Mein April #19

Das doofe am Tagebuchbloggen ist ja, dass die Einträge, auf die man dann besonders stolz ist, weil man sich den Abend dafür Zeit nimmt. Fotos sichten, kleinrechnen, hochladen, beschriften, auswählen. Text schreiben, nochmal drüber nachdenken, ein paar Details recherchieren und irgendwann dann durchaus stolz auf den „Publizieren“-Button drücken. Weil ich aber auch noch den Sonntag und den heutigen Tag wegbloggen will, landet der Blogeintrag, in den ich Arbeit hineingesteckt habe, ganz unten. Mmpf.

Marzahn

Mein April #18, Rückfahrt

Wer wie ich darauf steht, im Kalten zu schlafen, also so, dass in Temperaturen, in denen man sich ganz tief in seiner Bettdecke vergraben muss und beim Einschlafen seine Nasenspitze unter der Bettdecke wärmt (im Frühling gerne mit Vögelgezwitscher, aber das ist meist der Bonus-Track für den Landbesuch), dem sei das Park Inn als Absteige in Berlin NICHT empfohlen. Weil das Gebäude sehr hoch ist und man offenbar nicht allzu gute Erfahrungen mit offenen Fenstern gemacht hat, gibt es nämlich keine. Und die Klimaanlage ist leider so verhaltensgestört, dass ein Herunterregeln leider nichts bewirkt.

Was für eine Schlange am Berliner Hauptbahnhof. Und der Himmel ist so blau wie schon lange nicht mehr. Dafür kein überfüllter Zug. Yeah. Der Rest im Schnelldurchlauf: Spaziergang, Essen, Polizeiruf, Sendung vorbereitet, Bett.

Mein April #17, marzahn-edition

Marzahn

Ich habe ungefähr neun Jahre meines Lebens in Marzahn verbracht. Ein Satz, der, wenn man ihn jemanden erzählt, gerne mal mit ungläubigen Blicken aufgenommen wird. Marzahn? Das klingt nach Plattenbauten, die auf die grüne Wiese gebaut worden sind, nach Ghetto-Wohnen, nach rechter Szene. Marzahn ist für mich aber auch nach Kindheit. Und wenn ich an Marzahn denke, dann denke ich an mein eigenes Zimmer, unsere Schildkröte Erna, der nahe gelegene Kindergarten, Schulkameraden, nach draußen gehen und immer einen Spielkameraden finden, einen kurzen Schulweg, Versteckenspielen im Elfgeschosser, Tischtennis-Rundlauf. Natürlich kommen irgendwann auch die Gedanken an den Pionierdrill dazu, an Fahnenappell, daran, dass plötzlich keiner mehr mit dir redet, weil deine Eltern einen Ausreiseantrag gestellt haben, dass deine beste Freundin nicht mehr mit dir reden darf (und wir uns daran aber nicht gehalten haben).

Der Samstag führt mich also mal wieder dorthin. Alle paar Jahre eine Stipvisite.

Franz-Stenzer-Straße

Anreise mit der S-Bahn. Die wenigsten hatten ein Auto in dieser Zeit und die Geschichten, dass man selbst auf einen Trabant zwölf Jahre lang warten muss, stimmen. Aber wer braucht in einer großen Stadt schon ein Auto. Die Straßenbahnen fuhren schon damals regelmäßig, genauso Busse und Bahnen. Spätestens an der Haltestelle Springfuhl werden Erinnerungen wach – das Schwimmbad, in dem ich schwimmen lernte, die Bücherei, in der ich mir regelmäßig Mädchenbücher auslieh. Die Station „Karl-Maron-Straße“ wurde umbenannt, heißt jetzt Poelchaustraße. Ich wusste nicht, dass Karl Maron mal Innenminister war. Ich weiß nur noch, dass einer unserer letzten Wege dorthin führte, weil wir dort unsere Unterlagen für die Ausreise erhielten.

Basdorferstraße 30

Es geht entlang der Märkischen Allee zur Basdorfer Straße. Der Flachbau, in dem die frühere Sero-Annahmestelle (Für die Rückgabe von Papier, Glas und Co. gab’s damals Geld) steht seltsamerweise immer noch. In der Basdorfer Straße, da wo früher die Kinder auf dem Spielplatz tobten, herrscht nun eine Stille. Eine Stille, die bedrückend wirkt, wenn man bedenkt, dass um einen herum mehrere hundert Menschen wohnen. Doch: kein Kindergeschrei, nicht einmal ein Auto ist zu hören, stattdessen Vögelgezwitscher.

Schulweg

Natürlich will ich auch meine Schule sehen. Die 25. polytechnische Oberschule „Hans Seigewasser„. Die alte Turnhalle und die ehemalige Cafeteria, noch mehr Flachbauten, stehen noch. Doch meine Schule ist weg. Stattdessen blicke ich auf eine grüne Wiese. Die haben wirklich die Schule abgerissen. Nach der Wende beherbergte das Gebäude noch eine Gesamtschule, seit 2004 ist auch das Vergangenheit.

Schulgelände

Der Rückweg dann über die Marzahner Promenade, die Einkaufsstraße, die mittlerweile ein wenig traurig anmutet. Das neue Einkaufszentrum Eastgate dürfte den Rest der einigermaßen ernst zu nehmenden Geschäfte bald den Garaus machen. Lustiges Detail: Das Tiergeschäft, bei dem wir damals Schildkröte Erna kauften, gibt es immer noch.

Gute Mischung

Bevor es wieder zurück geht noch ein kleiner Spaziergang über den Friedhof auf der anderen Seite der S-Bahn. Auch da werden Erinnerungen wach. Spielen, ein bisschen durch den nahegelegenden Wald streunen, auf dem Weg hin oder zurück haben mein Bruder und ich uns manchmal heimlich eine Ketwurst gekauft. Erinnerungen aber auch an die Vereidigung als Pionier. In der Jetztzeit stehen bei dem Denkmal immer noch frische Blumen und Kerzen. Auch das ist Marzahn.

Denkmal

Der Rest des Tages in Kurzform: Kleid gekauft. Leckerer Kaffee von Dunkin Donuts. Sonnenschein. Pizza essend über verschiedene Hochzeiten gesprochen. Später Bier in einer Kneipe, in der Sascha Lobo Mayor ist. Nachdem ich das bemerkte, lief Sascha am Fenster vorbei. Verrückte Internetwelt.

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Menno. Das erste Mal, dass ich mit dem Tagebuchbloggen in Verzug komme. Dabei gibt es soviel vom Samstag zu erzählen. Nnnja. Morgen abend dann.

Mein April #16, re:publica-edition

Der dritte Tag beginnt für mich mit Götz Werner. Ich hatte den Namen irgendwo schon mal gehört, konnte ihn aber nicht zuordnen und war im Vorfeld der re:publica auch zu faul zum Googeln. Und dass er unter dem Titel „Revolution im Kopf“ über seine Thesen zum bedingungslosen Grundeinkommen referieren würde – frei und in einer beinahe altertümlichen, dafür aber extrem charmanten Art, damit hatte ich nicht gerechnet. Auch wenn ich seine Ansichten dazu nicht wirklich teile, hat er ein paar kluge Gedanken geäußert, über die ich sicherlich noch eine Weile nachdenken werde. Dass wir, wenn wir von unserem Arbeitsplatz sprechen, eher unseren Einkommensplatz meinen. Arbeit muss für jeden Einzelnen einen Sinn haben, ist dies nicht der Fall, sollte man sich eine andere Arbeit suchen. Wir können seiner Meinung nach nur leben, weil andere für uns arbeiten. Schön war auch: „Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe.“ Wie recht er hat.

Nach ihm sprach Miriam Meckel, die ich ebenfalls noch nie bei einem Vortrag beobachten durfte. „This object cannot be liked – über die Grenzen menschlichen Ermessen und das Ermessen menschlicher Grenzen„. Ausgangspunkt für ihren Vortrag war die Tatsache, dass Facebook ihr vor einigen Monaten nicht erlaubt hatte, die Geburtstagstorte für einen Freund zu mögen. „This object cannot be liked“ stand da geschrieben und hat sie zum Nachdenken gebracht. Im Grunde ging es darum, wie die Technik unser Verhalten (auch im Netz) beeinflusst, wie wir Empfehlungen erhalten. Ihr Vortrag war aber auch ein Plädoyer für die Zufälligkeiten, die eben nicht nur auf Empfehlungen basieren und die man (bisher) im Internet auch nicht erzeugen kann, nur berechnen. Sie wagte aber auch einen guten Rundumschlag, ging auf das iPad ein (Sie buche ja auch keine Pauschalreise von Neckermann) und beeindruckte mich aber vor allem mit ihrem klaren Kopf, ihrgen Gedankensprüngen und ihrer überaus sympathischen Vortragsart.

Über „Let’screw up the entire internet to save newspapers“ will ich gar nicht viel sagen, weil ich mich ein bisschen gelangweilt habe, die Runde krankte ein wenig an der Nichtanwesenheit der Leistungsschutzrecht-Befürworter. Auch „Vom Livestream zum Lifestream“ war ein bisschen unspannend, ich wollte aber unbedingt nicht wieder die „Ich-hasse-das-Internet“-Veranstaltung verpassen, weshalb ich da einfach mal durchmusste. Felix und Bov hassten ordentlich und auch sehr pointiert, ich empfehle jeden, sich diese Veranstaltung noch einmal im Video anzuschauen. Das Fazit seines Vortrags wird in diesem Bild eigentlich ganz treffend dargestellt.

Zwischendurch und danach ein bisschen Smalltalk – wobei ich merkte, dass ich des Redens langsam etwas müde wurde. Am Abend meine Twitter-Timeline mit den neuen Gesichtern in meinem Kopf verglichen und bemerkt, dass ich wohl noch ein paar re:publicas benötige, um alle mal kennenzulernen. Irgendwie kann man drei Tage auf einer gemeinsamen Veranstaltung sein und trotzdem eine große Anzahl an Menschen NICHT treffen. Schade eigentlich.

Mein Abendprogramm in der realen Welt brachte einen Spaziergang bei Sonnenschein (Ich verstehe immer noch nicht, warum der Himmel derzeit blau statt rot ist) und ein anstrengendes aber gutes Gespräch mit Dingen, über die ich in den kommenden Tagen erstmal ein bisschen nachdenken muss. Viel zu spät kam ich dann in Kreuzberg an. Dort gutes Essen, Bier und ein schöner Abend. Bei Nacht das Alexa in seiner vollständigen Hässlichkeit betrachtet, beinahe mit der Berliner Jugend aneinandergeraten, die prollig betrunken durch die Gegend zog. Alexanderplatz, du schaffst es echt nicht mehr.

Ach ja, der Palast der Republik ist weg. Übrig ist nur noch eine grüne Wiese. Auch wenn ihr mich auslacht, das macht mich traurig.

(Fotos folgen.)

Mein April #15, re:publica-Edition

Bei vielen anderen endet der Tag dort, bei mir beginnt der zweite Tag re:publica im „Quatsch Comedy Club“. Geert Lovink erzählt über „Web-2.0-Kritik und Politik der Netzkultur“ und gibt einen guten Überblick über all die Debatten, die dazu in den vergangenen Monaten angestoßen worden sind. Einen Satz, den ich mir aufgeschrieben habe: „At least you have intellectual culture here“. Er hat das im Zusammenhang mit Frank Schirrmachers Buch „Payback“ gesagt. Seiner Meinung sei es in den Niederlanden undenkbar, dass ein Medienmacher nebenbei noch eine philosophische Debatte anstoßen würde. Und da wir hierzulande alle dazu neigen, die Dinge negativ zu sehen, musste ich mir diesen Satz aufschreiben.

Ich bleibe sitzen, weil Mark Glaser nun über „US-Media: Tales from the battlefield“ erzählt. Gemeinsam mit Wolfgang Blau und Kristin Zeier bejubeln sie erst einmal die „goldenen Zeiten für den Journalismus“, gestehen sich aber immerhin die „Krise der Businessmodelle“ ein. Später merkt er an, dass es zum einen regionale Unterschiede der Krise gebe, zum anderen aber auch nationale. „People here love print“, ist sein Eindruck. Das wird viele freuen.

Zum ersten Mal konnte ich bei einer re:publica nicht in alle Veranstaltungen gehen. Weil es zu voll war. Mein komplettes Nachmittagsprogramm musste ich deshalb über den Haufen werfen. Deshalb verpasste ich leider „Was am deutschen Internet wirklich hassenswert ist“ mit Bov Bjerg, Jens Scholz, Miss Caro und Co. Dabei hasse ich derweil doch auch sehr gerne.

Ich befürchte, dass es das daran liegt, dass es den Organisatoren bei der Planung ein bisschen an Mut gefehlt hat, die Räume nach Massentauglichkeit der Themen aufzuteilen, stattdessen wurden viele Räume eher nach Wichtigkeit des Themas zugeordnet. Es ist sicherlich total löblich, dass die Veranstaltung „Mobile Activism in Africa“ im großen Saal im Friedrichstadtpalast abgehalten wird. Doch die Ränge waren weitestgehend leer. Zu unrecht, wirklich, denn das Thema war durchaus interessant, obwohl ich, wie ich im Nachhinein erfahren habe, den spannenderen ersten Teil von Sokari Ekine leider verpasst habe. Laut Erzählungen hat sie da ein mobiles Bezahlsystem vorgestellt, mit dem die Nigerianer per SMS Geld überweisen können.

Meine erste Veranstaltung im „Blauen Salon“ der Kalkscheune ist dann „Haha, ich lachte, Bernd!„. Unfassbar viele Fremdschämmomente, die einen guten Eindruck in Teile der Netzsubkultur lieferten. Das beste Zitat von „Bernd“ Lieferts: „Wir sind weniger einflussreich, als man vielleicht denkt.“ Haha, ich lachte, Bernd.

Ansonsten: viel geredet, aber immer noch nicht zu viel. Interview geführt, http://visdp.de„>Text geschrieben, Freund aus dem Nicht-Netz-Leben getroffen (Ja, das geht!), Statusbericht und in Erinnerungen geschwelgt. Schön war’s.

Mein April #14, re:publica-Edition

Ein sehr guter erster Tag auf der re:publica ist um. Das erste Mal war es toll, als ich ungefähr aus 100 Meter Entfernung ix auf der Treppe des Friedrichstadtpalastes stehen sah. Er sprach gerade mit Thomas Wiegold, den ich leider bisher nicht fragen konnte, warum sein Blog gerade ruht. Dieser Moment hatte so eine Wärme, so etwas Vertrautes, ein schönes Gefühl. Ein paar Momente und Gespräche später sah ich Caro und sie sah mich und Anke war auch da und wenig später saßen wir in einer langen Reihe im Friedrichstadtpalast, alle gemeinsam. Der treffendste Satz für dieses Gefühl, dass mich den ganzen Tag lang begleitete war der von Tilmann Allmer. Er sagte: „Tut mir leid, dass ich euch alle umarme, aber ihr seid mir alle so nah.“

Wir schauen uns Jeff Jarvis an, der seine Thesen ein einen hübschen Vortrag verpackt hat. (Mittlerweile schaue ich mir viele Präsentationen auch deshalb an, weil ich was über das Vortragen an sich lernen will und bei Jarvis muss ich sagen, da konnte man ein bisschen was mitnehmen.) Worüber die ich nochmal am längsten nachgedacht habe: Dass es ihm Angst macht, dass die Gesellschaft durch Geräte wie das iPad wieder zu Konsumenten gemacht werden sollen, obwohl wir doch gerade mehr als das waren. Stimmt sicherlich nicht wirklich, weil ja schon jetzt nur ein klitzekleiner Bruchteil der Bevölkerung wirklich selbst Produzent im Netz ist und sich als ein solcher versteht, aber bedenken sollte man diesen Aspekt sicherlich ein bisschen.

Beim Mittagessen dann weitere lustige re:publica-Momente: cdv und 50hz kamen ebenfalls in den Sushi-Laden mit großem „Hallo“ PLUS Anrede mit Namen. Leider erkannte ich lediglich 50hz sofort. Das ist aber alles auch nicht besonders leicht.

Von Udo Vetter nur die letzten zehn Minuten gesehen, den Part, in dem er Fragen beantwortete. Ist das eigentlich schlimm, dass mich das befremdete, wie Jörg Tauss seine Fragen stellte, während der Antworten so seltsam wirr durch die Gegend schaute und als sich Udo anderen Fragenden zuwendete, sofort den Raum verließ?

Feministische Netzkultur

Den Besuch der Veranstaltung „Feministische Netzkultur“ bereue ich, weil ich mir meine Twitter-Timeline (Ja, zwischendurch ging sogar mal das Internet!) verriet, dass ich vermutlich gerade das Highlight des ersten Tages verpasste. Ich fand, dass Svenja Schröder sehr schön durch das Panel führte, auch wenn es dann eigentlich erst in den letzten zehn Minuten richtig interessant wurde.

Ein kurzen Ausflug erlaubte ich mir in den Vortrag von Melissa Grant, der den vielversprechenden Titel „Sex and Internet“ hatte. Ich kam zu spät, hatte mich vorher an dem Vortrag das dezentrale Internet versuchte, aber den Vergleich mit der Zuckerstange zu bemüht fand. Ich bekam dann erst wieder das Ende mit (zwischendurch socializen vor der Tür), wie Grant in Chatroulette nach Penissen suchte. Und natürlich auch fand.

Sascha Lobo

Bestens unterhalten habe ich mich dann am Abend. Zuerst bei Sascha Lobos traurigem Vortrag über „How to survive a shitstorm„. , auch wenn das Thema eher ein trauriges war, und dann bei der Twitterlesung.

Twitterlesung

Bilanz: Nicht nur Peter Kruse verpasst, sondern auch Lorenz Lorenz-Meyer und Peter Glaser. Die Pommes bei „Toms Fritten“ werden sehr schlimm in Soße ertränkt. Club Mate schmeckt mittlerweile ganz ok. Nach der Lektüre von Ankes Blogeintrag habe ich definitiv noch nicht alle erkannt. Könnt ihr euch bitte alle Twitter-Fotos anschaffen, auf denen man euch dann auch im wahren Leben erkennt?

Twitterlesung

Mein April #13

Noch einmal schlafen. Je näher die Abreise nach Berlin rückt, desto mehr freue ich mich. Mal wieder in der Hauptstadt sein, mal wieder unter ganz vielen Internetbekloppten. Letztes Jahr hatten wir alle Poken (ich hatte eine kleine Biene), an die sich heute sicherlich nur noch wenige erinnern. Allen, denen ich im Büro sagen, dass ich erst wieder am Montag da sein werde, sagen „Ich weiß“. Ts.

Auf der re-publica gibt es eine Veranstaltung, bei der die Referenten darüber sprechen, was sie am deutschen Internet hassen. Und weil ich dazu auch eine Meinung habe, möchte ich sie mit euch teilen.
Amerikanische Blogger und Klatschjournalisten machen es vor: Es gibt so herrlich böse Blogs, die sich mit ABC- und Y-prominenten Menschen befassen. Sie zeigen unvorteilhafte Bilder, schreiben darüber, wer sich gerade von wem getrennt, wer über wen gelästert oder wer mit wem geknutscht hat. Sie berichten exklusiv, klar, haben sie manchmal auch unrecht, aber das haben Klatschblätter auch. Und bei uns? Alles, was wir Deutschen zustande bekommen, sind billige Copycats, die das Wissen anderer Seiten widerkauen. Tage später werden Bilder meist amerikanischer Seiten aufgegriffen, an ihnen ruminterpretiert mit oft fadenscheinigen Drehs. Das ist alles furchtbar traurig. Seit ein paar Wochen ist auf meinem Radar die Webseite „Promipranger“. Manchmal geht es da auch um die deutsche Medien- und Klatschszene. Doch Bunte, Gala, Bild und Co. kann auch diese Webseite nicht das Wasser reichen. Leider.

An einem so genannten Webinary teilgenommen. Die Nachrichtenagentur AP hat ihre iPad-Strategie erklärt. Einerseits war das sehr cool, weil über das Internet übertragen. Alle konnten die Präsentation des Vortragenen sehen und die Kommentierung dazu anhören. Wer Fragen an den Referenten oder Probleme mit der Technik hatte, konnte diese in den Chat schreiben. Andererseits war die Veranstaltung wenig erhellend. Dieser ganze Hype um das so genannte Wepad zeigt, dass da gerade eine Sau durchs Dorf getrieben wird. Je länger ich mich mit diesem Gerät beschäftige, desto klarer wird mir, wem dieses Gerät vermutlich am meisten nutzen wird. Und mir fallen immer mehr Spiele ein, die auf dem iPad vermutlich ganzganz großartig sein werden.

Abends dann nach Essen gefahren, ins Unperfekthaus. Ich kannte dieses Haus bisher nur aus dem Internet, schließlich war da ja zuletzt das Videocamp. Ein charmanter Laden mit großen Tischen und sympathischen Festpreisen. Man zahlt beispielsweise 5,50 Euro für die Nutzung aller Softdrinks. Aus diesem Grund einen Orangen-Ingwer-Tee getrunken. Kann ich leider nicht weiter empfehlen. Und Malzbier. Schmeckte sehr nach Bonbon.

Gepackt. Wie gesagt: noch einmal schlafen.

Hannelore und das Monsta

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Sie hat den – Monsta-Body
mit dem – Monsta-Blick
und ihr – Monsta-Boom Boom
gibt mir den Kick
Sie ist ein – Monsta..Monsta
Sie macht mir Angst doch ich weiß wie sie tickt
Sie ist ein – Monsta..Monsta
Sie macht mir Angst doch ich weiß was ich will

Das ist der Refrain von Culcha Candelas „Monsta“. Monsta-Body, Monsta-Blick, sie macht ihm Angst – was für eine Frau, die da besungen wird. Interessanterweise ertönte dieses Lied – genau wie viele andere Hits der Spaß-Kombo Culcha Candela am Samstag auf der SPD-Wahlkampfauftaktveranstaltung in der Düsseldorfer Philipshalle. Und weil das so war, denke ich seit Samstag darüber nach, ob das eigentlich so ok sein kann, wenn eine solche Band mit solchen Texten auf einer Wahlkampfveranstaltung auftreten sollten.

Nun ist es in diesen Wahlkampfzeiten natürlich schwer, über ein solches Thema zu schreiben, ohne dass einem gleich Parteilichkeit vorgeworfen wird. Aber insbesondere Hannelore Kraft war textsicher bei diesem Song, während die erste Reihe der angereisten SPD-Prominenz vor allem mitklatschte und -schunkelte.

Warum ich mich so anstelle? In „Monsta“ beschreibt die Spaß-Kombo eine Frau in einer Disco, die „nur spielen“ will. Sie weiß, dass sie schön ist und nutzt ihren Körper, um Aufmerksamkeit zu erregen. Klar, der Typ in den Song ist ein Depp, aber wenn man das Lied so in seiner Gänze und es in den Zusammenhang mit all den anderen Erfolgssongs von Culcha Cundela bringt, dann vermitteln die Jungs ein Bild, dass das weibliche Geschlecht auf ihren Körper, ihr Aussehen reduziert. Glaubt ihr nicht? Hier mal den Refrain des Knallersongs „Hamma“:

Du bist hamma, wie Du dich bewegst in dei’m Outfit, hamma!
Einzigartig. Unglaublich. Hamma.
Du weißt, dass Du übertrieben hamma bist.
Warum bist du nicht geblieben?

Oder ein paar Zeilen aus „Eiskalt“:

Plötzlich seh ich, wie heiß du bist,
und ich spüre wie das Eis zerbricht.
Deine Kurven glühn im Discolicht
Dein Körper kocht, doch du kriegst mich nicht!
Plötzlich seh ich, wie heiß du bist,
und ich spüre wie das Eis zerbricht.
Deine Blicke haben sich festgekrallt
Du brennst vor Verlangen, doch das lässt mich kalt!

Eiskalt, Stepp ich im Club mit meinen Jungs,
Eiskalt, Alles gefriert um uns herum.
Eiskalt, Tau mich auf Girl, ich will’s sehn,
Eiskalt, Kann ich deiner Hitze wiederstehn.

Nun kann man natürlich sagen, Mannmannmann, die Franziska, die sieht das aber heute eng. Können diese SPDler bei ihrem Wahlkampfauftakt nicht einfach ein bisschen Spaß haben? Haben doch nur eine erfolgreiche deutsche Band engagiert, die die Masse ein wenig zum Toben bringt. Aber sind nicht auch die Auftritte der Künstler, wenn man Culcha Candela denn als Künstler bezeichnen kann, nicht irgendwie auch ein Statement?

Ich finde schon.

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Meine Woche mit dem Netz (21)

Seit ich hier jeden Tag schreibe und wie gesagt, ich halte das ja mittlerweile schon elf Tage durch, fällt es natürlich um so schwerer, hier in dieser mir selbst auferlegten Rubrik was zu schreiben, worüber ich nicht schon was geschrieben habe. Mein iPad-Erlebnis? Schon am Freitag was drüber geschrieben. Ich woanders? Direkt im Dienstagsbericht verlinkt. Aber ok, ich find noch was. Zum Beispiel meinen Respekt vor der Frage: Was ist eigentlich der Sinn von Foursquare und Gowalla? Ich kenne den Sinn noch nicht, deshalb mach ich aber immer noch mit, weil ich mir sicher bin, dass es ihn gibt. Ich muss nur lange genug danach suchen.

Zu allererst ist es spannend, zu schauen, welche Orte in meiner Umgebung dort bereits gelistet sind. Dann ist es eine Anhäufung nutzlosen Wissens (Aber ich lese ja auch gerne Klaschkram), wenn ich mitbekomme, dass Internetfreunde ihr Reiseziel erreicht haben. Und hilfreich war es auch schon mal, denn als ich mich bei Starbucks eingecheckt habe, wusste meine Verabredung, dass ich jetzt da bin und ist dazu gekommen. Sehr gerne schaue ich auch in bestimmten Orten wie Restaurants, Bars, Flughäfen oder Hotels nach, wer da gerade der Bürgermeister ist. Manchmal ist das dann sehr erschreckend, manchmal aber auch überraschend vertraut, weil er oder sie ein Internetbekannter ist, dessen Blog ich seit Jahren lese. Das ist dann irgendwie vertraut oder eben verstörend. Wer will schon Bürgermeister eines Flughafens sein? Merke gerade, dass ich meine Foursquare-Nutzung einigermaßen rechtfertigen kann.

Ganzganz großartig war mein Gowallafoursquare-Erlebnis vor zwei Wochen. Da war ich mit Daniel einkaufen und wir beide checkten uns beinahe zeitgleich in dem Supermarkt ein. Wenige Minuten später erhielten wir beide eine Nachricht von einem anderen Internetfreund, der uns jeweils auf die Anwesenheit des anderen hinwies. Wäre wirklich ein schöner Zufall gewesen.

Warum ich das alles aufschreibe? Weil ich hoffe, dass ich dadurch eine Begründung für die Nutzung dieser Dienste finde, die ich weniger internetverrückten Menschen liefern kann. Und wenn ich das hier alles nochmal für mich so lese, muss ich leider zugeben: Experiment gescheitert.