Zeitschriften im Test: In Touch

Das neue Magazin aus dem Hause Bauer ist für die Frau zwischen 18 und 39 Jahren und kostet 1,80 Euro. In allen möglichen Publikationen stand dazu in der vergangenen Woche, dass es das ideale Magazin sei, was man zwischendurch lesen kann. Bei einem Latte Macchiato. Und für einen solchen benötige man ja um die 20 Minuten.
Das Schlimme: Ich habe weniger gebraucht. Einmal durchgeblättert und schon hatte ich das Gefühl, alles gelesen zu haben. Neuigkeiten? Naja, die tollen Bilder vom Henry, dem Klumschen Nachwuchs. Hätte ich aber nicht in InTouch betrachten müssen, schließlich hat die BILD die Fotos auch in einer mindestens dreiteiligen Serie gezeigt. Neue Fotos von der eventuellen Liasion zwischen Jennifer Aniston und Vince Vaughn? Ganz ehrlich? Diese seltsame Paarung ist doch mindestens so langweilig wie die Frage, ob Tom Cruise nun Katie Holmes geschwängert hat oder nicht. Steht übrigens auch in InTouch.
Ich will gar nicht viel mehr über dieses Magazin schreiben. Es ist halt ein weiteres People-Magazin am deutschen Zeitschriftenkiosk. Nichts Neues, nur die üblichen Geschichten (Promis ungeschminkt, Promis mit den gleichen Kleidern an, Promis, die zu dünn/dick/hässlich oder singelig sind). Dazu noch ein paar Features wie Horoskop, Rätselseite, Film- und Musiktipps und fertig ist das neue Frauenmagazin. Aber lesen? Muss man wirklich nicht. Aber welche Frauenzeitschrift muss man eigentlich lesen? Wohl keine. Man tut es aber trotzdem immer wieder. Und das ist wohl auch der Grund, warum es jetzt auch noch InTouch gibt.

Kolja-Milo

Heidi Klum hat exklusiv mit „Intouch“, der neuen People-Zeitschrift aus dem Hause Bauer, Bilder von ihrem Sohn Henry machen lassen. Das lässt uns heute auch die BILD auf ihrer Seite 1 wissen. Mit den Bildern der Klum. Und einem Abdruck des Magazincovers. Keine schlechte Werbung für ein neues Magazin. Beratend steht Intouch übrigens Katja Keßler zu Seite. Ob da ein Zusammenhang besteht?

Treffende Worte

Sascha Lennartz in der FAS: „Das Leben ist ein Probe-Abo. ‚Ist doch erstmal umsonst‘, wiederholt der Typ nochmal, ‚jederzeit kündbar‘. ‚Haha‘, sage ich. ‚Wie wir alle‘.“

Schöne Worte

Wochenend-SZ mit Hans Hoff: „Preisträgerin Sarah Connor sah bei der Entgegennahme ihres Cometen ein bisschen so aus wie eine moderne Version von Lukas, dem Lokomotivführer der Augsburger Puppenkiste. Sie bewies wieder einmal, dass Geschmacksverirrung einfach zum Pop gehört. Doch es blieb nicht bei dem optischen Eindruck, es kam schlimmer: Sie sang.“

George Lindt: Provinzglück

Passend zur Reiseroute dieses Buch hier gelesen. Ein Typ um die 30 bekommt einen Job in seiner Heimatstadt angeboten und muss dafür sein locker flockiges Leben in Berlin aufgeben. Belanglos, falls es irgendjemanden interessiert.

Zeitschriften im Test: Rosenkrieg

Wo sucht man ein Magazin, in dem es um „Trennung, Scheidung und Neuanfang“ geht? Natürlich im Regal für Haus, Familie und Tiere. Logisch oder? Schließlich geht es ja genau darum: Um die Aufteilung des Hauses, die zerrüttete Familie und die Frage, wer von nun an den Hund nimmt. Nur leider war ich da nicht selbst drauf gekommen und musste die überaus hilfsbereite (‚Fragen Sie mal an der anderen Theke‘) Kassiererin danach fragen.

Beinahe jede zweite Ehe wird in Deutschland mittlerweile aufgelöst und damit wir alle nicht im finanziellen Desaster enden, gibt es jetzt RosenKrieg – das Magazin für Scheidungswillige und solche, die es werden wollen. Das Heft erscheint im Lutz von Gratkowski Verlag, der auch das Magazin „Zwillinge“ herausgibt (Kennt das jemand?).

Doch ich will nicht lange herumplänkeln und mich schleunigst dem Inhalt des Heftes widmen. Hat mich schließlich um 3,90 Euro ärmer gemacht (Ja, leider schicken mir die Verlage immer noch keine kostenlosen Exemplare zu und meine Anfrage bei „Spießer“ führte auch zu keiner Zusendung eines Exemplars). Der erste Schock ereilte mich beim ersten Durchblättern: Stümperhafte Bildbearbeitung, langweilige Bildauswahl, unprofessionelle Grafiken – was haben sich der Verlag und die beiden Chefredakteure (die eine glücklich verheiratet, der andere seit einem Jahr geschieden) nur dabei gedacht? Sollte man auch bei einem solchen Thema nicht ein wenig auf die Optik achten? Aber o.k., vielleicht ist das für die Zielgruppe nicht so wichtig, vielleicht reichen ‚Fakten, Fakten, Fakten‘ und ‚Nur nicht an den Ex denken‘ wirklich aus. Beim zweiten Durchblättern dann der zweite Schock: Übersieht man mal die drei Seiten Buchtipps, ist von den 68 Seiten gerade einmal eine Viertelseite des Heftes mit Werbung gefüllt. Die Frage nach dem Geschäftsmodell drängt sich auf und ein Blick auf die Internetseite verrät, dass man wohl mit Kleinanzeigen (Suche Scheidungsopfer, die eine richtig dreckige Story zum Erzählen haben.), Kanzleianzeigen und dem Buchshop Geld verdienen will.

Tja. Und sonst? Die Titelgeschichte (Warum gibt’s eigentlich so viele Scheidungen – die wahren Gründe) liest sich ein wenig wie ein Text aus einer Selbsthilfegruppe. Zunächst werden viele mögliche Gründe aufgezählt (Sind es die Emanzen? Ist der Werteverfall Schuld?), bis es am Ende knüppeldick kommt. Der Autor hebt den pädagogischen Zeigefinger und mahnt, an uns zu arbeiten. Wenn das mal kein Nutzwert ist.

Nein, ich bin nicht wirklich begeistert von der Neuerscheinung. Zum einen liegt das daran, dass die Texte in den Rubriken Recht, Kirchenrecht, Kinder, Rosenkrieg Live (die Schicksale dürfen natürlich nicht fehlen), Leben danach (Internetdating, Horoskop), Tipps & Tricks und Lesestoff alle nicht besonders spannend sind. Müssen sie ja auch nicht, könnte man jetzt sagen. Schließlich will man doch einfach nur wissen, wie das jetzt läuft, mit der Scheidung. Doch hätte man sich vielleicht auch ein bisschen Mühe geben können. Und wie man mit dem Thema alle zwei Monate immer wieder ein ganzes Heft füllen will (wieder mal die Düsseldorfer Tabelle abdrucken?), ist mir ebenfalls noch unklar. Aber vielleicht können wir alle dann einfach noch mehr Schicksale und noch mehr Tipps & Tricks à la „Semmelbrösel in die Socken, hält den ärgsten Schweißfuß trocken“ lesen. Darüber würde mich wahnsinnig freuen.

Das Ding mit den Anzeigen

Da wird eine Redakteurin gekündigt, weil sie nicht besonders nette Sachen über einen Discounter geschrieben hat. Darüber aufregen? Ja, muss man. Weil die journalistische Freiheit ernsthaft bedroht ist. Stellt sich die Frage, ob es diese journalistische Freiheit bei den meisten kleineren Tageszeitungen überhaupt noch gibt. Und nicht nur dort. Gerade wenn diese kaum noch Anzeigen der regionalen Wirtschaft erhalten und die Abhängigkeit von den Anzeigen der beiden großen Discounter (die ja wöchentlich eine ganze Seite schalten) so groß geworden ist.

Ich erinnere mich an einen Termin in einer Lokalredaktion vor gar nicht langer Zeit, zu dem ich nur gegangen bin, weil die Firma auch ab und zu Anzeigen schaltet. Ich habe es erlebt, dass eine Telekom-kritische Geschichte drei Monate geschoben wurde, weil das Unternehmen gerade Anzeigen geschaltet hat. Und ich habe erlebt, wie eine Geschichte über den Neuen Markt wieder offline genommen wurde, weil es irgendjemanden aus der Chef-Etage nicht gefallen hat, die Unternehmen auf einem Friedhof zu begraben (geile Optik war das…). Drei Beispiele aus drei Redaktionen. Die Liste könnte man wahrscheinlich unendlich fortführen.

Nein, ich beteilige mich nicht an dem gerade aktuellen Spiegel-Bashing. Aber das Lesen von Filmkritiken kann man sich wirklich schenken. Aktuelles Beispiel: Herr Broder über „Paradise Now“.

‚Ganz schön viel Aufregung, dass ein Model kokst.‘ (Johanna Adorján in der FAS)