Gestern war so ein Tag, da bin ich am Fernseher hängen geblieben. Aber nicht bei trashigen Serien. Nein, diesmal ließ mich die Sat.1-Schnulze auf dem Bett verweilen. Ein echter Die-beiden-kriegen-sich-dann-doch-Liebesfilm und dann auch noch mit der auf den Kuschelsender abonnierte Sophie Schütt, die – so las ich irgendwann einmal in einer Zeitung – so authentisch sei. Das würden die lieben Zuschauer mögen. Und jedes Mal bin ich wieder überrascht. Dann kommt dieser Moment, in dem sich die beiden gegenüber stehen, diesmal in der starker-Regen-Variante, und sie aufeinander zu gehen und sich dann finden. Schrecklich vorhersehbar, aber doch berührend. Trotzdem nicht zu empfehlen.

Tja, und wenig später dann verirrte sich die gefühlsduselige Franziska dann auch auch noch ins ZDF zu dem kleinen Film ‚Julietta‘. Ein junges Mädchen aus Stuttgart zwischen zwei Männern in Berlin. Der eine hat sie während ihrer Bewusstlosigkeit vergewaltigt, der andere ist ihr drogenumwobene Freund. Natürlich ist sie dann schwanger und muss sich entscheiden. Ich mag ja deutsche Filme gern. Und so war auch dieser irgendwie berührend und zumindest so mitreißend, dass ich wissen wollte, wie es ausgeht. Sie entschied sich für das Kind. Für die neue Stadt. Und gegen ihren Freund. Empfehlen kann man diesen Film aber allemal.

FILM: Memento

Manchmal verwundert sie mich doch. Wochenendberichte unter Freundinnen müssen einfach sein. Detailliert wird über wichtige Programmpunkte am Wochenende gesprochen. Was hast du dir beim Shoppen gekauft, was hat der Verkäufer dazu gesagt, warum stand der Liebste draußen vor dem Geschäft und rauchte lieber, anstatt dich beim Anprobieren in der Kabine zu betatschen? Alle, wirklich alle Fragen müssen diskutiert werden. Und so berichtete ich ihr auch, dass ich an diesem Zähne-raus-aua-aua-Wochenende diesen Film geschaut habe.

Nein, wer jetzt glaubt, dass man sich jetzt über die Handlung austauscht, das originelle Drehbuch lobt oder die perfekt aufeinander abgestimmten, unterschiedlichen Handlungsstränge diskutiert, irrt. Mit nur einem Satz kommentierte sie den äußerst ansehnlichen Hauptdarsteller dieses wunderbaren Films: „Bei dem geht mir wirklich einer ab“. Herzlichen Dank, abtreten. Und ganz wichtig: Anschauen.

FILM: 23

Ja, ich habe es an diesem Zähne-raus-aua-aua-Wochenende auch geschafft, Filme zu sehen, bei denen Ton und Bild nicht auseinander liefen. Denn glücklicherweise laufen ja manchmal auch Filme im TV, die man sich durchaus anschauen kann. So geschehen am Freitag. Auf Vox lief 23 und ich schaute hin.

Schaute hin. Und bereute diesen Film nicht schon viel früher gesehen zu haben. Auch weil er nicht schlecht gemacht, spannend erzählt ist. Wirklich bereut habe ich es aber aus einem ganz anderen Grund: Ich habe vor einiger Zeit diesen Koelbl-Film über unseren Popliteraten Stuckrad-Barre gesehen. Und ganz ehrlich, es fällt mir furchtbar schwer, August Diehl in der Rolle des Karl Kochs seinen Kokain-Konsum abzunehmen. Magst ja ein guter Nachwuchsschauspieler sein, aber das üben wir nochmal.

FILM: Laurel Canyon

Die erste Hälfte war ganz ansehnlich. Bis dann irgendwann Ton und Bild auseinanderliefen.

FILM: The Big Lebowski

Ich könnte mich immer wieder ärgern, dass ich so viele schöne und gute Filme einfach nicht schon im Kino gesehen habe. Dafür musste ich mich diesmal dann über die ewigen Werbeunterbrechungen ärgern. Die erste bereits nach einer Viertelstunde, es kribbelte so sehr, dass ich beinahe abgeschaltet hätte. Hab ich dann aber doch nicht. Und ich bereue es nicht.
Ein bisschen nervend fand ich einzig die Szenen, in denen der Dude ausgeknockt wurde und er dann die verschiedensten Dinge haluzinierte. Ein bisschen lang. Aber was sag ich: Schöner Film, kann man ja auch einfach mal so stehen lassen, ohne Wenn und Aber.

FILM: Being John Malkovich

Wie konnte ich diesen Film damals nur NICHT im Kino sehen? Ich könnte mich dafür immer noch treten.

Craig Schwartz ist Puppenspieler und damit wenig erfolgreich. Er hat eine Frau, die besessen von ihren Tieren ist und diese auch in der gemeinsamen Wohnung hält. Ihr zuliebe sucht er sich einen richtigen Job, einen Job als Archivar im siebeneinhalbten Stock eines Bürogebäudes. Fasziniert versucht er bei seiner Arbeitskollegin zu landen, die ihn, nachdem er seine wahre Berufung kundtut, abblitzen lässt. Zu allerlei Gefühlswirrung sorgt seine Entdeckung: Eine Tür, die direkt in den Kopf von John Malkovich führt. Er offenbart sich seiner Frau, die dieses Spielzeug zugleich ausprobieren möchte und glaubt sehr schnell ihre Zweigeschlechtigkeit entdeckt zu haben. Mit seiner Arbeitskollegin vermarktet er sehr bald den Trip in John, der bei dem ganzen Verkehr in seinem Kopf sehr schnell merkt, dass irgendetwas mit ihm nicht stimmen kann.

Was wäre, wenn? Ja, wenn wir in der Lage wären, in den Körper eines anderen zu schlüpfen. Ihn beherrschen könnten, ihn so beeinflussen könnten, dass er nur die Personen liebt, die wir auch lieben. Eine ähnliche Geschichte kam vor einigen Monaten mit „Vergiss mein nicht“ ins Kino, dem – unverkennbar – ebenfalls ein Charlie-Kaufman-Skript zugrunde lag.

Schön aber auch, dass die Moral eine ähnliche ist: Wahre Liebe kann man nicht erzwingen. Und das ist doch ein schönes Schlusswort für einen verregneten Sonntag.

‚Die Wahrheit ist was für Idioten, Johniboy‘
und dann noch das:
‚Ich finde es irgendwie total sexy, dass John Malkovich eine Pforte hat. Das ist so, als hätte er eine Vagina.‘
Toll.

FILM: Hunger auf Leben

Nicht immer bekommt man zu Geburtstagen Bücher geschenkt, die eine Bedeutung haben. Im schlechtesten Fall wurde irgendeine Angestellte in einer Buchhandlung gefragt, was man denn einer ??-Jährigen zum Geburtstag schenken könne. Diese erinnert sich dann daran, welche „Werke“ in den vergangenen Tagen außergewöhnlich häufig gekauft wurden. Dies gefällt dann oder meist nicht.

Im besten Fall haben die Schenkenden das Buch selbst gelesen. Sie haben sich derart daran erfreut, vielleicht sogar schon während des Lesens bemerkt, dass XY das Buch unbedingt lesen müsse.

Zu meinem 18. Geburtstag schenkte mir meine Mutter dieses Buch und erklärte, dass sie nach dieser Lektüre entschieden hatte, dass ihr Kin den Namen dieser Heldin tragen müsse. Welch Gefühl, ein Buch von dieser Tragweite in den Händen zu halten.

Ich gebe es zu – ich habe das Buch nur zur Hälfte gelesen, irgendwann, als die Heldin des Buches im Plattenbau Hoyerswerda ankommt, habe ich aufgehört. Zu sehr nervte mich die Sprache, in der Frau Reimann mir die Ereignisse schilderte.

Einige Jahre später entdeckte ich dann die Kritik im Spiegel. Ein Film über eben diese Frau, die meine Mutter dazu brachte, mir diesen Namen zu geben. Neugierig war ich. Auch weil ich Martina Gedeck in der Rolle der Reimann für nicht passend hielt.

Aber nein. Ich wurde enttäuscht, zumindest in dieser Hinsicht. Martina Gedeck spielte die Rolle sehr hervorragend – so wie ich sie mir eigentlich auch vorgestellt hatte. Immer wieder fühlte ich mich an das Buch erinnert, was ja – auch das wird im Film deutlich – viele autobiographische Züge enthällt.

Die Tragik der Reimann, ihre Eigenwilligkeit, die Liebe zu den Männern, ihr früher Tod – all das wird in dem Film dargestellt. Fesselnd, zum Nachdenken anregend. Und er bringt mich dazu, nun doch noch einmal einen Blick in ihr Werk zu werfen. Weiterlesen, um zu verstehen. Verstehen, warum dieses Buch meine Mutter dazu brachte, mir den Namen der Heldin zu geben.

Reflexion

Herlinde Koelbl macht einfach wunderbare Filme. Die Meute, der zu ihrer Fotoausstellung „Spuren der Macht“ und nun also hautnah mit Benjamin. Beeindruckend, weil ich finde, dass es ihr gelungen ist, ihn zu enttarnen. Diese unstete Person, die sich zu Beginn immer noch selbst inszeniert – trotz Drogen. Er wusste genau, warum er die Koelbl zu sich bat und ich unterstelle ihm, dass es nicht unbedingt nur der Grund war, zu reflektieren. Er wusste, dass er in einer erbärmlichen Situation war und war nicht sicher, ob er da wieder herauskommt.

Dieser Mann, der sich immer gerne in den Mittelpunkt gestellt hat. Mit den Medien spielte und sie benutzte und immer noch benutzt. Das zeigt die Koelbl und eigentlich enttarnen ihn auch diese hellen Momente, in denen er ganz bei sich ist: Und clean. Sie zeigen, dass er immer noch nichts gelernt hat, aus all dem, was er durchgemacht hat. Dass es gerade dieses Spiel mit den Medien war, seine Geltungssucht.

Der Film zeigte die Rückfälle, Klinikaufenthalte und dann die Tour mit Retter Udo. Als der alte Mann in die Kamera blickte, war ich irgendwie froh darüber, dass er seine Sonnenbrillen nahezu immer trägt. Denn ansehnlich kann man diesen Mann nicht nennen, schon gar nicht seine Augen. Aber Geschmäcker sind verschieden und ich muss wohl doch nochmal ein ernstes Wörtchen mit meiner Mutter reden.

Eine Frage bleibt jedoch offen, auch weil sie nicht Gegenstand des Films war: Was ist unsere neue Late-Niterin eigentlich für Eine? Sicher sind die Äußerungen des Herrn Stuckrad-Barre getragen von zutiefster Verletztheit, dass diese Frau ihn anscheinend nicht so abgöttisch liebte wie er sie. Und diese offene Frage bestätigt mich darin, dass es noch spannend: So lange hat sie es ja nie bei einem Mann ausgehalten und ob das dann gut geht in ihrer kleinen Sendung? Wer weiß.

Und bevor ich’s vergesse: Ich würde wieder in eine Lesung mit ihm gehen. War bei der Premiere zu „Deutsches Theater“ im Berliner Deutschem Theater. Und es hatte sich gelohnt, weil er nun mal weiß, wie man sich selbst inszeniert. Auch wenn die Person dahinter eine traurige ist.

FILM: Stauffenberg

Im Fernsehen. Spannend erzählt. Keine langatmigen Szenen. Keine langweiligen Dialoge. Der Film erzählt, wie es gewesen sein kann, wie es wahrscheinlich war. Und Olli Dietrich in einer Minirolle als Goebbels: Ziemlich gut.