Mister M.

Er ist endlich wieder da. In meinem Leben. Und was habe ich ihn in der letzten Zeit vermisst. Schon lange hab ich seine Stimme nicht mehr gehört, obwohl er sich doch immer so regelmäßig gemeldet hatte. Anfangs mehrmals in der Woche, dann unregelmäßiger, zum Schluss alle sechs Wochen. Immer ein Austausch: Wie geht es dir? Gibt es was Neues? Was macht die Liebe? Durch den Umzug dann der Abbruch. Keine Anrufe mehr, weil er die neue Nummer ja nicht hatte. Aber es gibt ja Handy und so war es heute dann wieder so weit. Viertel nach zehn holte er mich aus meinen Träumen. Und dann das übliche. Wie – du hier? Dann können wir uns ja… Könnten wir – ja. Auf der Suche nach der Liebe ist er immer noch. Obwohl er natürlich schon so viele Frauen kennengelernt hat, die ihn wollten. Aber er sucht ja nach der richtigen. Und dass diejenige die falsche ist, das weiß er immer schon nach dem ersten Date. Oder ein bisschen später, wenn er mit ihr im Bett war. Aber er ist ja nicht SO einer, er doch nicht. Ich weiß nicht, wie viele Telefongespräche wir schon geführt haben, in denen er mir genau diesen Text runterleiherte. Auch dieses Mal fehlte es nicht, dass Angebot, wenn mein Herz mal wieder frei ist, und so. Das Schlimme ist: Er merkt nicht, wie verzweifelt er klingt. Wie sicher man weiß, warum er nicht die Richtige findet. Von den anderen Qualitäten mal abgesehen. Suchen tut er auch nach einem Job. Aber auch das werde sich regeln – sagt er. Und die Glaskugel, die er angeblich befragt habe. Erst die Frau und dann der Job – so war die Vorhersage. Wir können gespannt sein.

Verspiessung

Ist da noch jemand da draußen, der gestern seine CD-Sammlung alphabetisch geordnet hat? Nicht nur der Lesestoff, jetzt auch die Musik.

Grrh mit Happy End

Tag 1: Dienstag. Ich will ein Ticket. Für den öffentlichen Nahverkehr, hab keine Lust mehr auf das ewige Lösen einzelner Tickets. Immer passendes Kleingeld für den Automaten dabei haben und die Pläne, täglich mit dem Fahrrad dort hinzufahren, sind ja leider auch schon wieder begraben. Ausreden wie Regen, Kälte und Faulheit sind nun mal überzeugende. Aber ich wollte ja von dem ersten Versuch erzählen, den ersten Versuch mir ein Monatsticket-Abo zu holen. Gut vorbereitet war ich: Hatte sogar den Arbeitsvertrag mit. Ein unfreundlicher Herr am Schalter. „Da nehmen Se mal diesen Vordruck“ – und: „Ja, wie, sie brauchen jetzt aber noch so einen Stempel!“. Stempel? Vom Arbeitgeber, ohne geht nichts, auch wenn man den Vertrag dabei hat – natürlich ohne Stempel.

Tag 2: Donnerstag. Stempel besorgt, sogar unaufgefordert ne Unterschrift bekommen. Am Schalter jedoch die Ernüchterung: „Geht heute nicht. Wir hatten einen Serverausfall“ – und der beruhigende Nachsatz hinterher: „Sie glauben gar nicht, wie viele Leute ich heute schon verärgert habe…“. Schön für ihn.

Tag 3: Freitag. Heute muss es sein, und nachdem ich mich auch schon am gestrigen Tag versicherte, dass ich auch wirklich nur diesen ausgefüllten Schein (mit Stempel) mitbringen müsste, fuhr ich da heute hin. Auf dem Fahrrad, um auch endlich mal was für die körperliche Fitness zu tun, auf zum Rheinbahncenter. Am ersten Schalter: „Und wo ist jetzt ihr Arbeitsvertrag?“ Ich kochte vor Wut. Aber glücklicherweise war der charmante Herr vom gestrigen Tag auch dabei und der übernahm dann letztendlich auch die Verantwortung für meinen Auftrag. Wenn nicht, dann wär auch was passiert, das sach ich dir.

FILM: Kill Bill 2

Das war schwierig. Nachdem Anke und Emily wenig begeistert waren, wusste ich ja bereits, dass mich kein Film auf dem Niveau des ersten Teils erwarten würde. Aber: Selbst ist die Frau und so habe ich ihn gestern angeschaut. Und hab nun eine Meinung.

Ja, der erste Teil hat mich begeistert. Immer wieder habe ich mich darüber gefreut, dass Tarantino mit einem solchen Film zurück in die Kino gekommen ist. Und gespannt habe ich auf den Start des zweiten Teils gewartet.

Hat sich das Warten gelohnt? Nein. Ganz ehrlich nein. Tarantino macht dort weiter wo er im letzten Teil aufgehört hat. Doch leider: Die Story verliert an Fahrt. Lange Dialoge folgen, die man auch viel kürzer hätte sein können.

Bereits nach 10 Minuten die Erkenntnis: Wo hat der Tarantino nur die ganze gute Musik gelassen? Ab und zu folgen dann noch einmal die Songs aus dem ersten Teil – aber nichts. Dabei ist gerade das doch eine seiner Stärken.

Gut – das Zusammentreffen mit Daryl Hannah ist eins der Highlights des Films, aber während im ersten Teil mit Hingabe geschlachtet wird, reißt die Braut ihr nur das andere Auge heraus und verschwindet. Das ist zwar brutal, aber waren wir nicht aus dem ersten Teil ganz andere Szenen gewöhnt?

Nachdem sich Tarantino im ersten Teil hauptsächlich an Szenen aus japanischen Filmen bediente, tut er es nun bei Spaghetti-Western. Mein Eindruck: Viele kann er in der Vorbereitung nicht gesehen haben, denn das, was man geboten bekommt, ist eher mau.

Ja. Ich bin enttäuscht. Leider. Aber anschauen werde ich ihn mir auf jeden Fall wieder. Wenn der Herr Tarantino wieder mal einen Film in die Kinos bringt.

Na endlich

Gerade bemerkt, dass ich mich vorhin also öffentlich dazu bekannt habe: Ja. Ich wohne jetzt in Düsseldorf. Ja. von Berlin nach Düsseldorf. Und manchmal fahre ich auch wieder dorthin. Schon nach zwei Wochen Berlin-Abstinenz stellt sich dieses Gefühl ein, dass man hier nur noch zu Besuch ist. Und auf dem Weg nach Düsseldorf ist der Halt in Duisburg so, als ob ich in Spandau halte. Mit den selben Gedanken im Kopf: Wanngehtesendlichweitermussmanhiereigentlichauchhalten. Oder gebe ich Spandau hier gerade einen zu hohen Stellenwert?

BUCH: Kafka am Strand

Viel Zug fahren bedeutet Zeit haben. Zeit, um zu lesen. Und weil ich schon die ganze Zeit mit dem neuen Murakami liebäugelte, habe ich am Donnerstag zugeschlagen. Buch in Hamburg gekauft, Zug nach zurück nach Düsseldorf, Zug nach Berlin und Zug zurück nach Düsseldorf. Fertig. Und ich bereue nichts.

Es ist nicht wirklich einfach, die Handlung dieses Buches zu beschreiben. Ich versuche es einmal so: Ein 15-jähriger Junge beschließt an seinem Geburtstag von zuhause abzuhauen. Weg von dem berühmten Vater, der sich nur wenig für seinen Sohn interessierte, weg aus der gewohnten Umgebung, in der er sich nie integriert hatte. Er macht sich auf die Suche nach Liebe und sich selbst. Erlebt das erste Mal seine Sexualität erliegt dem durch seinen Vater gegebenen Fluch, zunächst mit seiner Mutter und dann seiner Schwester zu schlafen.

Parallel zu den Erlebnissen des Jungen wird die eines geistig behinderten 60-jährigen Mannes erzählt, der mit der Fähigkeit gesegnet ist, mit Katzen sprechen zu können und deshalb der Nachbarschaft seine Dienste als Katzenfänger anbietet.

Umso schwieriger ist es, die weitere Handlung zu beschreiben, ohne zu viel zu verraten. In alter Murakami-Manier werden alltäglichste Handlungen ganz genau beschrieben. Das Spaghetti-Kochen, das Packen der Klamotten, der Sex. Wenn Murakami plötzlich Makrelen regnen lässt, erinnert man sich zunächst an Magnolia, wo es Frösche regnet. Und genau wie in dem Film von P.T. Anderson fühlt sich das Skurile so real an, dass man meint, dass es in den nächsten fünf Minuten auch auf dem Weg nach Düsseldorf Fische regnen könnte.

Nachdem ich nun schon fast alle Bücher von Murakami gelesen habe, erkenne ich bestimmte Elemente immer wieder. Ob Traum oder Wirklichkeit – die Handlung verschwimmt. Was zählt sind die Worte, mit denen er die Dinge beschreibt.

Mein Lieblingsbuch ist immer noch „Gefährliche Geliebte“, was ich nur unter dem englischen Titel „South of the Border, West of the Sun“ gelesen habe: Daran wird „Kafka am Strand“ nichts ändern. Trotzdem war es wieder einmal wunderschön.

Werbeslogans

Nachdem diese Marke sich in der letzten Zeit mit weinenden Männern auf ihren Plakaten hervorgetan hat, habe ich an diesem Wochenende mit Begeisterung die neuen Plakate gesehen. Jedes Mal, wenn ich an einem Plakat vorbeikam, gab’s ein fettes Grinsen auf meinem Gesicht.
„Für mehr Handlung in Pornos“. Großartig.

Momentaufnahme

Vielleicht bin ich zu viel Zug gefahren, in den letzten Tagen. Vielleicht sollte ich auch einfach nur abschalten, wenn ich Zug fahre. Weil ich das aber nicht tue, höre ich folgende Weisheit: „Auto fängt mit A an und hört mit O auf…“.

Die Stadt

Da sach nochmal einer, wenn du Zug fährst, erlebste nix. Na gut, stimmt natürlich nicht, weil eigentlich ist eine Zugfahrt immer erlebnisreich. Mal sind es Dosenbier trinkende Männer, die einen unterhalten, mal quäkende Kinder oder gestörte Frauen oder eben ungeplante Stops in Bohmte.

Bohmte – bereits in der Anfahrt auf dieses kleine Städtchen ließ sich vernehmen, dass etwas vorgefallen war. Im Bordrestaurant. Das verriet nämlich die charmante Stimme des Zugkapitäns, der einen sich zufällig im Zug befindenen Arzt zu einer Visite dorthin bat. Und weil die Herren in weiß ja einmal diesen Eid geschworen haben, eilten sie zahlreich davon.

Wenig später dann der Stop – und die Bitte um Verständnis, dass man hier wegen eines Notarzteinsatzes halten würde. Und dann – mittlerweile warteten wirklich alle Zuggäste gespannt auf die nächste Ansage, die dann auch gleich folgte: Angehörige einer Frau W. sollten doch bitte nun auch ins Bordrestaurant kommen.

Wenig später – Auftritt untersetzte ältere Dame in blond mit zitronengelben Pulli. Die Angst steht ihr ins Gesicht. Später kam sie dann nochmal vorbei – der Kopf nicht mehr so überhitzt. In Begleitung des Zugpersonals, die wohl beim Tasche tragen halfen.

Kann man in diesen Fällen sauer auf die Bahn sein, dass man jetzt doch 30 Minuten Verspätung hat?
Und nun zum Serviceteil dieses Beitrags: In Bohmte gibt’s in Bahnhofsnähe einen Edeka, Brillenladen, einen „Stolte“ (keine Ahnung, was die dort verkaufen…), eine Sparkasse. Männer über 50 fahren dort gern Fahrrad. Besonders beliebte Strecke ist die Baustelle neben den Gleisen. So. Das war’s.

Blond und blöd

Sollte sich dieses Klischee doch als wahr erweisen? Heute, an dem Tag, als ich die Freundin des Nackten gesehen habe? Genau so sieht’s aus. Blond, blöd und leider völlig verpeilt.

Ging ich doch fest davon aus, dass ich morgen in Hamburg sein soll. Also, nach der Arbeit auf zum Bahnhof. Halt, nicht ganz, musste ich doch nochmal zurück, das Ticket holen. Lag noch auf dem Schreibtisch und Runde 1 im Entgeistert-an-den-Kopf-fassen. Aber es sollte noch weitergehen.
Am Bahnhof: Erst zum falschen Gleis laufen, feststellen, dass das doch irgendwie verkehrt ist. Und weil das eh alles schon so knapp war, beruhigt feststellen, dass der Zug 10 Minuten Verspätung hat. Die 2. Runde ging dann doch an mich.

Tja, und dann: Zug fährt ein, ich steige ein, freue mich auf meinen reservierten Platz und dann: Sitzt da einer. Sitzt da und sagt mir dann auch noch, dass er eben diesen Platz belegt hat. Schaut auf mein Ticket und stellt fest: „Das ist doch erst morgen!“ Wie? Morgen? Sollte ich etwa…?

Ja, sollte ich. Denn glücklicherweise hatte ich auch noch die Einladung mitgenommen und da stand unwiderruflich einfach mal der Donnerstag als Termin. Schön.

Aber was soll’s. Vielleicht wollte das Schicksal, dass ich mir nach einer Woche in dieser Stadt nun endlich auch mal Duisburg anschaue. Zumindest den Bahnhof. Ich muss schon sagen: Gut, dass das hier das Rheinland ist. Da hält der Zug öfter und verpeilte Frauen können schnell nochmal aus der Bahn springen, wenn sie sich mal wieder im Tag geirrt haben.