Liebes Handy,

Du begleitest mich auf Schritt und Tritt. Bist bei mir in allen Lebenslagen. Bei der Arbeit klingelst du leise, auf der Straße schön laut. Wenn du brummst, widme ich dir hektisch Aufmerksamkeit, so schnell und sehr, dass ich mir sogar fast die Knochen breche.
Bei allen Gesprächen mit entfernten Menschen – du bist dabei. Hörst mit, kommentarlos. Zeigst mir kleine Nachrichten, lässt mich Wichtig- und Nichtigkeiten austauschen.
Wenn du mal nicht bei mir bist, vermisse ich dich. Fühle mich nackt, nur als halber Mensch. Es könnte ja jemand versuchen, mich zu erreichen, auch wenn dein Display am Ende des einsamen Tages dann höchstens Nichtigkeiten anzeigt.
Nein, missen möchte ich dich nicht. Ich stehe zu dir, auch wenn ich eine Weile brauchte, mich an dich zu gewöhnen. Auch wenn ich mich manchmal sorge, wie sehr du mich beherrscht. Dann und wann lasse ich dich links liegen, und bringe dich zum Schweigen. Mit nur einem Knopfdruck kannst du mich nicht mehr beherrschen, ich vergesse dich kurz.
Doch diese Rebellion hält nicht lange an. Ich schalte dich dann wieder an, warte beschämt auf Nachrichten und erfreue mich an deinem engagierten Piepen! Danke! Dass du mir treu bleibst. Und für den Rest.

(idee geklaut bei ihm)

Die eigene Tinte

Der Suppenladen an der Ecke. Nachdem er es sich bisher leisten konnte, allein auf Suppen zu setzen, um die Mägen der arbeitenden Bevölkerung zu füllen, hat er nun umgestellt. Bietet auch so genannte Specials an, feine Mahlzeiten mit viel Gemüse und Reis oder Pasta.
Vitamine kann man auch bekommen: fruchtige Säfte, frisch gepresst, auch Gemüsemischungen sind dabei. Und zu allem Überdruss kann der Büromensch nun auch Suppen im Glas und andere Leckereien mit nach Hause nehmen. Feinköstliches. Nur über den Tintenfisch im Glas habe ich mich gewundert: Denn der schwimmt dort in eigener Tinte.

Jakob Hein: Formen menschlichen Zusammenlebens

Manche Bücher kann man ganz schnell lesen. Nach nur einem Tag – mit Unterbrechungen versteht sich – ist alles vorbei. Es kam, fesselte zumindest so sehr, dass man es beenden wollte, und es ging. Um nachts um halb eins war es dann wieder vorbei.
Worum es geht? Ein Junge, der sich in seiner Jugend für die USA begeisterte. Stolz ein Shirt mit den Buchstaben N.Y.C. trug, bis es nicht mehr tragbar war. Nach der Wende reist er in das Land seiner Träume, lernt die Sprache, schlägt sich durch und knüpft Kontakte.
Erhofft, hatte ich mir vom Titel und Klappentext anderes, einen größeren Fokus, was dieses menschliche Zusammenleben angeht. Sicher, er lebt immer wieder mit den unterschiedlichsten Menschen unter einem Dach, aber liegt der Fokus des kleinen Büchleins doch zu sehr auf der Hauptperson und weniger auf den Formen.
Alles sehr schnell weglesbar und etwas enttäuschend. Schade, hatte ich mir doch ein wenig mehr versprochen.

Befreiung

Es gibt ja nichts Schöneres, als nach getaner Arbeit durch die Buchläden zu ziehen. Schauen, blättern und dann sich für das eine oder andere entscheiden. Denn schließlich kann man jetzt wieder ganz viel lesen. Und zwar das, was man selbst mag, nicht diese furchtbare Pflichtlektüre für die letzten ungeliebten Scheine. Befreiend.
Und so hab ich mich für ein paar neue Exemplare fürs Bücherregal entschieden. Unter anderem auch ein Buch aus dem Antiquariat. Eins, was ich mit 16 oder 17 mal gelesen habe und was von einer Frau handelt, die über ihre Jugend schreibt, die keine war, weil sie jahrelang missbraucht wurde. War überrascht, wie viele Bücher der Mann hatte, die ich mir damals alle aus der heimatlichen Bibliothek geliehen hatte.
Das einzige, was heute nicht geklappt hat, war der Kauf eines neuen Paar Schuhes. Denn nachdem ich in den letzten Monaten hauptsächlich Frust-Schuhe gekauft habe, ich erinnere mich noch zu gut an den Kauf des äußerst schicken Paars Ende Oktober, müsste jetzt endlich mal ein Belohnungspaar her. Aber es lässt sich einfach keins auftreiben. Na und so musste eine neue Jacke her. Für den Frühling ganz farbenfroh.

Sätze, die die Welt bedeuten (3)

Beim Brennen einer CD: „Mist, verbrannt!“

Zapp

Das Medienmagazin. Muss ich mal loswerden. Eigene Entscheidungen des eigenen Senders werden in ein rechtes Licht gerückt. Ohne kritische Beleuchtung. Sauberer Journalismus? Von wegen. Vielleicht sollte man solchen Sendungen verbieten, über das eigene Haus zu berichten.
Und dann diese Moderatorin. Furchtbar. Vielleicht ist es was persönliches, aber ich mag sie nicht. Obwohl sie sich mittlerweile ein bisschen gemacht hat. Allein Fragen wie „Ich hatte das Gefühl, dass sie das verletzt hat, stimmt das?“ – Ja, was soll die gute Frau denn antworten als: ‚Nein!‘ Das ist doch mal knallhart nachgefragt. Schöner geht’s nur noch in guter Privatfernsehen-Manier à la Olli Geissen ‚Wie war das damals für dich?‘ oder ‚Was hast du dabei gefühlt?‘.
Hey, ihr seid öffentlich-rechtlich!
Natürlich darf auch ein big-brother-kritischer Beitrag nicht fehlen. Warum man dieser Sendung überhaupt ein Forum gibt. Dann noch ein kleiner Hetzbeitrag über RTL aufgehangen an einem Spiegel-Artikel aus den letzten Wochen zur kränkelnden Musikindustrie – seid doch bitte nicht so vorhersehbar!

Schmuddelig

„Ach übrigens, das HIER ist ja übrigens genial. Wenn der Typ so fickt wie er schreibt, dann will ich den ficken.“ (Berit Geissler)

Mittwochsfazit

Wortkarg, weil müde. War trotzdem schöner Abend. Doch überraschte eins: Hatte sich doch in der Vergangenheit der prollige Mann im roten Hemd in mein Herz getextet und die Lachmuskeln zum heftigen Zucken angeregt, so ist es nun der schlacksige Mann mit feiner Brille, der mich mehr zum Schmunzeln brachte. Feiner Humor, sorgfältig gewählte Worte. Schön.
Denn wenn man nichts zu sagen hat oder sich selbst nicht in der Lage fühlt, dann lässt man reden. Sich berieseln. Und wenn dann jedoch selbst das Lachen mühsam erscheint, dann heißt es: Schlafen gehen.

„Wir sollten mal wieder tanzen gehen“

Früher ging man ständig tanzen. Mindestens einmal in der Woche wurden die Hüften geschwungen, die Becken gekreist. Manchmal war es auch so, wie in diesen unsäglichen RTL2-Reportagen, in denen sich Jugendliche zuerst aufbrezeln, und dann das Ritual des Vorglühens vollzogen wird. Gemeinsam versteht sich, mit viel Gegacker bei den Damen und prolligen Sprüchen bei den Herren.
Menschen, die diesen Satz austauschten, belächelte man. So werde ich bestimmt nie!
Später dann wurden diese Happenings seltener, immer öfter ging man mal „was trinken“, traf sich manchmal sogar Zuhause und trank zusammen eine Flasche Wein bei gutem Essen.
Und mittlerweile: Der besagte Satz tröpfelt über die eigenen Lippen, nicht einmal einen Gedanken verliert man daran, dass es irgendwie spießig, langweilig oder sonst irgendetwas sein könnte. Irgendwann werden dann doch Erinnerungen wach. Erinnerungen an besagte Zeiten.
Doch bereuen. Ohne mich.

Knusperhuhn

Die Legende eilte ihm voraus. In einer Berliner Kneipe, nein, keine an der Ecke, sollte es das beste Huhn der Stadt geben. Knusprig, und halt richtig gut. Schon lange hatten wir uns vorgenommen, dies auch wirklich zu testen. Gestern ist’s dann endlich passiert.
Dagewesen. Huhn gegessen, welches wirklich nicht schlecht war. Aber war es das beste? Der Stadt? Nach langem Überlegen stellte ich fest: Kann sein. Aber vor allem ist es mein erstes. In dieser Stadt.