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Lesen! Und danach ein bisschen drüber nachdenken.

Uwe Timm: Die Entdeckung der Currywurst

Zuerst meine Lieblingsstelle:

„Siehste, sagte sie, schüttete etwas Curry in die heiße Pfanne, schnitt dann mit dem Messer eine Kalbswurst in Scheiben hinein, sagte, Weißwurst, grausam, und dann noch süßer Senf. Das veddelt einen doch. Sie schüttelte sich demonstrativ. Brrr, klackste Ketchup in die Pfanne, rührte, gab noch etwas schwarzen Pfeffer darüber und schob dann die Wurstscheiben auf den gefälteten Pappteller. Das is reell. Hat was mitm Wind zu tun. Glaub mir. Scharfer Wind braucht scharfe Sachen.“

Und dann muss ich zugeben, dass mir das Buch gut gefallen hat, nachdem ich mich vor einigen Monaten so abfällig über Uwe Timm geäußert hatte. Das hier ist schöner erzählt. Und so langsam verstehe ich auch, wie diese ganzen Bücher miteinander zusammenhängen. Und liebe K., ich weiß ja, dass du mitliest, welches soll ich jetzt versuchen?

Buchhändlerinnen im Test (2)

Eben in der Lorettostraße.

Sie: Kommen Sie hier aus der Gegend, so Rheinland oder Ruhrpott. Da hätte ich nämlich was für Sie.
Ich: Nee, ich bin zugezogen. Ich bin eher der Heinz-Strunk-Typ.
Sie: Wer war denn nochmal Heinz Strunk?

Zeitschriften im Test: Glück

(Eigentlich habe ich ja Angst vor den vielen Google-Suchern, die diese Kritik auf meine Seite locken wird. Aber was soll’s, da muss ich jetzt durch.)

Drei Tage warten und schon hatte ich „Glück“ in meinem Briefkasten. Ein überaus schickes Pornoheft für Mädchen. Kostenpunkt 5 Euro plus 2,50 Euro Versand. Das scheint viel für ein DIN-A5-Heft mit 58 Seiten, ist es aber nicht. Denn in welchem deutschen Magazin bekommt man auf wirklich ästhetische Weise ein bisschen was fürs Köpfchen und fürs Höschen geboten? Eben.

Herausgegeben wird „Glück“ von Elke Kuhlen und Nicole Rüdiger, zwei Kölnerinnen, die den Frauenmagazinmarkt total langweilig finden. Zu recht, übrigens. Deshalb kann man in dem Magazin weder Schmink-, Mode- oder Sextipps lesen. Vielmehr gibt’s ein ganz o.k.es Interview mit Charlotte Roche, die ja aufgrund ihrer Lesungen Penis-Expertin ist (zumindest was Verletzungen angeht), Männer, die über ihre Morgenlatte sprechen, eine Anleitung zum Lick-Job (von Cassandra), ein paar Worte zum Tabu-Thema „Ausfluss“ und vieles mehr. Nicht zu vergessen die „Lecker Jungs“, die uns LeserInnen ihre Körper und Schwänze zeigen. Wobei ich mich immer wieder gefragt habe: Finden wir Mädchens eigentlich die erigierten oder die unerigierten Schwänze leckerer? Und finden wir es wirklich geil, wenn besagte Kerle ihre Schwänze fest mit ihren Händen umschlingen? Beide Fragen habe ich nach längerem Überlegen doch mit „Ja“ beantwortet. Schließlich will ich doch in einem Pornoheft keine langweilig herunterhängenden Pullermänner angucken, dir bei mir eher Mitleid erregen als sonst irgendetwas. Und die „wehende Fahne“ (hoho) ohne Hand anlegen ist dann doch auch langweilig. Angemacht haben mich die Kerle dann aber auch nicht.

Ich empfehle jedem das Pornoheft für Mädchen (los Männers, gönnt eurer Freundin mal was, los Mädels, gebt euch einen Ruck). Auch, weil ich es den beiden Herausgeberinnen gönne, wenn sie mehr als 720 Exemplare verkaufen. Dann nämlich wird es eine dritte Ausgabe von „Glück“ geben. Und die wünsche ich mir.

Das „Glück“ kann man hier bestellen.

Und schon wieder ist es die liebe Lucy, die mich zum Lachen bringt. Weil sie nämlich den „Verdi-Song“ verlinkt hat. Großartiggroßartiggroßartig.

Und jetzt alle: Verdi, Verdi, deine Welt sind die Beheage!

Übrigens lädt der STERN schon wieder zu einer kostenlosen Preview ein. Diesmal für Dienstag, den 14.3., 20 Uhr. Anschauen kann man sich „Transamerica“. In Berlin, Düsseldorf, Dresden, Frankfurt, Freiburg, Hamburg, Hannover, Köln, München und Stuttgart.

Daniel Kehlmann: Die Vermessung der Welt

Endlich habe ich auch das Buch durchgelesen, welches seit Monaten von allen Seiten so hoch gelobt wird. Zu recht, wie ich finde. Denn Daniel Kehlmann erzählt auf so unterhaltsame und lebendige Weise von der Begegnung der beiden Wissenschaftler Alexander von Humboldt und Carl Friedrich Gauß, dass man ganz schnell vergisst, dass es sich hier um Ereignisse aus dem 19. Jahrhundert handelt. Lesen, meine Lieben. Und am Ende des Buches wisst ihr dann alle, was herauskommt, wenn man die Zahlen von 1 bis 100 aufaddiert. Ohne dass ihr euch tagelang darüber den Kopf zerbrecht. (Falls ihr es nicht schon vorher wusstet. Muss meinen Lesern mehr zutrauen. Oder?)

Lesen!

Oliver Gehrs über das Geschäft mit den Sex-Annoncen.

Leserbriefe im Test

Manchmal muss man den STERN einfach nur wegen der Leserbriefe lesen. Es geht um das Interview mit Heiner Lauterbach, das der STERN kürzlich abdruckte. Allesamt einfach nur lesenswert.

„Muss denn jeder private Furz ins Fernsehen?“

„Vielen Dank für die neun Seiten über die Memoiren von H.L. Bei all den Dingen, die Deutschland zurzeit schultern muss (Vogelgrippe, Irak-Entführungen, Atom-Iran) werden ja die kleinen Katastrophen oftmals nicht ausreichend gewürdigt.“

„Ein Interview reicht aus, um in einem liebenswerten Macho den gewöhnlichen Angeber zu erkennen.“

„Gibt es keine spannenderen Themen als die indiskreten Memoiren eines halbnackten Heiner Lauterbach?“

„Das Land der Dichter und Denker gibt es nicht mehr, denn sonst hätte einer der Lektoren des Droemer Verlages Herrn Lauterbach zugerufen: „Heiner, lass das mit der Schreiberei, du blamierst deine Kinder.““ (übrigens von Andrea Kiewel, Mainz)

„Wie kommen Sie eigentlich zu der Behauptung, Heiner Lauterbach sei „Deutschlands beliebtester Filmstar“?“

„Warum geben Sie einem kiffenden, saufenden und hurenden „Topschauspieler“ eine solche Plattform? Wofür soll er ein Beispiel sein?“

Und der beste Leserbrief zu diesem Thema lautet:

„Hoffentlich kommt nun nicht auch noch der Ochsenknecht.“

Schöne Worte (4)

„Er ist einer der ganz wenigen 47-Jährigen im Popgeschäft, die verstehen, dass der Hals des älteren Herrn hinter hohen Kragen gut aufgehoben ist.“

Moritz von Uslar im SPIEGEL 8/2006

(Endlich mal wieder Moritz von Uslar.)