FILM: Avatar

Ich will wieder mehr über Filme schreiben, besonders weil ich derzeit so selten welche schaue. Besonders im Kino. In diesem Jahr erst zweimal da gewesen, wenn ich mich an diesem Wochenende noch aufraffe, wie geplant ins Kino zu gehen und „Die Friseuse“ zu sehen, könnte ich stolz berichten, immerhin einmal im Monat im Kino gewesen zu sein. Es gab Zeiten, da war ich jede Woche einmal dort. Genug bedauert.

Ich war also vor gar nicht so langer Zeit im Kino und habe „Avatar“ gesehen. Ewig her, dass der Film in die Kinos kam. Umso überraschter war ich, dass in der 16.15-Uhr-Vorstellung kaum ein Platz unbelegt blieb. Ein beinahe ausverkaufter Film. Beeindruckend. Warum ich eigentlich nicht schon früher über den Film geschrieben habe – immerhin habe ich ihn am Tag vor der Oscar-Verleihung gesehen und das ist ja nun wirklich schon ein bisschen her? Weil mir nicht wirklich mehr einfällt als das übliche, was über diesen Film geschrieben wurde: mittelmäßige Story, tolle Technik, aufgrund letzterer durchaus ein cineastisches Erlebnis.

Ich glaube, dass „Avatar“ dem Popcorn-Kino einen Schub geben wird, weil die 3D-Technik heute vermutlich so faszinierend ist wie die Einführung des Farbfilms. Es ist beinahe unheimlich, wenn das Auge mir vorgaukelt, dass da gerade wenige Zentimeter entfernt ein Schmetterling vorbeiflattert oder ich Teil des Spektakels werde, in dem ich das eine-Schlucht-auf-dem-Rücken-eines-Drachends-Hinunterstürzen miterleben darf. „Avatar“ setzt da sicherlich Standards, auch wenn mir die Handlung viel zu sehr auf die Effekte hingeschrieben war – das Auftauchen der komischen Tiere im Urwald, die Verfolgungsjagden, die Kampfszenen. Perfekt inszeniert, zu perfekt für mich. Als ich das Kino verließ, unterhielten sich zwei Teenager-Mädchen (Hihi, kennt ihr den Ärzte-Song noch?), dass sie „total geheult“ hätten. Ich war ein bisschen neidisch auf sie.

Film: Der Vorleser

Irgendwie passend: Da wühle ich gerade in der Vergangenheit, weil ich den heimischen Keller entrümpele und dabei nicht nur Computerzeitschriften aus den Jahren 1996, 1997 und 1998 finde, sondern auch Fotos und Bilder und Ordner, die nicht nur lustige, sondern auch traurige Erinnerungen zurückholen. Und auf welche Idee komme ich, um mich auf andere Gedanken zu bringen? Einen Film zu gucken, über eine Frau, die das Leben eines 15-jährigen Jungen verändert, ja, sagen wir ruhig geprägt hat.

Der 15-jährige Michael trifft Anfang der 50er Jahre Hanna, eine junge, hübsche Frau, die als Schaffnerin in der Straßenbahn arbeitet. Sie hilft ihm, als er krank im Eingang eines Hauses hockt und bringt ihn nach Hause. Drei Monate dauert seine Genesung und Hanna Schmitz geht ihm nicht aus den Kopf. Also fährt er zu ihr, bringt Blumen mit. Aus der Begegnung wird eine Affäre, einen Sommer lang. Die beiden treffen sich, lieben sich und Michael liest Hanna vor. Erst die Schullektüre, später Klassiker. Sie lachen gemeinsam, er hält sie, als sie bei Homers Odyssee in Tränen ausbricht. Und irgendwann ist Hanna verschwunden. Warum, erfährt er erst Jahre später. Im Studium. Für ein Seminar nimmt er an dem Kriegsverbrecherprozess teil, in dem Hanna Schmitz wegen ihrer Tätigkeit als Wärterin eines Außenlagers von Auschwitz angeklagt ist. Erst dann versteht Michael: Das Vorlesen, alles nur deswegen, weil Hanna nicht lesen und schreiben kann.

„Der Vorleser“, dieses Buch von Bernhard Schlink, Millionen haben es weltweit gelesen, funktioniert als Film. Das liegt schon ein bisschen an Ralph Fiennes, den ich eigentlich gar nicht mag. Aber als Michael Berg, der durch die Affäre mit dieser Frau so sehr geprägt wurde, macht er sich gut. Diese Verwirrtheit, diese Gefühlskälte, seine Unfähigkeit, eine Beziehung zu seiner Freundin, Tochter aufzubauen – all das konnte ich ihm jedes Mal ansehen. Schade fand ich, dass für „Der Vorleser“ zwar alle größeren, jungen Damen des deutschen Films (Hannah Herzsprung, Alexandra Maria Lara, Karoline Herfurth) verpflichtet worden sind, sie dort aber nur blass blieben durften. Am enttäuschendsten wirkte Hannah Herzsprung, die die liebevolle Tochter von Ralph Fiennes spielte. Da wurde viel verschenkt.

Irgendwie gut war sicherlich auch Kate Winslet, als junge Schaffnerin, als gealterte Angeklagte, als alte Frau, die nach mehr als 20 Jahren Haft kurz vor der Entlassung steht. Tolle Maske, leider nur haben sich die Synchronisierungsmeister nicht allzuviel Mühe gegeben, die Stimme der gealterten Kate anzupassen. Als Michael Berg Hanna Schmitz kurz vor Ende des Films in der Gefängniskantine besucht, sagt sie das „Jungchen“ mit einer Frische, die man ihr angesichts ihres Outfits nicht abnehmen kann.

Ich finde mich gerade selbst sehr blöde, dass ich mich hier in meiner Kritik an der Synchronisierung aufhänge, aber das war das, was mich wirklich gestört hat. Hannah Herzsprung wirkte nämlich auch deshalb so komisch, weil sie den Film auf englisch gedreht hat, und sich dann noch einmal selbst übersetzt hat. Und wann machen sich die Leute vom Film eigentlich die Arbeit, bestimmte Szenen so nachzudrehen, dass die DEUTSCHE Hanna Schmitz in der DEUTSCHEN Ausgabe von „Die Dame mit dem Hündchen“ liest? Das wirkte nämlich auch sehr quatschig.

FILM: Zeiten des Aufruhrs

Auch wenn es langweilig ist: Ich find’s doof, wenn deutsche Filmtitel so wenig aussagen. Gerade dann, wenn der Original-Titel so viel besser ist: „Revolutionary Road“* heißt er und trägt den Namen der Straße, in dem sich das Paar, Frank und April Wheeler, ein Haus suchen, um ihre Kinder groß zu ziehen. Die Revolutionary Road liegt liegt irgendwo auf dem Land in der Nähe New Yorks. Es sind die 50er Jahre, die Männer fahren allmorgendlich mit Anzug und Hut bekleidet in die Stadt, die Frauen kümmern sich um den Nachwuchs.
Weil April so langsam verzweifelt (Als sich die beiden kennenlernten, feierte sie erste Erfolge als Schauspielerin) und auch Frank in seinem Job in der New Yorker Firma nicht wirklich glücklich weil wenig gefordert ist, beschließen die beiden, sich den Traum zu erfüllen, den sie schon hegten, als sie noch keine Kinder hatten: allem entfliehen und nach Paris auswandern. Doch der Entschluss, das angepasste Leben hinter sich zu lassen, verändert das Paar. Die Aussicht, allem zu entfliehen, verleiht ihm eine Leichtigkeit und Unangepasstheit im Job, die dazu führt, dass sein Boss ihm einen höher dotierten und verantwortungsvolleren Job anbietet. Während April alle Vorbereitungen trifft, so schnell wie möglich den Plan in die Tat umzusetzen, beginnt Frank zu zweifeln. So kommt es ihm gerade recht, als seine Frau ihm verkündet, erneut schwanger zu sein.
Sam Mendes ist ein intensiver Film gelungen. Es ist extrem bedrückend, anzusehen, wie aus der starken April eine so verzweifelte und gebrochene Frau wird. Wie sie ihrer Umwelt etwas vormachen und immer wieder versuchen, die Risse zu kitten und sich doch immer weiter voneinander entfernen. Beeindruckt hat mich vor allem Kate Winslet. Sie war angepasste Mutter und gleichzeitig die Schauspielerin mit Träumen; Sexsymbol und Hausfrau. Guter Film.

*Jaja, das Buch heißt auch so. Weiß ich. Trotzdem doof.

FILM: Der Baader-Meinhof-Komplex

Der Baader-Meinhof-Komplex erzählt die Geschichte der RAF, also einen Teil davon. Es geht los bei den Studentenunruhen, das Attentat auf Rudi Dutschke, die Überreaktionen der Polizei beim Schahbesuch in Berlin, Ulrike Meinhof, Gudrun Ensslin, die Verhaftung von Baader, seine Befreiung, die Inhaftierung von Meinhof, Baader und Enslin (also die großen Namen), die zweite Generation und die Entführung der Landshut und Hanns Martin Schleyers. Mehr als ein Jahrzehnt deutsche Geschichte in gerade einmal zweieinhalb Stunden gepackt. Ob das geklappt hat? Die Antwort: ja, irgendwie schon. Auch wenn ein solches Projekt natürlich eigentlich nur scheitern kann.

Herausgekommen ist – auch wenn ich natürlich die falsche bin, dies zu beurteilen, bei meinem hohen Action-Film-Konsum – ein guter Action-Film. Es wird geballert, zwischendurch immer mal wieder ein paar Dialoge, dann knallt es wieder, Schüsse, Bomben, Blut. Es wird nie langweilig, wirklich nicht, auch wenn man natürlich schon genau weiß, was da passiert.

Ein Problem hatte ich mit dem Aufgebot an Schauspielern. Klar, ein Eichinger muss natürlich die ganzen großen Namen des deutschen Fernsehens bekommen. Da werden sogar Nebenrollen mit Tom Schilling und Hannah Herzsprung (Die durfte auch nur nochmal ihren „Vier-Minuten“-Ausraster zeigen!) besetzt. Immer wieder stellte ich mir die Frage, ob Martina Gedeck wirklich die richtige ist, Ulrike Meinhof zu spielen (Drei Wochen nach Filmgucken lautet die Antwort: ja). Ein bisschen gesättigt war ich auch von Moritz Bleibtreu (Bei ihm lautet die Antwort übrigens: nein). Viel schlimmer war eigentlich nur noch Nadja Uhl als Brigitte Mohnhaupt. Ich sah sie in jeder Szene aus dem Bild wandern und auf dem „Sommer-vorm-Balkon“-Balkon einen Wein mit ihrer Freundin trinken. Ging gar nicht. Diese Kulleraugen. Dem Film hätten ein paar mehr unverbrauchtere Gesichter, wie das von Johanna Wokalek, gut getan. Die war nämlich furios.

Warum ich den Film am Ende doch gut fand: Weil er an keiner Stelle gelangweilt hat, obwohl ich genau wusste, was als nächstes passiert. Weil man nie in die Verlegenheit kam, mit einer der Figuren zu sympathisieren. Weil er ein paar Menschen ein bisschen Geschichte nahebrachte, mit der sich jene vielleicht nie auseinander gesetzt hätten. Das Publikum, das den Film mit mir geschaut hat, war nämlich überraschenderweise überwiegend jung.

FILM: Die Welle

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Achtung: Hier wird das Ende verraten!

Ich war davon ausgegangen, dass wirklich jeder, der so ungefähr in meiner Generation lebt, irgendwann zwischen 12 und 15 „Die Welle“ von Morton Rhue gelesen hat. Das war ein Fehler, aber so hat man eine gute Erklärung dafür, warum es dann doch irgendeinen Sinn ergibt, dass dieses Buch jetzt noch verfilmt worden ist (Außer natürlich wegen Jürgen Vogel.). Doch es gibt immer den einen, der den Stoff nicht kennt und heute wird dieses Buch wahrscheinlich nicht einmal mehr im Unterricht durchgenommen, ich weiß es nicht und vielleicht bedarf es in Zeiten von Amokläufen, Waffen und dem bösen Internet an Schulen auch einfach einer Aktualisierung des Stoffes. Sprich: Jürgen Vogel spielt den wirklich coolen Lehrer, der mit Ramones-Shirt in die Schule geht, der von den Schülern geduzt wird und den wirklich alle mögen, weshalb sie auch die Projektwoche mit ihm, aber dem langweiligen Thema „Autokratie“ wählen.

Na und dann geht’s los mit dem Experiment. „Macht durch Disziplin! Macht durch Gemeinschaft! Macht durch Handeln!“, schreibt Jürgen Vogel an die Tafel, alle tragen plötzlich weiße Hemden, grüßen sich mit dem Welle-Gruß, sind Teil einer großen Gemeinschaft und fühlen sich super. Wer nicht dabei ist, fühlt sich nicht ganz so super und rebelliert und lernt die Macht dieser Gemeinschaft von der anderen Seite kennen. Weil er ausgeschlossen ist.

So, und wo wir die Handlung gerade mal zusammengefasst haben, kommen wir auch schon zu den Problemen des Films.

Erstens: Max Riemelt, der Marco den Super-Sportler spielt. Er hat ne Freundin, die mit dem ganzen Welle-Quatsch nicht so richtig klarkommt und sich deshalb auch mit ihm streitet. Und deshalb auch einer der Auslöser für Lehrer Vogel ist, das Experiment „Welle“ abzubrechen. Aber dieser Max Riemelt, den man vielleicht als Liebhaber deutscher Filme schon aus „Napola“ kennt und der für diese Rolle damals sogar den bayerischen Filmpreis bekommen hat, ist so langweilig und so farblos, das man sich wirklich fragt, warum dieser Regisseur anscheinend so darauf steht, mit diesem Typen zu drehen. Versteht man einfach nicht.

Zweitens: der Regisseur Dennis Gansel. Einmal, weil er irgendwie darauf steht, Max Riemelt in seinen Filmen dabei zu haben. Aber auch weil es ihm nicht richtig gelingt, ein Drehbuch zu schreiben und umzusetzen, dass in sich schlüssig ist. Da weiß man gleich zu Beginn des Filmes, bei welchem der Schüler der ganze Welle-Kram besonders gut funktionieren wird, genauso wie man gleich weiß, dass die Öko-Frau vermutlich schnell aussteigen wird. Da werden Figuren angedeutet, da hat dieser Marco zwischendurch was mit einer anderen (Cristina do Rego, die der eine oder andere vielleicht aus „Pastewka“ kennt) und am Ende hat er dann doch wieder seine Freundin lieb. Das ist alles sehr unbeholfen und vielleicht reicht es ja auch für einen Jugendfilm, aber für was richtig Gutes nun mal leider nicht.

Drittens: der Schluss. Ganz schlimm. Denn in der heutigen Zeit reicht es wohl nicht, dass ein „jüdischer Schüler Gewalt erfährt“, (Sorry, konnte mich nicht mehr an das Ende des Buches erinnern und habe dreist die Wikipedia abgeschrieben), damit das Projekt ein Ende erfährt. Nein, in der heutigen Zeit muss erst ein Schüler angeschossen werden und der Schießende sich selbst hinrichten. Ganz so, wie wir es mittlerweile von den Amokläufen an Schulen kennen.

FILM: There will be blood

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Als Daniel Day-Lewis den Oscar für seine Rolle in „There will be blood“ in den Händen hielt und ein paar Worte an die Schauspielermeute richtete, da schauderte es mich doch. Wie kann ein Mann, der sich fast schüchtern für diesen Preis bedankt, so böse spielen und einen Mann verkörpern, der nur ein Ziel verfolgt: so viel Geld und Macht anhäufen, um irgendwann nur noch auf möglichst wenige Menschen um ihn herum angewiesen zu sein. Menschenleben? Nebensächlich. Liebe? Wurscht. Das einzige, was zählt, ist der eigene Gewinn.

Und Daniel Plainview gelingt es, das große Geld zu machen. Auf der Suche nach Gold und Silber findet er Öl und allein für diese ersten zehn Minuten könnte ich Paul Thomas Anderson umarmen. Wie all dies passiert, ohne das ein Wort fallen muss. Nur Plainview, sein Erdloch und diese Musik.

Um seine Glaubwürdigkeit bei den meist armen Familien in den Ölgebieten zu erhöhen, nutzt Plainview die Präsenz seines Sohnes, H.W. Er führt ihn in das Ölgeschäft ein, so, dass man glaubt, dass Plainview doch ein Herz haben muss. Nur um dann, ein paar Momente später zu sehen, dass dieser Mann auch im Stande ist, seinen Sohn, der durch ein Missgeschick am Bohrturm sein Gehör verloren hat, wegzuschicken, ja, letztendlich auch zu verstoßen.

Der Film hat eine unheimliche Kraft: Und das liegt nicht nur an der Figur Plainviews, sondern auch an diesem jungen Mann der Familie Sunday, der lange Zeit Plainview ebenbürtig zu sein scheint. Er will Geld und religiöse Zugeständnisse und ist als einziger in der Lage, Plainview in die Enge zu treiben, mit seinem Fanatismus und seiner Fähigkeit, die Menschen in seinen Bann zu ziehen.

Und dann kommt es noch einmal zu einem letzten Kampf zwischen den beiden: Plainview gegen Sunday. Ein letztes Mal Demütigung, ein letztes Mal dieser geballte Hass. Und dann ist der Film zu Ende und der Zuschauer bleibt aufgewühlt zurück. Ich habe diese Bilder noch immer nicht vergessen können.

Gut, dass ich Daniel Day-Lewis entdeckt habe. Und gut, dass es Paul Thomas Anderson gibt.

FILM: Das Beste kommt zum Schluss

Ich habe ja schon vor einiger Zeit angefangen, Jack Nicholson zu mögen. Auch wenn ich bei jedem Film, den ich mit ihm sehe, noch an den Joker in Batman denken muss. Ist zwar schon sehrsehr viele Jahre her, aber manchmal hört es eben nie auf. Und jetzt gibt es eben wieder einen Film mit ihm (und Morgan Freeman) und es gibt sie wieder, diese Szene, in der Nicholson sein breites Grinsen grinst und ich an den Joker denke.

Diesmal spielt er allerdings einen alternden Firmenchef, egoistisch, zielstrebig, ist halt doch viel auf der Strecke geblieben. Er wird krank und erfährt, dass er nur noch wenige Monate zu leben hat. Im Krankenhaus lernt er Morgan Freeman kennen, einen Familienvater, der seinen Traum von der großen Karriere aufgegeben hat: Wegen seiner Frau, die damals schwanger wurde, so dass er sich für den einfachen Job entschied. Den Job in einer Autowerkstatt.

Und dann machen diese ungleichen Kerle eine Liste mit all den Dingen, die sie schon immer einmal erleben wollten. Freeman – für den intellektuellen Part zuständig -, Nicholson für so weltliche Wünsche wie Tattoo stechen lassen, schönste Frau küssen, sowas halt.

Und dann sehen wir, wie glücklich die beiden sind, beim Fallschirmspringen, beim Reisen – Nicholson hat’s ja. Und wie das dann so ist, muss einer der beiden als erstes sterben.

Das doofe an dem Film ist, dass er so vorhersehbar ist. Natürlich läuft alles perfekt: Wir sehen zwei große Schauspieler, denen das gemeinsame Spiel Spaß macht. Aber das macht den Film auch so langweilig. Und weil der Film eben irgendwie perfekt ist, muss man natürlich trotzdem heulen, wenn Freeman dann zu seiner Frau zurückkehrt und schon bald darauf stirbt. Alles perfekt inszeniert und deshalb trotz vergossener Tränen langweilig.

FILM: Das Herz ist ein dunkler Wald

Was für ein konsequenter Film. Da entdeckt eine Frau, dass ihr Mann seit Jahren eine Parallelfamilie mit Haus, Frau und Kind hat. Sie ist verzweifelt. Weil eine Welt für sie zusammenbricht. Weil sie für diesen Mann und ihre Kinder so viel aufgegeben hat. Gefangen in dem Einfamilienhaus am Rande der Stadt. Und dann geht sie los, läuft, zurück zu ihren Kindern, hasst, weiß nicht weiter. Und immer diese Nina-Hoss-Blick, dieses wahnsinnig Verzweifelte in den Augen, dieser Mund, keine zusammengepressten Lippen, aber trotzdem schmallippig. Ihre Aktionen werden immer surrealer, natürlich will sie der Anderen gegenübersitzen, dann wieder laufen und Taxi fahren, zu dem Termin des Mannes, noch mehr Abgründe in Form von Liebschaften, Alkohol, laufen, begehrt fühlen, schwimmen, nackt sein und dann dieses Ende, Verzweiflung in Höchstform.

Ich mochte den Film, wegen Nina Hoss, wegen Devid Striesow und auch wegen Nicolette. Ich war mir sicher, dass sie sowas kann und ich wurde nicht enttäuscht.

Mein Kino-Jahr 2007

Mannmannmann, alles hat gelitten. Weniger Bücher, weniger Filme im Kino. Trotzdem hier meine Bilanz.

Ich war 13mal im Kino.

Der beste Film: Death Proof

Der schlechteste Film: Mitten ins Herz

Der Film, nach dem ich glücklich das Kino verließ: Death Proof

Der Film, nach dem ich ärgerlich das Kino verließ: Mein Führer

Die Überraschung: Full Metal Village

(Mein Kino-Jahr 2006)

FILM: Immer nie am Meer

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Als ich vor einigen Jahren noch in Berlin gelebt habe, habe ich sonntags gerne zwischen 16 und 18 Uhr Radio Eins gehört: Grissemann und Stermann. Zwei Österreicher, die sich unterhalten, lustige Telefonspielchen machen und so weiter. Richtig was für den ruhigen Sonntagnachmittag. Deshalb kenne ich die beiden. Und Heinz Strunk kennt ja wohl hoffentlich mittlerweile auch jeder.

Drei Argumente, die für diesen Film sprechen. Der vierte: Die Handlung. Grissemann und Stermann nehmen Heinz Strunk mit dem Auto mit, weil dieser seins in den Graben gefahren hat, als er sich gerade wegen einer durch die Nacht laufenden Geherin einen runterholte. Als dann Stermann auch durch die Geherin abgelenkt wird, kommt auch dieser von der Straße ab. Der Wagen bleibt im Wald zwischen zwei Bäumen stecken – die drei Jungs sind nun bis auf Weiteres eingesperrt in dem schwarzen Benz, den einmal der österreichische Präsident Waldheim gefahren haben soll. Kein Scheibe-Einschlagen möglich – Panzerglas.

Die Rettung scheint nah, als der kleine Toni die drei im Auto entdeckt, doch dieser hat mit den dreien anderes vor. Begeistert von der Verhaltensforschung, die er bisher nur an Ratten ausprobiert hat, macht er seine Tests nun an Strunk, Grissemann und Stermann.

It was great, kann ich nur sagen. Mehrfach richtig laut gelacht: Wegen Grissemann, Stermann und Strunk. Großartiger kleiner Film mit einem wirklich großem Ende.

(Please, have wenigstens a look at the website.)