Viel über das iPad nachgedacht. Nicht nur wegen dieses Wired-Videos oder der anderen Demo-Videos, die da gerade alle ins Netz gestellt werden. Aber auch. Ein Text, der mich nachdenklich gemacht hat, war dieser hier, der bei CNN erschienen ist. Ein Vater berichtet darüber, wie seine 12-jährige Tochter die Vogue bestellt und wie die Eltern herausfinden, warum sie die Zeitschrift immer mit so vielen Post-Its versieht.
Over time, one by one, those stegosauri began to stack up, spines out, in her closet. One day I decided to take a peek at the dinosaur graveyard to see what my daughter was tagging so furiously. It turned out that she was trying to annotate each issue, sorting the material by outfits, accessories, footwear, and other categories for later reference. I noticed that the more issues she tagged, the more frustrated she became. This was a lot of work. So why was she doing it?
„Don’t you get it?“ my wife observed. „She’s trying to turn the magazine into a computer.“
Je länger ich über das iPad nachdenke, desto mehr denke ich, dass dieses Gerät durchaus ein paar Dinge verändern könnte. Ich merke das ja schon an meinem Medienkonsum mit dem iPhone. RSS-Feeds, Twitter, Facebook – klar, kein Problem mit diesem kleinen Gerät. Doch seit ich die Bild- und die Welt-App habe, lese ich regelmäßig die „Welt Kompakt“ und kann zumindest auch sehen, was die Bild in ihrer überregionalen Ausgabe so macht. Als Journalist nicht unwichtig und das tolle: Ich muss nicht erst in die Redaktion fahren oder zum Kiosk gehen, ich kann dies tun, wenn ich mich abends ins Bett lege (Ab 22 Uhr sind die Ausgaben verfügbar) oder morgens beim Frühstück einen Tee trinke.
Ich habe also seit einigen Monaten endlich die Möglichkeit, viel mehr als früher zu bestimmen, was und wann ich Dinge lese. Die „Welt Kompakt“ beispielsweise hätte ich sogar abonnieren wollen, aber früher ging das nicht. Zumal das Papier-Abo auch den großen Nachteil hat, dass ich mir vor dem Lesen erstmal was anziehen muss, um die Zeitung von unten zu holen und sie im schlimmsten Fall dann auch noch geklaut wurde.
Seit diesem Wochenende geht nun auch das Spiegel-Lesen so. In diesem Haushalt gibt es ein Spiegel-Abo und ich ärgere mich jede Woche wieder, dass ich frühestens am Montagabend erst zum Lesen komme. Ich habe mir am Freitag die neue Spiegel-App runtergeladen und die Titelgeschichte (puh, auf dem iPhone 43 Seiten lang) gestern Abend im Bett gelesen. Klar, es gab kaum Bilder und 43 Seiten sind auch ein bisschen mühselig – aber für den Beruf reicht dies völlig aus (und ich gehe davon aus, dass der Spiegel-Verlag in den kommenden Monaten noch ein bisschen nachrüsten wird).
Und wenn ich mir den Bildschirm nun jetzt noch ein bisschen größer vorstelle, habe ich sogar noch außerhalb des Berufs Lust auf das Lesen von längeren Texten (oder das Schauen von Videos und das Rumspielen mit Autoanzeigen…).
Die Frage ist natürlich, ob man mit dem iPad wirklich auch neue Leser anlockt, also auch welche außerhalb der Journalistenschaft. Gehen wir mal von jemanden aus, der schon jetzt mit dem Internet aufgewachsen ist, keine Tageszeitung mehr liest, höchstens noch ab und zu für eine Zugfahrt ein paar Magazine kauft und ansonsten seine Infos im Netz findet oder sie ihn. Würde der seinen Medienkonsum wirklich verändern und plötzlich für eine kostenpflichtige Ausgabe einer Tageszeitung auf dem iPad bezahlen? Oder für ein politisches Wochenmagazin wie den „Spiegel“? Wohl nur, wenn es verdammt cool gemacht ist.
—
Wegen Karneval gab es diesmal keine „Sendung mit dem Internet„. Morgen dafür wieder. Zur gewohnten Sendezeit um 18 Uhr.
—
Ich woanders: „Die Politik blamiert sich mit dem Internet“ bei RP Online. Mein Testbericht vom Nexus One bei RP Online und bei „Mind the App„, unser Mind-the-App-Video mit Stefan Keuchel, der das Nexus One erklärt. Und über die etwas langweilige Lego-App fürs iPhone.