Der Mann

Wieder war es dunkel in dem Lokal. Fast zu dunkel, um dort in aller Ruhe zu sitzen und zu lesen. Sicher, man konnte die Hand vor den Augen noch erkennen. Und auch die Menschen, mit denen man die Örtlichkeit teilte. Aber wirklich passend für ein allabendliches Bier und eine ausführliche Zeitungsschau war das Lokal nicht. Schon gar nicht für die kleine Schrift bei einem Kreuzworträtsel. Deshalb hatte ich mich schon bei meinem ersten Besuch gewundert, dass er dort saß. Den Kopf nach unten geneigt, so dass man bei seinem Anblick zu allererst auf seine Kopfhaut sah, die durch die letzten Haare kaum zu verdecken war. Mit den Fingern der rechten Hand sich über die Schläfe streichend. In der anderen Hand die Zeitung. Akurat neben dem Bierglas das Brillenetui liegend. Und der Stift.
Auch heute saß er wieder da. Diesmal versteckt in der hintersten Ecke, in die ich mich hätte setzen wollen. Und wieder fragte ich mich, was dieser alte Mann hier in diesem Lokal machte. Ein paar Anzugträger saßen herum und ansonsten vor allem junge Leute. Was bewegt diesen Mann, immer wieder hierherzukommen? Ist es, weil seine Wohnung genau über dem Lokal liegt, und er den Lärm ohnehin nicht ertragen kann? Ist es die keifende Ehefrau, die ihn bei der ausführlichen Lektüre der Zeitung stört? Der ewig bellende Hund? Die um Zärtlichkeit heischende Katze, die mit ihren Pfoten auf dem Zeitungsrand herumtappst? Oder die schlichte Einsamkeit? Das Nichts, dass seine kürzlich verstorbende Frau in den eigenen vier Wänden und im Herzen hinterlassen hat. Die drückende Ruhe, der es zu entfliehen galt.
Vielleicht sollte ich ihn das nächste Mal danach fragen.

Vorm Fernseher

Alt, aber immer wieder gerne. Wie Thomas Gottschalk Kevin Kuranyi (uuh, schreibt der sich so?) in der Mercedes B-Klasse (B-Klasse??? Was es alles gibt…) ankündigt. Und wie dieser dann verkünden darf, dass er derzeit für Microsoft Werbung macht. Als ob es nichts Besseres gibt, worüber man reden könnte. Und der Rest? Indiskutabel. Und dann auch noch in Düsseldorf.
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Und dann noch in „Der Tunnel“ reingeschaut. Dieses „Fernsehereignis“ hatte ich damals wohl mit Absicht verpasst. Aber die bezaubernde Nicolette Krebitz (Apropos, ich kenne da jemanden, der hätte ihr vor ein paar Jahren die Welt zu Füßen gelegt. Immer noch?), der immer gleiche Heino Ferch. Ich hab ein bisschen die Fliegerbrille aus „Die Luftbrücke“ vermisst. Der kann wohl auch nur ein Gesicht.
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Und weil ich ja die ganzen Wochen ohne war, danach auch noch „Genial daneben“. Hab ich noch nie richtig geguckt. Musste jetzt auch flüchten. Ich kann ja dieses Gekreische von Hella von Sinnen nicht so richtig ertragen. Und – vielleicht besser spät als nie – der Helge Schneider… Aber vielleicht wird der ja auch einfach witziger?
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So, nun reicht’s aber. Ich geh ins Bett.

Nick Hornby: Mein Leben als Leser

Ich hatte die Kolumnen von Nick Hornby damals schon gesehen. Damals, als ich noch ab und zu Monopol durchblätterte. Wirklich gelesen habe ich nur die damals und auch in diesem Buch erste Kolumne (die über Salinger) und für langweilig befunden. Als mir meine Mutter nun aber dieses Buch schenkte und ich sah, dass sie sich auf einem Zettel, den sie im Buch vergessen hatte, eifrig Buchtitel notiert hatte, versuchte ich es doch noch einmal.
Erstaunlicherweise ging das gut. Kurzweilige Bemerkungen über gelesene (und ungelesene) Bücher, die Kunst des Schreibens (und Lesens) und ein bisschen was Persönliches. Alles sehr schön zu lesen. Und nun habe ich auch so eine Liste.

Nutzloses Wissen

Die Kinder von Michael Ballack heißen Louis, Emilio und Jordi. Und jetzt raten wir alle mal, wo der gute Mann geboren ist.

Zeitschriften im Test: Stern


Sagen wir es mal so: Ich habe den Stern für mich entdeckt. Angefangen hat es vor ein paar Monaten. Recht zögerlich blätterte ich immer wieder darin herum und als mich der Job dann im Sommer nach Magdeburg verschlug, fand ich Gefallen. Kaufte ihn mir immer häufiger. Und deshalb nehme ich die aktuelle Ausgabe mal zum Anlass, ihn über den grünen Klee zu loben. Die hat mir gestern abend nämlich viel Freude bereitet.

Die Gründe:
1. Man kann sagen, was man will, aber die Titeloptik ist immer ein Blickfang. Ein guter.
2. Kaum ein Magazin hat so viele gut geschriebene und gut recherchierte Geschichten.
3. In keiner anderen Publikation habe ich ein so gutes Bild von Susanne Osthoff erhalten wie in dieser Ausgabe des Stern. Ein wahnsinnig packendes Porträt von einem Journalisten, der sie mehrfach getroffen hat und eigentlich eine ganz andere Geschichte erzählen wollte.
4. Die Leserbriefe.
5. Dieser Artikel von Jürgen Steinhoff im Geld Journal Trends 2006. Über den Dachs Dax. Sowas kann nur der Stern.
6. Die Titelgeschichte. Überhaupt: Die meisten Titelgeschichten. Hier über Hypochondrie. Die Krankheit unter die Lupe genommen mit tollen Beispielen von Betroffenen (auch wenn mich das Thema überhaupt nicht interessiert, lese ich diese Beispiele meistens, liegt wohl an meiner Neugier und dem Klatschfaktor). Ach ja, und das A bis Z von Peter Pursche.
7. Gern gelesen habe ich u.a. auch das Douglas-Porträt, die Begegnung mit Haruki Murakami).
8. Die Rubrik „Was macht eigentlich…?“. Immer wenn ich das lese, denke ich sowas wie „Stimmt, an den hatte ich schon gar nicht mehr gedacht“ oder „Erst letztens hatte ich mich doch gefragt, was der jetzt eigentlich macht“. Besser geht’s nicht.

Also: Stern lesen.

PS: Bitte bitte aber jetzt keine Diskussion über den Jörges, ja?

Im Stern lese ich gerne die Leserbriefe, weil sie meist sehr unterhaltsam sind. So wie dieser hier, den ein Herr zu einem Artikel, der im Heft 48 erschienen ist. Es ging darum, dass wir Deutschen Frau Merkel einfach nicht mögen. Und so ging der Brief:
„Fazit der Merkel-und-ihr-Volk-Analyse: Wir wollen unsern alten Kaiser Wilhelm wiederhaben.“

Danke.

Am 28. April erscheint das neue Album von Blumfeld. „Verbotene Früchte“. Und ick freu mir schon.
(via)

Tagebuch einer Volontärin (17)

Going to Göppingen über Stuttgart ist nicht wirklich eine Weltreise. Knapp zwei Stunden und man ist da. Ich bin ja im Süden Deutschlands bisher wenig bewandert und war so auch überrascht, dass der Bahnhof in Stuttgart noch viel kleiner als der in Mannheim ist. Klar, kann dran liegen, dass der in Mannheim neuer ist, aber irgendwie hätte ich von Stuttgart einfach mehr erwartet. Klingt allein schon viel größer und wenn ich darüber nachdenke, fallen mir auch mehr große Unternehmen ein, die in Stuttgart angesiedelt sind als in Mannheim. Aber das ist kein Kriterium, sondern soll lediglich mein persönliches Empfinden ausdrücken – mehr nicht.
Und ansonsten? Kalt war’s. Und viel gesehen hab ich dann doch nicht von der Stadt, weil es in die nahegelegende Provinz ging. Was ich da suchte, wird man irgendwann lesen können. Nicht hier. Sondern an anderer Stelle.

War eigentlich schon mal jemand in der Weltmetropole Göppingen?

Bedrohliches

Eigentlich sind Weihnachtsmärkte doch ein Graus. Man isst ungesundes Essen: Frittiertes oder Gegrilltes. Oder viel Zucker. Man trinkt eine eklige Plörre, die nur heiß genießbar ist. Durch das viele Rumstehen werden die Füße entsetzlich kalt, vom Rest des Körpers ganz zu schweigen. Da der Alkohol zusätzlich das Immunsystem schwächt, liegt man im schlimmsten Fall danach eine Woche lang krank im Bett, um sich dann im Weihnachtsendgeschäft mit unzähligen anderen Menschen – triefende Nasen inbegriffen – durch die Geschäfte zu quälen.