Im Briefkasten

Sehr geehrte Frau Franziskript,
kennen Sie das: Beim Lesen werden Ihre Arme „immer länger“?
Äh, nein. Und es strengt Sie immer mehr an? Äh, nein. Dabei haben Sie doch eine Brille. Äh, ja. Ja, vielleicht sogar zwei – eine Lesebrille und eine zweite für die Ferne?! Äh, nein. Es ist aber gar nicht notwendig, mit zwei verschiedenen Brillen zu leben Stimmt. Ich hab ja auch nur eine, ihr Blödmänner. Und eure Gleitsichtgläser werdet ihr mal schön woanders los. So alt bin ich nun wirklich noch nicht.

Der Weckmann

Mein Umzug nach Düsseldorf hat mich auch kulinarisch weiter gebracht. Zumindest testeten wir vorvergangenes Wochenende einen dieser Weckmänner, die man derzeit in jeder Bäckerei käuflich erwerben hinterhergeschmissen bekommt. Dabei handelt es sich um große Brotmänner, die eine Pfeife aus Gips in der Hand haben (ja, ich hab auch versucht reinzubeißen). Gute Weckmänner haben auch Augen aus Rosinen und sind mit einer Zuckerglasur überzogen. Manche sind auch in Mandelstücke gehüllt, dafür haben sie keine Augen. Wer Milchbrötchen mag, dem schmecken auch Weckmänner.

Wie ich jetzt lernte, gibt es diese Form von Gebäck nicht das ganze Jahr. Es scheint einen engen Zusammenhang zwischen den Backgestalten und St. Martin geben. Welchen, habe ich bisher noch nicht herausgefunden.

Wer hilft?

Neulich

Kleiner Junge mit Mama und Papa im Zug. Kleiner Junge fragt: ‚Hat Duisburg eigentlich auch einen Hauptbahnhof?‘ Keine schlechte Frage für einen unter zehn, denke ich. Da muss man auch erstmal drauf kommen. Der Vater: ‚Ja, jede Stadt hat einen.‘ Stimmt das? Gewagte These, aber ich unterstütze den Herrn Papa da, denn bei kleinen Kindern darf man das. Lieber ein bisschen lügen, als gleich die kleine, heile Welt zerstören. Eltern dürfen ja auch auf die Frage, wie lange es denn noch dauert, bis man endlich bei Oma und Opa angekommen ist, sagen, dass es nicht mehr weit ist. Ein paar Minuten noch, auch wenn daraus dann eine geschlagene halbe Stunde wird. Kleiner Junge lässt nicht locker: ‚Und hat Duisburg auch einen Flughafen?‘ Da bin ich jetzt aber mal gespannt. Doch Vater wiegelt ab: ‚Nein. Dafür ist Duisburg zu klein.‘ Soso, zu klein. Kleiner Junge findet die Antwort auch alles andere als befriedigend. Und hat bereits in jungen Jahren erkannt, dass Duisburg zu größerem berufen ist. Nämlich zu einer Stadt mit Flughafen. Deshalb glaubt kleiner Junge fest daran, dass es im Fall der Ruhrpott-Stadt wohl eher an der finanziellen Ausstattung gelegen haben muss. ‚Wir können ja einen für Duisburg kaufen!‘, ruft er begeistert durch den Zug. Da ist selbst der Papa platt.

Drei Worte

Um 19:13 eine SMS erhalten. Drei Worte. Nein, nicht die besagten, furchterregenden drei Worte.
‚Hier schneit es‘ schrieb er.

Hören: Kante

Das neue Album hatte mich bereits einige Monate begleitet – ich liebe es. Die Veranstaltung im Düsseldorfer Zakk also ein Pflichttermin. Andererseits kritisch. Kann man zu einer solchen Band gehen? Gelten hier andere Regeln? Vielleicht legen die Herren darauf wert, dass niemand klatscht, wenn sie die Bühne betreten? Reicht für den Ausdruck des Gefallens vielleicht bloßes Kopfnicken und ein kräftiger Zug an der Kippe? Und wie würden die Düsseldorfer sich so machen? Schließlich sollte das mein erstes Konzert in meiner neuen Heimat sein.

Der Start in den Abend: Im Innern der Stadt. Gefolgt von Zombi. Und den singenden Flüssen. Wirklich schön anzusehen, wie die Jungs auf der Bühne musizierten, zwischen den Songs immer wieder mit Susanne die Licht- oder andere Probleme diskutierten. Beeindruckt haben mich Baron Samedi, New Babylon, die Instrumentalstücke von dem neuen Album. Wer sich jemals fragte, ob solche Konzerte so ganz ohne Gesang gehen können, sei hiermit eines besseren belehrt. Es geht. Und wie. Auch wenn ich nicht auf die gesanglichen Qualitäten des Westerländers (ja, Herr Thiessen kommt nicht aus der Hansestadt) missen möchte, machte der gute Mann sich am Kontrabass sehr sehr gut.

Zwischendurch die Summe der einzelnen Teile, eine Pause und viele, viele Titel später dann die Gänsehaut. Bei Warmer Abend. Und so war es dann doch noch unser Abend.
Zum Schluss ein „Vielen Dank und bis bald“. Ja, bis bald. Versprochen.

PS: Als Vorband gab’s die Dativboys. Sie waren ok, die Jungs um den Düsseldorfer Florian Dürrmann. Mehr aber auch nicht.

Kante im Zakk

Und morgen erzähl ich euch, wie’s war.

Aufgeschnappt

„Wir begrüßen dann auch die Fahrgäste, wegen denen wir nun eine Verspätung von 15 Minuten haben“ – mit so lieben Worten hat mich ein Zugführer noch nie in Empfang genommen. So persönlich und verdammt herzlich. Empörung bei den Fahrgästen, die mit mir im Gang standen. Gemeinsam hatten wir uns durch die Menschenmassen in der Unterführung gekämpft, um noch in den wartenden Zug zu springen und dann das. Beschämt blickten wir uns an – wie diskriminierend. „In der Mitte des Zuges finden Sie unser Bordrestaurant, in dem wir Sie gerne bedienen. Halten Sie aber auch die Gänge frei, damit wir für Sie da sein können.“ Ja, schon klar. Wieder spielte er auf uns an, die sich jetzt in den Gängen lümmelten, zu faul, nach einem Sitzplatz zu suchen. Eingeschüchtert richteten alle den Blick auf den Fußboden, flüchtend vor den Blicken der anderen. Ja, er meinte wohl uns. Was war nur in den Zugchef gefahren? Gibt es seit neuestem eine RTL-Sendung „Deutschland sucht den witzigsten Zugchef?“ oder warum diese Sprüche?
„Sie wissen ja, 15 Minuten Verspätung – jetzt geht es ja wieder um Anschlusszüge, die Sie in Düsseldorf und Duisburg erreichen wollen – ich melde mich dann wieder bei ihnen.“ Unter die ersten 12 hat’s dann aber doch nicht gereicht. Denn die Wiederholungen seiner Mitteilung in Englisch und Niederländisch trug der gute Mann dann wesentlich weniger bissig vor. Das üben wir dann aber noch einmal.

Rotwein

Alle paar Wochen trafen wir uns. Saßen zusammen, tranken Wein. Es gehörte zu diesen Abenden immer dazu: Wir redeten und rauchten vor uns hin. Freuten uns, weil wir uns schon so lange kannten und immer wieder neu entdeckten. Dann vereinten uns nur noch die Telefonate. Lange Gespräche, bei denen ich nach einer Weile immer ein starkes Bedürfnis nach Wein hatte. Roten Wein und einer Zigarette. Sie schaffte das jedes Mal.

Weicheier!

‚Die Dschungelshow ist eine Studie über die Wehleidigkeit der Männer‘ kommentierte die Nick und traf den Nagel auf den Kopf. Wehleidig sind sie alle zusammen und damit meine ich nicht nur den kleinen Willi, der große Angst vor Spinnen hat. Der Spengemann weint die ganze Zeit rum, weil er seine Freundin vermisst, Jimmy Hartwig kann plötzlich nicht mehr tauchen und der dicke Harry verpisst sich einfach.

Soviel zur Dschungelshow. Doch es gibt diese Weicheier auch außerhalb des Urwalds. Oder was auch immer das ist. Sie klagen über Rückenschmerzen, nicht mal das Auto fahren macht mehr Spaß. Sie pumpen sich lieber mit Schmerzmitteln zu, anstatt endlich ins Krankenhaus zu gehen oder trauen sich erst gar nicht, mal beim Onkel Doktor vorbeizuschauen. Sie können kein Blut sehen, Frauen weinen sehen oder Wahlen gewinnen.

Ach, was ist nur aus euch Kerlen geworden? Und viel schlimmer: Was soll nur aus uns Mädels werden? Wer rettet uns vor bösen, wilden Spinnen? Wer beschützt uns vor vermeintlichen Einbrechern, die sich des Nachts durch die leisesten Geräusche ankündigen? Und wer hält Händchen, wenn wir irgendwann einmal für Nachwuchs sorgen?

Ich weiß nur eins: So kann das nicht weitergehen.

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAHH!

Aus der Reihe „Die Bravo ist auch nicht mehr das, was sie mal war“ gibt es wieder Neues zu berichten. Jede Woche werfe ich einen Blick auf die Seite, auf der die Jugendzeitschrift ihren Kunden Musikgeschmack beibringen will. Kann natürlich nicht gelingen, weil dort meist seltsame ‚Stars‘ wie Blue, jojo usw. empfohlen werden. Viel schlimmer ist allerdings, dass die ‚Musikredaktion‘ der Bravo zu jeder empfohlenen Scheibe auch einen kleinen Kasten mit dem Titel ‚Im Stil von‘ beistellt. Dort wird dann geschrieben, dass die Toten Hosen beispielsweise wie die Ärzte klingen. Oder Virginia Jetzt wie die Sportfreunde Stiller. Alles mehr oder weniger ärgerlich.

Noch viel schlimmer war, als dort vor einigen Wochen die Single ‚Radio‘ von Mister Robbie Williams empfohlen wurde. Im Stil von: U2. Ja, lassen die da Praktikanten ran? Am allerallerschlimmsten dann aber die Plattenempfehlung für Robbies Greatest-Hits-Album. Dass klingt, glaubt man der Bravo-Redaktion, wie Ronan Keating.

Ich bin sprachlos.