Tsss.

Helmut Lottis Ehe kaputt? Und dann auch schon die zweite? Und ich dachte immer, dass der schwul ist. Und Olli Pocher soll mit der Bätschelorett im Liebesurlaub sein? Mannmannmann, das ist ein Start in den Tag. Das muss ich erstmal verkraften.

FILM: Kinsey

Ich weiß nicht, aber ich habe ein Problem mit diesen amerikanischen Verfilmungen großer Biographien. Das war schon in ‚The Beautiful Mind‘, wo das Wirken und Leben von John Nash dargeboten wurde. Ein Wissenschaftler, dessen Versessenheit in die Materie und seine private Seite.

In ‚Kinsey‘ geht es um Alfred Kinsey, der aus einem streng konservativen Elternhaus stammt und gegen den Willen seines Vaters Biologie studiert und sich einen Namen als Insektenforscher macht. Während seiner Lehrtätigkeit lernt er seine Frau Clara McMillen (Laura Linney) kennen, mit der er drei Kinder zeugt. Wie ich gelesen habe, entdeckt er erst im Alter von 42 Jahren die Sexualforschung für sich und macht sich daran, eine umfangreiche, empirische Studie über das Sexualverhalten der Amerikaner zu erstellen. Während das erste Buch zum Kassenschlager wird, floppt das zweite, in dem er sich insbesondere mit der weiblichen Sexualität auseinandersetzt. Kinsey gerät in die öffentliche Kritik, der finanzielle Unterstützer springt ab und zu allem Überdruss meldet sich sein Körper.

Tja, eigentlich ein Film, der nach einem tragischen Ende schreit. Ein Ende, in dem Kinsey sich wiederum in die Wissenschaft flüchtet, der Sache wegen. Aber es kommt anders. Die letzte Szene spielt im Wald. Zwischen tausendjährigen Bäumen sagt Kinsey zu seiner Frau: „Es gibt noch viel zu tun.“ Er umarmt sie, sie laufen ein paar Schritte. Das war’s.

Eine Weile habe ich darüber nachgedacht und nun weiß ich, was mich an diesem Ende so stört. Es ist kein schlechter Schluss, keineswegs, denn selbst in der heutigen Zeit hat Kinsey ja recht. Besonders, wenn man die Situation in den USA betrachtet. Doch passt dieses Ende nicht zu dem Rest des Films. Versucht er doch immer wieder auf sehr amerikanische Weise ‚mehr‘ zu wollen. Große Szenen. Es wird immer wieder die Erwartung eines tragischen Ereignisses geschürt. Doch diese bleibt aus.

Und dann noch etwas, was auch Emily genervt hat: Es ist ja schön, wenn man versucht, in einem Film die verschiedenen Lebensphasen darzustellen. Allerdings fiel es bei ‚Kinsey‘ wirklich schwer, anhand der optischen Veränderung wirklich zu erkennen, ob man gerade den ‚jungen‘ oder den ‚älteren‘ Kinsey sah. Gleiches gilt übrigens für seine Frau, die von Laura Linney gespielt wurde. Die haben wir alle sowohl in ‚The Truman Show‘ und ‚Mystic River‘ schon wandlungsfähiger gesehen. Aber das nur am Rande.

Arm.

‚Inzwischen ist Fischer für die Regierung eine Belastung. In der Beliebtheitsskala abgehängt von CDU-Langweiler Wulff, der vermutlich nicht mal seinen Teddy verprügelt hat.‘

(Stern, 13/05, S. 47)

Wochenende

I.
‚Was guckst du so böse?‘ Ich guckte nicht böse. Ich wartete einfach darauf, dass der Mann hinter der Bar mir mitteilt, wie viel Geld er denn nun von mir bekommt. Drei Alsterwasser. In letzter Zeit seltsamerweise viel Alsterwasser. Unerträglich gerade gezapftes Bier ohne den Schuss Limonade. Aus welchen Gründen auch immer. Ich schaute immer noch böse, ließ sie mich wissen und fügte hinzu, dass es auch an der Brille liegen könne. ‚Genau‘ antwortete ich mit einem breiten Grinsen. Vielleicht glaubt sie mir ja jetzt. ‚Oder bist du böse?‘ – ‚Nö‘, antwortete ich. Und: ‚Oder soll ich böse sein?‘ Sie verneinte. Ich zahlte. Restgeld. Danke und Auf Wiedersehen.

II.
Auf dem Nachhauseweg Nebelschwaden. Oder doch Rauch? Der Geruch von verbrannten Holz in der Nase. Nicht nur dort. Glauben, dass mein gesamter Körper ihn angenommen hat. Nicht nur die Jacke, die Hose, sondern alles. Auch die Haut. Später feststellen, dass es doch der übliche Kneipengeruch ist, der an mir haftet. Trotzdem Nebel.

III.
Viel gelaufen. Nicht allein.

IV.
Diese Stille. Diese unendliche Stille. Der Blick schweift über den See, der in dichten Nebel getaucht ist. Das gegenüberliegende Ufer unsichtbar. In der Ferne hört man Enten, die über das Wasser flattern.

V.
Diese Stille. Den eigenen Atem hörend auf dem Deich stehen. Der Blick schweift über den Horizont. Nur die Frage im Kopf, ob das Wasser kommt oder geht.

VI.
Ich möchte nie in einem Reihenhaus wohnen.

VII.
Bielefeld soll die Stadt mit der höchsten Schuhgeschäftdichte sein. Sagt meine Mutter.

Zeitschriften im Test: Neon

Als NEON im Juni 2003 zum ersten Mal am Kiosk erschien, hatte ich mich gefreut. Super, JETZT war damals ja ganz nett, warum also nicht auch ein richtiges Magazin starten, nur für junge Menschen zwischen 20 und 35. Der Testlauf glückte, so dass der Verlag Gruner+Jahr die Mannschaft von NEON machen ließ. Seit Januar 2004 erschien NEON monatlich. Anfangs hatte ich mir das Magazin recht regelmäßig gekauft, auch wenn ich bei der ersten Ausgabe bereits enttäuscht war. Schöne Themen, aber manchmal so seltsam umgesetzt, dass ich wirklich enttäuscht war. Dann ließ ich NEON links liegen, blätterte im Kiosk oder Café kurz darin, um es dann meist wieder beiseite zu legen. Manchmal fühlte ich mich zu alt, manchmal zu wenig verklemmt.

Deshalb hatte ich mich schon richtig darauf gefreut: Super Idee, endlich mal meine Meinung zu NEON loswerden. Und da lag das Heft nun vor mir, ganz in schwarz, mit weißer Schrift und buntem Foto. Wiederum war ich enttäuscht. Diesmal lag es aber nicht daran, dass ich gänzlich unzufrieden war, sondern dass mir die ein oder andere Geschichte gut gefiel, ich hängen blieb, mich festlas und in Gedanken Worte wie ‚cool‘, ’super Idee‘, ’schön geschrieben‘ formulierte.

So gibt es eine wunderbare Bedienungsanleitung für den richtigen Gebrauch von Affären, eine geniale Modefotostrecke, bei der die Models jeweils bestimmte Musik zu hören bekommen haben. Schöne Fotos, ja, liebe Allegra-Macher, das wär doch mal was gewesen.

Aber dennoch, liebe Leser, auf diese neu geschaffene Rubrik ist natürlich Verlass, denn auch wenn wir es hier mit einem durchaus gut gelungenen NEON-Exemplar zu tun haben, gibt es immer noch Dinge, die ich weniger gut, schlecht oder einfach nur scheiße finde.

Denn schon seit der ersten Ausgabe von NEON rege ich mich über die „Der Soundtrack meines Lebens“-Seite auf. Wie kann man eine solche Seite, wo man wunderbare Fotos zeigen könnte, so lieblos hinklatschen. Ich will die Plattencover sehen UND die Texte lesen, ist denn das so schwer?

Einmal weiterblättern und schon landen wir bei einer Geschichte, die uns verrät, wie man eine zugefallene Tür wiederaufbekommt. Ganz nett zu lesen, aber völlig nutzlos, weil ich mich ganz bestimmt nicht mehr erinnere, wenn ich das nächste Mal vor meiner Tür stehe.

Eine Geschichte, die mich nervt, ist dieser seltsame Pärchentest. Jaja, ein Test und bei eifrigen Leserinnen von Frauenzeitschriften liegt bei der Lektüre dieser Heftchen immer ein Stift in erreichbarer Nähe. Lohnt sich nicht, sage ich, denn dieser Test ist nicht wirklich ernst gemeint, kann man gerne weglassen, solche Geschichtchen.

Und sonst? Geärgert über das Alkohol-A-bis-Z: Seit wann, bitteschön, trinkt man Bloody Mary mit Eiswürfeln? Gegähnt bei der Kolumne zum Thema „Selber Powerpointen“, bei der hunderttausendsten Vorbesprechung zu der neuen Serie „Desperate Housewives“, ich glaube, mittlerweile hat es ganz Deutschland gemerkt, dass diese Serie im April anläuft und zur Kanzleramts-TV-Serie.

Genervt zudem bei der bereits auf dem Titel angekündigten „Hammer-Aktion: Stars versteigern die Klamotten unserer Lieblingsstars. Seit wann ist beispielsweise Jürgen Trittin mein Lieblingsstar? Nur weil er sich vor einigen Monaten (oder sind es mittlerweile Jahre?) von seinem Schnauzer getrennt hat? Ich weiß nicht. Wenn doch habe ich dann ja doch noch den Beweis dafür gefunden, dass ich aus der NEON-Zielgruppe bereits mit 27 Jahren herausgewachsen bin.

Puh.

Nee, das war nicht mein Tag heute. Erst sagt der Bruder endgültig ab (‚Das ist mir echt zu stressig, heute‘), dann sind die Eltern stundenlang nicht zu erreichen, so dass ich nicht wusste, ob ich nun heute abend schon vorbei schauen konnte und als ich dann am Bahnhof stand, frisch gepackt und mit Wasser und allerlei Lektüre versorgt, schallte es durch die Bahnhofshallen: ‚Ihr Zug hat aufgrund eines Notarzteinsatzes 1 Stunde Verspätung‘. Ich hätte kotzen können. Eine Stunde!

Und dann tat ich, was ich wahrscheinlich schon heute morgen machen sollen. ‚Äh, ihr braucht mich nicht abholen. Ich fahr morgen früh.‘

Neuer Tag, neues Glück. Hoffentlich.

Oh Brother!

Irgendwie hatte ich mir in der letzten Woche in den Kopf gesetzt, mein Verhältnis zu meinem Bruder zu verändern. Denn wie oft hört man von anderen Geschwistern, dass sie einander besuchen. Dass die eine bei dem anderen ständig ein und aus geht, genau wie bei den Eltern. Ohne Voranmeldung, ohne alles. Schließlich kennt man sich schon ein paar Jahre. Sollte ja eigentlich auch kein Problem sein, denn gibt es im Leben der meisten nicht viele Menschen, mit dem man so ausgiebig gestritten, geheult, gelacht, gebadet und gespielt hat.

Und so schmiedete ich in den vergangenen Tagen heimlich den Plan, vor dem österlichen Besuch bei den Eltern einfach einen Abstecher bei meinem Bruderherz einzuplanen. So könnte man die wichtigen Dinge endlich mal in aller Ruhe besprechen, ich könnte meine Neugier befriedigen und seine neue Behausung begutachten und dann am folgenden Tag mit ihm in trauter Zweisamkeit bei meinen Eltern aufkreuzen.

Super Plan, doch hatte ich ihn ohne meinen Bruder gemacht, der sich dafür wenig aufgeschlossen zeigte.

Er: „Wie? Ich muss doch aber bis halb zehn arbeiten?“
Ich: „Macht nix, ich komm doch eh nicht früher in Bremen an.“
Er: „Dann willst du auf meinem Sofa schlafen?“
Ich: „Ja, genau.“
Er: Schweigen.

Der saß. Bis morgen Mittag hat er nun Zeit, sich diesen schwesterlichen Überfall durch den Kopf gehen zu lassen. An unser neues Verhältnis muss er sich wohl erst einmal gewöhnen.

Nachtrag 13:16: Die nervende Schwester wurde kalt abserviert. So viel zum Thema Brechstange.

Sätze, die die Welt bedeuten (11)

‚Ich verbleibe in der Hoffnung, dass wir beide irgendwann einmal so viel regelmäßigen Sex haben werden, dass wir uns endlich mal ausgelastet fühlen.‘

(wenn bloggerinnen mailen)

‚Love is a strong force‘ oder Mercury Rev im Zakk

‚Von hier kannste doch überhaupt keine schönen Bilder machen‘, ranzte das hagere Mannsweib mich von der Seite an. Ungläubig blickte ich ihr in die Augen. ‚Jaja, schon gut‘, presste ich aus mir heraus. Schlagfertig ist auch was anderes und irgendetwas blockierte mich, so dass ich ihr nicht an den Kopf werfen konnte, dass sie mich doch mal einfach machen lassen sollte. Sie wiederholte sich noch ein-, zweimal ich schaute immer noch verdutzt, dann ging sie wieder an ihren Platz, um wenige Minuten später wie wild loszukreischen und zu applaudieren. Schien ihr also gefallen zu haben. Mir leider nicht. Ich war schon auf einigen Konzerten. Ich war auch schon auf kurzen Konzerten. Aber bisher bin ich immer dann gegangen, als die Show auch wirklich vorbei war. Diesmal ging’s leider nicht, nach rund 40 Minuten war’s (für uns) vorbei. Hier die Fakten im Überblick:

Die Show
Ein dürrer Kerl (David Baker) mit Gitarre singt ein paar Lieder, reißt die Arme in die Höhe, flattert dann und wann wie ein Vogel davon, tanzt auch mal ne Runde auf der Bühne herum, wenn auf der Leinwand hinter ihm ein Ballettmädchen kreist.

Das Ambiente
So 90er! Ich habe das Gefühl, vor meinem Windows Media Player zu sitzen. Diese lustigen Bilder, die da ineinander fließen, herrjeh, das macht man doch heutzutage nicht mehr. Auch Robben bewegen sich im Takt der Musik, besagte Balletttänzerin und ganz unterschwällig hat die Musik auch eine Message: Love is a strong force, zum Beispiel, oder andere Weisheiten, die den Zuschauer zum Weltretten animieren sollen.

Das Publikum
Durchwachsen, alternativ, seltsam zum Takt der Musik wippend. Oder halt nicht im Takt, ist ja auch egal, hauptsache, wir ham unsern Spaß. Uaaah!

Die Musik
Hymnisch, pathetisch. Bei Keane ist das ok, hier nicht.

Lies mal

‚Karin: Ach ja? Wir lesen die FAZ kaum.
Silvia: Wir auch nicht. Nur wegen des Feuilletons. Eigentlich haben wir die TAZ abonniert. Aber wir finden, das die in letzter Zeit nachgelassen hat, nicht wahr, Florian? Sie könnte ruhig schärfer sein.
Gerhard: Die FAZ?
Silvia: Die TAZ. Die FAZ ist die Zeitung des Großkapitals. Aber gut gemacht.‘

Alt, aber immer wieder gern gelesen.

(aus: Robert Gernhardt: Die Toscana-Therapie)