Knusperhuhn

Die Legende eilte ihm voraus. In einer Berliner Kneipe, nein, keine an der Ecke, sollte es das beste Huhn der Stadt geben. Knusprig, und halt richtig gut. Schon lange hatten wir uns vorgenommen, dies auch wirklich zu testen. Gestern ist’s dann endlich passiert.
Dagewesen. Huhn gegessen, welches wirklich nicht schlecht war. Aber war es das beste? Der Stadt? Nach langem Überlegen stellte ich fest: Kann sein. Aber vor allem ist es mein erstes. In dieser Stadt.

Der beste Satz des Tages

„Ich melde mich dann, wenn ich mein Studium beendet habe.“

(vielleicht heute ein wenig überstrapaziert. egal.)

Die Hand?

Sie schmerzte. Am Valentinstag besonders stark. Mittlerweile nicht mehr zu sehr. Doch auch in diesen Dingen gilt: Selbst ist die Frau. Denn hat man das eine Wehwehchen gerade einigermaßen überwunden, besorgt man sich doch gleich mal ein Neues. Wäre ja auch langweilig, so völlig unversehrt, dachte ich mir und quetschte mir am gestrigen Sonntag doch gleich mal den Finger.
Ort des Geschehens: Eine Kreuzberger Seitenstraße, in der so enger Parkplatz frei war, dass die Beifahrerin doch lieber mal aussteigt, bevor der Fahrer galant in die Parklücke steuerte. Sie schließt die Tür (ja, es ist gerade einfacher, in der dritten Person zu schreiben, es schmerzt sonst zu sehr…), vergisst jedoch den Knopf zum Verriegeln runterzudrücken. Der Fahrer, meist sehr bedacht, dass alles mit rechten Dingen zugeht, öffnet die Tür nochmals, weil er dachte, dass diese nicht richtig verschlossen war. Ich, also schnell die Hand reingesteckt, um den Knopf runterzudrücken, doch leider war das kleine Händchen nicht schnell genug,… na, ich muss hier wohl nicht weiterschreiben, weil der Rest der Geschichte selbst erklärend ist. Nur so viel: Es hat verdammt weh getan, es geht dem Mittelfinger den Umständen entsprechend gut und er ist auch einsatzfähig.
Wunden geleckt habe ich dann gestern Abend, als ich mir nochmal „Die fabelhafte Welt der Amélie“ anschaute. Schnief.
Wofür braucht man eigentlich so einen Mittelfinger?

Aussprache

Unterwegs gewesen. In Gegenden, in denen Mütter ihren Kindern sagen, dass die Tante die Lebensmittel noch kassieren muss. Nie, aber wirklich nie werde mit meinen Kindern so reden. Nie.
Es liegt sicherlich daran, dass „Kassiererin“ oder „Verkäuferin“ wirklich schwierige Worte sind. Aber niemand kann mir erzählen, dass „Tante“ schneller, einfacher oder was auch immer über die Kinderlippen geht als das Wort „Frau“.

FILM: Mystic River

Es ist nicht wirklich ein Argument, diesen Film zu sehen, weil er in der letzten Nacht zwei Oskars eingeheimst hat. Denn schließlich ist’s schon am Freitag passiert und diesen großen Oskar-Abräumer hab ich auch nicht gesehen. Genauso wie die ersten beiden Teile.

Auch wenn ich hier keine schlüssige Argumentation aufbauen kann/will oder was auch immer, habe ich es letztendlich nicht bereut, dieses Werk von Clint Eastwood angeschaut zu haben. Obwohl ich in den ersten Minuten auf dem Kinosessel ernsthaft darüber nachdachte, ob ich mir ein solches Thema auch noch in der Spätvorstellung antun muss.

Grund für diese Zweifel war das Thema des Films. Die drei Jungen Dave, Sean und Jimmy spielen wie jeden Nachmittag auf der Straße. Ein Stück des Gehsteges wurde gerade frisch betoniert, so dass sie auf die Idee kommen, ihre Namen dort zu verewigen. Gerade als Dave seinen Namen mit einem Stock einritzt, kommt ein Auto mit zwei Herren vorbei, die die Jungen stark verunsichern und schließlich Dave dazu bringen, in deren Auto zu steigen. Ein Fehler, denn in den nächsten vier Tagen wird dieser übel missbraucht, bis er die Flucht ergreifen kann.

Diese Ereignisse verfolgen Dave (Tim Robbins, er hat den Oskar wahrlich verdient) bis an sein Lebensende. Zwar heiratet er und bekommt sogar ein eigenes Kind, doch überschlagen sich die Ereignisse, als eines Morgens die 19-jährige Tochter von Jimmy (gespielt von Sean Penn) tot aufgefunden wird. Weil Dave in dieser Nacht spät und Blut überströmt nach Hause kommt und seiner Frau erzählt, dass er einen Mann womöglich so sehr zusammengeschlagen habe, dass dieser nicht mehr lebt, wird er bald verdächtigt, der Mörder zu sein.

Wie es weitergeht, wird nicht verraten, schließlich soll sich der Kinobesuch auf für die Lesenden noch lohnen, doch kann man sagen, dass hier ein spannender Film gezeigt wird.

Leider hat sich Clint Eastwood bemüht, den Film durch allerlei Nebenschauplätze aufzufüllen, was meiner Meinung nach dazuführt, dass „Mystic River“ seine Längen hat. Glücklich ist dann der, der aufgrund von abrupter Müdigkeit einige Szenen verpasst.

Ich hab ihn ganz gesehen und hab mich stellenweise gelangweilt. Bereue den Kinobesuch aber dennoch nicht.

Ende des Monats

Normalerweise freue ich mich immer über die letzten Tage eines Monats. Das Konto ist gerade aufgefüllt. Eine neue Ausgabe der Satirezeitschrift befindet sich im Briefkasten und im Badezimmer-Kalender darf ich auch bald die März-Pose (nein, ich schreibe nicht, wer da immer in der Badewanne auf mich herablächelt…) sehen. Viel Grund zur Freude also.

Wenn da in diesem Monat nicht dieser Druck hinzukommt. Einmal natürlich der notwendige, denn schließlich wird das Schreiben an die Wohnungsverwaltung dem innigen Verhältnis, welches ich zu dieser Wohnung in den letzten beiden Jahren aufgebaut habe, ein Ende setzen.

Dann muss ich mich noch von dem Vertrag trennen, den ich natürlich nicht so häufig genutzt habe, wie ich es eigentlich vorhatte. Wie es so läuft. Erst nimmt man sich vor, mindestens dreimal die Woche zum Sport zu gehen. Schnelll reduziert sich die Anzahl der Tage, bis man es gerade noch schafft, einmal die Woche den Hintern zu schwingen.

Schlau, wie ich bin, will ich den großen Trennungsschmerz zum Anlass nehmen, auch all die anderen finanziellen Verpflichtungen unter die Lupe zu nehmen. Muss die tägliche Belieferung mit der Tageszeitung wirklich sein? Sollte ich dann lieber was regionales konsumieren? Kann ich die Frauenzeitschrift nicht auch am Kiosk kaufen? Muss Brand Eins wirklich sein?
Mit Schrecken stelle ich fest, wie viel ich so im Monat für Zeitschriften und Zeitungen ausgebe. Denn das, was im Briefkasten landet, ist ja nicht meine einzige Lektüre, vom Internet ganz abgesehen. Zeitschriftensüchtig nennt man das wohl im Fachjargon.

Verlustängste steigen auf. Könnte ich mich sehen, wäre mein Kopf wahrscheinlich knallrot. Zum Glück klingelt genau in diesem Moment das Telefon. „Du musst doch nicht dein ganzes Leben ändern!“ Muss ich nicht? Du hast Recht. Muss ich nicht. Und so entscheide ich mich, die Satirezeitschrift zu behalten. Das Wirtschaftsmagazin gibt’s vielleicht in der neuen Redaktion und die tägliche Dosis Regionales hol ich mir mit Probe-Abos. Dass ich da nicht selbst drauf gekommen bin.

Sorgen

Wirkliche. Große. Wirklich große. „Stell dir mal vor: In ein paar Monaten sitzt du am Rheinufer und trinkst ein Alster…“ – „Heißt das da überhaupt so?“

Dialoge am Nachmittag

Er: Was ist denn mit dir passiert?
Sie: Wieso?
Er: Du siehst so anders aus.
Sie: Tja, bin mit dem Kopf unter den Rasenmäher gekommen.
Er: Ach so.

FILM: Stauffenberg

Im Fernsehen. Spannend erzählt. Keine langatmigen Szenen. Keine langweiligen Dialoge. Der Film erzählt, wie es gewesen sein kann, wie es wahrscheinlich war. Und Olli Dietrich in einer Minirolle als Goebbels: Ziemlich gut.

Wundern

Es gibt solche Tage, da läuft man durch die Stadt und wundert sich. Wundert sich die Menschen, auf die man trifft. Da erzählt einem die McDonalds-Mitarbeiterin, dass sowohl oben als auch unten Nichtraucher-Zone ist. Fein, denke ich mir, und frage mich, ob der Rauchgeruch schlimmer gewesen wäre als der milde Schweißgeruch, der vom Nebentisch in meine Nase schwappt.
An der Ampel wartet man pflichtgemäß auf das grüne Licht, weil nebenan ein Wunderweib eine Mutter mit Kind im Trolley steht. Vorbild sein, denke ich gerade noch, als diese plötzlich losläuft – das kleine Männchen in Sichthöhe animierte hingegen noch lange nicht zum Laufen. Dann eben nicht.
Hinter mir unterhalten sich zwei Typen, die das 20. Lebensjahr noch nicht erreicht haben, darüber, dass letztens ein Mann in ein Geschäft ging, umherschaute und dann mit einem seufzenden „Jaja…“ dieses wieder verließ. Kommt häufiger vor und bisher dachte ich, dass sich solche Geschichten nur Frauen erzählen.
Einige schräge Momente später ein kleiner Mann, Ende 50 mit blauem Schal. So blau, dass ich mich frage, ob er sich diesen wohl selbst ausgesucht hat, die Enkel ihm diesen zu Weihnachten geschenkt haben oder ob sonst irgendetwas in seinem Leben schief gelaufen ist. Fragen will ich ihn auch nicht, er fühlt sich wahrscheinlich nur belästigt. Belästigt von einer Frau, Mitte 20, die einen knall orangenen Schal um den Hals trägt. Wir hätten eigentlich ein gutes Paar abgegeben, wir zwei.