hauptbahnhof. Da ich meine Monatskarte vergessen hatte, musste ich ein Einzelticket lösen. Den Automaten blockieren allerdings zwei Typen, Mitte 20, im Deutschland-Trikot (Super, oder? So generiert man Fußballcontent). Ich muss wohl sehr ungeduldig geschaut haben, zumindest lässt der eine mich vor. Er brabbelt irgendwas vor sich hin, ich entnehme den Wortfetzen nur, dass er wohl nicht so richtig weiß, was er drücken soll. Ich ziehe mein Ticket und bin freundlich.

„Was brauchst du denn für ein Ticket?“, frage ich ihn und wundere mich, dass ich ihn duze. Als ich mich nämlich im gleichen Moment umdrehe, sehe ich, dass er wohl eher Ende 40 ist. Scheiß drauf, ich duz halt jeden. „Kurzstrecke“, antwortet er mir. Ich schaue kurz auf den Plan, drücke die richtige Nummer, er schaut verdutzt und bedankt sich kurz. Aus der Ferne höre ich dann noch seinen Freund sagen „Jetzt musstest du dir von ner Frau helfen lassen.“ Ist ja wohl klar, dass ich von nun an nur noch alten Männern das richtige Ticket besorge. Und alten Damen meinen Platz anbiete.

Mädchencontent

Ist ja wohl klar, dass ich doch noch einen Nachtrag zum gestrigen Italien-Ghana-Spiel liefern muss, falls es euch nicht eh schon aufgefallen ist: Der Totti hat ne neue Frisur (das dürfte nicht nur den Mädchen aufgefallen sein) und sieht jetzt eher scheiße aus (Das schon!).

Die gute Nachricht

WM-Draussengucklocation im Test

Heute: Die Minolbar.
Wo? Im Hafen. Wupperstraße. Wie der Name schon sagt, handelt es sich dabei um eine umgebaute Tankstelle.

Wie kann ich Fußball gucken? Super. Auf dem ehemaligen Gelände der Zapfsäulen ist – sogar überdacht – ein großer Fernseher aufgebaut. Davor stehen viele viele Bänke mit Holztischen.

Was gibt’s außer Fußball? Allerlei Getränke wie Bier und so. Zu Essen kann man Pizza aus der „Pizzeria Am Medienhafen“ bestellen. Zumindest seit heute, wie die Bedienung kundtat.

Wie war die Stimmung so? Gar nicht so schlecht. Ein paar Italien-Fans, der Großteil sympathisierte mit Ghana, war jedoch am Ende arg enttäuscht ob der vielen vergebenen Chancen.

Fazit: Kann man gut hingehen. Kleiner Tipp für die Frauen: Beim nächsten Mal nen Pulli mitnehmen, gegen Abend wird’s halt doch ein bisschen frisch.

CIMG0783.jpg
Noch ein Mitbringsel aus dem Fußballstadion.

(Achtung: Dieser Eintrag enthält einen sicherlich wenig offensichtlichen Hinweis auf die Mannschaft, der ich die Daumen drücke.)

„Jürgen has only got one Ballack!“ 

FILM: United 93

Als die zwei Flugzeuge ins World Trade Center rasten, war ich gerade in der Redaktion. Irgendwer schrie plötzlich auf, als er die Bilder sah, die da auf CNN gerade übertragen wurden. Der Rest des Tages war geprägt von Fassungslosigkeit, Hektik und einer Unruhe, die sich erst Wochen später wieder legte. Ich würde schon sagen, dass diese Ereignisse damals mein Leben veränderten. Ich übernahm Nachtschichten, beobachtete die Menschen, die mit mir mit der U-Bahn durch die Hauptstadt fuhren und wenn ich nicht arbeitete, hing ich trotzdem stundenlang vor dem Nachrichtensender.

Hilflosigkeit, Fassungslosigkeit, aber auch diese innere Unruhe – all das kam am Donnerstag wieder hoch, als ich den Film „United 93“ sah. Den Film, der zu zeigen versuchte, was sich an diesem Tag, dem 11. September 2001, im Flugzeug von United Airlines ereignete. Dem Flugzeug, dass sein Ziel nicht erreichte und in Pennsylvania zu Boden ging. Keiner überlebte.

Klar, ist die Frage berechtigt, warum man sich all das noch einmal in einem Film ansehen sollte. Auch ich kenne diese Geschichte natürlich, hatte von den letzten Telefonaten der Passagiere gehört, von der Revolte in letzter Minute, die allerdings nichts mehr genutzt hatte. Doch trotzdem bereue ich nicht, mir diesen Film noch einmal angeschaut zu haben. Er beschönigt nicht, kommt ganz ohne den typischen Hollywood-Heldenepos aus und zeigt die Hilflosigkeit des diensthabenden Personals zu Boden und in der Luft. Ein bedrückender Film. Als ich am vergangenen Dienstagabend die Kontrollen am Washingtoner Flughafen passierte, machte ich mich noch lustig, weil die Amerikaner alle freiwillig ihre Schuhe auszogen. Nach dem Film kann ich das sogar nachvollziehen.