Da gibt es schon mal einen wirklich unterhaltsamen Kino-Spot und dann lässt Axel Springer ihn auch noch verbieten. Menno.

Joachim Lottmann: Die Jugend von heute

„Jugend von heute“, ich weiß nicht, wie oft ich diese Platte von Blumfeld damals gehört habe. Immer und immer wieder. Zur gleichen Zeit kannte ich einen Kerl, der unbedingt jung bleiben wollte, aber nicht wirklich in der Lage dazu war. Am Wochenende in den Clubs? Nicht wirklich. Der Job schlauchte und all seine Freunde hatten keinen richtigen. Sie waren auch fast alle unter 30, während er unter der Woche mindestens 60 Stunden schuftete. Es ärgerte ihn, dass er an den Wochenenden immer so müde war. Bindungsfähig? Nein, es könnte ja immer noch etwas Besseres kommen. Alle Optionen offenhalten, war wohl eher sein Motto.
Der Hauptdarsteller Lolo in dem Buch ist Mitte 40. Eigentlich hat er so etwas wie eine Freundin in Köln, doch er bedauert es, dass er, seitdem er in Berlin wohnt, nicht einmal eine richtige Affäre hatte. Sowieso erscheint die Bundeshauptstadt als eine große Masse Junger und Junggebliebener. Es geht vor allem um das Sichten potenzieller Partner, kein Sex, nur ein bisschen Kuscheln und dann ab zum Nächsten. So zumindest beschreibt der Hauptdarsteller das Leben seines Neffens Elias. Er zieht mit ihm durch die Clubs, nimmt alles, was aufputscht, um durchzuhalten.
Joachim Lottmann beschreibt die Generation der Turnjacken tragenden Junggebliebenen in Berlin. Das kann nach 300 Seiten wirklich nervend sein. Und wenn es einen auch noch an alte Bekannte erinnert, sogar schmerzhaft. Trotzdem ein Buch, was wirklich jeder Berliner gelesen haben sollte.

Jan Weiler: Maria, ihm schmeckt’s nicht

Und dann muss ich ja noch ein paar Worte zu dem einen Buch verlieren, dass ich in dieser Woche endlich mal gelesen habe. Gekauft in der heimatlichen Provinz auf Empfehlung der Mutter einer Schulfreundin. Weil ich im Zuge der Emotionen, die im Sommer auf mir lasteten, nach etwas Leichtem verlangte. Seltsamerweise schleppte ich das Buch dann aber zunächst ungelesen nach Düsseldorf und dann später durch Deutschland. Irgendetwas hinderte mich daran, das Buch zu beginnen.
Mittlerweile habe ich es hinter mir und ja, es war leichte Kost. Kurzweilige Geschichten über einen Kerl, der in eine italienische Familie einheiratet. „Wunderbar witzig“ sagt Axel Hacke auf dem Buchrücken, „Göttliche Geschichten“, wird der Stern zitiert. Naja, das Buch war schon an einigen Stellen witzig, also schmunzelwitzig, zumindest zu Beginn. Im Verlauf des Buches wird’s ein bisschen ernsthafter. Keine kurzen Geschichten über italienische Familienrituale, stattdesen wird auf einfühlsame Weise das Schicksal eines nach Deutschland ausgewanderten Gastarbeiters beschrieben. Das ist dann eher interessant als witzig und dieser Teil des Buches ist auch der Grund, warum ich es durchaus zur Lektüre empfehlen würde.
Wer allerdings was Humorvolles, also so richtig, lesen will, den muss ich in diesem Jahr immer noch an Heinz Strunk verweisen. Kein Vergleich, ich weiß. Aber verdammt gut.

Davon geträumt, dass Angela Merkel ein Verhältnis mit Thomas Bug hat. Die beiden zusammen in der Straßenbahn gesehen. Ein Foto mit meinem Handy gemacht und überlegt, das Bild für teuer Geld an die BILD-Zeitung zu verkaufen. Dann aufgewacht.

Freaks

Er sah aus wie einer dieser Typen, die nach der Schule unschlüssig waren, was sie jetzt tun sollen. Lieber die paar Monate zum Bund als zu viel Zeit verlieren. Und danach? Weiß nicht. Wohl BWL. Und dann ging er an die Uni und war einer dieser Typen, die man in Vorlesungen kaum wahrnahm. Er saß immer strebsam in den vorderen Reihen, meist am Rand. Seine hellbraune Lederjacke ließ er grundsätzlich an. Chaos im Rucksack? Niemals. Fein säuberlich holte er zu Beginn der Vorlesung seinen Block aus der Tasche. Der Kugelschreiber, tiptop an den Umschlag geheftet. Keine Eselsohren. In den Minuten vor der Vorlesung telefonierte er. Oder tippte Nachrichten in das Handy. Schon damals.
Am Donnerstag traf ich ihn wieder. In Frankfurt in der Jahrhunderthalle. Er stand da rum. Alleine. Und wartete auf den Beginn des Konzerts. Ich erkannte ihn sofort. An seiner hellbraunen Lederjacke. Während des Konzerts entdeckte ich, dass er sich trotz der Band nicht vom Fleck bewegt hatte. Gebannt starrte er auf den Bildschirm seines Handys. Und tippte auf den Tasten herum.

Fernsehfrei

Nicht mehr lange wird es dauern, dann breche ich in die heimische Wohnung auf und werde meine erste fernsehfreie Woche hinter mich gebracht haben. Zeit für ein Zwischenfazit. Habe ich etwas vermisst? Mmh, eigentlich nicht. Kein Uli Wickert, keine Anne Will (wer auch immer diese Woche Dienst hatte). Keine dümmlichen Werbespots. Nicht einmal an Harald Schmidt habe ich ernsthaft gedacht. Dafür habe ich gelesen. Die Bilanz: Zwei Bücher halb durch (da ich das eine im Büro liegengelassen hatte, musste ich das andere beginnen), ein Abend mit Bier, ein anderer mit Musik. Keine schlechte Bilanz für eine Woche in Frankfurt.

?

Kennt jemand diesen Paddel? Oder ist das jetzt mein ganz eigener Kommentarspammer?

(Weitere Kommentare werden von nun an gelöscht, Herr Paddel!)

Handy-Frage revisited

Seit Montag bin ich nun endlich im Besitz eines neuen Handys. Lange habe ich überlegt, die Argumente für und gegen ein Klapphandy in einem inneren Dialog ausgetauscht und mich dann schlussendlich gegen ein solches und für dieses Nokia-Ding entschieden. WAAAASSS? Höre ich jetzt schon einige von euch aufschreien? WIE KANN SIE NUR? Pah, und wie ich kann.
Als ich dann am Montag mit dem Zug nach Frankfurt fuhr, musste ich natürlich die ganze Zeit daran herumspielen. ‚Hat es auch wirklich all mein Telefonbucheinträge mitgenommen?‘, ‚Wo ist beim SMS-Schreiben das Leerzeichen, wo der Punkt?‘, waren nur einige der Fragen, die ich innerhalb dieser Stunde zu beantworten versuchte. Ich klickte herum, probierte aus und bemerkte erst am späten Abend, dass man ja mit dem Ding auch spielen kann (Backgammon, schwierigste Stufe, den Computer habe ich immer besiegt).
Mein Fazit: Es ist schon viel schicker als meine alte Siemens-Gurke, hat mehr Klingeltöne (nutze ich zwar nicht), ne Kamera (erst zweimal benutzt) und angeblich kann ich damit auch ins Internet gehen (hat noch nicht funktioniert, irgendwas stimmt bei den Einstellungen nicht). Aber das, was mich in den vergangenen paar Tagen am meisten erfreut hat, war die Tatsache, dass der Hahn jetzt viel schöner kräht.

Wie man die Stadt am besten kennenlernt? Indem man morgens unbedarft in die S-Bahn steigt und sich dann ganz plötzlich in Niederrad wiederfindet.

Eine Frage des Mediums

Um eins vorweg zu nehmen: Das Appartment, das mich in den kommenden sieben Wochen hier beheimaten wird, hat keinen Fernseher. Am gestrigen Abend war das auch nicht weiter schlimm. Ich schnappte mir ein Buch, erkundete ein bisschen die Umgebung, um mich dann in einem Café niederzulassen und zu lesen. Es war gar nicht einmal so schlecht. Einfach dann und wann am Tee nippen, die Seiten flogen nur so davon und am Ende des Abends hatte ich bereits die Hälfte des Buchs gelesen.
Dennoch bin ich unsicher: Sollte ich es wagen, in den kommenden sieben Wochen hier in Frankfurt gänzlich auf jegliches zusätzliches Medium zu verzichten? Sollte ich mir nicht wenigstens ein billiges Radio zulegen? Bei dem Gedanken daran schaudert es mir, weil ich doch höchstens im Auto dem Radioprogramm folge. Und das ist nur dann der Fall, wenn ich mich bei meiner Mutter aufhalte. Ansonsten fahre ich ja kein Auto.
Natürlich habe ich mir auch gleich darüber Gedanken gemacht, diesen Notstand für das Blog aufzubereiten. „Seien Sie live dabei, wie die Frau hinter Franziskript.de das Experiment wagt, sieben Wochen lang auf Harald Schmidt, Tagesthemen und Super Nanny zu verzichten!“ Oder: „Seien Sie live dabei, wie sie sieben Wochen lang Radiogedudel erträgt.“ Am reizvollsten erscheint mir allerdings die Variante, völlig ohne zusätzliche Medien auszukommen. Musik aus dem Notebook und ein gutes Buch. Diese Variante würde zumindest dazu führen, dass ich die in den vergangenen Monaten angehäuften Bücher endlich einmal lesen würde.