Anke

Vergleichen kann man die beiden nicht, sie spielen in unterschiedlichen Ligen. Also völlig unvoreingenommen.

Aber schlecht war es nicht. Die Kurzkritik: Die Themen der Anfangsgags passten zu ihr. Ein wenig lang, aber ok. Gut auch der persönliche Bezug zu Harald „Ich mache nur eine Kreativpause“ Schmidt und ihrem „Ich arbeite, er spielt Bass“ Lover. Und sie macht, was sie kann: Ob als Lisa Fitz, Angela Merkel oder Linda de Mol. Beim Roger-Willemsen-Klugscheißer musste ich wirklich lachen. Udo war etwas flach, wer außer meiner Mutter ist daran interessiert, dass der Kerl 58 geworden ist? Hier wurden der guten Frau dann doch ein wenig die Worte in den Mund gelegt. Den Bastian muss man ja auch nur da hinsetzen, dann läuft das, auch Sting sorgte für ein bisschen Lockerheit. Sowieso: Sie wirkte ein wenig verloren, an ihrem kleinen Schreibtisch in diesem großen Raum. Ein bisschen kuscheliger wäre vielleicht nicht verkehrt gewesen. Zum Schluss noch – die Brainpool-Connection funktioniert – die Herren Raab und Mutzke.

Ach, was soll ich sagen? Alles bemüht, dass es nicht zum Flop wird – und wirklich schlecht war die erste Sendung nicht. Lag aber auch daran, dass ihr so viele Menschen geholfen haben. Und warum man diese Band unbedingt die Electric Lady Band nennen muss? Damit auch Frau Schwartzer einschaltet? Ich weiß es nicht. Kann man ja noch dran arbeiten. So, und den Live-Ticker zur Show kann man hier bei Jens nachlesen. Ich geh jetzt schlafen und lese morgen die Verrisse. Endlich ist wieder was los…

Hausdrachen

Dieses Haus hat einen Drachen, einen Hausdrachen in Gestalt einer älteren Frau, die in großer Lautstärke den Fernseher laufen hat, egal, wann man bei ihr klingelt. Hört sie die Klingel, hüpft sie wie aufgescheucht an die Tür – auch gern ohne Schuhe. Kann man ja machen, jetzt. Ist ja warm. Dazu eine kreischende Stimme. Unterschwellig vorwurfsvoll, dass immer noch keine Klingelschilder an der Tür hängen – sei ja nicht so wichtig. Und Hausdrachen nehmen sich es auch heraus, morgens um halb neun hier zu klingeln. Nicht, dass ich nicht schon wach war und durchaus auch in der Lage gewesen wäre, an die Tür zu gehen. Aber seit morgens in Berlin eigentlich immer nur die Müllmänner wahllos klingelten, weil sie sonst nicht an die Tonnen kamen, gehe ich nicht mehr an die Tür.

Ganz flüchten konnte ich dann vor ihr nicht. Schließlich hat sie ja Zeit und wartete anscheinend im Hausflur, bis ich die Wohnungstür ins Schloss fiel ließ und die Treppen hinunterrennen wollte. Ich habe vorhin schon mal bei ihnen geklingelt? – stimmt, gute Frau. Da war ich wohl unter der Dusche.

Vierzehn lange Stunden

Er war immer noch verzweifelt. Auch wenn es schon einige Monate her war. Das Unglück, welches sie entzweite. Er litt. Immer noch. Das Schlimme: Er rief immer wieder an. Wollte sein schlechtes Gewissen erleichtern, in dem er ihn bat, ihm zu verzeihen. Aber das konnte er nicht. Nicht ihm, der ihm die Liebe seines Lebens nahm. Nur weil er sie nicht gesehen hatte. Auf der Vespa. Im Sommer. Als sie vom See kamen und Pläne geschmiedet hatten. Sie war sofort tot, er – nach einem langen Krankenhausaufenthalt – wieder hergestellt. Aber arbeiten wollte er nicht mehr in seinem Tonstudio. Weil sie sich dort kennenlernten, es ihm wie Verrat vorkam, wenn er an diese Stätte zurückkehrt.

Und dann stand er plötzlich vor seiner Tür. Mit ihr, seiner Therapeutin. Er wollte weglaufen, flüchten. Und konnte es nicht. Weil sie ihm dem Weg versperrten. Mit Worten beschossen, er nicht mehr konnte. Er wolle alles tun, alles, damit er verzeihen könnte. Ihm. Der alles nicht gewollt hatte. Und in seiner Verzweiflung schreit ein musikbegeisterter Tontechniker: „Hören Sie täglich 14 Stunden Modern Talking!“ Sie verschwanden um die Ecke, stolpterten hastig die Treppe hinunter. Das saß. nachlesen in Thommie Bayer – Das Aquarium

FILM: Elling – Nicht ohne meine Mutter

Den ersten Teil damals in Berlin gesehen. Mit einem lieben Freund. Begeistert waren wir von diesem kleinen Film um diesen doch sehr autistischen Mann, der nicht einmal in der Lage war, ans Telefon zu gehen. Aber eigentlich möchte ich ja über diesen neuen Film schreiben.

Elling – Nicht ohne meine Mutter erzählt die Vorgeschichte zu dem ersten Film. Ellings Mutter lebt noch, man muss jedoch sagen: In den letzten Zügen. Der Film erzählt von dem kauzigen Elling, der mit seinen 40 Jahren immer noch bei Mama wohnt und sein ganzes Leben auf sie ausgerichtet hat. Besser gesagt: Er hat kein eigenes Leben. Zum Einkaufen gehen sie gemeinsam, er hat keine Freunde und als seine Mutter auf die Idee kommt, auf ihre letzten Tage nach Mallorca in den Urlaub zu fahren, ist er alles andere als begeistert.

Sie plant diese Reise nicht ohne Grund, ist sie doch durch ihr Alter gezeichnet und will sie, dass ihr Sohn endlich lernt, auf eigenen Beinen zu stehen. Auf dem Weg nach Mallorca wird Elling nun mit den anderen Menschen konfrontiert. Ein ungebetener Gast gesellt sich zu ihnen, die Stewardess, die Reiseleiterin – eine fremde Welt für den doch fremdelnden Elling.

Immer wieder eckt er an, benimmt sich wie der letzte Depp und erzählt uns in dem Film seine Sicht der Dinge. Das ist mitunter sehr unterhaltsam, doch im Laufe des Films geht einem diese autistische Sicht der Dinge doch gehörig auf die Nerven. Ich meine mich dunkel erinnern zu können, dass im ersten Teil des Films weniger erklärt wurde und der Film doch vor allem durch die Leistung der Schauspieler seinen Flair hatte. Sowieso sind mir Filme lieber, die von alleine wirken, ohne dass mir lang und breit erklärt wird, was hier gerade passiert.

Aber gut. Wirklich gelungen ist die Szene, in der Elling durch die weiblichen Schönheiten am Strand doch recht körperlich reagiert, sich ins Wasser stürzt, um sich dort sagen wir mal seinen Gelüsten hinzugeben. Sehr witzig anzuschauen. Sehr liebenswert die Mutter, die man eigentlich gar nicht mögen mag, weil sie Elling zu dem gemacht hat, was er ist: Ein unselbstständiger Mann, der älter wirkt als er eigentlich ist.

Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass irgendwelche Menschen einfach noch ein bisschen Geld verdienen wollten und deshalb auf diesen zweiten Film bestanden. Manchmal ist es einfach besser, wenn man die Dinge lässt wie sie sind. Ohne noch einmal zurückzublicken.

Toiletten

Ernsthaft darüber diskutiert, ob Männertoiletten besser ausgestattet sind als Damentoiletten. Den Punkt vertreten, dass Männer viel besser gestellt sind, weil 1. mehr Kerle am Pinkelbecken Platz finden und 2. es viel schneller geht. Weil nur: Hose auf, Schniedel raus, Hose wieder zu. Beipflichtender Kommentar eines Mannes: Wir haben ja auch viel mehr Platz im Klo. Ah ja.

Unterschätzt

Wir lesen sie. Die eine mehr, die andere weniger. Angefangen hat alles mit der Bravo. Jeden Donnerstag kaufte ich sie mir, um darin Klatsch zu lesen, ein tolles Poster für die Wand abzustauben, das Kreuzworträtsel zu lösen und natürlich diese aufregenden Seiten zu lesen. Liebe, Sex und Zärtlichkeit hieß die eine, in der jede Woche eine kleine Geschichte über das erste Mal drin stand. Damals, selbst absolut unerfahren, träumte ich davon, dass es bei mir auch mal so romantisch zugehen sollte. (Schon bald sollte ich merken, dass all diese Geschichten gefaked waren, wer hat schon im Sommerurlaub das erste Mal Sex, pffh.)

Und auch das Dr. Sommer Team erzählte von jugendlichen Schicksalen, familiären Tragödien und pubertierenden Problemen. Weiter ging es dann mit Bravo GIRL!. Die ersten Schminktipps – Jungs, lacht nicht! – und alles ein bisschen weiblicher…

Später die Phase der jugendlichen Orientierungslosigkeit. Eine Weile war es Young Miss, den jungen Ableger der Brigitte, die meine Mutter mit Begeisterung las, dann Allegra. Immer wieder ein Blick in die Bravo. Wenig später die Ich-les-doch-nicht-so-einen-Scheiß-Phase. Wenn Zeitschrift, dann nur was Anspruchsvolles, ab und zu den Musikexpress, bloß keine Frauenzeitschrift. Und wenn dann nur heimlich die von der Mutter.

Und dann irgendwann ging es doch wieder los. Zugfahrten taten ihr Übriges und so griff ich vor Reisen immer öfter wieder ins Regal. Mal die Allegra aus alten Zeiten, die nach dem Relaunch im vergangenen Jahr leider sehr nachgelassen hatte, mal die Marie Claire, die es heute gar nicht mehr gibt. Wunderbar die vielen kleinen Pockets, die es mittlerweile gibt – dann meist die Glamour. Kurzweilig, aber auch hier eine starke Verschlechterung, seit sie zweiwöchig erscheint. Dass Qualität vor Quantität geht,… aber lassen wir das.
Und jetzt? Irgendwie bin ich wieder auf der Suche nach einem Blatt, welches ich gerne lese. Der Job verhilft mir zum Schnupperlesen in der Maxi – die ich am Kiosk nie in Erwägung gezogen hätte. Die Elle ist ganz nett, aber eben nicht Pocket. Woman ist auch nix für mich – genauso wie all die nicht genannten. Aber welche ist nun die richtige? Gibt es eine, die genau auf mich passt? Die richtige Mischung aus Trash, Herzschmerz, Liebe, Service und Mode? Vielleicht sollte ich mal wieder Pause machen. In gar keine Zeitschriften gucken, zumindest für Frauen.

Was für eine Idee: Ich les von nun an nur noch FHM. Oder Matador. Oder wie sie alle heißen. Wer weiß, was ich dabei noch über mich erfahre.

Nackte Nachbarn Teil 2

Der Blick aus dem Fenster – immer wieder ergiebig. Auch wenn man gerade Spaghetti äußerst schmackhaft zu Pasta Pesto zubereitet. Heutiges Highlight beim Blick auf Nachbars Balkon: Ein weißer Hintern. Ein wenig durch das Alter gezeichnet, aber auf jeden Fall ein Hingucker. Und weil ich nicht widerstehen konnte, glotzte ich weiter. Und entdeckte auch ihn, der ihr, die wahrscheinlich an diesem Sonntag mit Eiswürfel-holen an der Reihe war, wieder in die Wohnung half und – aufmerksam, wie er nun mal ist – auch die Balkonzimmertür schloss.

Und dann noch mehr Details: Sie kochten gerade. In der Pause, was leckeres aus dem Backofen. Und was ich jetzt mit diesem Beitrag sagen will? Vielleicht: Finger verbrennen ist out – probier’n Sie doch mal was Neues. Vielleicht aber auch nicht.

Familie

Wie weit entfernt die bestehenden Probleme in der letzten Zeit waren. Seit gestern sind sie wieder da. Entscheidungen, die anstehen. Alternde Menschen, die ungern über ihre Gefühle sprechen. Besonders wenn es Schmerzen sind. Hilflos steht man ihnen gegenüber, weil man nicht helfen kann. Weil sie auch keine Hilfe annehmen wollen – aus Angst eine Last zu sein.
Menschen, die nicht mehr in der Lage sind, den Alltag zu bewältigen. Weil der Körper nicht mehr mitspielt. Entscheidungen müssen getroffen werden. Nur wie? Über ihren Kopf hinweg? Ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse ignorieren?
Und dann das andere Problem. Die Krankheit, die ihn langsam auffrisst. Zu der er sich nicht einmal bekennt, obwohl er Schmerzen hat. Furchtbar müssen sie sein.

Angst. Davor, dass es kein Wiedersehen gibt. Mit dem Gedanken, dass diese Haltung vielleicht so egoistisch ist, weil das Leben für ihn nur noch eine Qual ist. Von der er erlöst werden sollte. Und Angst davor, dass auch sie dann ihren Lebenswillen verliert. Weil sie so lange ein Paar waren. Glücklich, wie heutzutage nur noch selten.

Bitte, bitte

Und immer die selben Fragen: ‘Hast du dich schon eingelebt? ‘ – ‘Und wie findest du es hier?‘ – ‘Wann fährst du wieder nach Berlin?‘ Auch dieser hier ist sehr beliebt: ‘Berlin ist schon eine schöne Stadt.‘

Was wollt ihr eigentlich? Minderwertigkeitskomplexe haben? Wollt ihr ernsthaft hören: ‘Nö, ich fahr da gar nicht mehr hin‘ – und ‘Hier isses echt viel schöner…‘

Nein – all das kann ich euch nicht geben. Ich wohne jetzt hier – ja, dazu stehe ich. Und ich bin dieser Stadt auch sehr offen gegenüber eingestellt. Denke nichts Schlimmes, wenn ihr mich mal wieder in der Straßenbahn anmault (das machen die Berliner ja auch so…) oder ihr mir auf den Füßen herumtretet. Auch im Supermarkt schenke ich euch ein Lächeln. Aber glaubt ihr, dass man mit mir nur über Berlin reden kann? Kaum eine Unterhaltung, in der ihr mir nicht von euren langjährigen Plänen erzählt, da auch mal wieder hinzufahren. Wann ihr zuletzt dort wart, wenn nicht sogar gewohnt habt. Dass ihr da total gerne hinfahrt, weil es einfach so schön ist. Ja, sie ist schön, aber sie ist nun mal auch wie jede andere Stadt. Man lebt dort, genießt das Leben und die Vorzüge. Mehr nicht. Und ja. Ich hab nichts gegen Düsseldorf. Ihr habt den Rhein und eine wunderschöne Königsallee, die dem Kudamm allemal den Rang abläuft.

Aber ansonsten? Ich will euch nicht vergleichen, weil ihr nicht vergleichbar seid. Allein die Einwohnerzahl ist dafür Grund genug. Dass man euch nicht vergleichen kann, wisst ihr selbst, trotzdem zwingt ihr mich immer wieder dazu. Bitte, bitte, gebt endlich Ruhe.

FILM: Schultze gets the blues

Ach wie schön war dieser kleine Kinofilm.

Und wie schön, endlich mal wieder mit einem so breiten Grinsen aus dem Kino zu gehen, heiter ohne Wölkchen, obwohl. Aber der Reihe nach.

Viel passieren tut nicht – Schultze geht in den Ruhestand, eher unfreiwillig, aber er geht. Muss sich die Zeit mit seinen beiden Kumpel Manfred und Jürgen vertreiben. Trinkt Bier, kümmert sich liebevoll um die Gartenzwerge in seiner Datscha und besucht seine Mutter im Altenheim. Ach ja, und er ist im Musikverein, der sein 50-jähriges Bestehen feiert.

Eines Abends hört er im Radio ein Lied, mit Südstaatenflair, was ihn fasziniert, so sehr, dass er es aller Welt vorspielen will und für das er auf der Feier des Vereins auch ausgebuht wird. Doch wie es der Zufall will: Schultze wird ausgewählt, in die USA zu reisen.

„Schultze gets the blues“ ist voller wundervoller Details. Die Salzlampen, die die drei Freunde zum Abschied bekommen, die altmodische Wohnung, die Gartenzwerge – alles wird von der Kamera so in Szene gesetzt, dass man sich an den Bildern freut. Und Schultze alias Horst Krause benötigt keine Worte, um sich zu verständigen. Das Schöne: Es funktioniert nicht nur in seinem anhaltinischen Dörfchen, sondern auch in Amerika.

Manchmal wundert es mich, wenn ich bereits im Kinosessel sitzend bei einer Szene denke: Das hier wäre ein schönes Ende gewesen. Und so komme ich doch noch kurz zu dem Wölkchen. Dann nämlich, als Schultze auf dem Dach des Hausboots einschläft, nachdem er im Club einen Schwächeanfall erlitten hat, die Kamera sich auf den Mond richtet, der sich langsam hinter den Wolken versteckt, genau in diesem Moment dachte ich: Was wäre das doch ein schönes Ende.

Es war nicht so: Denn stattdessen leistete sich der liebe Regisseur noch die Beerdigung von Schultze. Auf der natürlich von der Kapelle des Musikvereins sein Lied gespielt wurde.

Fazit: Ein wunderbarer kleiner deutscher Film, der amüsiert und rührt – so sollte Kino sein.