FILM: Delicatessen

Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass dieser Film bereits 1991 erschienen ist. Er hätte auch gut zehn Jahre später erscheinen können und hätte immer noch in die Zeit gepasst. Ich mag die groteske Überzeichnung der handelnden Figuren. Die Bürgerliche, die immer wieder daran scheitert, ihrem Leben ein Ende zu setzen. Die Oma, die unermüdlich an einem Pullover strickt. Die musikalische Fleischerstochter Julie und die liebestolle Nachbarin, die sich mit dem Fleischer vergnügt. Nicht zu vergessen natürlich der traurige Clown und neue Hausmeister. Gut, dass es diese Art von französischen Filmen gibt.

FILM: Wer früher stirbt, ist länger tot

Schade, wirklich schade, dass ich mir diesen Film nicht schon viel früher in diesem Jahr angeschaut habe. Oder vielleicht auch nicht: Vielleicht ist dieser Film ein würdiger Abschied des Jahres. Weil ich so viel lieber wieder mehr Filme schaue. Weil es doch so viele gute gibt.

Denn dieser hier, das war ein guter. Es geht um Sebastian, der an dem Tag geboren worden ist, an dem seine Mutter gestorben ist. Während eines Streits mit seinem Bruder beschuldigt dieser ihn, am Tod seiner Mutter Schuld zu sein. Für einen kleinen Jungen ist diese Unterstellung natürlich hart. Von nun an plagen ihn Alpträume, in der Schule wird er auffällig, doch am Ende ist dann doch wieder alles gut. Klingt platt, ist es aber nicht. Weil die Geschichte so schön und warm erzählt wird. Da ist sogar der schreckliche Akzent, den die Herrschaften auf dem Dorf so sprechen, zu ertragen.

FILM: Contergan (1+2)

Und da sagt nochmal einer, große Ereignisse in der deutschen Geschichte können filmisch nur anhand der Dreierkonstellation (Eine Frau zwischen zwei Männern) umgesetzt werden. Und doch war es spannend, das muss man den Drehbuchautoren wahrscheinlich nochmal schriftlich geben.

Contergan und kein gutes Gefühl

Da lief er nun, der erste Teil dieses Films „Contergan“, fein säuberlich mit einem Vorspann ausgestattet, in dem noch einmal auf die Fiktionalität des Filmes hingewiesen wurde. Wenn dieser Vorspann das Ergebnis des Rechtsstreits ist, der die Ausstrahlung des Filmes jahrelang verhinderte, …, Mannmannmann.

Am meisten hat mich berührt, wie der Arzt und die Schwester bei der Geburt von Tochter Kathrin auftreten. Sie bezeichnen das Kind als „Krüppel“ und reden von einer „Zumutung“, die die Eltern den Ärzten da beschert haben. Eine glückliche Geburt sieht anders aus. Erschreckend aber auch, obwohl man es natürlich schon tausendmal gelesen hat: Dass die Einnahme einer einzigen Tablette solche Folgen haben kann. Nein, das ist alles nichts Neues und doch, wenn man den Film sieht und sich hineinfühlt, in die Figur der Mutter und in die Figur des Anwalts, dann geht einem die Geschichte der beiden sehr wohl ans Herz. So sehr, dass man erst einmal das Internet anschmeißt und guckt.

Was es so gibt. Sucht man nach Contergan, stehen die Wikipedia-Einträge ganz oben. Während ich auf der Seite der Firma „Grünenthal“ herumsurfe (Diese ist – oh Wunder – ziemlich überlastet), spricht Herr Plasberg gerade davon, dass die Familie Wirtz, die hinter der Firma steht, auf Platz 36 im Manager-Magazin-Ranking „Die reichsten Deutschen“ liegt.

Ein Enkel führt jetzt die Geschäfte, Sebastian heißt er mit Vornamen. Und er spricht auf der Webseite von der „Contergan-Tragödie„, die er bedauere.

Und auch wenn das mittlerweile alles ungefähr 50 Jahre her ist und die Firma mit diesem Präparat nichts mehr zu tun hat, hinterlässt die Tatsache, dass die Antibabypille, die ich derzeit nehme, von Grünenthal stammt, ein ungutes Gefühl.

Und jetzt könnt ihr mir Naivität vorwerfen.

FILM: Ein spätes Mädchen

Fritzi Haberlandt und Matthias Schweighöfer – muss man gucken. Wie sie die steife, früh gealterte Henriette spielt und er – ohne ein Wort sagend – ihr zuhört und durchaus fasziniert zu sein scheint, von dieser fremden Welt. Es macht Spaß, den beiden dabei zuzugucken, auch wenn einen das Ende dann doch etwas unbefriedigt zurücklässt. Sein Besuch, er hat in ihrem Leben ein bisschen Staub aufgewirbelt. Und das scheint für die Frau, die sich fast nur mit alten Menschen umgibt, durchaus ein Erfolg zu sein.

FILM: Queen

Wenn ich an den 31. August 1997 zurückdenke, fällt mir eigentlich nur noch ein, dass ich irgendwann in die Küche gekommen bin und dort meine Au-Pair-Kinder zusammengekauert auf dem Sofa saßen. Und neben ihnen die heulende Freundin meines Gastvaters. Nein, ich hätte damals nicht gedacht, dass der Tod von Prinzessin Diana Schuld an diesem Schauspiel war. Und doch haben mich die folgenden Tage durchaus bewegt. Die Zeitungen voll davon, die Bilder von den in Plastikhüllen eingepackten Blumen vor dem Buckingham Palace – rührend. Und immer wieder die Frage: Wie wird sie begraben? Wann reagiert die Queen?

Englands Geschichte von der Zeit nach dem Tod von Prinzessin Diana will auch „Queen“ erzählen. Mit einer Hauptperson: der Queen. Helen Mirren. Wenn man eines an diesem Film wirklich hervorheben muss, dann ist es die Leistung von Helen Mirren eben diese Frau, die so gut wie nie Gefühle zeigt, zu verkörpern. Sie schafft das ganz hervorragend, so dass man zwischenzeitlich wirklich glaubt, dass die Queen da gerade mit Tony Blair telefoniert/durch den Garten läuft. Und doch: Ich weiß nicht warum, aber Regisseur Stephen Frears muss dann doch in die Kitsch-Kiste greifen. Dieser seltsame Geweihträger (ein Elch? ein Hirsch?), der da mit der Queen „flirtet“ – hätte man nicht gebraucht.

Am Rande interessant: Der Film lief bereits Anfang Septemberim portugiesischen Fernsehen. Gelten da andere Rechte?

FILM: Schöne Frauen

Kleiner deutscher Film über ein paar Schauspielerinnen, die sich entschließen, ein Casting zu schmeißen und stattdessen durch die Gegend zu fahren. Sie fahren zum Meer, lernen sich kennen, sie erzählen ihre Geschichten und betrinken sich. Nach einem Jahr treffen sie sich wieder. Eindeutig ein Fernsehfilm, der es wohl zu unrecht ins Kino geschafft hatte. Schöne Bilder, viel Ruhe, man muss sich aber drauf einlassen können. Ah, und nix für Männer, würde ich sagen.

FILM: Die Frau vom Checkpoint Charlie

Wenn man etwas über diesen Film schreiben will, dann muss man eigentlich als Erstes bei Veronica Ferres anfangen. Auch wenn es nervt. Weil natürlich über diese Dame schon so viel gesagt und geschrieben wurde. Trotzdem gucken halt alle immer hin. Versteh ich nicht. Obwohl: Klar, hab ja auch hingeschaut.

Das Problem: Ich kann diese so genannten „großen TV-Filme“, die im deutschen Fernsehen laufen, einfach nicht mehr sehen. Nach dem ersten Teil des Films hatte ich noch gedacht: Hey, verzichten die diesmal etwa doch auf die Standardkonstellation „tolle Frau steht zwischen zwei Männern“? Aber im zweiten Teil wird noch einmal klar: Nix da. Ein großer deutscher TV-Fernsehfilm kann einfach nicht ohne. Natürlich erhält die Ferres Hilfe von einem Journalisten (Klischee-Alarm!), mit dem sie dann auch nochmal was hat. Und natürlich trifft sie auch noch einmal auf ihren Ex. Einzige Abwandlung: Sie wollte schon vor dem Treffen nichts mehr von ihn.

Ansonsten sehen wir natürlich, wie die Ferres leidet. Wie sie sich zunächst gegen das System stellt, flüchtet, die Flucht misslingt und sie die Kehrseiten des Systems kennenlernt: Gefängnis, Psycho-Druck, das volle Programm. Und als sie dann ausreisen kann, gibt unser Superweib die Löwenmutter. Alles irgendwie schon gesehen.

Doch das hat nicht nur etwas mit der Ferres zu tun, sondern mit diesen „DDR-Filmen“ insgesamt. Besonders bewusst ist mir das geworden, als die Stasi in der Wohnung der Familie Wanzen und anderes Abhörgerät einbaut. Wirkte für mich wie ein billiger Abklatsch von „Das Leben der Anderen“. Wie Überwachung ablaufen kann, mit welcher Professionalität etc. wird dort mehr als deutlich.

Auch wenn ich hier Kritik übe, ich will nciht sagen, dass die Geschichte dieser Frau vom Checkpoint Charlie nicht berührt. Natürlich tut sie das. Aber um von dieser Geschichte zu erfahren, muss ich mir keine aufgeplusterten 90-Minüter anschauen. Dafür reicht die die Doku mit der richtigen Frau vom Checkpoint Charlie. Auch weil diese Doku zeigt, dass man auf diese bekloppte Liebesgeschichte auch gut hätte verzichten können.

FILM: Das Mercury-Puzzle

Hilfe, ich habe einen Film mit Bruce Willis gesehen! Und natürlich hat er sich wieder für ein Kind eingesetzt, diesmal ein autistisches und natürlich hat er viel geschossen und geprügelt und gerettet und natürlich wurde am Ende alles gut und der kleine Junge hat ihn sogar umarmt, obwohl er ansonsten nicht wirklich in der Lage war, Gefühle zu zeigen. So muss das halt sein, in Bruce-Willis-Filmen. Irgendwie auch schön, so berechenbar.

FILM: Der Fischer und seine Frau

Wenn in diesem Film nicht Alexandra Maria Lara und Christian Ulmen mitspielen würden, hätte ich ihn wahrscheinlich nie geschaut. Denn da geht’s um Fische, die sich am Ende in Frösche verwandeln und ein ungleiches Paar. Sie ist die Karrierefrau und will immer größere Häuser und größeren Reichtum, während er eher so auf innere Werte und wenig Materielles steht. Am Ende haben sie wieder gar nichts außer sich und ein Kind und sind wieder glücklich. Das Ganze wird albern erzählt und ist so holzhammerig, dass es leider auch keinen großen Spaß macht. Nur die Musik war gut. Trotzdem nicht gucken.