FILM: Borat

Was schreib ich nur, was schreib ich nur über den Film mit dem Reporter aus Kasachstan, der von seiner Regierung in die USA geschickt wird, um das Land kennenzulernen und vielleicht das eine oder andere Erlernter seinen Landsleuten beizubringen? Der in der New Yorker U-Bahn die Mitmenschen mit Küssen begrüßen will? Der sich in Pamela Anderson verliebt und deshalb nicht in New York bleibt sondern nach Kalifornien reist? Der bei einer Dinnerparty mit einer Prostituierten aufkreuzt? Der sich eine Waffe kaufen will, um sich gegen Juden zu schützen?

Nun ja, so richtig gut fand ich „Borat“ nicht. Vielleicht weil ich mehr erwartet habe. Mehr als der übliche Brachialhumor von Raab und Co. oder Scherze, die auch in schlechten Otto-Filmen zu finden sind. Oder bei „7 Zwerge“. Nur dass man sich dort auf den Kopf haut. Der äquivalente Witz bei „Borat“ findet sich in der Szene, als sie sich nackt zunächst auf dem Bett wälzen und später dann in ähnlicher Bekleidung die Veranstaltung der Hypothekenmakler sprengen. Weitere Gründe, warum „Borat“ bei mir nicht wirklich zündete, waren die doch recht vorhersehbaren Interviews mit „den“ Amerikanern und diese peinlich zusammengestrickte Liebesgeschichte zwischen Borat und der Prostituierten. Nun ja.

Natürlich habe ich durchaus auch gelacht. Nur halt nicht so oft. Zumal diese Art von Witzen nicht unbedingt taugen, um mich ganze anderthalb Stunden lang zu begeistern. Und schon gar nicht, wenn ich neben Typen sitze, die sich bereits beim Erblicken des ersten kasachischen Hauses kaum halten können?!

Herr Jörges, wir müssen reden.

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(Bildunterschrift: Der alte Herr Jörges.)

Ich hätte nie gedacht, dass es einmal soweit kommen würde. Aber. Sagen Sie, auch wenn sie bald – ich vertraue einfach mal dem Eintrag in der Wikipedia – ihren 55. Geburtstag feiern. Ist es eigentlich wirklich notwendig, die Klischees, die es über Männer in ihrem, nun ja, sagen wir mal, Alter gibt, zu bedienen?

Sie scheinen doch ein intelligenter Mann zu sein, jede Woche diese Kolumne, dann auch noch stellvertretender Chefredakteur beim „Stern“? Da müssten ihnen doch die Damen zu Füßen liegen. Also nicht nur in der Redaktion. 55 Jahre, das ist doch kein Alter! Und ist es nicht so, dass Männer, die sich ihrem Alter angemessen kleiden und stylen, besonders attraktiv auf das weibliche Geschlecht wirken?

Herr Jörges, ich sage es Ihnen hier in aller Vertrautheit mit einem hinreißenden Augenaufschlag, kleinem Schwarzen (Ja, nur für Sie Herr Jörges, habe ich mich zu später Stunde noch einmal umgezogen) und einem wunderbaren Glas Rotwein in der Hand: Bitte machen Sie sich nicht weiter so lächerlich.

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(Bildunterschrift: Der neue Herr Jörges.)

Über Verdrossenheit

Wenn ich den „SPIEGEL“ in den vergangenen Wochen gelesen habe, dann habe ich meistens hinten begonnen. In Tageszeitungen erwische ich mich dabei, möglichst schnell die Politikseiten hinter mir zu lassen, um mich anderen Themen zu widmen. „Christiansen“ schaue ich schon seit Monaten nicht mehr und wenn ich mir den „STERN“ anschaue, dann habe ich das Gefühl, dass es nicht nur mir so gehen kann: Erste Geschichte nach dem Vorgeplänkel ist nicht etwa eine Inlandspolitikgeschichte, sondern mit „Die Rückkehr der Taliban“ eine Geschichte aus dem Ausland.

Klar, könnt ihr sagen, man kann auch ohne leben. Gerade ohne Christiansen und Co. Aber was ich sagen will: Während ich mich in den vergangenen Jahren gerne mit den Positionen der einzelnen Akteure auseinandergesetzt habe, versucht habe, nachzuvollziehen, was sich da auf dem politischen Parkett so tut, welche Themen gesetzt sind und welche Vor- und Nachteile der einzelnen Reformvorschläge haben, ist mir Inlandspolitik mittlerweile so egal geworden. Ein Jahr Große Koalition – und mein politisches Interesse ist verschwunden. Für mich ist diese Regierung immer noch ein Fremdkörper, der nicht zu meiner Haltung, meiner Stimmung, meinen Ansichten passt. Das Treiben in Berlin ist wie eine zu dick geratene Vanillesoße, die wie ein dicker Klumpen auf der roten Grütze liegen bleibt. Es interessiert mich nicht, welcher der vielen CDU/CSU-Ministerpräsidenten mal wieder gegen Frau Merkel schießt und womit. Es interessiert mich nicht, auf welchen Kompromiss sich die Damen und Herren bei den verschiedenen Reformpaketen einigen werden. Oder dass mal wieder einer vor einem höheren Renteneintrittsalter warnt. Diese Große Koalition hat in mir eine sonderbare Haltung geschaffen. Ich beobachte das mit Schrecken. Besonders, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass nur ich dessen überdrüssig bin.

Hören!

Ein Spreeblick-Podcast, den sich wohl die meisten nicht bis zum Schluss anhören werden. Herr Heusinger von der Zeit erklärt die Welt.

Befindlichkeitsscheisse (11)

Natürlich war Tomtom dabei, auf dem Weg zum Kino. Und leider konnte das Spielzeug nicht dabei helfen, eine Kinokarte zu ergattern. Für Borat. Scheint ein guter Film zu sein. Warum? Ankunftszeit: 19.50 Uhr. Relativ zügig Parkplatz gefunden. Trotzdem: Ausverkauft. Next try on Thursday.

Blogs got it first!

Britney Spears lässt sich jetzt wohl doch endlich scheiden. Sagen die hier zumindest!

Über gehypten Scheiss

Ich hab ja auch einen Job und durch den findet man sowas.

Hihi, jetzt gibt es sogar schon einen Index zum Thema „Web 2.0“. Den hat die Stuttgarter Börse aufgelegt und die Deutsche Bank hat sogleich ein Zertifikat herausgebracht, das auf diesen Index lautet. Der Index besteht aus folgenden Unternehmen: Google, Yahoo, Ebay, News Corp., Amazon, Mixi, Dena, Cyberagent und Kakaku.com. Natürlich ist Google mit 20 Prozent das Schwergewicht in dem Web-2.0-Barometer.

Wer mehr erfahren will, sollte sich den Text bei faz.net durchlesen.

Über diese Trends im Internet

Der Journalist Oliver Driesen hat in der aktuellen Ausgabe des „Medium Magazin“ einen Artikel darüber geschrieben, wie dieses neue „Web 2.0“ den Alltag der Journalisten verändert. Am schönsten fand ich den Schluss:

Aber es gab ja bislang auch wenig Anlass, mit dem Plebs zu debattieren, denn wir Journalisten hatten sowieso recht und das Wahrheitsoligopol. Das, wie gesagt, wird „Web 2.0“ hinwegfegen. Leser, Zuschauer – Nutzer – werden uns ganz direkt zeigen, wo wir an ihrem Bedarf vorbeiwirtschaften; ihre eigenen Filme, Hörbeiträge, Artikel und Wortgefechte dürften Gegenöffentlichkeit in noch ungeahntem Ausmaß schaffen. Ja, das wird den „Meinungs-Markt“ unendlich segmentieren und zersplittern. Nein, das dürfte kaum noch kontrollierbar oder auch nur überschaubar sein. Ja, das wird eine Pest und eine Plage sein. Und die Wiederentdeckung eines bürgernahen Journalismus, der sich sein Vertrauenskapital interaktiv verdient.

(Sowieso diesmal eine sehr interessante Ausgabe des Medium-Magazins.)

Über Tomtom

Der Mann meines Herzens hat ein neues Spielzeug. Es ist schwarz, hat eine weibliche Stimme und hört auf den Namen Tomtom. Tinatina wäre logischer, aber bei Spielzeug für Männer kommt es ja nicht auf Logik an. Hauptsache, es ist ein technisches Gerät, hat ein Display und man kann darauf rumdrücken. Neben diesen Eigenschaften hat Tomtom noch ein weiteres Feature: Es zeigt einem den Weg. Seitdem er es hat, begleitet es uns auf jeder Fahrt, die wir gemeinsam und mit dem Auto unternehmen. Leider haben wir bisher nur Fahrten innerhalb Düsseldorfs gemacht. Also, mal holt er mich von der Arbeit ab, dann fahren wir zum Supermarkt.

Man kann nicht sagen, dass Tomtom unnütz ist. Nein. Durch das Spielzeug habe ich einen schnelleren Weg zur Arbeit gefunden, auch wenn ich dorthin eigentlich meist mit der Bahn fahre. Und wahrscheinlich auch nur noch neunmal. Aber so richtig hilfreich ist es auch nicht. Den Weg zum Supermarkt kenne ich leider sehr genau, Tomtom wollte sogar einen Umweg fahren. Als mich der Mann meines Herzens vor kurzem vom Hauptbahnhof abholte, ließ er mich zehn Minuten in der Kälte stehen, weil das Spielzeug einen viel zu langen Weg angeboten hatte, den er natürlich gefahren ist. Und als wir zu einem Restaurant fahren wollten, brauchte Tomtom sehr lange, um einen wegweisenden Satelliten zu finden. Als er ihn gefunden hatte, hatten wir das Ziel bereits erreicht.

Und dann kam er, der Tag, den er fieberhaft erwartet hatte: Zug fahren mit Tomtom. „Dann kann ich endlich mal sehen, wo wir langfahren“, waren seine Worte und das Glitzern in seinen Augen sagte mir, dass an diesem Tag ein sehr sehnlicher Wunsch in Erfüllung gehen sollte. Aber enttäuschen muss ich euch nun schon: Als er am Abend zurückkam und berichtete, dass Tomtom im Zug wohl ebenfalls keine Satelliten findet, hatte er keine Tränen in den Augen. Obwohl ich fest damit gerechnet hatte.